Allgemeines:
Titel: Shadow Woman - Traue nie dir selbst
Autor: Linda Howard
Genre: Thriller
Verlag: LYX (3. April 2014)
ISBN-10: 380259228X
ISBN-13: 978-3802592287
ASIN: B01L2JQZXI
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 9,99€ (Taschenbuch)
8,99€ (Kindle-Edition)
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Inhalt:
Lizette Henry wacht eines Morgens auf und sieht ein fremdes Gesicht im Spiegel. Zwei Jahre ihres Lebens sind aus ihrer Erinnerung verschwunden. Ein geheimnisvoller Fremder namens Xavier behauptet, ihr helfen zu wollen. Doch Lizette hat Xavier noch nie zuvor gesehen - oder? Kann sie ihm und den Erinnerungen, die er in ihr hervorruft, wirklich vertrauen?
Bewertung:
Diese Geschichte habe ich (absurderweise) beim Umräumen meines Bücherregals "gefunden", nachdem ich schlicht und einfach vergessen habe, dieses Buch jemals gekauft zu haben. Da der Klapptext ganz interessant schien habe ich ganz spontan mit dem Lesen begonnen und mich auf einen packenden Thriller gefreut. Leider habe ich übersehen, dass die Geschichte im LYX-Verlag erschienen ist - sonst hätte ich mir denken können, welche Art von Geschichte auf mich zukommt. Versteht mich nicht falsch, ich fand den Roman nicht schlecht - aber höhere Attribute als "recht unterhaltsam" bekommt er von mir definitiv nicht zugeschrieben.
Schon das Cover hätte mich eigentlich stutzig werden lassen sollen. Denn erstens verletzt es die Grundregel "Traue niemals einem Roman auf dessen Cover der Autorenname größer geschrieben ist als der Titel" und zweitens zeigt er diese Art von Modelbild, die sonst nur auf schlechten Erotikromanen abgebildet ist. Die blauen und pinken Krisselstreifen, die das ganze Bild durchziehen wie bei einer schlechten Kameraaufnahme, verbessern den Gesamteindruck auch nicht unbedingt. Auch der Titel ist eigentlich ziemlich larifari und lässt eher an einen Superheldenroman als einen Erotikkrimi denken - und letzteres ist diese Geschichte leider, was ich bemerken musste, als nach einem ganz spannenden Prolog und dem Einstieg in das Leben der Protagonistin Lizette Henry bald sehr gewöhnungsbedürftige Träume der Protagonistin von einem gewissen Mister X beginnen...
Erster Satz: "Es war ein ganz normaler Morgen"
Dabei startet die Geschichte durchaus mit viel Potential. Nach einem rätselhaften Prolog, der die Ermordung des Präsidenten und der First Lady beschreibt, steigen wir ein in die absolut durchschnittliche und ereignislose Existenz von der jungen Lizette Henry. Nun ja, durchschnittlich und ereignislos bis sie eines Morgens beim Blick in den Spiegel ein fremdes Gesicht erblickt und beim genauen Nachdenken herausfindet, dass ihr zwei ganze Jahre im Gedächtnis fehlen. Um nicht für verrückt gehalten zu werden, versucht sie ihren Alltag so normal wie möglich weiterzuführen auch wenn sie das dringende Gefühl, beobachtet zu werden nicht abschütteln kann. Auch wenn wir hier einen starken Fokus auf Lizettes langsames Erwachen haben, tauchen wir auch noch in zwei andere Handlungsstränge ein: in den des Agenten Xavier, der Lizette beobachtet und jeden ihrer Schritte analysiert und in den einer Spezialeinheit unter dem Kommando von Al Forge und Felice McGowan, die ebenfalls hinter ihr her zu sein scheint. Aber warum ist diese unwissende, junge Frau so wichtig? Weshalb kann sie spektakuläre Ausweichmanöver in Höchstgeschwindigkeit fahren, Männer mit Handkantenschlägen ausschalten und woher weiß sie, wie man am besten untertaucht? Und vor allem stellt man sich die Frage: was ist in den fehlenden zwei Jahren passiert und wer steht eigentlich auf welcher Seite?
"Ein Frösteln lief ihr den Rücken hinunter, es prickelte auf ihrer Kopfhaut. Ihre Instinkte schrien ihr plötzlich etwas zu und was sie schrien, gefiel ihr ganz und gar nicht.
Sie beobachten dich.
Sie belauschen dich.
Sie wissen, wo du bist."
