Allgemeines:
Titel: On The Come Up
Autor: Angie Thomas
Genre: Gesellschaftsdrama
Verlag: cbj; Auflage (4. März 2019)
ISBN-10: 3570165485
ISBN-13: 978-3570165485
ASIN: B07K267H7Z
Preis: 13,99€ (Kindle-Edition)
18€ (Gebundene Ausgabe)
Seitenzahl: 512 Seiten
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Inhalt:
Jeder hat ein Recht auf Redefreiheit – aber nicht jeder wird gehört…
Die 16-jährige Bri wünscht sich nichts sehnlicher, als eine berühmte Rapperin zu werden. Als Tochter einer Rap-Legende ist das nicht leicht: Ihr Vater starb, kurz bevor er den großen Durchbruch schaffte, und Bri tritt in riesengroße Fußstapfen. Dann verliert ihre Mutter ihren Job. Plötzlich gehören Essensausgaben, Zahlungsaufforderungen und Kündigungen ebenso zu Bris Alltag wie Reime und Beats. Als sich die unbezahlten Rechnungen stapeln und ihre Familie kurz davor ist, ihre Bleibe zu verlieren, wird klar: Eine berühmte Rapperin zu werden, ist für Bri nicht länger nur ein Wunsch, sondern ein Muss …
Die 16-jährige Bri wünscht sich nichts sehnlicher, als eine berühmte Rapperin zu werden. Als Tochter einer Rap-Legende ist das nicht leicht: Ihr Vater starb, kurz bevor er den großen Durchbruch schaffte, und Bri tritt in riesengroße Fußstapfen. Dann verliert ihre Mutter ihren Job. Plötzlich gehören Essensausgaben, Zahlungsaufforderungen und Kündigungen ebenso zu Bris Alltag wie Reime und Beats. Als sich die unbezahlten Rechnungen stapeln und ihre Familie kurz davor ist, ihre Bleibe zu verlieren, wird klar: Eine berühmte Rapperin zu werden, ist für Bri nicht länger nur ein Wunsch, sondern ein Muss …
Bewertung:
"You can´t stop me on the come up"
Nachdem Angie Thomas 2017 mit ihrem Sozialthriller um die andauernde Polizeigewalt und den offenen Rassismus in den USA die Welt aufgerüttelt hat, musste ich natürlich ihren nächsten Roman "On The Come Up" auch lesen. Und auch wenn das ein wenig meine Sorge war, ist ihr neuer Roman keineswegs eine etwas veränderte Neuauflage von „The Hate U Give“ sondern erzählt eine ganz neue Geschichte über ein anderes Mädchen, mit anderem Unterton, anderer Message und anderem Schwerpunkt, erschafft dabei aber ein Ergebnis, das genauso wichtig, genauso schmerzhaft aufrichtig und berührend ist, wie ihr Debüt. Einfach nur WOW!
"Was hat die Welt in letzter Zeit mit dir gemacht?"
Sie hat meine Familie in eine extrem miese Lage gebracht. Sie hat meine Mom um ihren Job gebracht. Sie hat mich auf den Boden geschmissen. Sie hat mich hoodlum genannt.
"Sie hat mir verdammt viel angetan.", sage ich.
Da lehnt Doc sich lächelnd zurück. "Dann lass die Welt mal wissen, wie du dich fühlst."
"You can´t stop me on the come up"
Nachdem Angie Thomas 2017 mit ihrem Sozialthriller um die andauernde Polizeigewalt und den offenen Rassismus in den USA die Welt aufgerüttelt hat, musste ich natürlich ihren nächsten Roman "On The Come Up" auch lesen. Und auch wenn das ein wenig meine Sorge war, ist ihr neuer Roman keineswegs eine etwas veränderte Neuauflage von „The Hate U Give“ sondern erzählt eine ganz neue Geschichte über ein anderes Mädchen, mit anderem Unterton, anderer Message und anderem Schwerpunkt, erschafft dabei aber ein Ergebnis, das genauso wichtig, genauso schmerzhaft aufrichtig und berührend ist, wie ihr Debüt. Einfach nur WOW!
"Was hat die Welt in letzter Zeit mit dir gemacht?"
Sie hat meine Familie in eine extrem miese Lage gebracht. Sie hat meine Mom um ihren Job gebracht. Sie hat mich auf den Boden geschmissen. Sie hat mich hoodlum genannt.
"Sie hat mir verdammt viel angetan.", sage ich.
Da lehnt Doc sich lächelnd zurück. "Dann lass die Welt mal wissen, wie du dich fühlst."


