Freitag, 7. Februar 2025

Cassardim - Jenseits der schwarzen Treppe


Allgemeines

Titel: Cassardim - Jenseits der schwarzen Treppe
Autorin: Julia Dippel
Verlag: Planet (21. November 2020)
Genre: Fantasy
ISBN: 9783522654463
Seitenzahl: 425 Seiten
Weitere Bände: Jenseits der goldenen Brücke (Band 1)
Jenseits des tanzenden Nebels (Band 3)
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Inhalt

Als Goldene Erbin und Verlobte des Schattenprinzen ist Amaia den Mächtigen in Cassardim ein Dorn im Auge. Auf ihrer Reise durch die Fürstentümer muss sie deshalb nicht nur die höfischen Intrigen überleben, sondern auch diverse Mordanschläge. Besonders in der Schattenfeste, wo Liebe als Schwäche gesehen wird, schwebt Amaia in großer Gefahr. Um sie zu schützen, ist Noár gezwungen, erneut zu dem skrupellosen Prinzen zu werden, den alle so fürchten. Doch wieder einmal ist nichts, wie es scheint, sodass nicht nur Amaias Herz auf eine harte Probe gestellt wird.


Bewertung

Nach meinem Buddyread mit Sofia (@SofiasWorldofBooks) zum ersten Teil der Cassardim-Reihe, musste ich unbedingt sofort weiterlesen. Denn schnell war dabei klar: Hinter den hässlichsten Fantasy-Covers der Welt versteckt sich eine so lesenswerte und interessante Geschichte, dass ich mich richtig ärgere, dass ich die Reihe so lange auf meinem SuB habe versauern lassen! Ganz an den mitreißenden Sog von "Cassardim - Jenseits der goldenen Brücke" kann Band 2 für mich zwar leider nicht anknüpfen, dennoch hatte ich auch mit diesem Mittelteil großen Spaß!

Zuerst wie immer ein paar kurze Worte zum Cover. Wie in meiner kurzen Einleitung bestimmt schon (subtil) durchgeschimmert ist: ich finde die Cover der Cassardim Reihe wirklich grauenhaft! Auch wenn Band 2 lange nicht so schlimm aussieht wie der erste Band, der mit der braun-beigen Farbe, dem leichenhaftblassen Gesicht der Hauptfigur und der seltsamen Arschgeweih-Titelverzierung wirklich eine Katastrophe ist, ist auch Band 2 weit davon entfernt, ein Augenschmaus zu sein. Das liegt vor allem an dem Male-Model, das wohl Noár darstellen soll. Ich stehe Gesichtern auf Buchcover ja sowieso immer sehr kritisch gegenüber, aber hier wurde zusätzlich noch sehr unpassend gewählt. Dafür sind mit der dunklen Hintergrundfarbe, der schwarzen Treppe und den Blitzen wenigstens die anderen Parameter des Covers besser gewählt. Zum Glück habe ich mich also auch diesmal nicht abschrecken lassen und abermals trotzdem 425 spaßige Seiten in "Cassardim" verbracht. 

Erster Satz: "Der leichte Stoff meines Kleides folgte raschelnd meinen Bewegungen."

Schon nach dem Ende von Band 1, war ich etwas skeptisch, worum es in Band 2 und 3 genau gehen soll, da das Ende des ersten Bandes weitestgehend abgeschlossen war. Zwar waren einige Fragen und Probleme noch offen, der große Hauptkonflikt aber erstmal aufgelöst, sodass ich tatsächlich in Versuchung war, es bei dem einen Band zu belassen, wenn Julia Dippels faszinierende Welt, die spannenden Intrigen und das Potenzial der Figuren mir nicht Lust auf mehr gemacht hätten. Ob es sich nun gelohnt hat, die Reihe weiterzulesen, werde ich wohl erst nach Band 3 abschließend beantworten können. Hier kann ich nur schonmal für mich feststellen, dass die Handlung deutlich schwächer war als in Band 1. Denn genau wie befürchtet gab es hier keinen richtig erkennbaren roten Faden und der neue Konflikt rund um das erstarkende Chaos, die offene Herrscherfrage und politische Intrigen von Lazar und Katair wirkt eher konstruiert. Zwar gibt es hier keine wirklichen Längen, die Handlung dümpelt aber dennoch etwas ziellos vor sich hin, sodass sich die Frage stellt, ob hier wirklich drei Bände notwendig gewesen wären.  

