Montag, 14. Februar 2022

Montagsfrage #11 - empfehlenswerte LGBTQIA+-Geschichten?

Hallöchen,

danke nochmal für die ganzen guten Wünsche und positiven Vibes für meine Prüfung letzte Woche. Es scheint auch tatsächlich etwas gebracht zu haben - ich weiß zwar das Ergebnis noch nicht, habe aber ein gutes Gefühl. Die letzten Tage habe ich nochmal intensiv mit Lernen für meine zweite und letzte Prüfung verbracht, die am Mittwoch schon das Ende meiner kurzen, aber heftigen Klausurenphase einläuten wird. Ganz frei habe ich für den Rest der Woche leider nicht, da noch mehrere Hausarbeiten und Abgaben anstehen, die durch die Prüfungen etwas in den Hintergrund geraten sind, ich kann es dann aber wieder etwas gemächlicher angehen lassen. So, genug der Vorrede (die übrigens absichtlich ganz Super Bowl- und Valentinstags-frei geblieben ist, da mich beides nicht sonderlich interessiert). Wie versprochen ist auch die heutige Montagsfrage eine, über die man (hoffentlich) nicht zu sehr nachdenken und diskutieren muss: 



Welche LGBTQIA+-Geschichten kennt Ihr und könnt Ihr empfehlen? 


Das Schöne an Büchern ist, dass sie einen nicht nur an fremde Orten entführen, sondern einem auch neue Perspektiven vermitteln können, die man sonst in seiner eigenen Lebensrealität nicht bekommen kann. Auch wenn ich feststellen muss, dass ich dazu neige, Romane über ProtagonistInnen zu lesen, die mir selbst ähnlich sind (weiblich, weiß, heterosexuell, der Mittelschicht angehörend und westlich sozialisiert), versuche ich immer wieder durch die Wahl meiner gelesenen Bücher aktiv aus der Bubble herauszutreten, in der sich mein Leben abspielt. Neben unterschiedlichen Kulturen, Gesellschaftsschichten und Religionen bezieht sich das auch auf die in Büchern dargestellte Sexualität oder die Geschlechtsidentität der Figuren. 

Eine der wohl erfreulichsten Entwicklungen der letzten Jahre ist die starke Zunahme der Repräsentation von Randgruppen und Diversität in der modernen Literatur. Viele Verlage achten vermehrt darauf, dass verschiedene Ethnien, Religionen und LGBTQIA+ Geschichten einen Platz finden, um die Vielfalt an Menschen auch in Romanen abzubilden. Das Angebot an queeren Romanen steigt also mit jedem Jahr mehr an - für mich ein Grund mal zu fragen, welche Geschichten Ihr denn empfehlen könnt. Dabei würde ich mal außer acht lassen, ob Diversität das Hauptthema der Geschichte ist, oder diese nur am Rande eine Rolle spielt. Auch wenn es sehr spannend und wichtig ist, sich vertieft mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen gefällt mir die Einbindung von Diversität in Büchern häufig sogar am besten, wenn sie den LeserInnen nicht mit der Holzhammer-Methode eingebläut wird, sondern wenn sie so beiläufig passiert, dass man das Gefühl bekommt, es sei völlig gleichgültig und für die Geschichte beinahe irrelevant. Denn durch diese Bücher wird eine Botschaft vermittelt, was die problematisierenden Darstellungen nicht schaffen: wie Sexualität und Geschlechtsidentität in der Gesellschaft eigentlich behandelt werden sollten - als Detail, das nicht gleich die gesamte Persönlichkeit ausmacht und Außenstehende erstmal gar nichts angeht. Auf diese Art und Weise kommen wir vielleicht auch mal über die stereotypen Darstellung wie zum Beispiel "der schwule beste Freund", dessen einziges Merkmal es ist, homosexuell zu sein, hinweg....

So eine lange Vorrede hatte ich eigentlich gar nicht geplant, tja, jetzt auf jeden Fall zum Wesentlichen: meinen Empfehlungen. Ich habe mich auf 5 Geschichten beschränkt, die ich in letzter Zeit gelesen habe und die mich in irgendeiner Weise berührt haben. 

