Allgemeines
Titel: Throne of Glass - Die Sturmbezwingerin
Autorin: Sarah J. Maas
Verlag: dtv (2016)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 843 Seiten
Originaltitel: Empire of Storms (übersetzt
von Ilse Layer)
Weitere Bände: Throne of Glass 1-7
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Reihenübersicht
Inhalt
Bewertung
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 5 angelangt. Für diesen Band haben Sofia und ich uns etwas Besonders ausgedacht und zwar haben wir beschlossen, ihn parallel zu Band 6, "Der verwundete Krieger" zu lesen (welches ich beim ersten Lesen ja übersprungen hatte). Das hat drei Gründe: Zunächst sind wir beide keine großen Chaol-Fans und müssen so keine 800 Seiten am Stück nur über ihn lesen. Als zweites spielen Band 5 und Band 6 ja auf einer Zeitebene an unterschiedlichen Orten, sodass sich die Kapitel der beiden Bände wie unterschiedliche Handlungsstränge lesen. Und zuletzt müssen wir so nach dem Cliffhanger von Band 5 nicht noch ein ganzes Buch darauf warten, bis es in Band 7 endlich mit der Haupthandlung weitergeht. Ich kann diese parallele Lesart auf jeden Fall sehr weiterempfehlen!
Doch beginnen wir am Anfang. Band 5 startet mit einem kurzen Prolog über Gavins und Elenas Kampf gegen Erawan vor einigen Jahrhunderten, bevor wir in die Reise unserer Protagonisten durch den Oakwald einsteigen. Genau wie schon in den vorherigen Bänden wird die Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen an verschiedenen Orten vermittelt. Wie zuvor wechselt die Autorin dafür zwischen dem personalen Er-Erzähler ihrer Hauptfiguren hin und her. Allerdings gibt es hier deutlich weniger Ortswechsel, da ein Großteil unserer Protagonisten zusammen reist. Da dem Handlungsstrang von Chaol und Nesryn auf dem südlichen Kontinent ein eigenes Buch gewidmet ist, verbleiben für uns neben Aelin, Rowan, Aedion, Lysandra und Co. noch Elide, Lorcan und Manon als handelnde Figuren übrig, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen unterwegs sind und darauf zusteuern, sich für das große Finale erstmals an einem Ort zu versammeln.
Während die Reihe bisher durch den klassischen Fantasy-Aufbau noch recht einfach war, beginnt die Reihe nun ihre ganz besondere, düster-magische Atmosphäre zu entwickeln. Über Sarah J. Maas´ Schreibstil habe ich schon seitenweise Lobreden geschwungen, die ich eigentlich nur wiederholen kann. Ihre große Stärke ist es, dass sie auch bei komplexen Worldbuildings, vielen Figuren und unübersichtlichen Actionszenen nie das Wesentliche aus den Augen verliert, einzelne interessante Aspekte gekonnt herausspickt und präzise weiterentwickelt. Wie für ihre Geschichten gibt es auch für ihren Schreibstil ein Wort, das ihr erstaunliches Talent, Worte in Sätzen so zu platzieren, dass sie der Geschichte ein imposantes und charakteristisches Auftreten verleihen, super beschreibt: EPISCH. Durch ihre teils sehr außergewöhnliche Wahl der Worte und intensive Szenenbeschreibung, fühlt man sich oft, als würde man einem Film zusehen, der vor den eigenen Augen abläuft. Ein wunderbarer Film voller Action, Gefühle und Hintergrund und mit genialen Schauspielern... Rückblickend hat sich ihr Schreibstil während der letzten Jahren etwas verändert und weiterentwickelt, doch auch bei ihrer ersten Reihe hat sie stiltechnisch schon geglänzt!