and he goes by the name of crack cocaine,
it´s kinda strange how he gets in the veins
and turn mothers into strangers who only share the same name"
Auch innerhalb der Buchdeckel ist das Buch super konzipiert - sowohl vom Verlag als auch von der Autorin. In drei Teile - "Old School", "Golden Age" und "New School" - und 34 Kapitel geteilt ist die Geschichte übersichtlich formatiert und gebündelt lesbar. Außerdem sind die vielen wundervollen Rap-Texte, die in der Handlung vorkommen abgedruckt und zwar -Halleluja- in Originalsprache! Ich finde, es gibt nichts Anstrengenderes als wenn kunstvolle Wortgebilde, Lyrik oder Gedichte (und als Lyrik kann man diese Texte definitiv bezeichnen) schlecht ins Deutsche übersetzt werden. Manche amerikanische Ausdrücke und vor allem Slang kann man einfach nicht übersetzten ohne dass es total lächerlich klingt und deshalb danke ich der Übersetzerin Henriette Zeltner von Herzen dafür, dass sie es bei den Originalen belassen hat. So sind gewisse Grundkenntnisse der englischen Sprache zwar Voraussetzung für das Verstehen der Hiphop-Passagen, an vielen Stellen steht jedoch als Kompromiss sowohl die englische als auch die deutsche Version einer wichtigen Zeile da.
"Unarmed and dangerous, but America, you made us,
only time we famous, is when we die and you blame us."

Erster Satz: "Vielleicht muss ich heute Abend noch jemand killen."


Mit Bris Leben in Garden Heights illustriert Angie Thomas leider die aktuelle Situation vieler Randgruppen und der dunkelhäutigen Bevölkerung in Amerika und erzählt eine authentische und erschreckende Geschichte über das Leben in verarmten Vierteln, Vorurteile, unterschwelligen Rassismus und offen ausgesprochenen Hass. Alltäglicher Rassismus wie skeptische Blicke des Verkäufers in einem Laden, doppelte Kontrollen durch Sicherheitsbeamte und abfällige Bemerkungen werden dabei genauso schmerzhaft ehrlich dargestellt wie die Gang-Gewalt, die ständige Bedrohung durch Waffen, der Handel mit Drogen, die hohe Arbeitslosigkeit und Verschuldung, die das Leben in der "Hood" kennzeichnen. Gerade auch diese unfassbare Armut und Perspektivlosigkeit der "Ghetto"-Bewohner geht ans Herz und zerfetzt die Idee des "Amerikanischen Traums" in der Luft. Durch Anspielungen auf Martin Luther King, die Bürgerrechtsbewegung, Malcolm X oder die Black Panther Party geht sie nebenbei auch auf den historischen Kontext ein, wobei nur wenig Hintergrundwissen erwartet wird und viele Erklärungen dem unwissenden Leser unter die Arme greifen. Auch Polizeigewalt und Willkür spielen hier wie in "The Hate U Give" eine Rolle, hier aber nur am Rande. So wird am Ende wohl jedem Leser eindrücklich klar, dass es auch nach 8 Jahre Obama-Präsidentschaft (und unter Trump nun sowieso) bittere Realität ist, dass dunkelhäutige Menschen in Amerika immer noch diskriminiert werden, im Durchschnitt ärmer sind, schlechtere Jobs, einen schwereren Zugang zu Bildung und dafür mehr Probleme mit Polizeigewalt haben.

Diese brutal ehrliche und ans Herz gehend konzipierte Gesellschaftskritik ist jedoch nicht Mittelpunkt des Romans und wird auch nicht mit Holzhammer-Methode in den Leser eingeprügelt. Im absoluten Fokus steht hier unsere Protagonistin Bri - ihre Träume, ihr Handeln, ihre Gefühle und ihr Instrument um die Stimme zu erheben: Hiphop. Eigentlich kann ich mit dieser Stilrichtung nicht besonders viel anfangen, da ich Gangster Rap immer als ziemlich lächerlich empfunden habe. Hier geht es jedoch um genau das: die Illusionen in der Szene, die Klischees um Drogen, Waffen und Gewalt, die aber eigentlich nichts anderes sind als ein wütender Hilfeschrei. Auch wenn die Musik einfach nicht meins ist, kann ich jetzt viel besser nachvollziehen, wie viel gerade diese Stilrichtung bewegen kann und dass es sich oft lohnt genauer hinzuhören.
"Dieser Kerl wird mit ein paar Lines dein Leben verändern." So war es. Seit Nas mir erklärt hat, die Welt gehöre mir, war nichts mehr so wie vorher. Nach diesem Gefühl bin ich süchtig. Es ist der Grund, warum ich rappe."

"Manchmal träume ich, dass ich ertrinke. In einem großen blauen Ozean, der so tief ist, dass ich den Grund nicht sehe. Aber ich sage mir, dass ich nicht sterben werde, egal wie viel Wasser in meine Lungen dringt oder wie tief ich auch sinke. Ich werde nicht sterben, einfach weil ich das sage. Plötzlich kann ich unter Wasser atmen. (…) Aber jetzt bin ich wach und dabei, zu ertrinken. Und ich habe keine Ahnung, wie ich auch nur irgendwas in den Griff kriegen soll."

