Neben "A Christmas Charol" wollte ich vor den Feiertagen noch ein weiteres Buch im Rahmen meiner Klassiker Challenge angehen, welches ich mir schon sehr lange zu lesen vorgenommen hatte: "Siddharta" von Herrmann Hesse. Dieses Buch wollte ich schon lesen, seit ich während des Abis "Der Steppenwolf" gelesen habe, es dann aber doch nie geschafft. Wie erwartet war es ein Werk, das ebenso wie "Der Steppenwolf" seine Probleme hatte, dessen Auseinandersetzung mit dem menschlichen Streben nach Sinn und innerem Frieden aber sehr interessant war.
Mein Eindruck
In "Siddharta" erzählt Herrmann Hesse inspiriert von buddhistischen sowie hinduistischen Lehren das fiktive Leben der historischen Figur Siddharta Gautana, der sich auf die Suche nach der Erleuchtung begibt und als Buddha in die Geschichte einging. Auf 120 Seiten begleiten wir den Brahmanensohn auf seiner spirituelle Reise voller Irrwege, Selbsterkenntnis und innerer Wandlung, die ihn durch verschiedenste Lebensweisen und Lehren führt: vom asketischen Leben als Samana-Mönch bis hin zu materieller Völlerei als erfolgreicher Geschäftsmann und Liebhaber der schönen Kurtisane Kamala. Doch weder strikte Askese noch sinnlicher Genuss bringen ihm die erhoffte Erleuchtung. Erst als Fährmann am Fluss, unter der Führung von Vasudeva, findet Siddhartha die wahre Erkenntnis und innere Ruhe.
Die in mehreren Abschnitten erzählte Geschichte macht mit einer ruhigen, fast meditativen Sprache philosophische und buddhistische Konzepte zugänglich und hält viele wertvolle Anregungen für das eigene Leben bereit. Allerdings fiel mir, wie schon bei "Der Steppenwolf", Hesses Frauenbild negativ auf. Weibliche Figuren – wie in diesem Fall Kamala oder Hermine im Steppenwolf – bleiben leider flache Archetypen, die nur durch ihre Rolle in der Entwicklung der Hauptfigur definiert werden und symbolisch für Sinnlichkeit oder materielle Werte stehen, jedoch keinen Raum für eigene Tiefe oder Wandlung bekommen. So sehr mich Herrmann Hesse immer wieder mit seiner spirituellen Tiefe überzeugt - darüber kann ich einfach nicht hinwegsehen!
"Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht."
Fazit
"Siddharta" erzählt eine poetische und inspirierende Sinnsuche, die zum Nachdenken einlädt – trotz eines Frauenbilds, das aus heutiger Perspektive überholt wirkt.
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenIch habe Siddhartha tatsächlich auch gelesen (mein einziges Buch bisher von Hesse) und mir hat es echt gut gefallen. So genau erinnere ich mich nicht mehr an Details, weil es eine Weile her ist... aber ich fand es inspirierend.
Das Frauenbild... das ist mir ehrlich gesagt nicht wirklich aufgefallen. Der gute Herr ist ja 1877 geboren, das sollte man schon berücksichtigen denke ich :) Vielleicht waren sie ihm für seinen Weg einfach nicht so wichtig, um ihnen hier eine stärkere Rolle zu geben? Wenn ich an innere Einkehr und Meditation und zu mir selbst finden denke, hab ich da auch keine Männer im Kopf *lach*
Aber schön dass du dich den Klassikern widmest, ich mach das ja sehr selten, entdecke dann aber doch immer wieder tolle Überraschungen!
Ich wünsch dir fröhliche Weihnachten!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hey Aleshanee,
Löschenja ich fand es auch sehr inspirierend und deshalb wirklich lesenswert. Zu der Sache mit dem Frauenbild... es geht mir gar nicht darum, Hermann Hesse dafür anzugreifen, denn er ist ja wie du sagst Produkt seiner Zeit. Wenn ich schreibe, dass mich sein Frauenbild im Buch stört, bewerte ich das aus meiner Perspektive als moderne Leserin, die überlegt, ob mir das Buch persönlich etwas gibt und da gibt es viele vergleichsweise ähnlich inspirierende moderne Bücher, die mein Geschlecht nicht als "brünstiges Weibchen" bezeichnen und als unfähig beleidigen. ;-)
Ich finde es bei Klassikern immer wichtig, nicht zu viel zu erwarten, da die Werke ja einige Jahrzehnte auf dem Buckel zu haben, aber dennoch kritisch hervorzuheben, was nicht mehr ganz zeitgemäß daran ist.
Liebe Grüße
Sophia
PS: Dir natürlich auch frohe Weihnachten - hätte ich fast vergessen!
LöschenAh okay :) Ich lese Klassiker dann einfach "anders" als du. Denn solche Frauenbilder oder ähnliches blende ich einfach aus oder lese einfach drüber weg. Ich weiß das gehört in die Zeit und deshalb "stört" es mich nicht - eher finde ich es interessant zu sehen, wie diese Meinungen eben damals waren, aus erster Hand sozusagen.
LöschenIch guck dann eher darauf, was ich mir mitnehmen kann - und soweit ich mich erinnere war es gerade bei dem Buch doch einiges :)
Ich kann das gut nachvollziehen. Es kommt immer sehr darauf an, mit welcher Einstellung, mit welcher Herangehensweise und welchen Erwartungen man an ein Buch - und besonders einen Klassiker - herantritt. Sieht man es als Spiegelbild der damaligen Zeit, will man etwas für sich daraus mitnehmen, oder bewertet man es bezüglich der Übersetzbarkeit in das eigene Leben sowie einer zeitlosen Botschaft? Manchmal finde ich es super interessant, wenn ein Buch eine gaaaanz andere Perspektive hat und bei mir Widerstände weckt, andere Male stört es mich sehr, wenn das Buch nicht meinen moralischen Ansprüchen genügt - das variiert stark je nachdem mit welcher Einstellung ich mich an das Buch setze.