Das ganz besondere Herzstück der Geschichte, das diese Fantasy-Geschichte von vielen anderen im High-Fantasy-Bereich abhebt, sind jedoch die Protagonisten. Sobald epische Schlachten, ganze Königreiche und unendliche Macht ins Spiel kommen, neigen AutorInnen leider häufig dazu, nur noch über die "großen Themen" zu schwafeln und ihre Protagonisten dabei zu Statisten verkommen zu lassen. Hier ist das jedoch eher umgekehrt: die Anzahl an Charaktere, die ich nie wieder vergessen werde, wächst mit jedem Buch weiter an und meine Verbindung zu ihnen wird immer tiefer. Am meisten getragen wird die Geschichte aber natürlich durch die Protagonistin selbst - Celaena Sardothien, Ardalans Assassine, Liebhaberin von Luxus und Schönheit, in der zusätzlich ein uraltes Erbe schlummert. Jedes Mal, wenn ich ein Buch der ToG-Reihe zur Hand nehme, bin ich mehr davon überzeugt, dass sie die beste Fantasy-Protagonistin ist, die jemals existiert hat und beim Gedanken daran, welch langer Weg voller Schmerz, Opfer, Magie, Liebe, Freundschaft und Sieg noch vor ihr liegt, läuft mir ein Schauer über den Rücken und ich würde am liebsten sofort zum nächsten Band greifen und mich schnurstracks auf diese Reise machen.
Auch in diesem fünften Teil lernen wir eine ganz neue Seite an ihr kennen. Aus der verletzten Celaena mit der grausamen Vergangenheit, die wir in den ersten 3 Bänden und der Vorgeschichte kennengelernt haben, ist in Band 4 die Königin Aelin Ashryver Galathynius geworden. Wie ein Phönix hat die starke junge Frau zuerst in Wendlyn durch die Kraft ihrer Feuermagie ihre Asche abgeschüttelt und ist als neuer Mensch mit neuen Zielen und einer anderen Sicht auf die Welt sowie auf ihre neuen und alten Beziehungen neugeboren worden. Nun ist jede Spur von Unsicherheit und Verantwortungslosigkeit verschwunden und sie ist ganz zu der großen Magierin, Kämpferin und Königin geworden, die nötig ist, um eine Chance im Kampf gegen Erawan und Maeve zu haben. Mit ihrer direkten und stürmischen Art, ist sie mir wirklich ans Herz gewachsen - enger als kaum eine andere Protagonistin je zuvor - und ihre Stärke, ihr Durchhaltevermögen, ihre Intelligenz, ihr Mut, ihr Beschützerinstinkt, ihre Autorität und ihre Güte haben mich immer wieder inspiriert. Ihre Fähigkeit, aus jeder Situation das Beste zu machen und mindestens ein Ass in jedem Ärmel zu haben und ihre schier bodenlose Macht machen sie außerdem zu einer Protagonistin, die immer wieder für eine Überraschung gut ist. Auch wenn sie für mich immer eine besondere Person bleiben wird, muss ich jedoch sagen, dass ich mich zugunsten der anderen Protagonisten genau wie beim ersten Lesen in diesem Teil etwas von ihr entfernt habe. Denn sie wird hier mit dem brodelnden Abgrund an Magie in ihr fast ein wenig zu mächtig, was fast schon gruselig ist und manchmal die unbeschwerten Tage als Celaena vermissen lässt.
Weiterhin an ihrer Seite steht unverrückbar, mächtig, liebend und aufopferungsvoll der unsterbliche Fae-Prinz mit dem knallharten Krieger-Körper, dem tätowierten Gesicht und dem weichen, verletzten Herzen: Rowan Whitethorn. Auch er hat in seiner Vergangenheit traumatische Erfahrungen durchlitten und kämpft immer noch mit seinen inneren Narben, hat sich aber für Aelin und die ganze Truppe zu einem verlässlichen Fels in der Brandung entwickelt. Ohne ihn mit seiner pragmatischen, sarkastischen und draufgängerischen Art könnte ich mir die Geschichte nicht vorstellen und dass die beiden sich endlich voll und ganz aufeinander einlassen können und ihre Liebe offiziell machen (natürlich mit der ein oder anderen schönen Szene) hat mir sehr gut gefallen.