Um diese Frage zu klären lässt sich die Geschichte seeeehr viel Zeit. Zu Beginn wird die Spannung nur durch Lizettes instinktives Misstrauen und ihre Paranoia am Leben gehalten denn außer den Einwürfen der beiden anderen Handlungsstränge und ihren Träumen, die sich für sie sehr real anfühlen, passiert auf der Handlungsebene nicht wirklich etwas. Dafür bekommen wir einen sehr genauen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, die uns immer wieder dieselben Fragen und Gedanken wiederkäut. Die wirkliche Handlung beginnt erst, als sie auf dem Parkplatz eines Grillrestaurants angegriffen wird. Das gibt ihr die Bestätigung, dass ihre Angst und die Bedrohung nicht nur ihrer Fantasie entspringen und sie beginnt ihre Flucht. Dass sie Xavier nicht abschütteln kann, da er ihr Peilsender untergeschoben hat, kann sie nicht ahnen, genauso wenig wie dass er eigentlich auf ihrer Seite steht.
So sah ich 330 Seiten halbherzig dabei zu, wie eine total verstörte, verängstigte Frau, die aber aufgrund einer wohl jahrelang verschütteten Ausbildung nicht ganz hilflos ist, permanent vor einer Gefahr wegrennt, die sie nicht einmal kennt, dabei erotische Träume über ihren Verfolger hat, während dieser in ätzender Überlegenheit in einem Café sitzt, gemütlich frühstückt und ihren Standort im Blick behält und das Einsatzkommando ratlos in abhörsicheren Containern tagt ohne dass wir auch nur irgendwie erfahren, was überhaupt los ist. Natürlich fragt man sich dann, wann den Xavier endlich vor ihrer Tür steht und ihr alles erklärt... Die Antwort ist: nie! Das ist eine total irreführende und falsche Information des Klapptextes. Und auch das mit der Frage, ob sie ihm vertrauen kann ist an dieser Stelle total daneben: auch wenn sie sich an nichts erinnern kann kommt ihr urplötzlich die Idee, dass der Typ die Liebe ihres Lebens ist und obwohl sie noch kein Wort miteinander gewechselt haben geht es schon hoch her. Wo bleibt da die Glaubwürdigkeit???
Auch wenn die Autorin es von Situation zu Situation eigentlich ganz gut schafft, die Spannung aufrechtzuerhalten, fehlt ein größerer Zusammenhang und das Spannungsgeflecht fällt in sich zusammen, als wir endlich erfahren, was damals passiert ist.
"Was haben sie dir angetan?", fragte sie das Gesicht im Spiegel, das natürlich keine Antworten wusste, dafür aber verdammt viele weitere Fragen."
Diese "große Auflösung" ist dann weder besonders überraschend noch wirklich realistisch - genau wie der lächerlich kurze Showdown in dem Xavier einen scheinbare gefährlichen "Spezialisten" einfach schnell von hintern abknallt und die zwei scheinbar so gewitzte Taktiker, die ebenfalls hinter den beiden her sind, sich gegenseitig aus dem Spiel räumen. Die Überlegenheit und Sicherheit, die Xavier dabei ständig behält, machen die ganze Aktion genau wie aus dem Nichts auftauchende Mitarbeiter recht wackelig. In den Punkten Handlung und Spannungsbogen ist also noch Ausbaubedarf vorhanden. Auch wenn beides oberflächlich betrachtet durchaus da ist, halten beide Aspekte bei genauerem Nachdenken keineswegs den Kriterien für einen Thriller oder Krimi stand. Es bleibt nur spannend, solange wir uns genau wie Lizette in Unwissenheit befinden - was die Autorin wohl auch erkannt hat und die Auflösung so weit wie möglich herausgezögert hat - und der "Showdown" am Ende ist wirklich ein Witz.
"Sie war eine andere Person gewesen, und sie musste herausfinden, wer diese Person war und was sie getan hatte. Davon hing alles ab."
Auch von anderen Seiten aus betrachtet konnte der Roman nicht mehr viel bieten, was meinen Gesamteindruck noch gehoben hätte. Die Gedankenwelt von Xavier und den anderen Charakteren wird nur ab und zu aufgegriffen und bleibt sehr oberflächlich, wobei mir Lizette sehr bald auf die Neven ging. Auch die Erotikszenen werden einfach irgendwie mit eingeflochten ohne dass sie für die Geschichte irgendeinen Mehrwert hätten - eher im Gegenteil: der Glaubwürdigkeitsfaktor wird durch sie nochmal verringert. Der Schreibstil von Linda Howard ist sehr schlicht, zwar durchaus den Situationen angemessen aber definitiv nichts Besonderes.
Am Schluss bleibt also nur die Genugtuung, ein weiteres Buch von meinem SuB abgearbeitet zu haben, einen Platz in meinem Herzen konnte sich diese Geschichte jedoch nicht ergattern.
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