Allgemeines
Titel: Someday Someday
Autorin: Emma Scott
Verlag: LYX (28. Januar 2022)
Genre: New Adult (M/M-Romance)
ISBN-10: 3736315864
ISBN-13: 978-3736315860
ASIN:
B08M47SDVR
Seitenzahl: 480 Seiten
Originaltitel:
Someday Someday
(übersetzt von Inka Marter)
Weitere Bände:
Be My Tomorrow (Band 1)
Forever Right Now (Band 2)
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
14€ (Broschiert)
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Inhalt
Bewertung
Vor genau einer Woche habe ich die Rezension zu Band 2 der "Only Love"-Reihe von Emma Scott verfasst und nun folgt auch schon meine Meinung zu Band 3, welcher letzten Freitag veröffentlicht wurde. Genau wie die neun Vorgänger, die ich schon von dieser Autorin gelesen habe, ist auch "Someday Someday" eine tragische, intensive und hochemotionale Liebesgeschichte, die man als Fan des Genres auf keinen Fall verpassen sollte. In einer Sache hebt sich ihr aktuellster Roman aber von ihren bisherigen Werken ab: mit der Geschichte von Max und Silas hat die Autorin zum ersten Mal eine LGBTQIA+ Romance geschrieben und damit erneut bewiesen, Liebe Liebe ist.
Genau wie bei Band 1 und 2 auch ist das Cover mal wieder sehr schön anzusehen mit dem türkisblauen Hintergrund, der von federartigen lavendelfarbenen Strukturen und rosé-goldenen Lichtpunkten durchzogen ist. Wie aber bei fast allen Cover-Gestaltungen des LYX-Verlag fehlt unter der hübschen Oberfläche die tiefere Bedeutung: die Verbindung zum Inhalt. Sehr gut gefällt mir allerdings, dass der LYX-Verlag sich bei diesem dritten Band der "Only-Love-Reihe" dazu entschieden hat, den englischen Originaltitel beizubehalten. Ebenfalls gefreut hat mich, dass es dieses Mal eine Triggerwarnung gibt, die darauf hinweist, dass sich hinter diesem hübschen Cover ein paar ganz schön harte Brocken verbergen.
Schon der Prolog startet ganz schön heftig. Statt uns in Ruhe ihre beiden Protagonisten vorzustellen, steigen wir mit einer Wiederholung von Max´ Drogengeschichte in "Someday Someday" ein. Schon aus dem Vorgänger "Forever Right Now" wissen wir ja, dass Max mit 16 Jahren von seinen Eltern vor die Tür gesetzt wurde, als sie ihn mit einem anderen Jungen erwischt haben. Jung, orientierungslos, ohne Perspektive und zutiefst verletzt hat er angefangen Drogen zu nehmen, wurde süchtig und musste sich diese Sucht auch durch sexuelle Gefälligkeiten finanzieren. Sieben Jahre später wagt er nun als Krankenpfleger in einer neuen Stadt einen Neuanfang und bekommt ein verlockendes Angebot auf eine Pflegestelle eines Milliardärs. Ebenfalls in dieser ersten Szene, treffen wir auch gleich schon unseren zweiten Protagonisten, Silas, der still Max´ Erzählung beim NA-Meeting lauscht. Ergriffen von der ehrlichen und offenen Schilderung, fühlt er sich sofort zu Max hingezogen. Denn wenn der junge Nachwuchsmilliardär sich eines nicht vorstellen kann, dann seine Probleme offen mit anderen zu teilen. Als er Max dann ausgerechnet bei sich zuhause als neuen Pfleger seines MS-kranken Vaters wieder trifft, ist er schnell in einer schwierigen Position. Denn wenn sein Vater erfährt, dass er Gefühle für den jungen Mann entwickelt, ist seine Chance auf den CEO-Posten des Pharma-Giganten Marsh Industries dahin. Denn wenn eines in der Familie der Marshs noch weniger geduldet wird als Schwäche, ist es Homosexualität...
