Allgemeines
Titel: Malibu Rising
Autorin: Taylor Jenkins Reid
Verlag: Ullstein (27. April 2023)
Genre: Historische Fiktion
ISBN: 9783548067544
Seitenzahl: 384 Seiten
Originaltitel: Malibu Rising (übersetzt
von Babette Schröder)
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Inhalt
Malibu, 1983. Die jährliche Sommerparty von Nina Riva, Surfstar und Supermodell, steht bevor. Es ist das Event des Jahres, und niemand möchte die Gelegenheit missen, um mit den berühmten Riva-Geschwistern zu feiern. Nur Nina wünscht sich an diesem Tag so weit weg wie möglich: Nachdem ihr Mann sie betrogen hat, würde sie die Party am liebsten abblasen. Doch ihre Geschwister, Surfweltmeister Jay, Starfotograf Hud und das Nesthäkchen Kit stecken schon mitten in den Vorbereitungen und kurz darauf kommt der erste Überraschungsgast. In dieser wilden Partynacht kommen Familiengeheimnisse zum Vorschein, die seit Jahrzehnten unter der Oberfläche brodeln und drohen, das fragile Familiengefüge auseinander zu brechen. Weder Nina noch ihre Gäste ahnen, dass am Ende der Nacht alles in Flammen stehen wird ...
Bewertung
Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" und "Carrie Soto is Back" tief beeindruckt hat, und auch "Daisy Jones & The Six" mich überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mich langsam aber sicher durch das ganze Repertoire der Autorin durchzulesen. Als nächstes auf dem Plan stand für mich deshalb "Malibu Rising", welches ich in den letzten Tagen als Hörbuch geradezu inhaliert habe. Nach 13 emotionalen und mitreißenden Hörstunden kann ich nun verkünden: Taylor Jenkins Reid hat hier mal wieder ein episches, lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Meisterwerk geschrieben!
“Our family histories are simply stories. They are myths we create about the people who came before us, in order to make sense of ourselves.”
Zunächst wie immer einige Worte zum Cover: Wie bei Taylor Jenkins Reids anderen Romanen wird das Cover von einem Ausschnitt der Hauptfigur eingenommen. In diesem Fall sieht man Nina Riva, die in einem geblümten Sommerkleid, wehenden Haaren und einer Sonnenbrille vor den Palmen Malibus steht. Ein großer, weißer Titel, ein Farbverlauf im Hintergrund und fertig ist das einfache aber gut getroffene Cover - auch wenn ich das Originalmotiv mit den vier Surfern gelungener finde. Zum Glück hat sich der deutsche Verlag dazu entschieden, den englischen Originaltitel beizubehalten, welcher passender nicht sein könnte. Toll fand ich auch die kleinen Easter Egg Crossover zu "Daisy Jones & The Six" und "Carrie Soto is Back", die TJR-Fans bestimmt auffallen werden. So kommen hier nicht nur Anspielungen auf Evelyn Hugo und einige aus Daisy Jones & The Six bekannte Größen der Musikwelt vor, sondern auch ein ganzer Auftritt von Carrie Soto.
“Just because it is in Malibu's nature to burn, so was it in one particular person's nature to set fire and walk away.”
Genau wie die meisten Bücher die Autorin hat "Malibu Rising" ein sehr ungewöhnliches Erzählkonzept. In einer unglaublich kurzen Erzählzeit von 24 Stunden verfolgen wir die alljährliche Sommerparty der Riva-Geschwister von den ersten Vorbereitungen am Morgen der Party bis zu den Nachwirkungen am Morgen danach. Dabei verwendet die Autorin verschiedene Erzählperspektiven und springt zwischen den vier Riva Geschwistern Nina, Jay, Hud und Kit sowie verschiedenen Gästen hin und her. Aus dem Prolog wissen wir bereits, dass Malibu am Ende der Party in Flammen stehen wird. Wie die Party so eskaliert und was zum großen Schlüsselmoment am Ende geführt hat, erfahren wir durch ein engmaschiges Familienporträt, das die Autorin Schritt für Schritt vor uns ausbreitet. Dazu lernen wir nicht nur die vier Hauptfiguren und deren aktuelles Leben kennen, die Autorin webt auch immer wieder Rückblicke auf die Vergangenheit der Riva Familie ein. Sie beginnt im Jahr 1956 beim Kennenlernen der Eltern June und Mick Riva, erzählt von der Geburt ihrer Kinder, dem Aufwachsen der Geschwister und enthüllt dabei, weshalb die vier so geworden sind, wie sie heute sind, bis der Verlauf der Party sich unvermeidlich anfühlt.
“She knew it was up to her to say what had to be said. To do what had to be done. When there is only you, you do not get to choose which jobs you want, you do not get to decide you are incapable of anything. There is no room for distaste or weakness. You must do it all. All of the ugliness, the sadness, the things most people can't stand to even think about, all must live inside of you. You must be capable of everything.”