Als erstes kann ich Euch "Someday Someday" von Emma Scott ans Herz legen. In dieser tragischen, intensiven und hochemotionalen M/M-Romance geht es um Entfremdung, Homophobie, Hass, Konversationstherapie, Trauma, Drogenmissbrauch, aber auch Liebe, Hoffnung und Vergebung. Silas und Max zeigen uns, dass jede Minute, die man am Leben ist, eine zweite Chance auf einen Neuanfang beinhaltet und es nie zu spät ist, einen neuen Weg einzuschlagen. 

Auch in "Heartbreak Boys" von Simon James Green wird die Geschichte von zwei Jungs erzählt. "Heartbreak Boys" ist aber mehr urkomische Komödie als Romanze und hat mich mit magischen Sommervibes, einer leicht überdrehten Handlung, einem grandiosen Humor und legendären Charakteren überzeugt. Wer auch über Absurdes lachen kann, wird sein Herz (und vor Lachen eventuell auch das Zwerchfell) an die "Heartbreak Boys" verlieren - das garantiere ich Euch!

Meine nächste Empfehlung fällt zwar etwas aus dem bisherigen Schema, ist für mich aber eine der Paradebeispiele für gelungene Repräsentation von Diversität im Fantasy-Genre- Die Rede ist von Leigh Bardugos Grisha-Verse-Reihen. Besonders in der Nikolai-Reihe und die Krähen-Dilogie tummeln sich eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Figuren. Ob bi-, pan-, hetero-, oder homosexuell spielt ebenso wie die Hautfarbe, Staatsangehörigkeit und die Körperstatur keine Rolle. Sie werden genannt, akzeptiert und vergessen, herrlich selbstverständlich. Auch unterschiedliche Religionen und Wertvorstellungen tauchen hier auf und machen das diverse Bild bunter, ohne dass es die Autorin übertrieben hat oder heraushängen lässt, wie in manch anderen Jugendbüchern, die sich der Diversität verschrieben haben, der Fall ist. So fügen sich auch die Protagonisten gut in die wundervolle, eigensinnige, kunterbunte, authentische, magische Welt - das Grisha-Verse - ein. 

"Felix Ever Aftervon Kacen Callender war meine erste und bislang einzige Geschichte aus der Feder einer non binären Person. In diese authentische Geschichte über Liebe, Freundschaft, Familie, Identität, Sexualität und Erwachsenwerden konnte ich mich zwar aber erst auf den zweiten Blick verlieben, besonders die letzten Seiten hielten für mich aber eine Menge Stoff zum Nachdenken bereit. "Felix Ever After" erzählt von ganz durchschnittlichen Krisen der Teenager-Jahre, geht nebenbei aber auch auf wichtige Belange der LGBTQIA+-Community ein. Kacen Callenders Roman ist stark von eigenen persönlichen Erfahrungen geprägt und das merkt man jeder einzelnen Zeile an. 

Mein absolutes Lieblingsbuch, das unter anderem auch von einer queeren Lovestory handelt, ist aber "Ich gebe dir die Sonne" von Jandy Nelson. In ihrem 480 seitigen Jugendroman erzählt die Autorin eine Geschichte über künstlerische Leidenschaft, über den ekstatischen Impuls und Dualseelen, die mich vor allem durch den unfassbaren Sturm aus starken, wunderschön passenden, hässlich schmerzhaften und vor allem wahnsinnig durchdringenden Emotionen begeistert hat. Klug, leise, bunt und mit so viel Schmerz, voller Wirrungen, Missverständnisse, Hass und Schmerz, voller Versöhnung, Liebe, Freundschaft und Glück. Wir werden in unsichtbare Museen entführt, bekommen Ratschläge von toten Großmüttern, lernen Kometen-sammelnde Jungen kennen, ziehen schwebende Kleider an und sehen zu wie sich die Prophezeiung des Papageis "Prophet" erfüllt. Klingt verwirrend? Lest einfach diese starke, mitreißende, emotionale, tiefschürfende, vielschichtige, manchmal fast schmerzhaft reale Geschichte, am Ende werdet ihr alles verstehen und mit einem sinnigen Lächeln die Buchdeckel zuklappen!!!

So, jetzt bin ich natürlich sehr gespannt auf Eure Empfehlungen und allgemeine Erfahrungen mit und Gedanken zu der Darstellung von Diversität in Büchern. Alle queere Geschichten, die ich in den letzten Jahren gelesen und auf dem Blog rezensiert habe, findet Ihr übrigens zusammengefasst unter dem Label LGBTQIA+

Lest Ihr ab und zu queere Geschichten? Welche könnt Ihr empfehlen? 