Schon in dieser kurzen Inhaltszusammenfassung wird denke ich klar, welche ernsten Themen Emma Scott als Gegenpol zur Liebensgeschichte in "Someday Someday" eingebaut hat. Genau wie alle ihre Bücher ist die Geschichte zwar leise und sensibel erzählt, ruhig und ereignislos über weite Teile der Geschichte, aber dafür mit brüllend lauten Schicksalen unter der Oberfläche. Zentral geht es hier um Verstoßung aus der eigenen Familie, Diskriminierung, Homophobie, Hass, Konversationstherapie, Trauma und Drogenmissbrauch. Während Max´ Vergangenheit bis auf seine Erzählung zu Beginn keine so große Rolle mehr spielt, musste ich vor allem bei Silas´ Rückblicken, sich aufdrängenden Erinnerungen und Flashbacks von seiner Zeit in Alaska sehr schlucken. Wie Emma Scott in ihrem Nachwort deutlich macht, gehört die mittelalterlich anmutende und wissenschaftlich erwiesenermaßen schädliche Konversationstherapie leider immer noch nicht der Vergangenheit an und mehrere Tausend junge LGBTQIA+-Personen leiden immer noch unter den illegalen Versuchen einer Umprogrammierung ihrer sexuellen Orientierung. Auch in anderen Belangen hat die Geschichten von Max und Silas ein erschreckend realer Bezug. Obdachlosigkeit und Selbstmordversuche kommen bei jungen queeren Personen um 120% häufiger vor, als in der Durchschnittsbevölkerung und auch die beschriebene gravierend um sich greifende Opioidsucht ist ein reales Problem in Amerika. Nicht nur durch das Nachwort, sondern auch durch die eindringliche und sensible Darstellung dieser Themen wird klar, dass der Autorin die Aufklärung über diese Themen sehr am Herzen liegt.
"Someday Someday" ist aber keineswegs eine düstere Leidensgeschichte, die den Zeigefinger erhebt, sondern in erster Linie eine ergreifende Liebesgeschichte und ist als solche auch von Hoffnung, Licht und Leben durchzogen. Diese Autorin schafft es wie keine Zweite, intensiv Schmerz und Liebe gegenüberzustellen und den Leser damit zum Weinen, zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen. Die Sensibilität, mit der sie dem Leser einen Blick ins Innere ihrer Protagonisten gewährt, die Grausamkeit, mit der sie uns und ihre Geschöpfe konfrontiert und die viele Liebe, mit der sie ihre und unsere Herzen heilt, sind wirklich erstaunlich. Ein Thema, das stark im Vordergrund steht und sowohl auf die Persönlichkeitsentwicklung der beiden Figuren als auch deren Verhältnisse zu ihren jeweiligen Familien bezogen werden kann, ist deshalb auch die Vergebung. In der gesamten Reihe standen ja bisher Neuanfänge im Vordergrund und es wurden Geschichten von jungen Menschen in fremden Städten erzählt, die in der Nähe eines anderen Menschen Heilung finden. Auch "Someday Someday" setzt diese Motive um, wobei ich jedoch denke, dass Vergebung als schönste Art eines Neuanfangs betrachtet werden kann.
"Das gibt es nicht", sagte ich. "Jede Minute, die man am Leben ist, ist eine zweite Chance auf einen Neuanfang. Ich ehre meine Vergangenheit, aber ich lebe nicht in ihr. Ich wähle stattdessen diesen Moment. Hier und jetzt."
Was ebenfalls auffällt ist die Länge des Romans. In "Someday Somday" nimmt sich Emma Scott etwas mehr Zeit für die Ausbreitung ihrer Geschichte (das Buch ist mit fast 500 Seiten ein ordentlicher Wälzer für einen New Adult Roman) und das merkt man vor allem den Figuren und deren Beziehung stark an. Sehr gut gefallen hat mir, dass es zwar ganz schön prickelt und knistert zwischen Max und Silas, sich die Autorin aber viel Zeit, um deren Beziehung zu entwickeln. In "Someday Someday" gibt es wieder deutlich mehr explizite Szenen als im Vorgänger über Darlene und Sawyer, dennoch haben die beiden durch das geteilte Leid von Beginn an eine tiefe Verbindung, die weit über Körperliches hinausgeht.
