Mittwoch, 8. Oktober 2025

Serienempfehlung: Modern Family

Im Januar 2025 habe ich eher spontan die US-amerikanische Sitcom "Modern Family" begonnen, die von 2009 bis 2020 ausgestrahlt wurde und deshalb den allermeisten schonmal über den Weg gelaufen ist. Auch mir war sie entfernt ein Begriff, ich hatte allerdings keine großen Erwartungen und habe nicht mal annähernd geahnt, dass die Serie rasend schnell zu einer meiner absoluten Lieblingsserien aller Zeiten aufsteigen würde. 11 Staffeln und 250 Folgen später bin ich nun wahnsinnig traurig, dass ich die Familie Pritchett wieder verlassen muss und mir ganz sicher, dass ich sie nicht zum letzten Mal angeschaut habe! 


Darum geht´s:

Die Familie rund um Jay Pritchett (Ed O’Neill) ist der Inbegriff einer modernen, amerikanischen Patchworkfamilie. Während er zusammen mit seiner seiner viel jüngeren Frau Gloria (Sofía Vergara) seinen Stiefsohn Manny (Rico Rodriguez) erzieht, haben auch seine erwachsene Tochter Claire Dunphy (Julie Bowen) und seine Sohns Mitchell Pritchett (Jesse Tyler Ferguson) bereits eigene Familien. Claire zieht mit ihrem Ehemann Phil (Ty Burrell) die modebewusste Haley (Sarah Hyland), die hochintelligente Alex (Ariel Winter) und den chaotischen, aber hilfsbereiten Luke (Nolan Gould) groß und Mitchell adoptiert gemeinsam mit seinem Lebensgefährte Cameron (Eric Stonestreet) ein vietnamesisches Baby namens Lily (Aubrey Anderson-Emmons). In den unterschiedlichen Lebensentwürfen der Familienmitglieder sind komödiantische Entwicklungen vorprogrammiert...



Das denke ich zur Serie:

"Modern Family" hat für mich drei große Stärken, die sie rasend schnell zu einer meiner absoluten Lieblingsserien katapultiert haben: Ein präzises Drehbuch mit sattelfesten Spannungsbogen, ein vielseitiger Humor und greifbare Figuren, die sich weiterentwickeln und sich selbst treu bleiben. Humorvoll, warmherzig und einfach nur klasse – "Modern Family" ist für mich eine Serie, die auf allen Ebenen überzeugt und die ich immer wieder ansehen werde.

Beginnen wir mit dem Drehbuch (1): Ich habe noch nie eine Serie mit so pointierten, runden Folgen gesehen. Trotz reduzierter Schauplätze, einer klaren Fokussierung auf wenige Figuren und einem durchgängig ähnlichem Aufbau entfaltet jede der Episode einen einzigartigen Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Häufig spielt die Handlung an einem einzigen Tag, drei verschiedene Handlungsstränge werden in kurzen Szenen erzählt, die zusammen das Leben der gesamten Familie abbilden. Missverständnisse werden nicht immer sofort aufgeklärt, wodurch kleine Lügen und Verwicklungen oft zu größeren oder kleineren Katastrophen führen. Am Ende jeder Folge erweist sich jedoch der familiäre Zusammenhalt als stärker, und die Konflikte werden auf humorvolle Weise gelöst. Obwohl das Strickmuster also immer ähnlich ist, wird es nicht eintönig. Im Gegenteil: Der Spannungsbogen gelingt einfach in jeder Episode, egal worum es geht; kleine Details werden aufgegriffen und rund zu Ende gebracht; Insiderwitze und Gegenüberstellungen werden zu einem so klaren roter Faden, vor dem andere Kultserien vor Neid erblassen dürfen. So ist jede der 250 Folgen ein kleines Gesamtkunstwerk und lädt mit ihrer praktischen Länge von 20 bis 25 Minuten darüber hinaus noch perfekt zum Bingen ein!