"Berührst du mich, bin ich Zuhause. Küsst du mich, verbrenne ich. Verliere ich dich..." Seine Stimme wurde brüchig und gab mir einen Blick in sein Innerstes, "...sterbe ich."

 Versteht mich nicht falsch, trotz der schwächeren Handlung hat die Geschichte wieder großen Spaß gemacht. Das liegt zum einen an der tollen Sogwirkung, die sich aus dem humorvoll-zupackenden Erzählstil der Autorin, dem interessanten Worldbuilding und der düster-magischen Atmosphäre der Geschichte ergibt. Zum anderen weiß die Autorin wirklich, wie sie uns über die dünne Handlung vertrösten kann und hält uns mit Kuscheleinheiten mit riesigen Raubkatzen, einem zuckersüßen tierischen Sidekick (der Okoklin Flummel - ein flauschiger Hummel-Hamster-Verschnitt, der Fiepsend in ihren Haaren wohnt und Amaia mutig vor allem Übel verteidigt!!!) und Erkundungen des geheimnisvollen Schattenreichs mit magischen Höhlen, einem gefährlichen Heerlager und düsteren Orgien, bei Laune. Dabei lernen wir nebenbei auch mehr von Cassardim kennen. Während wir uns im ersten Band vor allem auf den goldenen Palast des Kaisers im Zentrum des Reichs konzentriert haben, machen wir hier ausgedehnte Ausflüge in die Wandernden Wälder, zum Trockenen Meer und erkunden vor allem ausführlich das Schattenreich. Man braucht zwar weiterhin viel Fantasie, um die Totenwelt von Cassardim mit den verschiedenen Fürstentümer gedanklich zum Leben zu erwecken, ich kann aber nur nochmal bekräftigen, dass es sich dabei um einen originellen und unverbrauchten Spielort für eine YA-Fantasy Geschichte handelt!

"Ich kann nicht behaupten, keine Angst zu haben", erwiderte ich leise. "Aber nicht vor dir. Niemals vor dir. Dieser skrupellose Schattenprinz, den alle so fürchten, kann mich nicht mehr täuschen. Ich sehe dich klar und deutlich, Noár. Und ich liebe, was ich sehe."

Die Figuren haben mir hier hingegen ein bisschen besser gefallen als in Band 1. Da Amaia dort die meiste Zeit damit beschäftigt war, auf die starken Veränderungen ihrer Lebensumstände zu reagieren, zu verarbeiten was passiert ist und sich neue Fragen zu stellen, wurde sie in Band 1 kaum selbst aktiv und blieb noch sehr blass in ihrer Rolle als Special-Snowflake-Auserwählte. Wirklich viel Zeit zum Reflektieren und Nachdenken bekommt sie auch in dieser Fortsetzung nicht, allerdings lässt sie sich hier endlich mal ein Rückgrat wachsen und ist deutlich aktiver als zuvor. So lernt sie zum Beispiel, sich zu verteidigen, ergreift von sich aus die Initiative und treibt ihr Schicksal und damit den Plot aktiv voran. Um ihrer Rolle als Goldene Erbin mit einem angeblichen starken Super-Willen gerecht zu werden, ist sie aus meiner Sicht aber leider immer noch ein viel zu schwaches Damsel-in-Distress-Klischee, das sich zu sehr auf Unterstützung und Führung von außen verlässt... 