"Du und dein Bruder, ihr seid mein wichtigster Traum. Der andere kann warten, bis ich weiß, dass es euch gut geht. So was machen Eltern manchmal."
"Du solltest das nicht müssen", wiederhole ich.
"Aber ich will es." Das macht es noch schwerer. Wenn sie es tun müsste, wäre das Verantwortung. Wenn sie es will, ist es Liebe."
Denn neben der spitzen Kritik und dem Hiphop gibt es noch ein anderes Standbein, auf dem die Geschichte fußt und das ist der Zusammenhalt zwischen Familie und Freunden. Wir werden nicht nur mit Rassismus und Ungerechtigkeit konfrontiert - das ist auch eine Geschichte über Mütter, die sich für ihre Kinder zurück ins Leben kämpfen, Geschwister, die füreinander alles aufgeben würden, Großeltern, die mit allen Mitteln ihre Enkel beschützen wollen und dabei auch mal übers Ziel hinausschießen, Tanten, die in ihrer Anstrengung leicht vom richtigen Weg abgekommen sind und schwer wieder darauf zurückfinden und Freunde (die "Unheilige Dreieinigkeit"), die sich zwar immer wieder streiten, sich jedoch auch jedes Mal zusammenraufen und sich blind verstehen.
"Es ist noch nicht lange her, dass meine Mom mich gefragt hat, wer ich bin. Langsam glaube ich, es zu wissen. (…) Wenn ich sonst nichts bin, bin ich wie meine Familie und sie wie ich. Das ist mehr als genug."
Mitten in all dem Durcheinander aus Hoffnung, Enttäuschung, Liebe und Hass steht die junge Bri, deren Entwicklung wundervoll mit anzusehen ist. Sie sucht sich selbst, rätselt, wer sie sein will, was sie zu sagen hat und auch wenn sie sich zwischendurch oft verläuft, findet sie den richtigen Weg. Mit ihrer starrköpfigen, selbstbewussten, impulsiven Art fährt sie sich das ein oder andere Problem ein, ihre Kreativität, Ehrlichkeit, Loyalität, ihrem Mitgefühl und ihrem ungezügelten Temperament ist sie mir jedoch sehr schnell ans Herz gewachsen. Sie wächst zur Identifikationsfigur für etliche Jugendliche heran und dient gleichzeitig dazu, eine wichtige Botschaft zu übermitteln, welche am Ende in der Danksagung der Autorin nochmal in Worte gefasst wird: "They can´t stop you, so get your come up". Angie Thomas ruft durch Bri dazu auf, unsere Träume zu verfolgen, sich nicht aufhalten zu lassen, Unrecht anzusprechen und brüllt der Welt ein ganz klares "NEIN" zu Rassismus entgegen! Aufgrund der vielen wichtigen Themen, die angesprochen werden, der starken Identifikationsfigur und der wundervollen Message denke ich, dass man diese Geschichte wunderbar als Schullektüre nutzen könnte um das Thema "Race Relations" zu behandeln - mich hat es auf jeden Fall tief bewegt, dazu gebracht, etliche Notizen zu machen und viele Zitate herauszuschreiben, zu recherchieren, mir Rapsongs herauszusuchen und es zum bisherigen Favorit des Jahres 2019 zu küren.
"You´ll never silence me and you´ll never kill my dream,
just recognize when you say brilliant that you´re also saying Bri."
Fazit:
Eine erschreckende, authentische, berührende und wichtige Geschichte über die bittere Realität von Armut, Vorurteilen, Rassismus und Gewalt in der es neben schmerzhaft aufrichtiger Gesellschaftskritik jedoch auch um Hiphop als Instrument um die Stimme zu erheben und den Zusammenhalt zwischen Familie und Freunden geht. Überquellende Emotionen, die direkt unter die Haut gehen, eine starke Identifikationsfigur und eine wundervolle Message machen die Geschichte zu einem absoluten Must-Read.
Unglaublich viel Wut und Enttäuschung aber mindestens genauso viel Kreativität, Liebe, Hoffnung und der Wille, etwas zu verändern - ein Roman, der genau den Nerv der Zeit trifft!
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*unbezahlte WERBUNG*
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat.
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Oh wow, was eine Rezension von dir! :) Danke dir, ich habe das Buch schon neben mir liegen, aber muss mich ehrlich gesagt doch ein wenig dazu aufraffen, es zu lesen. "The Hate U Give" liegt ebenfalls noch ungelesen auf meinem Regal. Aber jetzt bin ich ziemlich motiviert, beides zu lesen, danke! :)
AntwortenLöschenLiebst, Lara von Fairylightbooks :)
Liebe Lara,
LöschenDanke für den lieben Kommentar! Es freut mich total, dass dich meine Rezension dazu motiviert, zu dieser wundervollen Geschichte zu greifen. Ich verspreche dir - es lohnt sich und auch "The Hate U Give" ist ein absolutes Highlight, das es sich wirklich zu lrsen lohnt! Auch wrnn ich Hypes ein wenig kritisch gegenüber stehe muss ich sagen: die Masse hatte in diesem Fall definitiv recht ;-)
Liebe Grüße
Sophia