Dienstag, 9. April 2019

Windjammer - Das Tagebuch des Evan LaCour


 
Allgemeines:
 
Titel: Windjammer - Das Tagebuch des Evan LaCour
Autorin: Tessa Millard
Verlag: Books on Demand (3. April 2019)
ISBN-10: 3746010128
ISBN-13: 978-3746010120
ASIN: B07QBHBHRZ
Preis: 8,99€ (Taschenbuch)
0,99€ (Kindle-Edition)
Seitenzahl: 220 Seiten
 
 
 
Inhalt:
 
Eine Stadt, über die niemand spricht.
Ein Mädchen, dessen Fähigkeiten niemand kennt.
Ein Schiffsjunge, für den es kein Zurück gibt.

Winter 1723: Als der Schiffsjunge Evan sein Quartier im eisigen Saint Harbour bezieht, gibt es für ihn nur ein Ziel: Er muss ein neues Schiff finden. Denn zurück nach Europa kann er auf keinen Fall. Gut, dass das Hausmädchen Gwen allerlei Kontakte zu den anderen Seefahrern unterhält. Doch je näher er Gwen kennenlernt, umso unwahrscheinlicher wird seine Abreise. Erst recht als er von ihrer besonderen Gabe erfährt und ihn eine dunkle Ahnung überkommt, dass in der Seefahrerstadt nicht alles ist, wie es scheint. Und dann ist da ja auch noch sein bester Freund Lenny, der Gwen mit aller Macht für sich gewinnen will.
 
 
Bewertung:
 
Da ich Bücher mit Seefahrt-Romantik über alles liebe, konnte ich natürlich nicht ablehnen, als mir Tessa Millard ein Rezensionsexemplar ihres neuen Romans anbot. Und ich habe es nicht bereut: Dieser düstere, geheimnisvolle, magische Kurzroman hat mir einige schöne Lesestunden bereitet.
 
Das Cover erscheint mit seiner warmen, gelb-braunen Farbgebung eigentlich viel zu warm und einladend für das dunkle, nass-kalte Setting eines Seemannshafens im Winter, mir schien die Gestaltung aber dennoch sehr passend. Die filigrane Zeichnung eines Schiffes umrandet von geschwungenen schwarzen Linien passt ebenso gut zum Thema wie der Titel. Durch die hellen Lichtpunkte in der dunkleren Umrandung wird ein magischer Eindruck erzeugt und die dezente "1" am Motiv deutet auf den ersten Teil einer Trilogie hin. Ganz in Tagebuch-Manier sind die Kapitel nach Tagen unterteilt, was jedoch das einzige erzähltechnische Element ist, das an eine Tagebuch-Perspektive erinnert. Evan LaCour darf hier zwar aus der Ich-Perspektive berichten und uns somit an seinen Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen teilhaben lassen, es kommt aber auch viel direkte Rede vor und als Zeitform wurde Präsens gewählt.
 
Erster Satz: "Die morsche Holztür schlägt krachend gegen die Hauswand."

Wir steigen ohne Umschweife mit Evans Ankunft im "Gasthaus zum wütenden Bären", seinem zukünftigen Winterquartier im Seemannshafen Saint Harbour, in die Geschichte ein. Weshalb ihn sein Freund Lenny gerade in dieses heruntergekommene Gasthaus im neufranzösischen Fischerdorf geschleppt hat, ist ihm ein Rätsel. So gibt es jeden Tag nur Fischsuppe, die Gaststube ist überfüllt und der Besitzer ein gruseliger Griesgram. Als er jedoch darauf angewiesen, möglichst viel Abstand zwischen sich und seine Vergangenheit zu bringen, auf die Suche nach einem neuen Schiff begibt und dabei an das widerspenstige, wunderschöne Hausmädchen Gwen gerät, wird ihm sofort klar, dass sie der Grund sein muss, weshalb Lenny Jahr für Jahr im Bären einkehrt. Doch warum kann sich Lenny plötzlich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnern, wie kann Gwen ein ganzes Badehaus in nur vier Stunden reinigen und warum erscheint der alte Besitzer Monsieur Giroux mit jedem neuen Tag des Winters jünger? Je näher er Gwen kennenlernt, desto tiefer wird er in ein Netz aus Geheimnissen verstrickt, aus dem es nur einen Ausweg gibt: Er muss die Wahrheit herausfinden.
  
"Parvenu", sagt er und leg einen Arm um meine Schultern, "es gibt für doch noch viel zu entdecken in St. Harbour." Er schenkt mir nach und reißt dann die Flasche in die Luft. "Auf einen langen Winter!", prostet er lautstark."
  
