Donnerstag, 2. Oktober 2025

Serienempfehlung: Gilmore Girls

Die US-amerikanische Serie "Gilmore Girls" (2000–2007) zählt längst zu den Kultklassikern der frühen 2000er-Jahre. In sieben Staffeln mit insgesamt 153 Episoden sowie einem späteren Sequel ("A Year in the Life") können wir den Alltag der Gilmore Girls – Mutter Lorelai und Tochter Rory – im malerischen Städtchen Stars Hollow verfolgen. Die zeitlos gemütliche Serie wird von vielen besonders im Herbst immer wieder ausgepackt, passend dazu habe ich sie nach über einem Jahr Alltagsbegleitung im Herbst beendet. Hier kommt mein zusammenfassender Eindruck der Serie:


Darum geht´s:

Lorelai Gilmore (Lauren Graham) ist 32 Jahre alt, Hotelmanagerin und alleinerziehende Mutter der 16-jährigen Rory (Alexis Bledel). Während Lorelai die große Liebe sucht und sich den Traum eines eigenen Inns zu verwirklichen versucht, arbeitet Rory ehrgeizig an ihrer schulischen und später akademischen Karriere. Trotz aller Unterschiede verbindet die beiden eine enge, freundschaftliche Mutter-Tochter-Beziehung. Neben ihnen treten zahlreiche liebenswerte Nebenfiguren auf: die wohlhabenden Großeltern (Kelly Bishop) und Richard Gilmore (Edward Herrmann), Lorelais beste Freundin und Köchin Sookie (Melissa McCarthy), der mürrische Diner-Besitzer Luke (Scott Patterson) oder Rorys Kindheitsfreundin Lane (Keiko Agena). Dazu kommt die bunte Nachbarschaft von Stars Hollow, die mit eigenwilligen Charakteren wie Taylor (Michaerl Winters) oder Kirk (Sean Gunn) den Kleinstadtzauber perfekt macht.


Das denke ich zur Serie:

Die große Stärke von "Gilmore Girls" liegt zweifellos in seinen Figuren und der einmaligen Atmosphäre. Als Ort für zahlreiche Feste, Traditionen, Begegnungen und skurriler Eigenbrötler ist das warmherzige Kleinstadtsetting in Stars Hollow ein Schauplatz, der fast selbst wie eine Hauptfigur wirkt. Mit wenigen wiederkehrenden Schauplätzen, die stimmungsvoll dekoriert sind, schafft die Serie ein ikonisches Setting, das man sofort wiedererkennt. Das macht die Serie zu echtem „Soulfood“, ideal, um der Realität in stressigen Momenten den Rücken zu kehren und abzuschalten. Spätestens wenn die ersten Takte des Titelsongs "Where You Lead“ von Carole King und Louise Goffin zum herbstlichen Intro erklingen, kann man alle Sorgen hinter sich und sich von der Serie in eine warme Umarmung schließen lassen. 

Es handelt sich hier also eigentlich um ein klassisches Beispiel für eine "Vibes Only" Serie. Dennoch deckt "Gilmore Girls" inhaltlich über die 153 Folgen hinweg eine erstaunliche Themenvielfalt ab: Freundschaft, Familie, Liebe, Bildung, soziale Erwartungen und Selbstverwirklichung. Die Serie begleitet Rorys Weg von der Highschool bis ins Arbeitsleben und zeigt zugleich Lorelais Bemühungen, sich als Mutter, Tochter und Frau ihren Platz im Leben zu erkämpfen. Dabei ist vieles sehr glaubwürdig erzählt – vom Streit mit den Eltern über erste Beziehungen bis zu beruflichen Entscheidungen. Die Einstiege in die Folgen sind oft willkürlich und ebenso endet die Folge auch oft mitten im Geschehen - wir sehen hier Episoden aus dem Leben der beiden, die wunderbar vorbeiplätschern. Gerade weil die Handlung oft alltäglich ist und nicht von spektakulären Wendungen lebt, entsteht eine Nähe, die Zuschauerinnen und Zuschauer über Jahre bindet. Über die Staffeln hinweg entfalten sich Figuren, Beziehungen und Konflikte mit einer bemerkenswerten Langsamkeit, die nicht jeder spannend finden wird, die aber genau den Charme der Serie ausmacht. Man sieht die Figuren wachsen, älter werden, scheitern und wieder aufstehen. Auch wenn sie sich manchmal etwas problematisch verhalten oder sich anstellen, findet man sich in verschiedenen Lebensphasen in anderen Gilmores wieder. Was man als Teenager noch mit Rory fühlte, versteht man später vielleicht eher bei Lorelai oder sogar bei Emily.

Was der Serie neben ihren Figuren und der Atmosphäre ebenfalls zu ihrem Kultstatus verholfen hat, sind die spritzigen Dialoge mit vielen Anspielungen auf Film, Musik, Politik, Literatur und Ereignisse des Zeitgeschehens. Der sprachliche Witz gibt der Serie einen einzigartigen, cleveren Tonfall, der bei modernen Serien oft unerreicht bleibt. Allerdings gelangt das Drehbuch auch manchmal auf Abwege, sodass nicht nur an der unterhaltsam mitwachsenden Technik auf dem Bildschirm, sondern auch an Dialogen, Verhaltensweisen und der Plotrichtung immer wieder ersichtlich wird, dass die Serie mittlerweile schon 25 Jahre alt ist. Besonders in den letzten beiden Staffeln verliert die Serie gelegentlich ihren eigenen Drive und ihre Figuren aus den Augen. Es werden einige unnötige Schleifen gedreht, Konflikte wiederholen sich und manche Figuren entwickeln sich in unerwünschte Richtungen. Wenn beispielsweise die rebellische Lane statt ihre Karriere als Rockstar weiterzuverfolgen jung heiratet und Hausfrau und Mutter von Zwillingen wird, könnte das nicht weiter von dem entfernt sein, was wir uns für sie gewünscht hätten. Auch wenn die Serie hinsichtlich Diversität und Figurenkonstanz etwas stabiler hätte sein können, wirkt es aber erfrischend, wie stark die weiblichen Figuren in den Mittelpunkt gestellt sind: Lorelai, Rory und auch Emily tragen die Serie mit komplexen, eigenständigen Perspektiven und zeigen eine Bandbreite an weiblichen Lebensentwürfen, was schon durchaus als progressiv angerechnet werden kann.

Mein Urteil:

Alles in allem ist "Gilmore Girls" eine Serie, die weniger durch große Handlungsbögen glänzt, sondern durch Figuren, Atmosphäre und Dialoge. Wer bereit ist, sich auf eine langsam erzählte, warmherzige Geschichte einzulassen, wird mit einer besonderen Mischung aus Humor, Herzlichkeit und Alltagsdrama belohnt. Auch wenn manches heute nostalgisch oder überholt wirkt, bleibt die Serie ein zeitloses Stück Seriengeschichte – ein gemütlicher Rückzugsort, zu dem man immer wieder gerne zurückkehrt.


Zum Trailer:



Bild-Quellen: Moviepilot.de

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