Liebe Grüße
Sophia


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20 Kommentare:

  1. Guten Morgen Sophia,

    ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg beim Endspurt deiner Prüfungsphase!

    Bevor ich jetzt gleich nach der Super Bowl - Nacht ins Bettchen verschwinde, habe ich noch schnell die Montagsfrage beantwortet und empfehle heute zwei Mehrteiler, die mich durch ihre Offenheit und Toleranzbereitschaft sehr beeindruckt haben. :)

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

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    1. Hi Elli,

      ahhh wie cool, aus genau diesem (nicht ganz uneigennützigen) Grund habe ich die heutige Frage gestellt: Ich habe mir fast gedacht, dass da noch ein paar interessante Geschichten auf mich warten, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Bei „The Crimson Empire“ hat zumindest entfernt etwas bei mir geklingelt, die „Wayfarers“-Reihe war mir aber ganz neu. Beide Reihen kommen sofort auf meine Wunschliste! Vielen Dank für diese tollen Empfehlungen!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Sorry, ich bin heute keine große Hilfe:

    https://aequitasetveritas.wordpress.com/2022/02/14/montagsfrage-324/

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    1. Hey,

      ich habe mir schon gedacht, dass einige mit diesem Genre nicht so viel anfangen können, da sie nicht aktiv nach bestimmten Gesichtspunkten Bücher auswählen. Dass man gelungene Darstellungen von Diversität aber in allen Genres und Zielgruppen finden kann, beweist ja aber mal wieder deine Antwort.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Guten Morgen zusammen,
    es ist noch immer nicht mein Genre, weshalb ich so frei war und eine alte Antwort reaktiviert habe.
    Viele Grüße
    Frank

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    1. Hey Frank,

      danke für dieses kleine Plädoyer, das ich auch sofort unterschreiben würde!
      Ich komme leider nicht aus dem lebendigen Köln, sondern aus einem kleinen Dorf mitten im Schwarzwald, da muss ich mir die Diversität also durch Medien wie Bücher oder Filme holen ;-) Ich stimme dir aber absolut zu, dass die beiläufige Einbindung von Diversität in Büchern der beste Weg ist!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  4. Hallo Sophia,

    ich habe mal vier verschiedene Geschichten rausgesucht, die ich kurz vorstelle:
    LGBTQIA+-Geschichten

    Viele Grüße
    Ariane

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    1. Hallöchen Ariane,

      bei Graphic Novels und Comics bin ich ein bisschen bei den alten "Klassikern" wie zum Beispiel die Asterix Reihe hängengeblieben und kenne mich bei den neueren (und diverseren) Werken sehr schlecht aus. Umso besser, dass du hier vier innovative Geschichten empfehlen kannst ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Guten Morgen, Sophia,

    Ich bin heute auch wieder dabei und habe mir fünf Bücher ausgesucht, die mich in dem Genre wirklich sehr begeistern konnten.

    Felix ever after hatte ich am Wochenende erst in der Buchhandlung in der Hand, aber mitgenommen habe ich es dann doch nicht, sondern ein anderes. :D

    https://sakuyasblog.blogspot.com/2022/02/bloggeraktion-montagsfrage-welche.html

    Liebe Grüße Melanie

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  6. Hallo^^

    Einen schönen Montag wünsche ich!
    Leider kenne ich nur zwei Bücher aus dem Bereich, die ich empfehlen kann, da ich selbst einfach noch nicht so viele gelesen habe. Aber zwei sind immer noch besser als nichts :-)
    Hier ist mein Beitrag: https://blog.kiranear.moe/2022/02/montagsfrage-209-empfehlenswerte.html

    Von deinen Büchern kenne ich nur "Lied der Krähen", habs aber noch nicht gelesen. Liegt aber bereits auf meinem SuB :-)
    Die anderen alle habe ich mir notiert.

