Powerless - Der Thron

Allgemeines

Titel: Powerless - Der Thron (englisch: Fearless)
Autorin: Lauren Roberts
Verlag: Simon & Schuster (8. April 2025)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 608 Seiten
Weitere Bände: Powerless - Das Spiel (Band 1)
Powerless - Die Flucht (Band 2)
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Inhalt

Paedyn kehrt nach Ilya zurück und muss sich dort einer lebensverändernden Entscheidung stellen. Ihr Beschluss wird ihr Schicksal - und auch das des gesamten Königreichs - für immer verändern. Wer wird im Kampf um Liebe und Loyalität die Oberhand erlangen?

Bewertung

Mit „Powerless – Der Thron“ geht Lauren Roberts’ dystopische Romantasy-Trilogie zu Ende. Weder Band 1 noch Band 2 konnte mich wirklich begeistern, hatte aber jeweils genug Potenzial, um mich zu unterhalten und weiterlesen zu lassen. Nach weiteren 600 Seiten komme ich nun zu dem Schluss, dass sich das Dranbleiben trotz der Schwächen alles in allem gelohnt hat. Denn auch wenn das Finale strukturell erneut stark an die Muster des ersten Bandes erinnert, gelingt es der Autorin diesmal, deutlich mehr emotionale Tiefe, erzählerische Kohärenz und Charakterentwicklung zu liefern und die Geschichte zu einem überraschend runden Abschluss zu bringen.

Nachdem ich Band 2 dafür gelobt habe, dass es plottechnisch erstmals einen eigenen Weg gegangen ist, folgt die Grundstruktur der Handlung in Band 3 leider wieder vertrauten Schemata, die mit den erneuten drei Trials stark an Band 1 erinnern. Kommen dann noch die Intrigen am Königshof, das Heiratsthema, das Liebesdreieck und ein Kampf bis zum Tod dazu, ist der starke Vergleich mit „The Serpent and the Wings of Night“, „Selection“, "The Prison Healer" und anderen bekannten Werken des Genres wieder naheliegend. Auch das Pacing ist hier wieder ein wenig unausgeglichen. So zieht sich der Mittelteil phasenweise, während gegen Ende plötzlich alles gleichzeitig passiert. Trotzdem ist die grundlegende Richtung der Erzählung meiner Meinung nach sehr gelungen. Lauren Roberts gibt sich hier viel Mühe, offene Fragen aufzuklären und das lose Strickmuster ihres Plots gut zusammenzuführen. So löste sich einiges sehr stimmig auf, was ich beim Lesen von Band 1 und 2 für ein Plothole gehalten habe. Zwar wird gegen Ende ein bisschen zu viel auf einmal erklärt, wodurch einige Enthüllungen ihre Wirkung verlieren, viele der Wendungen sind sehr offensichtlich vorbereitet, sodass ich beinahe alle davon vorhergesehen habe und wirkliche Originalität sucht man auch hier vergeblich, insgesamt fand ich die Auflösung am Ende aber sehr gut (Spoiler: Nur weshalb die Autorin hier unbedingt einen Incest-Trope einbauen musste, ist mir weiterhin ein Rätsel?!?).

"You don't need a blade. I would bleed if only you asked.”

Was Band 3 für mich letztlich zum stärksten Teil der Trilogie macht, ist allerdings nicht der Plot - der hatte wie gesagt in jedem der Bände eine andere Schwäche -, sondern die Emotionalität des Finalbandes. Vor allem gegen Ende gibt es einige großartige Szenen, die mich sehr mitgerissen haben. Auch der Schreibstil des Buches liest sich deutlich reifer, erwachsener und tiefgreifender als in den vorherigen Bänden. Vielleicht liegt das daran, dass "Powerless - Der Thron", beziehungsweise "Fearless", der erste Band der Reihe war, den ich vollständig auf Englisch gelesen habe, oder vielleicht hat sich der Schreibstil der Autorin auch generell weiterentwickelt. Was zuvor teilweise etwas kitschig klang, war nun auf positive Art und Weise blumig und manche Stellen hatten sogar einen geradezu poetischen Beigeschmack. Auch wenn sich einige Phrasen (besonders die Liebeserklärungen von Kai) teilweise recht oft wiederholen, habe ich viel mehr gefühlt, was ich zuvor nur zur Kenntnis genommen habe.

"You’re quite the poet, Prince.” Moonlight pools in the dimple that accompanies his grin. "And you the muse, darling.”