LöschenIch mach das dann wohl eher umgekehrt, weil ich da eigentlich gar keine Erwartungen habe - das ergibt sich bei mir dann immer aus dem lesen: das Spiegelbild der damaligen Zeit mag ich auf jeden Fall sowieso, was mitnehmen tu ich meistens was für mich (wenn ich es gut finde) oder ob es eine zeitlose Botschaft enthält... das lasse ich dann auf mich zukommen ;)
LöschenAh das ist wirklich sehr spannend. Ich schaffe es da bisher (noch?) nicht, so unvoreingenommen und ergebnisoffen an einen Klassiker heranzugehen. Wenn ich einen lese, dann meistens schon mit einer gewissen Idee, einer Neugier oder einer Vorstellung im Kopf. Rein mal einen Blick reinzuwerfen und was über die Denkweise von damals zu lernen reicht mir da nicht, um meine Zeit reinzuinvestieren. Um es mal ganz überspitzt zu sagen, könnte man ja auch zum Beispiel ein Manual zur Hexenverbrennung (z.b. den Hexenhammer, wobei das natürlich kein literarischer Klassiker ist) mit der Herangehensweise, etwas über die Denkweise im Mittelalter zu lernen lesen. Aber das würde mir persönlich als Lektüre wohl nicht wirklich was geben. Da wäre mir der Mehrwert im Vergleich zum Ärger, den es mir bereitet deutlich zu gering. Aber vielleicht ist es auch ein wenig schade, Klassiker nur nach Mehrwert zu lesen und zu behandeln wie jedes moderne Buch auch....?
LöschenNaja, eine gewisse Idee dazu oder Neugier im Kopf hab ich natürlich auch :) Aber das unterscheidet sich nicht von den anderen Büchern die ich lese - also die neueren Datums sind...
LöschenIch bin ja an sich eh kein Klassiker Leser - nur manche, die mich ansprechen, von der Idee her oder so, dann lese ich sie.
Dracula z. B. gilt einfach als Vampirklassiker - und da ich Vampire mag, hab ich ihn damals gelesen - ohne irgendwelche Vorstellungen davon was mich hier erwartet.
Siddhartha ist auch ein überall bekannter Klassiker und mich hat hier die Geschichte vor allem wegen dem Buddhismus und dessen Herkunft / Hintergründe interessiert.
Die alten Sherlock Holmes Geschichten lese ich, weil ich ein Fan von der Figur Sherlock Holmes bin und viktorianische Krimis sowieso mag - und ich deshalb auch endlich mal die Originale lesen wollte.
Der geheime Garten - auch hier bin ich einfach neugierig geworden, weil es viele empfohlen haben.
Was ich nach dem Lesen mitnehme liegt dann eben einfach daran, wie es mir gefallen hat, und was mir aufgefallen ist. Sowas könnte ich im vornherein tatsächlich gar nicht wirklich sagen.. ;)
Einen Klassiker zu lesen hat eine etwas höhere Hürde für mich als ein modernes Buch, da überlege ich mir vorher schon etwas genauer, ob und wieso ich das Buch nun wirklich lesen möchte. Ein Klassiker ist kein Buch, das ich einfach mal gedankenlos beginne und vielleicht wieder abbreche, wenn es doch anders ist als ich dachte. Da bereite ich mich zumindest ein Stück weit vorher vor und informiere mich, was auf mich zukommt.
Löschen"Dracula" und "Der geheime Garten" möchte ich übrigens auch noch lesen.
Ja, eine höhere Hürde ist ein Klassiker für mich schon auch. Ich weiß zumindest, dass ich mich auf einen ganz anderen Schreibstil einlassen muss - die sind (meiner Empfindung nach) früher insgesamt etwas langwieriger gewesen beim Erzählen und da überlege ich schon gut, was ich lesen mag.
LöschenAber ich überlege mir das eigentlich schon bei den anderen, neueren Büchern auch ganz genau.
Ein bisschen Info hole ich mir, aber eher (wie bei anderen auch) durch Rezensionen dazu. Oder das, was man von anderen mitbekommt. Oft entdecke ich Klassiker die ich dann lesen mag durch einen Tipp von jemanden - und wenn ich dann neugierig werde (genug für die Wunschliste), dann brauch ich da gar nicht mehr viel Info :D Aber es muss dann schon einfach etwas sein, was mich wirklich anspricht.
Dracula und Der geheime Garten waren wirklich toll <3
Ja okay, dann machen wir das doch ähnlich. Nur dass ich als letzter Schritt vor dem Lesen oft nochmal die Vita der AutorIn anschaue und kurz zumindest die zeitliche Epoche des Entstehens recherchiere - ich finde das hilft beim Lesen ungemein beim Einordnen... Aber sonst gehe ich hier auch am meisten nach Empfehlungen ;-)
LöschenIch hoffe, du hattest schöne Feiertage!
Ja, hatte ich, dankeschön :) Ich hoffe du auch! Dann wünsch ich dir noch ein schönes "Restjahr" und einen guten Rutsch!
LöschenJa hatte ich auch ;-) Wie schön! Dir auch einen guten Start ins neue Jahr!
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