Allgemeines:
Inhalt:
Nova und Adrian ringen in diesem Band darum, ihre geheimen Identitäten verborgen zu halten, während der Kampf zwischen ihren Alter Egos, ihren Verbündeten und ihren zum Leben erweckten größten Ängsten weitertobt. Geheimnisse, Lügen und Verrat werden aufgedeckt, während die Anarchie erneut Gatlon City zurückzuerobern droht.
Bewertung:
Nachdem mich Marissa Meyer mit den ersten beiden Bänden ihrer Renegades-Trilogie überzeugen und in die düstere, ambivalente Welt von Gatlon City entführen konnte, habe ich natürlich sehnsüchtig auf den dritten und letzten Band der intelligenten, innovativen Dystopie gewartet. Als dann anfangs des letzten Jahres die Gerüchte aufkamen, dass der dritte Band trotz vorhandenen Covers, Titels und Veröffentlichungstermin nicht durch den Heyne Verlag übersetzt und veröffentlich wird, war ich mehr als nur enttäuscht. Mir ist klar, dass man als Verlag wirtschaftliche Entscheidungen treffen muss, aber warum man eine Reihe zum letzten Teil absetzen muss, deren Autorin weltweit gefeiert wird und die einen Bestseller nach dem anderen schreibt, ist mir nicht klar. Man hat doch auch eine Verantwortung den Lesern gegenüber, die die Reihe angefangen, sich die ersten zwei Bände gekauft und den Verlag so unterstützt haben.
Der Meinung war wohl auch die Autorin selbst. Und als Marissa Meyer im November über Social Media verkündet hat, dass sie den letzten Teil ihrer Reihe auf eigene Faust übersetzen hat lassen und extra für ihre deutsche Fangemeinde als Selfpublisherin rausbringt, war die Freunde groß. Nachdem ich diese Geschichte nun gelesen habe, kann ich es noch weniger glauben, dass mir dieses grandiose Finale beinahe durch die Lappen gegangen wäre und will deshalb an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an die Autorin aussprechen: Marissa Meyer - du bist meine Heldin!
Das Cover und der Titel sind demnach in einem anderen Stil gehalten. Ursprünglich hätte das Finale "Renegades - Rebellische Liebe" heißen und das bekannte Motiv der ersten beiden Bände in gelb fortführen sollen. In der Ausgabe der Autorin hat die Geschichte den Originaltitel und das Originalcover jedoch behalten. Dass "Supernova" ohnehin viel aussagekräftiger ist, als der deutsche Alternativtitel und auch das Covermotiv wunderbar passt, tröstet gut darüber hinweg, dass die Reihe nun im Regal nicht zusammenpasst. Zu sehen ist auf dem Cover eine rot gekleidete Figur mit Maske, wehendem Umhang und stimmungsvollen Blitzen um die Finger inmitten der Silhouette einer zerstörten Stadt, über der die riesenhafte Maske eines weiteren Superhelden aufragt - der Wächter. Die Gestaltung zieht wieder sofort durch die düstere Ausstrahlung und der surrealen Wirkung der rot-schwarzen-blauen Farbgebung in den Bann.
Der Schreibstil ist dabei sowohl flüssig und temporeich als auch ausführlich in der Beschreibung von Setting und Geschehen. Marissa Meyer entführt uns in ihrer Renegades-Trilogie in eine Großstadt, die durch Gewalt und Verbrechen stark gebeutelt ist und deren Wiederaufbau und Erholung noch immer unter dem Kampf zwischen den Renegades und den Anarchisten leidet. Inspiriert ist die Geschichte natürlich von typischen Superheldengeschichten wie X-Men, Avengers, Batman, Superman oder anderem, was Marvel oder DC so zu bieten hat (Gatlon City ist definitiv eine Anspielung auf Gotham). Demnach ist die atmosphärische Stimmung dieser Stadt und der Helden/Schurken-Geschichte mit viel Düsternis und rasanten Kampfszenen deutlich daran angelehnt. Reichtum und Glanz reihen sich neben Chaos und Armut ein; Hass und Bewunderung sind die zentralen antithetischen Emotionen, die die Bevölkerung gegenüber den Renegades aufbringen. Immer wieder erhalten wir kurze Eindrücke und Anspielungen auf die Grundbedingungen der Stadt und des Landes, erfahren etwas über das Zeitalter der Anarchie, über den Handel, die Technologie oder den Alltag der Menschen. Zeit für ein umfassendes Bild der Situation, gerade aus Sicht der Menschen, ergibt sich aber auch im letzten Teil der Reihe nicht. Dazu ist dieser viel zu sehr auf die Handlung und den zentralen Konflikt fokussiert.
