Mittwoch, 5. Februar 2025

We Free the Stars

Allgemeines

Titel: We Free the Stars 
Autorin: Hafsah Faizal
Verlag: Farrar, Straus & Giroux (19. Januar 2021)
Genre: Romantasy
ISBN: 9780374311575 
Seitenzahl: 740 Seiten
Weitere Bände: We Hunt The Flame (Band 1)
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Inhalt

Trotz aller Verluste sind Zafira, Nasir und Kifah fest entschlossen, dem Königreich Arawiya die Magie zurückzubringen. Doch sie haben kaum noch Verbündete, und die Menschen im Land leben in Angst vor der Rückkehr des Löwen der Nacht. Nasir kämpft außerdem darum, die Magie in seinem Blut zu beherrschen: Er muss lernen, seine Macht zu verfeinern, damit er sie auch gegen seinen Vater einsetzen kann, der unter der Kontrolle des Löwen steht. Währenddessen ringt Zafira mit einer ganz anderen Dunkelheit, die seit ihrer Verbindung mit dem Jawarat in ihr brodelt. Das Summen seiner Stimmen treibt sie an den Rand des Wahnsinns und auf ein Chaos zu, das sie auf gar keinen Fall entfesseln darf, was auch immer geschieht. Gefangen im Dunklen, finden Zafira und Nasir zueinander. Aber die Zeit läuft unerbittlich gegen sie. Und um ihre Welt zu retten, müssen dramatische Opfer gebracht werden …


Bewertung

Obwohl mich Band 1 der Reiche-von Arawiya-Dilogie, "We Hunt the Flame", im Dezember nur mittelmäßig überzeugen konnte, habe ich beschlossen, dem zweiten Band nochmal eine Chance zu geben. Da Schreibstil und Worldbuilding der Geschichte sehr besonders waren und mir eine Freundin versichert hat, dass Band 2 wirklich lesenswert sei, habe ich mich nach längerem Überlegen doch nochmal nach Arawiya begeben und habe es im Endeffekt nicht bereut...

Allein wegen des tollen Covers, musste ich Band 2 ebenfalls besitzen. Denn genau wie schon Band 1 ist auch "We Free the Stars" ein wahrer Hingucker. Während Band 1 ganz in Blau gehalten war, ist Band 2 nun in komplementären Rot- und Goldtönen gestaltet, die die geheimnisvolle und orientalisch inspirierte Atmosphäre des Buches perfekt aufgreifen. Zu sehen ist abermals die Silhouette einer Jägerin mit einem Köcher voller Pfeile, die nun allerdings zu einem verhüllten Assassinen auf einem goldenen Minarett emporblickt. Die arabisch inspirierten Ornamente des Titels runden das Design harmonisch ab und fangen die Stimmung des Romans gut ein. Die edle Gestaltung setzt sich im Buchinneren fort: Eine Karte in der hinteren Buchlasche lädt dazu ein, das Land Arawiya zu erkunden, während die Charakter-Artworks in der vorderen Buchlasche die Protagonisten zum Leben erwecken. 

 Erster Satz: "Darkness surged in his veins."

Band 2 setzt in geringem zeitlichen Abstand nach der Schlacht von Sharr an und erzählt, wie die Zumra auf einem Schiff von der Insel flieht - die Herzen der Schwestern und das Jamarat im Gepäck, dafür aber ohne Altair und Benyamin, die tot oder lebendig in den Fängen des Löwen der Nacht zurückbleiben. Für die gut 700 folgenden Seiten ist für die Gruppe deshalb einiges zu tun: Sie müssen nicht nur das letzte verbliebene Herz finden und die Herzen in die Minarette zurückbringen, um die Magie zurück nach Arawiya zu bringen, sondern sich auch vor dem Löwen der Nacht verstecken, Altair retten und eine politische Katastrophe für alle Kaliphate verhindern. Obwohl damit eigentlich ein strammer Plot vorprogrammiert wäre, hatte ich hier wieder Probleme mit der Ausgestaltung der Handlung. Zwar war die Geschichte ein wenig zielgerichteter und temporeicher als Band 1, aber im Großen und Ganzen kann ich meine Kritikpunkte zu "We Hunt the Flame" hier nochmal wiederholen. 

 "We´re not falling apart. We hunted the flame on Sharr, set free the stars across the skies, but it was only ever the dawn of our zumra. Now we make sure that light doesn´t go out. Forever. Together.”

Auch wenn es viele sehr fesselnde Passagen gab und auch die Atmosphäre nach wie vor grandios ist, konnte mich die Handlung leider nicht durchgängig packen oder in den Bann ziehen. Das liegt vor allem daran, dass viele Szenen sehr vage und zu wenig greifbar geschrieben sind - egal ob Kampfszenen oder Dialoge oder emotionale Reflexionen der  Figuren, hier passiert vieles subtil im Subtext, sodass ich teilweise raten musste, was gerade passiert. Das hat mich leider immer wieder aus der Geschichte geworfen, sodass ich kein durchgängiger Sog aufbauen konnte. Dazu kommt, dass das Buch deutlich zu lang angesetzt ist und besonders die ersten 300 Seiten sich leider endlos in die Länge ziehen. Immer wieder gibt es spannungsgebende Szenen, die sich dann allerdings wieder schnell im Sande verlaufen und auch zwischenmenschliche Konflikte schwelen untätig und werden bis zum Ende nie angegangen. Wer diese Dilogie lieben möchte, muss also viel Geduld mitbringen und sich auch an recht verworrenen Szenen nicht stören. 