Normalerweise bin ich kein Fan von Sitcoms, der Mockumentary-Stil, bei dem Figuren in Interview-Segmenten direkt zur Kamera sprechen und es keine Lachspur gibt, ist für mich hier aber sehr passend. Denn er wird nicht nur als erzählerisches Mittel für Überleitungen genutzt, sondern ist auch ein perfektes Vehikel für den Humor der Serie. Gerade durch die direkte Ansprache der Kamera entstehen immer wieder Momente, in denen Witz, Ironie und Situationskomik auf besonders authentische Weise zur Geltung kommen. Dies führt nahtlos zu einem der zentralen Aspekte von Modern Family: dem Humor (2), der wirklich alle Facetten der Witzigkeit abdeckt. Er reicht von albernen Wortwitzen über slapstickhafte Situationskomik bis hin zu anspruchsvoller Ironie und derbem Sarkasmus. Der Überbau, der dabei immer mitklingt, ist ein köstlich überzeichnetes Spiegelbild der amerikanischen Spießergesellschaft. Klischees werden dabei voll bedient und manchmal provokanter auf den Punkt gebracht, als man es von modernen Serien gewohnt ist. Gleichzeitig bekommen alle Alters- und Bevölkerungsgruppen hier ihr Fett weg, sodass die Serie nach wie vor universell zugänglich und wunderbar unterhaltsam bleibt.

Doch es geht hier nicht nur klamaukig zu - die Serie schafft bemerkenswerter Weise auch den Spagat zwischen komödiantischer Leichtigkeit, realistischen Konflikten und warmherzigem Familienzusammenhalt. Durch alltägliche Familienprobleme aus jeder Lebenslage werden Themen wie Generationenkonflikte, Elternschaft, Karriere, Ehe, Adoption, kulturelle Unterschiede und queere Beziehungen behandelt, in denen sich jeder wiederfinden kann. Auch die einzelnen Figuren (3) sind wundervoll greifbar gestaltet und lebendig gespielt: Jay Pritchett (Ed O’Neill) als stoischer, aber liebenswerter Familienvater, seine temperamentvolle und charmante Frau Gloria (Sofía Vergara), der sensible und oft altkluge Manny (Rico Rodriguez), die organisierte und ehrgeizige Claire (Julie Bowen), ihr liebenswerter Tollpatsch-Ehemann Phil (Ty Burrell), die modebewusste Haley (Sarah Hyland), die hochintelligente Alex (Ariel Winter), der chaotische Luke (Nolan Gould), Mitchell (Jesse Tyler Ferguson) als pedantischer, sensibler Bruder und Cameron (Eric Stonestreet) als emotionaler, theatralischer Partner, sowie die ironisch Lily (Aubrey Anderson-Emmons). Jedes der Familienmitglieder hat seine Stärken, seine Fehler, ganz spezielle Eigenheiten und schafft es, sich über 11 Staffeln hinweg glaubhaft weiterzuentwickeln, ohne ihre jeweilige Identitäten zu verlieren. Die Kinder werden erwachsen, ab und an kommen neue Randfiguren hinzu, aber über die meiste Zeit schafft es die Serie, den Fokus auf dem Kerncast zu behalten und ähnliche, aber immer neue Geschichten zu erzählen. So wachsen einem alle Figuren unfassbar ans Herz, sodass man man als Zuschauer beinahe eine parasoziale Beziehung zu dieser verrückten Familie entwickelt und sie am Ende nur ungern wieder verlässt. 

Mein Urteil:

"Modern Family" ist eine Serie, die auf einzigartige Weise Humor, Herz und Realität miteinander verbindet. Jede Episode ist liebevoll konstruiert, die Figuren wirken lebendig und wachsen einem ans Herz, sodass man als Zuschauer fast Teil dieser verrückten Familie wird. Nach elf Staffeln bleibt der Eindruck: Eine Serie, die man immer wieder gerne einschaltet und die einem noch lange im Gedächtnis bleibt.


Zum Trailer:




Bild-Quellen: Moviepilot.de

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