Allgemeines
Titel: We Hunt The Flame
Autorin: Hafsah Faizal
Verlag:
Knaur (2. Dezember 2024)
Genre: Romantasy
ISBN: 9783426449561
Seitenzahl: 544 Seiten
Originaltitel: We Hunt the Flame (übersetzt von Bastian Ludwig)
Weitere Bände: We Free the Stars (Band 2)
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Inhalt
Bewertung
„We Hunt the Flame“ klang nach einem perfekten Buch für mich: Orientalisches High-Fantasy-Setting, Enemies-to-Lovers-Trope und eine spannende Handlung mit Geheimnissen, Magie, Flüchen und gezückten Dolchen... So wird es wohl keinen wundern, dass ich mich sehr auf die gehypte Geschichte gefreut habe, die Anfang Dezember zum ersten Mal auf Deutsch erschienen ist. Leider habe ich dann aber ewig gebraucht, um das Buch zu beenden und mich dann nochmal genauso lang darum gedrückt, eine Rezension zu schreiben - beides kein gutes Zeichen, die zeigen, dass wie so oft bei vielversprechend klingenden Büchern meine Erwartungen zu hoch waren...
Bevor ich erkläre, was genau mich leider weniger überzeugen konnte als gehofft, wie immer erst noch ein paar Worte zur Gestaltung. Das Cover von "We Hunt the Flame" ist ein wahrer Hingucker und wurde zum Glück von der Originalausgabe übernommen. Die Farbpalette aus Blau- und Goldtönen spiegelt die geheimnisvolle und orientalisch inspirierte Atmosphäre des Buches perfekt wider. Zu sehen ist die Silhouette einer Jägerin mit wehendem Umhang und Köcher voller Pfeile vor einer kunstvoll stilisierten Landschaft mit einer mondbeschienenen Wüste und einer Stadt auf einem Berg. Die arabisch inspirierten Ornamente des Titels runden das Design harmonisch ab und fangen die Stimmung des Romans gut ein. Die edle Gestaltung setzt sich im Buchinneren fort: Eine Karte in der hinteren Buchlasche lädt dazu ein, das Land Arawiya zu erkunden, während die Charakter-Artworks in der vorderen Buchlasche die Protagonisten zum Leben erwecken.
Gleich vorweg mein größtes Problem mit der Geschichte: Die Handlung konnte mich zu keinem Augenblick wirklich packen oder in den Bann ziehen. Versteht mich nicht falsch, ich habe sie nicht uninteressiert verfolgt und auch gerne bis zum Ende gelesen, aber für mich gab es da einfach keinen Sog, keine Magie zwischen den Seiten, die mich gefesselt hat. Das hat zum einen damit zu tun, dass die Rahmenhandlung erst nach etwa 200 Seiten startet und erst ab der Ankunft der beiden Protagonisten auf der Insel Sharr Fahrt aufnimmt. Zum anderen lag es daran, dass sobald die Handlung dann richtig startet, vieles beinahe nebenbei zu geschehen scheint. Szenen, die eigentlich dramatisch und aufregend sein sollten, wie beispielsweise die Durchquerung des Arz, die Überquerung der Baransee, der Kampf mit diversen Monstern oder sogar der Tod einer Hauptfigur, werden wahnsinnig schnell und unspektakulär abgehandelt und verlieren dadurch an Wirkung. So baute sich trotz durchaus vorhandener Spannungsmomente für mich kein wirklicher Spannungsbogen auf und ich verfolgte das Geschehen bis zum Ende eher distanziert.
Auch mit den Figuren hatte ich leider so meine Probleme... Sowohl Zafira als auch Nasir blieben mir zunächst zu schwer greifbar, obwohl abwechselnd aus der Sicht der beiden erzählt wird. Zwar sind sie mir mit der Zeit näher gekommen, so richtig fassen konnte ich allerdings beide bis zum Schluss nicht. Die Autorin gibt sich große Mühe, ihre beiden Hauptfiguren vielschichtig, ambivalent und nicht leicht zu durchschauen aufzuziehen, was ich normalerweise auch großartig finden würde. Leider gelingt ihr das aber etwas zu gut, sodass mir die beiden in ihrer Charakterisierung trotz spannender Ansätze einfach zu schwammig waren und ich vieles auch einfach nicht verstanden habe. Seien es Motive für gewisse Handlungen oder Beziehungen und Gefühle für Nebenfiguren - richtig angekommen, was die beiden nun wirklich denken und fühlen ist bei mir leider nicht. Auch die Love Story war für mich teilweise etwas zu sehr aus der Luft gegriffen. Es gab zwar einige Momente, in denen es zwischen den beiden geknistert hat, da sie allerdings in einer Gruppe reisen und die Handlung stark im Vordergrund steht, kommen sich die beiden nicht wirklich nahe. Die Nebenfiguren, wie der charismatische Altair oder der mysteriöse Benyamin bringen zwar Leben und Humor in die Geschichte, doch auch hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht und besonders die emotionale Verbindung zwischen den Figuren kamen mir oft zu kurz.
Was die Geschichte allerdings trotzdem interessant und lesenswert macht, sind Schreibstil und Setting. Hafsah Faizals Schreibstil ist atmosphärisch dicht, lyrisch und bildhaft. Glücklicherweise hat die Übersetzung viel von diesem zauberhaften Ton beibehalten, auch wenn der verschnörkelte Stil manchmal etwas schwerfällig wirkt und definitiv zum schleppenden Spannungsbogen beiträgt. Die Beschreibungen entführen uns Lesende in die exotische Welt von Arawiya, die von arabischer Folklore inspiriert ist. Von den verschneiten Ebenen Demenhurs über den düsteren, sich ausbreitenden Wald Arz bis zur gefährlichen Insel Sharr mit ihrer tödlichen Wüstenlandschaft erschafft Hafsah Faizal eine faszinierende Welt, die facettenreicher nicht sein könnte. Zusätzlich zur landschaftlichen Abwechslung ist Arawiya mit düsteren Legenden, der verschwundenen Magie, der Geschichte der sechs Schwestern und der damit einhergehenden Geringschätzung und Unterdrückung von Frauen sowie einem magischen Buch auch reich an Kultur, Mythologie und dunkler Geschichte. Dieser Teil des Worldbuildings bleibt jedoch ebenfalls eher geheimnisvoll und ungreifbar - statt klarer Regeln, Fakten oder Magiesysteme liegt der Fokus auf Mythen und Überlieferungen. Auch die immer wieder eingestreuten arabischen Begriffe und Ausrufe verleihen der Welt zusätzliche Authentizität, aber auch Kompliziertheit – zum Glück findet man aber am Ende des Buches ein Glossar, das diese erläutert.
So passen Hafsah Faizals Welt, ihre Figuren und ihr Schreibstil wie Puzzleteile zusammen: alle sind sie geheimnisvoll, verschnörkelt, märchenhaft und auf genüssliche Weise kompliziert. Nur eben leider nicht spannend und greifbar genug, um mich wirklich fesseln zu können. Ob ich Band 2, "We Free the Stars" ebenfalls lesen werde, bin ich mir trotz des sehr offenen Endes demnach nicht sicher.
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