"Malibu Rising" ist also wieder so ein Buch, bei dem man zu Beginn keine Ahnung hat, wohin die Reise führen wird, man dann aber innerhalb weniger Kapitel tief in das Schicksal der Figuren eingesaugt und bis zum Ende nicht mehr freigegeben wird. Auf den knapp 400 Seiten werden dabei eine Menge verschiedener Themen angesprochen. Vor der Kulisse der ausschweifenden Party voller Alkohol, Drogenexzesse, Sex und Randale mit weinenden Models, rauchenden Rockstars und einigen Überraschungsgästen geht es um die Gegenüberstellung von Armut und Reichtum, Berühmtheit und ein einfaches Leben, Surfen und Alkoholismus, Verantwortungsflucht und Pflichtbewusstsein, toxische Beziehungen und bedingungslose Liebe. Der Wechsel zwischen der feinfühlig-erzählten Hintergrundgeschichte und der stetig entgleisenden Dramatik der Party in Kombination mit der Dynamik zwischen den Figuren und der sommerlichen Malibu-Kulisse erzeugt eine abwechslungsreiche, frische Geschichte, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, bis nicht das letzte schmerzhafte Geheimnis enthüllt ist.
“There was finally enough air within her for a fire to ignite.”
Im Mittelpunkt dieser intensiven Geschichte über Familie, Zusammenhalt, Liebe und Vergebung stehen natürlich die vier Geschwister. Die große Stärke der Bücher von Taylor Jenkins Reid ist, dass sich die fiktiven Figuren so lebensecht anfühlen, dass man meint, man könne sie googeln. Dabei schreibt die Autorin häufig von überlebensgroßen Stars, die man aber auch so gut kennenlernt, dass man sich wie ein Teil ihrer Familie fühlt. Die Protagonistinnen haben dabei immer Ecken und Kanten und sind nicht immer klare Identifikationsfiguren, aber sie finden dennoch in jedem Fall einen ganz eigenen Weg, sich ins Leserherz zu schleichen und dort häuslich einzurichten. So erging es mir auch wieder mit allen vier Rivas. Mich hat beeindruckt, wie die Autorin in dem kurzen zeitlichen Rahmen und mit so vielen Sprüngen in der Handlung genügend Raum für ihre Hauptfiguren gefunden hat, sodass wir am Ende der Nacht das Gefühl haben, alle vier genau zu kennen und zu verstehen, was sie im Grunde ihres Herzens bewegt. Wie sehr sich das Leben der vier innerhalb von einer Nacht verändern kann, ohne dass es übertrieben oder konstruiert wirkt, ist bemerkenswert.
“Accept accept accept. For so long, Nina had believed it was her greatest strength—that she could withstand, that she could endure, that she would accept it all and keep going. It was so foreign to her, the idea of declaring that something was unacceptable.”
Ein wenig mehr im Fokus als die anderen steht dabei die älteste Schwester Nina, deren wahnsinnige Entwicklung innerhalb dieser einen Nacht mich emotional sehr mitgerissen hat. Es ist schwer, ihre Erkenntnisse der Partynacht in Worte zu fassen, ohne zu viel vorwegzunehmen. Ihr Grundkonflikt besteht im Grunde darin, sich von ihrer Rolle und dem, was sie von ihren Eltern mitbekommen hat, zu lösen und ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Wie sie im Angesicht ihrer Vergangenheit und früherer Fehler ihr volles Potenzial erkennt und beschließt, das Beste aus ihren Anlagen zu machen, ist wirklich inspirierend.
Sehr gut gefallen haben mir auch Mick und June Riva, welche als Nebenfigur genügend Tiefe und Konfliktpotenzial besitzen, um ein weiteres Buch zu füllen. Neben den beiden tauchen zahllose weitere Nebenfiguren auf, die manchmal nur kurz namentlich genannt wurden, um danach im Tumult der Party zu verschwinden. Angesichts der Fülle an Namen und Gesichtern fand ich es manchmal schwer, den Überblick zu behalten - besonders gegen Ende, als vieles gleichzeitig passiert und die Geschichte in einem chaotischen Finale gipfelt. Auch wenn am Ende angedeutet wird, wie es für unsere vier Geschwister weitergehen könnte, hätte ich mich über einen ausführlicheren Abschluss sehr gefreut. Für meinen Geschmack hätte die Autorin gerne einige Beschreibungen der Partyausschweifungen zugunsten eines etwas langsameren Showdowns streichen können. Wie die Autorin den Roman am Ende auflöst, empfand ich aber dennoch als sehr stimmig und muss trotz leichter Kritikpunkte nun tief berührte 5 Sterne vergeben. Wer am Ende für das Feuer verantwortlich war, hat mir ein wissendes Lächeln ins Gesicht gezaubert, denn es scheint einfach in der Natur mancher Menschen zu liegen, sich des Chaos´, das sie verursachen, nicht bewusst zu sein.
Fazit
In "Malibu Rising" breitet Taylor Jenkins Reid ein lebendiges, einfühlsames und gedankenvolles Familienporträt über vier Geschwister vor uns aus. Der Wechsel zwischen der feinfühlig-erzählten Hintergrundgeschichte der Familie Riva und der stetig entgleisenden Dramatik der Party in Kombination mit der Dynamik zwischen den Figuren und der sommerlichen Malibu-Kulisse erzeugt eine abwechslungsreiche, frische Geschichte, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, bis nicht das letzte schmerzhafte Geheimnis enthüllt ist.
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