    Lg,
    Kira

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    1. Hey Kira,

      "Love with Pride" wurde mir vor Kurzem schonmal empfohlen.
      Das schöne ist, dass man mittlerweile in sehr vielen neuen Büchern in irgendeiner Art und Weise Diversität findet, auch wenn man nicht aktiv danach sucht ;-) "Das Lied der Krähen" war so ein Beispiel, da hatte ich gar nicht damit gerechnet und wurde total positiv überrascht, wie bunt und politisch Fantasy sein kann!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  7. Hallo Sophia!
    Hier die Antwort auf die heutige Montagsfrage. Im ersten Moment wusste ich ja gar nichts damit anzufangen, dann ist es doch noch ein bisschen mehr geworden :-) Und gerade habe ich in Ellis Beitrag festgestellt, dass ich ein Buch komplett habe vergessen habe zu erwähnen: Der lange Weg zum kleinen zornigen Planeten von Becky Chambers!

    Lieben Gruß
    Streifi

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    1. Huhu,

      das ist ja eine erfreuliche Beobachtung, die sich mit meiner deckt. Je länger man nachdenkt, desto mehr fällt einem auf, dass es im eigenen Bücherregal doch von Diversität wimmelt. Mir persönlich ist aufgefallen, dass schwule Figuren bei mir definitiv die lesbischen überwiegen und ich nur eine einzige bisexuelle Protagonistin gefunden habe. Ich denke aber auch, dass das vom Genre abhängt. Das Finden der Geschlechteridentität und Sexualität wird vor allem in Jugendbüchern adressiert, während es in historischen Romanen oft eher um strukturelle Probleme geht.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  8. So eine tolle Frage! Mir sind 12 Bücher / Buchreihen eingefallen, in denen die Hauptcharaktere LGBTQIA+ sind, und bin jetzt sehr gespannt auf die anderen Antworten :)
    Hier geht es zu meiner: https://anicasmedienwelten.wordpress.com/2022/02/14/montagsfrage-lgbtqia-geschichten/

    Liebe Grüße :)

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    1. Ach ja, "Ich gebe dir die Sonne" habe ich auch auf meiner Liste stehen :)

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    2. Hey Annnica,

      wie schön, dass du auch heute wieder dabei bist!
      Wow, da sind ja einige Bücher bei dir zusammengekommen! Tatsächlich kenne ich auch einige von der Liste. Die "City und Bones" Reihe zum Beispiel liebe ich sehr (Magnus und Alec sind eines meiner liebsten M/M-Pärchen), bei "Nevernight" und "Ich gebe dir die Sonne" kann ich dir auch zustimmen. "More Than This" hat mir leider nicht so gut gefallen. Ich fand die Geschichte sehr vorhersehbar, zu farblos und voll mit YA-Klischees.
      Wenn du ein Roman mit einer Transgender Thematik suchst, kann ich dir aus den oben im Beitrag genannten Gründen "Felix Ever After" empfehlen. In "In all seinen Farben" geht es übrigens um Dragqueens, das war auch mal was Anderes...

      Liebe Grüße
      Sophia

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  9. Hallo Sophia,

    hier kommt meine Antwort auf die Montagsfrage. So sehr viel ist es nicht geworden, aber immerhin...

    https://www.buchbahnhof.de/montagsfrage-11-2022-lgbtqia-geschichten/

    LG
    Yvonne

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    1. Hey Yvonne,

      ich lese tatsächlich weniger queere Romances als Coming of Age Romane aus diesem Themenbereich, ab und zu kommt mir aber auch mal eine Gay Romance unter.
      Danke für deine Empfehlungen, ich habe von allen Büchern und Autorinnen noch nicht gehört.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  10. So, endlich komme ich auch mal dazu:

    https://schriftweise.wordpress.com/2022/02/16/montagsfrage-11-the-alphabet-people-2207/

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    1. Hey Chris,

      ich finde Geschichten, in denen Diversität beiläufig eingeflochten wird wie bereits in meinem Beitrag geschildert auch besser. Mit "Letztendlich sind wir dem Universum egal" hast du ja auch eine tolle Geschichte ausgewählt, die eine dahingehende Botschaft vermittelt. Grundsätzlich denke ich aber nicht, dass wir diese Labels gar nicht brauchen. In einer optimalen Gesellschaft wäre es wohl sinnlos, sich einer Ansammlung von Buchstaben zugehörig zu fühlen, aber in unserer gesellschaftlicher Realität, wie wir sie momentan haben, denke ich, dass Kategorien wichtig sind, um die eigene Identität auszudrücken und Menschen zu finden, die ähnliches erfahren, wie man selbst. Von einem Zustand der akzeptierenden Gleichgültigkeit sind wir leider noch meilenweit entfernt.

      Liebe Grüße
      Sophia

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