Dafür ist aber die Übersetzung entgegen meiner anderslautenden Befürchtung tadellos. Es lassen sich zwar die ein oder anderen Tippfehler oder Rechtschreibfehler finden, aber diese sind noch im akzeptablen Bereich, sodass es nicht auffällt, dass diese Geschichte nicht durch einen Verlag herausgebracht wurde, wenn man nicht darauf achtet. Gegen Ende fallen ein, zwei seltsame Formulierungen auf, aber ansonsten stehen die Übersetzung und die sprachliche Qualität von "Supernova" Band 1 und 2 in nichts nach. Sehr schön ist auch, dass die Charakter-Übersicht am Anfang des Buches auch hier wieder abgedruckt ist. Ich hatte schon so ziemliche Schwierigkeiten, mit nach fast zwei Jahren noch an die Details der Handlung zu erinnern und so musste ich mir wenigstens die Namen, Fähigkeiten und Positionen der vielen verschiedenen Protagonisten - Renegades wie auch Anarchisten - nicht alle merken und konnte bei Bedarf nachschauen.
Wer sich nun wie entscheiden wird und wie die Karten für den Endkampf gemischt sind, ist und bleibt die große Frage des Finales, die sich bis zum Ende durchzieht. Über sehr lange Zeit bleibt unklar, welchen Weg Marissa Meyer mit ihrem Reihenabschluss gehen will und welche spannende Auflösung sie sich schlussendlich überlegt hat, hatte ich definitiv nicht kommen sehen. Egal ob die Frage um Ace Anarchos Macht, die Funktionsweise seines Helms, der Ursprung des geheimnisvollen Sterns an Novas Armband, das Rätsel um den Tod von Adrians Mutter, um die Kräfte von Max, dem Banditen, oder die Bandenkriege und die Nacht in der Novas Familie starb - vieles, was zuvor kurz angerissen oder als geheimnisvolles Motiv eingeführt wurde, wird hier weitergeführt, beantwortet und ergibt im Großen und Ganzen endlich Sinn. Mit den vielen spannenden Wendungen (selbst im Epilog haut Marissa Meyer noch eine letzte Bombe heraus), den beantworteten Fragen, den epischen Kampfszenen am Ende und Dramatik bis zur letzten Sekunde hat "Supernova" also wirklich alles, was man sich von einem Finale wünscht.
Mein ganz besonderes Highlight ist jedoch gar nicht Teil des Endes (auch wenn ich diese etwas unübersichtliche aber definitiv epische Kampfszene sehr mochte), sondern schon ein bisschen früher angesetzt und dreht sich um meinen absoluten Liebling Callum. Während einer friedvollen und wunderschönen Szene mitten im chaotischen, blutigen Kampfgetümmel wurde mir klar, dass die Superkraft des Wunderknaben, die zuvor wie ein netter Trick wirkte, eigentlich die schönste aller Superkräfte ist: Er kann anderen Menschen die Wunder dieser Welt zeigen, ihre Herzen so mit Dankbarkeit, gemeinsamen Idealen, Hoffnung füllen, ihnen einen Ausweg weisen und das beste in ihnen wecken. Für einen kurzen, aber unvergesslichen Moment schien plötzlich alles möglich und mir wurde klar, dass dies die einzige Möglichkeit ist, auch unsere Welt und die Menschheit vor ihrer selbstzerstörerischen Kraft zu retten. Vielen Dank, Marissa Meyer - nicht nur für diese hochspannende, intelligente und innovative Dystopie, sondern auch für diese Erkenntnis.
Fazit:
"Supernova" führt die Renegades-Trilogie auf rasante und komplexe Art, zu einem schlüssigen Ende. Neben epischen Kampfszenen, politischem Taktieren, zwei gegensätzlichen Weltbildern und unvergesslichen Figuren überzeugen auch die spannenden Wendungen und die Auflösung des Konflikts am Ende. Ich bin absolut geflasht!
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