Mittwoch, 1. Juni 2022

Kiss of Thunder


Allgemeines

Titel: Kiss of Thunder
Autorinnen: Meredith Wild und Angel Payne
Verlag: Piper (26. Mai 2022)
Genre: Romantasy
ISBN-10: 349228261X
ISBN-13: 978-3492282611
ASIN: B09HXHXHSF
Seitenzahl: 368 Seiten
Originaltitel: Blood of Zeus
Weitere Bände: Heart of Fire
(Band 2, ET: 28. Juli 2022)
Fate of Storms (Band 3; ET: 27. Oktober 2022)
Preis: 9,99€ (Ebook)
13€ (Taschenbuch)
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Inhalt

Beim Lesen ihrer geliebten Klassiker gelingt es Kara ab und zu, den Social Media-Trubel um ihre berühmte Hollywood-Familie, die Paparazzi und ihr vorherbestimmtes Schicksal zu vergessen. Ihre Familie hat einen Pakt mit der Hölle geschlossen und sie ist der Preis: Noch ein Jahr kann sie an der Uni ihre Freiheit genießen, dann ist sie einem Dämon versprochen. Nur eine Sache darf sie unter keinen Umständen: sich verlieben.


Bewertung

"Kiss of Thunder" vom Autorinnenduo Meredith Wild und Angel Payne habe ich mir angefragt, da die Mischung aus Hollywood-Glamour, Literaturstudium und paranormalen Elementen eine prickelnde und interessante Geschichte versprochen hat. Nachdem ich die Romantasy-Geschichte in den letzten Tagen gelesen habe, fällt mein Urteil aber leider ein wenig gemischt aus. 

Das Cover ist mit dem blauen Hintergrund, dem geschwungenen goldenen Titel und den hellen Lichtpunkten zwar ein wenig nichtssagend, dafür aber um einiges schöner anzusehen als das Originalcover, über dessen Hauptmotiv ich doch glatt ein bisschen lachen musste. Die Gestaltung ist geheimnisvoll, magisch und sinnlich, was sehr gut zur Geschichte passt. Auch der deutsche Titel, der im Gegensatz zum Original nicht schon einen riesigen Teil der Geschichte vorwegnimmt, gefällt mir sehr gut! Dafür also ein großes Kompliment an den Verlag! Etwas verwirrt war ich zunächst über die ungewöhnlich verschnörkelte Schriftart, in der der Roman abgedruckt ist und auch der Abstand der untersten Zeile zum Seitenrand ist seltsam groß. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber gut an den etwas untypischen Satz und kommt gut durch die 360 Seiten.

Erster Satz: "Nur eins ist schlimmer, als eine Dämonin zu sein: eine Valari zu sein."

Die beiden Autorinnen steigen direkt mit dem ersten Treffen der beiden Hauptfiguren, die abwechseln aus der Ich-Perspektive erzählen, in die Handlung ein. Wie schon im ersten Satz deutlich wird, werden die Celebrity-Elemente und der College-Trope dabei wie selbstverständlich mit paranormalen Elementen gemischt. Schon schnell ist deshalb klar: Kara ist eine Dämonin und Maximus ist riesig und demoliert ab und an aus Versehen Gegenstände. Da wir ansonsten aber ein ganz alltägliches L.A. präsentiert bekommen, in dem keiner so wirklich an Übernatürliches glaubt, wäre es in meinen Augen dringend notwendig gewesen, diese paranormalen Motive glaubhaft einzubinden. Eine wirkliche Einbettung dieser Elemente in das Realitätssetting erfolgt in diesem Auftakt aber nicht, sodass mich die ersten 100 Seiten vor allem verwirrt haben und "Kiss of Thunder" sich zunächst liest, als würde man mitten in einer Reihe einsteigen, deren Vorgängerbände oder Prequels man nicht gelesen hat. 

Doch auch im Verlauf der Geschichte wird das Worldbuilding nicht besser. Während man zu Beginn noch dachte, dass einem als LeserIn einfach essenzielle Informationen fehlen, die von den Figuren zurückgehalten werden, wird mit der Zeit klar, dass auch Kara und Maximus über ihre übernatürlichen Herkunft nicht viel mehr wissen, weshalb auch im Verlauf der Geschichte die hunderte von Fragen, die beim Lesen aufkommen, einfach nicht beantwortet werden. Das ist mehr als nur frustrierend. Man kann doch nicht ein reales Setting wählen und wahllos einige übernatürliche Elemente hinzufügen und davon ausgehen, dass damit alle Unklarheiten aus dem Weg geräumt sind. Neben der Frustration beim Lesen schadet dieser Informationsmangel auch stark dem Vorankommen der Handlung. Statt zusammen die magische Welt zu erkunden oder Geheimnissen auf die Spur zu kommen, tun die beiden Hauptfiguren ununterbrochen nichts anderes, als verwirrte Gespräche zu führen, sich gegenseitig mit Andeutungen und Halbwahrheiten abspeisen und ... rummachen. Viel andere Handlung ereignet sich nicht auf den beinahe 400 Seiten, was angesichts der drei vielversprechenden Motiven der Handlung wirklich enttäuschend ist.

Maximus: "Ich habe geglaubt, ich wüsste was Hölle ist - bis du mich zum ersten Mal berührt hast."