Mit Aelin und ihrem Gefährten Rowan bilden die Gestaltwandlerin und Freundin Lysandra, der Kommandant und Cousin Aedion und der König von Ardalan Dorian eine Reisegesellschaft und den innersten Kreis im Kampf gegen Erawan. Alle rücken damit weiter in den Fokus der Geschichte und bekommen ihre kleine Nische, um sich weiterzuentwickeln. Dorian tritt hier wieder ein bisschen mehr in den Vordergrund nachdem er - von einem Valgprinzen besessen - zuvor weit ins Reich der Schatten zurückgetreten war. Es ist sehr interessant und amüsant zu lesen, wie er mithilfe von Rowan seine Magie besser kontrollieren lernt, entdeckt, was er mit dieser alles anstellen kann und sich Manon weiter annähert. Sein erlittener Schmerz, seine neue Verantwortung und seine neuentdeckte Macht habe ihn zu einem neuen Menschen gemacht, den man erstmal neu kennenlernen muss, der sich aber wunderbar in das Handlungsgefüge einfindet.
Lysandra ist mir schon in Band 4 und nun in Band 5 so fest ans Herz gewachsen, dass ich schon fast vergessen habe, dass sie erst im letzten Band aufgetaucht ist. Schon beim ersten Lesen der Reihe war sie mir dank ihrer List, Schlagfertigkeit und inneren Stärke, die man zu Beginn nicht vermutet hätte, sofort sympathisch. Außerdem stecken in ihr jede Menge Überraschungen, auf deren Enthüllung in diesem Band ich mich sehr gefreut habe (denn sie schenkt uns eine meiner absoluten Lieblingsszenen: die Seeschlacht in Skulls Bay)! Weniger begeistert bin ich nach wie vor von ihrer Beziehung zu Aedion (mit dem ich leider immer noch nicht so viel anfangen kann, da er irgendwie wie ein laufender Eifersuchtsbolzen mit übersteigertem Beschützerinstinkt wirkt), aber vielleicht können mich die beiden ja in Band 7 noch überzeugen. Positiv hervorzuheben ist, dass Aedion hier zum ersten Mal auf seinen Vater trifft und wir mehr über seine Vergangenheit und die des Landes erfahren.
Neu im Bunde sind die unsterblichen Fae Krieger Fenrys und Gavriel, die wir in Band 3 schon kennenlernen durften. Mit dem Auftrag, den Ausreißer Lorcan töten und die Wyrdschlüssel zu Maeve bringen, tauchen die beiden zunächst als Bedrohung auf der Bildfläche auf. Je länger die beiden jedoch mit der Truppe reisen, kämpfen sie immer mehr gegen die Macht von Maeves Blutschwurs an...
Im zweiten großen Handlungsstrang in der Ferianschlucht und der Festung Morath tut sich in diesem Band ebenfalls einiges. Auf Manon Blackbeak, die Dreizehn und ihre Geschichte freue ich mich schon seit Beginn meines Rereads wahnsinnig. Nachdem wir sie in Band 3 als gefühlslose, kalte und grausame Killermaschine kennengelernt haben, deren weiches Herz nur ab und zu durchscheint und sie in Band 4 die langsame Entwicklung zur großen Heldin begann, lernt sie hier die Wahrheit über ihre Herkunft kennen und sprengt nun endlich ihre Ketten! Schon zuvor konnte man erkennen, dass es ihr widerstrebte, bloß ein Teil der Kriegsmaschinerie des Königs zu sein und konnte die vielen Risse sehen, die gute Taten in ihrem todbringenden und grausamen Image entstehen ließen. Als sie dann aber befehligt wird, Rifthold dem Erdboden gleich zu machen und Dorian nach Morath zu bringen, steht sie vor der großen Entscheidung und akzeptiert, dass sie nicht als Monster geboren sondern zum Monster gemacht wurde und sich aus freien Stücken dagegen entscheiden kann. An ihrer Seite stehen unverrückbar ihre Dreizehn und ihr Flugwyvern Abraxos (auch diesen großen Krieger mit viel Mut, Liebe, Mitgefühl und einer Vorliebe für Blumen, in die er immer seine Nase steckt, muss man als Fantasy-Liebhaber einfach lieben). Durch Manons Entscheidung und eine neuen Erkenntnis, die ihre Welt erschüttert, wird ihre Stellung in der weiteren Handlung komplett über den Haufen geworfen und es ist sehr spannend zu verfolgen, wie sich dieser rätselhafte, spannende Charakter weiter positioniert.
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