 "Habibi. Hayati. Roohi. My love, my life, my soul, the words meant, but their meanings went deeper than that. Habibi was for friends and love that was real enough. Hayati was when love became an all-encompassing thing. Deeper and deeper, until one became the others life. Roohi was when a soul twined with its match and loved with the force of a thousand suns. When it slipped beneath the heart and tangled in the very fibres of an existence."

Auch mit den Figuren hatte ich leider weiterhin meine Probleme... Sowohl Zafira als auch Nasir blieben mir nach wie vor zu schwer greifbar, obwohl abwechselnd aus der Sicht der beiden erzählt wird. Zwar sind sie mir mit der Zeit nähergekommen und ihr Profil wurde geschärft, so richtig fassen konnte ich allerdings beide bis zum Schluss nicht. Die Autorin gibt sich große Mühe, ihre beiden Hauptfiguren vielschichtig, ambivalent und nicht leicht zu durchschauen aufzuziehen, was ich normalerweise auch großartig finden würde. Leider gelingt ihr das aber etwas zu gut, sodass mir die beiden in ihrer Charakterisierung trotz spannender Ansätze einfach zu schwammig waren und ich vieles auch einfach nicht verstanden habe. Seien es Motive für gewisse Handlungen oder Beziehungen und Gefühle für Nebenfiguren - richtig angekommen, was die beiden nun wirklich denken und fühlen ist bei mir leider nicht. Ebenso die Liebesgeschichte, die einige wirklich tolle Szenen hat: Mir war einfach nicht klar, was die beiden genau aufhält, und man muss in ihrem Verhalten viel zwischen den Zeilen deuten, um aus den beiden schlau zu werden. 

 "Were all monsters lonely, he wondered, pretending to be aloof and unafraid? Was it that falsity that nurtured them, cultivating them with careful precision, unique and unmatched?"

So haben sich für mich mit der Zeit eher Nebenfiguren emotional in den Vordergrund gestellt. Besonders der charismatische Altair mit seiner stummen Liebe für alles und jeden hat es mir angetan. Gut gefallen hat mir aber auch, dass wir hier mehr Informationen zur Hintergrundgeschichte des Löwes erfahren und er zu einem runderen Antagonist wird, der sich wunderbar in die bunten Nebenfiguren einreiht. Etwas schade ist allerdings, dass nicht alle Handlungsstränge von allen Nebenfiguren bis zum Ende verfolgt und nicht alle Andeutungen zufriedenstellend zu Ende erzählt werden. So bleibt beispielsweise offen, was mit Yasmine und Altair passiert, ob sich Lana und ihr geheimnisvoller "Junge" doch noch näherkommen oder wie es mit Zafira und dem Jawarat wirklich weitergeht.  

 "Darkness doesn’t need to be destroyed. We need the dark as much as we need light. It makes us bold, as much as it makes us afraid.” She smiled. “Darkness needs only to be tamed."

Was die Geschichte allerdings trotzdem interessant und lesenswert macht, sind nach wie vor Schreibstil und Setting. Hafsah Faizals Schreibstil war dank der gelungenen Übersetzung schon in der deutschen Ausgabe atmosphärisch dicht, lyrisch und bildhaft. Auf Originalsprache macht die Geschichte mit ihrem zauberhaft verschnörkelten Ton nun aber noch viel mehr Spaß. Auch wenn das Buch  sich dadurch manchmal etwas schwerfällig liest und der Schreibstil definitiv zum schleppenden Spannungsbogen und den vagen Szenen beiträgt, muss man einfach festhalten, dass die Autorin toll schreiben kann! Außerdem möchte ich hier erneut die Repräsentation arabischer Folklore positiv hervorheben. Die Dilogie entführt uns Lesende in die exotische Welt von Arawiya, die von arabischen Mythen und arabischer Kultur inspiriert ist. In dieser Fortsetzung halten wir uns vor allem in Arawiyas Hauptstadt Sultans Ruhe auf, reisen aber auch kurz in die anderen Kalilphate, sodass das Worldbuilding gegenüber des ersten Teils deutlich ausgebaut wird. So passen Hafsah Faizals Welt, ihre Figuren und ihr Schreibstil wieder wie Puzzleteile zusammen: alle sind sie geheimnisvoll, verschnörkelt, märchenhaft und auf genüssliche Weise kompliziert. Das zeigt sich vor allem im Ende, das großartig geschrieben und so aufgezogen ist, dass sich alles wunderbar ineinanderfügt. Leider ist die Reihe aber trotzdem nicht spannend und greifbar genug, um für mich wirklich zu einer Herzensreihe zu werden. 

 "If he's the darkness, then you're his moon, and the moon wasn't made to be caged."

Fazit

"We Free the Stars" überzeugt wie sein Vorgänger mit einem atmosphärischen Schreibstil, der beeindruckenden Welt voller arabischer Folklore und interessanten Figuren, bleibt jedoch in der Handlung oft vage und verliert sich in seiner Länge. Wer sich auf ein komplexes, poetisches Abenteuer einlassen kann, wird für das Dranbleiben belohnt, für mich war die Reihe aber deutlich zu wenig greifbar, um wirklich zu überzeugen.

*keine WERBUNG, selbstgekauft*

Quelle Informationen: Goodreads.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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