Gegen Ende werden dann zwar einige Enthüllungen angedeutet, die jedoch so oberflächlich bleiben, dass sie die Handlung nicht wirklich bereichern. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die Geschichte mit einer derart dünnen Handlung auf drei Bände gestreckt werden soll... Vermutlich war der Gedanke der beiden Autorinnen, Spannung durch die offenen Fragen zu gewinnen. Ärgerlich ist nur, dass man sich beim Lesen sehr schnell die Geheimnisse der beiden Figuren zusammenspinnen kann und die Hinhaltetaktik und das ewige Ausweichen und Nicht-Verstehen der Figuren deshalb sehr unglaubwürdig wird. Wenn also Handlung und offene Fragen und Konflikte als Spannungsgeber ausfallen, was hat dann dafür gesorgt, dass ich "Kiss of Thunder" trotzdem bis zum Ende verfolgt habe? Die Atmosphäre, die durch die Anziehungskraft zwischen Kara und Maximus entsteht! 

Meredith Wild und Angel Payne erzählen hier eine Forbidden-Lovestory, welche vor allem aufgrund der übernatürlichen Barrieren zwischen Kara und Maximus besteht und weniger durch das Professor-Studentin-Machtgefälle (letzteres scheint die beiden Figuren seltsamerweise nicht groß zu interessieren). Schon während ihrer ersten Begegnung knistert es ordentlich zwischen ihnen - im wahrsten Sinne des Wortes - und auch wenn natürlich etwas fragwürdig ist, dass die beiden schon nach wenigen Tagen Bekanntschaft zu 100% verliebt sind, ist die Chemie zwischen den beiden wirklich toll.  Insta-Love-Geschichten, in denen sich die beiden Figuren schon auf den ersten Blick ineinander verlieben und eine enge Verbindung haben, ohne diese langsam und für uns LeserInnen nachvollziehbar zu entwickeln, stehe ich generell ein wenig skeptisch gegenüber. Hier fand ich die sofortige Verbindung zwischen den beiden durch die paranormale Erklärung aber gerade noch so gerechtfertigt und konnte mich deshalb gut auf das Knistern zwischen den zweien einlassen. 

Kara: "Ich will all deine Geheimnisse, Kara... All die kleinen Teile von dir, die niemals jemand sieht, jeden wilden Traum, jede hässliche Wahrheit. Wenn ich nicht der Mann bin, der sich all das verdienen kann, wird sich für mich nichts jemals mehr richtig anfühlen.

Während ich die Verbindung zwischen den beiden also sehr nachvollziehbar ausgearbeitet und die Anziehung zwischen ihnen durch die Seiten greifbar finde, bleiben Kara und Maximus als Einzelfiguren jedoch nur grobe Strichzeichnungen. Die beiden sind zwar grundsätzlich sympathisch, bleiben hier für meinen Geschmack aber zu eindimensional. Wir erfahren kaum etwas darüber, was die beiden wirklich bewegt und lesen fast ausschließlich Szenen, in denen sie zusammen sind. Und auch diese gemeinsame Zeit nutzen sie leider nicht, um sich gegenseitig besser kennenzulernen oder etwas zu unternehmen, sondern beinahe ausschließlich körperlich. Auch die Nebenfiguren finde ich hier kaum erwähnenswert. Mit Maximus´ bestem Freund Jesse und Karas Schwester Kell haben wir immerhin zwei Nebenfiguren, die immer wieder vorkommen, die die Beziehungen zwischen ihnen und den Hauptfiguren bleiben jedoch sehr blass. Da es sich bei "Kiss of Thunder" um den Auftakt einer Reihe handelt, werden die Haupt- und Nebenfiguren in den kommenden Bänden vermutlich noch weiter vertieft, für mich wird nach diesem Band aber wohl eher Schluss sein.

Maximus: "Es passiert alles wieder genau gleich. Das Erwachen, wenn sie da ist. Wie sehr ich mir ihrer bewusst bin. Die Explosion, das Feuer, Licht und Farben, die zwischen ihrem Blut und meinem hin- und herrast, so funkelnd wie das vergoldete Sonnenlicht um uns herum.""

Diese Entscheidung hängt - als letzter Kritikpunkt meiner Rezension - auch ein wenig mit dem Schreibstil zusammen. Meredith Wild und Angel Payne setzen hier sehr viele bildhafte Vergleiche und Metaphern ein, die an manchen Stellen jedoch ein bisschen fehl am Platz erscheinen. Da ich bisher noch kein Buch von einer der beiden Autorinnen gelesen habe, bin ich mir nicht sicher, ob der an manchen Stellen amüsante, an anderen eher unangenehme Beigeschmack von Formulierungen durch den Schreibstil der beiden Autorinnen oder durch die Übersetzung bedingt ist. Fest steht, dass ich einige Szenen nicht ganz ernst nehmen konnte (vor allem die seitenlange Liebesszene am Ende hat mir den ein oder anderen ungewollten Lacher entlockt) und die langen Absätze voller magischer Andeutungen und blumiger Gefühlsbeschreibungen wie heiße Luft erscheinen, denen im Endeffekt die Substanz fehlt. Schade!

Kara: "Bücher waren immer meine einzige Sucht, aber Maximus ist eine Geschichte für sich. Ein lebendiges Rätsel. Der faszinierendste Held, der mir je begegnet ist. Und ich will nicht, dass die Geschichte jemals endet."

Fazit

"Kiss of Thunder" ist eine Romantasy-Geschichte mit viel heißer Luft, überschwelligen Metaphern und leeren Worte, der jedoch die Substanz fehlt. Das Worldbuilding lässt viele Fragen offen, die großen "Wendungen" sind vorhersehbar und die Figuren bleiben stark eindimensional - nur die durch die prickelnde Chemie entstandene Atmosphäre sorgt dafür, dass man bis zum Ende dabeibleibt!

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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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