Ich habe das Buch am gestrigen Abend angefangen und in einem Rutsch durchgelesen. Sobald man einmal in den Fängen dieser rätselhaften Geschichte gefangen ist, kann man nicht anders als weiterzulesen, um an das dunkle Geheimnis von St. Harbour zu kommen. Selbstverständlich kann auf 220 Seiten Text in verhältnismäßig großer Schrift kein ganzes Abenteuer in einer komplexen Welt erzählt werden, doch was dem Kurzroman an Länge und Tiefgründigkeit fehlt, wird durch das spannende Setting wieder wettgemacht. Tessa Millard entführt uns in die raue "neue Welt" des 18. Jahrhunderts - genauer: in ein winterliches, nass-kaltes Fischerdorf, in das es jedes Jahr etliche Schiffe zum Überwintern zieht. Ein Gros der Handlung dabei spielt im heruntergekommenen aber beliebten "Gasthaus zum wütenden Bären". Dass dieser grobe, bedrohlich wirkende Ort Absonderlicheres beherbergt, als betrunkene Seemänner, wird relativ bald klar, denn es geschehen allerlei seltsame Dinge zwischen den schiefen, winddurchlässigen Wänden. Wie das sein kann und was Gwen, ihre kleine Schwester Tinna und der Hund Jakub damit zu tun haben, erfahren wir nur häppchenweise und müssen uns somit mit Evan auf Beweissuche begeben. Mit jeder neuen Erfahrung, die er macht und mit jedem Geheimnis, das enthüllt wird, bekommt der Roman eine magische Komponente dazu. Die entstehende Mischung aus dem unansehnlichen, dunklen Setting und dem geheimnisvollen, magischen Touch ergibt ein wundervoller Rahmen für die Geschichte.
  
"Ihr vorsichtiger Blick lässt eine pulsierende Wärme in meiner Brust entstehen. Diese klaren, blauen Augen. Ein Stück Meer an Land."
  
Dass die verschiedenen Facetten der Geschichte zusammenpassen wird durch den lockeren Schreibstil gewährleistet. Ihre klare, unprätentiöse Ausdrucksweise hat mir dabei ebenso sehr gefallen wie die knappen aber anschaulichen Beschreibungen. Leider hält sich die Autorin mit vielen gleichartigen Szenen auf, von denen etliche von Bedeutung für die Entwicklung der Storyline sind, andere jedoch wie ein unnötiges, erneutes Aufgreifen wirken. Anstatt die Dialoge Protagonisten nur auf wenige Themen und die Handlungsorte auf Evans Kammer, das Badehaus und die Gaststube zu beschränken, hätte ein bisschen frischer Wind ab und zu ein bisschen gut getan und das schleichende Tempo ein wenig angeheizt. 
 
Dass Evan LaCour, nicht dem Bild eines typische Seemanns entspricht und eigentlich viel zu intelligent, sensibel und verletzlich wirkt, um sich aus Abenteuerlust der weiten, gefährlichen Seereise von Frankreich nach Amerika auszusetzen, ist ebenfalls recht schnell klar. Da stellt sich nur die Frage, warum er überhaupt in St. Harbour gelandet ist und vor welchem Schrecken er so vehement davonzulaufen versucht. Dadurch dass er nicht sofort merkt, was Gwens Aufgabe im Gasthaus wirklich ist und immer wieder vorsichtige Fragen stellt, erschien er mir auf liebenswürdige Art und Weise ein wenig naiv und ist mir auch aufgrund seines zerbrechlichen Mutes ans Herz gewachsen.
  
"Erzählst du mir, wie er aussieht? Dein perfekter Ort?", fragt sie. (…) "Es gibt dort nichts, was mich davon abhält, meinem Herzen zu folgen." (…) "Klingt traumhaft", wispert sie. "Ich nehme dich mit, wenn du willst."
 
Auch Gwens und Lennys Hintergrundgeschichten werden nur oberflächlich angeschnitten und auch am Ende der Geschichte bleiben noch etliche Fragen offen, die es in den folgenden Teilen zu beantworten gilt. Gwen hat mir als das exotische, abweisende Zimmermädchen, das ein dunkles Geheimnis verbirgt, auch sehr gut gefallen, da sie mit ihrer tragischen Geschichte und ihrer rätselhaften Herkunft gut zu Evan passt. Dass die Beiden sich leise und heimlich näher kommen müssen, ist dabei natürlich vorprogrammiert, doch ihre aufkeimende Liebe scheint unter einem schlechten Stern zu stehen und so müssen wir die beiden liebgewonnenen Protagonisten auch schon wieder mitten in einer spannenden Szene verlassen und auf den nächsten Teil warten.
 
 

Fazit:
 
Ein düsterer, geheimnisvoller, magischer Kurzroman mit zwei tragischen Protagonisten, einem wundervoll ambivalenten Setting, spannenden Geheimnissen und einem echt fiesen Ende - ich freue mich sehr auf Band 2!
 
 
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*unbezahlte WERBUNG* 
Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar und die Goodies, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. 
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