"Du hast recht, Eddie", sagte ich, legte die Finger auf die Tasten, und Symphonien von Gefühle stiegen in mir auf, alle in Farben getränkt, die ich nie zuvor gesehen hatte.
"Er ist so viel mehr als das."
Auch die Figuren an sich konnten sich in mein Herz schleichen. In den warmherzigen, hilfsbereiten Max habe ich mich ja schon in "Forever Right Now" Hals über Kopf verliebt und mein Respekt vor seinem einfühlsamen, ehrlichen und seinen Mitmenschen wie auch sich selbst gegenüber liebevollen Wesen, ist mit jeder Seite aus seiner Perspektive nur noch mehr angestiegen. Silas hingegen erschien mir auf den ersten Blick als lebendig gewordenes "unwahrscheinlich gutaussehender, eiskalter, kontrollierter Milliardär-Roboter entdeckt langsam sein Herz"-Klischee und es dauerte eine Weile, bis er mich für sich eingenommen hatte. An einigen Stellen empfand ich seine Sichtweise auf die Welt, seine Gedanken- und Gefühlswelt fast ein kleines bisschen drüber - Max wirkt fast zu perfekt, die Alaska-Rückblicke fast zu furchtbar, sein Vater zu dämonisiert, der aktuelle CEO zu herzlos -, ganz so, als hätte die Autorin den Intensitätsschieberegler beim Schreiben die ganze Zeit voll aufgedreht, statt damit nach Bedarf zu spielen. Mit der Zeit ist das Eis, das Silas umgab dann aber immer mehr in sich zusammengeschmolzen und diese Intensität hat mich dann doch noch getroffen wie eine Lawine und hat mein Herz immer wieder für die beiden brechen lassen.
Wer viel von der Autorin liest, wird mittlerweile wissen, dass sie es perfektioniert hat, die Geschichten von angeknacksten Künstlerseelen zu erzählen. Nach Schauspielern, Sängern, einer Violinistin, Comiczeichnern, einer Malerin, Poeten, einem Glasbläser, einem Tattookünstler und einer Tänzerin darf Silas uns als Pianist mal wieder ins Reich der Musik entführen. Die Kunst bleibt in diesem Buch aber nur ein kleines Randthema und wird nicht so flächendeckend genutzt, wie das in vorherigen Romanen der Autorin der Fall war. Neben der Kunst gab es noch weitere Aspekte, die in den fast 500 Seiten keinen Platz gefunden haben. Erstens hatte ich sehr gehofft, dass Darlene einen größeren Teil von Max´ Leben einnimmt, da ich die Protagonistin des zweiten Bandes der Reihe wirklich sehr ins Herz geschlossen hatte und ihre Freundschaft zu Max ganz hinreißend fand. Einen großen Pluspunkt konnte die Autorin aber mal wieder damit sammeln, dass sie ein gut getarntes Crossover-Easter-Egg zu ihrem Einzelband "Between Your Words" eingebaut hat...
Zweitens wollte ich gerne mehr über Max´ Hintergrundgeschichte erfahren (vor allem über seine Beziehung zu Carl, der ja wie eine Art Vater für ihn war, dafür aber nur wenig genannt wird). Wie bereits gesagt, spielt diese aber nach dem Einstieg nur noch eine stark untergeordnete Rolle. Auch die sehr ähnlich verlaufenden Klärungsgespräche am Ende mit den recht flotten Meinungsänderungen sind Punkte, die man im Laufe der Handlung besser vorbereiten, oder eben ganz weglassen hätte können. Aus diesem Grund kann ich leider keine volle 5 Sterne geben, auch wenn mein Herz das gerne wollte.
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