Weiterhin sehr wenig Raum bekommen außerdem die Nebenfiguren, die aber sehr vielseitig und abwechslungsreich angelegt sind. Da wäre zum Beispiel Amaias Geister-Freundin Zoey, die mit vielen Popkulturreferenzen und technologischen Vergleichen wieder für den ein oder anderen unterhaltsamen Kontrast zum High-Fantasy-Setting sorgt. Meine sonstigen Favoriten sind der chaotische Pash, der trockenhumorige General Rhome und Amaias zuckersüßer Bruder Moe. Und dann ist da natürlich noch Noár... Genau wie Amaia ist er als sehr interessante Figur angelegt und erinnert in seiner Ambivalenz zwischen toxischer Rolle und tatsächlichen Gefühlen irgendwie ein bisschen an Rhysand ("Das Reich der sieben Höfe") oder Prinz Cardan ("Elfenkrone"). Durch bekannte Tropes wie „Enemies to Lovers“ und „Marriage of Convenience“ gepaart mit dem undurchsichtigen Ränkespiel am Hof entsteht eine enorme Chemie zwischen den beiden, sodass schnell die Funken fliegen (da es sich bei der Reihe um YA handelt, gibt es allerdings keine expliziten Szenen). Auch wenn auch hier wie schon beim Hauptkonflikt des Plots einiges Drama konstruiert wirkte, um einen zweiten Band zu füllen, hatte ich mit den beiden in Verbindung wieder großen Spaß. 

"Du bist mehr als genug. Selbst nach einer Ewigkeit an deiner Seite würde s mir mit dir nicht langweilig werden."

Das Ende kommt dann nach einem spannenden Showdown recht abrupt und (besonders der letzte Satz) lässt einiges offen. Zieht man nach 425 Seiten Bilanz, fällt auf, dass wir nach dem Buch leider fast genauso schlau sind wie zuvor, was die großen Fragen angeht: Was ist genau mit Katair los? Wer sind Amaias wirkliche Eltern? Was ist Lazars Plan? Was war Noárs Rolle in der Nacht der Rebellion? Welche Auswirkungen haben die Juwelen-Splitter in Amaias Händen? Wie kann sie Cassardim mithilfe ihres Willens beeinflussen? Und vor allem: Wem kann sie wirklich vertrauen? So liest sich "Cassardim - Jenseits der schwarzen Treppe" mehr wie das spaßige erste Drittel eines Fantasy-Romans, nicht wie ein gesamter Mittelteil. Ich hoffe nun sehr, dass Julia Dippel in Band 3 nochmal einen Zahn zulegt und wieder an ihre temporeiche, wendungsreiche Erzählweise aus Band 1 anknüpfen kann. 

Fazit

Auch wenn "Cassardim – Jenseits der schwarzen Treppe" inhaltlich nicht ganz an die Sogwirkung des ersten Bands heranreicht und stellenweise etwas ziellos wirkt, überzeugt die Geschichte dennoch mit ihrem atmosphärischen Worldbuilding, humorvollen Erzählstil und spannenden Charakterdynamiken – ein unterhaltsamer Mittelteil, der Lust auf das Finale macht.

*keine WERBUNG, selbstgekauft*

Quelle Informationen: Goodreads.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Sophia,
    ich habe die gesamte Cassardim-Reihe so regelrecht durchgesuchtet (im Januar 2024). Eine der besten Geschichten, die ich je gelesen habe und definitiv ein All-Time-Favorit für mich.

    Was die Cover betrifft: Sind wir einer Meinung. Meinen Geschmack haben sie auch nicht so gänzlich getroffen.

    Ich bin sehr gespannt, was du zum Finale sagen wirst!

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Huhu Tanja,

      ich habe Band 1 und 2 auch beide in Rekordzeit verschlungen, weil sie einfach so kurzweilig und mitreißend geschrieben sind. Ich bin jetzt natürlich super gespannt auf Band 3, welchen ich morgen anfangen möchte, aber auch auf die anderen Reihen der Autorin... Izara Band 1 liegt bei mir sogar schon bereit - hast du die Reihe von ihr auch gelesen?

      Liebe Grüße
      Sophia

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