Das hängt auch damit zusammen, dass die  Beziehung zwischen Paedyn und Kai hier deutlich mehr Tiefe bekommt und sich über das rein körperliche Knistern und den kurzweiligen Banter hinaus zu einem soliden emotionalen Fundament entwickelt, das trotz des teilweise etwas übertriebenen Dramas überzeugt. Das Yearning (!!!!), die innere Zerrissenheit, die widersprüchlichen Gefühle, die Opferbereitschaft – das alles wirkt spürbar greifbarer als zuvor. Dazu kommt, dass beide eine glaubhafte Entwicklung durchlaufen und besonders gegen Ende über sich, ihre Ängste, Fehler und Vergangenheit hinauswachsen müssen. Damit tragen die beiden für mich das gesamte Buch auf ihren Schultern. Wären die beiden nervig gewesen, wäre das hier ein 1-Stern Buch gewesen, aber mit ihrer unfassbaren Chemie und den greifbaren Emotionen wurde aus einem mittelmäßigen Buch mit einem eher durchschnittlichen Plot ein wirklich fesselndes Leseerlebnis!

"Nothing is stronger than a woman who is told she’s weak.”

Erfreulich ist auch, dass die Nebenfiguren in diesem Finalband mehr Raum bekommen. Besonders bei Figuren wie Kitt, Calumn, Edric oder Adena merkt man, dass sich die Autorin mehr Müge gegeben hat, sie  stärker auszubauen und zu vielschichtigeren Figuren machen. Besonders gut hat das meiner Meinung nach beim verstorbenen König Edric funktioniert, der durch Rückblenden aus seiner Perspektive dazu beiträgt, dass sich einige wichtige Lücken in der Hintergrundgeschichte schließen und wir  außerdem besser verstehen, weshalb die beiden Prinzen so geworden sind, wie sie sind. Mit Adena hat die Autorin leider einen Fanliebling zu früh aus der Gleichung genommen, was sie mit ihrem Prequel "Powerful" zu kompensieren versucht hat. Die kurzen Auftritte, die sie und Mac in diesem Band hatten, haben mir aber schon ausgereicht, noch mehr Herzschmerz verkrafte ich nicht, also werde ich schön die Finger von diesem Extraband über die kleine Schneiderin lassen. Auch Kitt dürfen wir gegen Ende nochmal mit ganz neuen Augen kennenlernen. Diese Passagen am Ende inklusive seiner Briefen und Notizen zählen für mich zu den stärksten des Buches – auch wenn ich mir leider gewünscht habe, solche Einblicke schon früher gehabt zu haben. Für ihn genau wie für die anderen Nebenfiguren hätte ich diese Ambivalenz und Figurentiefe gerne schon früher gesehen, so waren die Ansätze gut, es kam aber leider etwas spät.

“Death is the only constant in my life, like an old friend who hones every one of my dark secrets into a weapon. He calls me weak and all I hear is Ordinary. He calls me doomed and all I hear is an earnest promise. His is the hand my bloody fingers reach for because there is comfort in his imminence.”

Nach wie vor problematisch bleibt jedoch das Worldbuilding. Ich hatte schon in Band 1 und 2 jeweils die Hoffnung, dass im nächsten Teil einige essenzielle Fragen zum Setting beantwortet werden und hier wurden meine Hoffnungen nun final enttäuscht. Auch hier werden meine Fragen - zu Geografie, Gesellschaftsstruktur oder Magiesystem - abschließend nicht beantwortet und trotz erneuter Reisen in bisher unbekannte Gebiete, bleibt die gesamte Welt sehr schwammig, widersprüchlich und einfach eine nicht gut ausgebaute Kulisse für diese Geschichte. Zu meiner Verwirrung beigetragen hat auch, dass die Karte, die hier vorangestellt ist, eine ganz andere Anordnung der Welt zeigt als die, die in Band 1 und 2 war. So kommt leider der Eindruck auf, dass die Autorin selbst nicht genau wusste, wie ihre Welt genau aussehen soll.

"Perhaps in another life, I am brave enough to confess that I love him. Perhaps in another life, I learn to love him from afar. And that is the most fearless thing of them all.”

Dieser Eindruck entstand bei mir leider auch beim Ende der Geschichte. Dieses war zwar emotional und echt schön gemacht, aber für meinen Geschmack definitiv overdone. Es wirkt, als wollte die Autorin unbedingt noch einmal alles auffahren, was das TikTok-Herz begehrt, und hätte dabei aus den Augen verloren, was die wirklichen Gipfel des Spannungsbogens waren. Dennoch: Als Abschluss einer recht chaotischen Reihe, die durchgängig nicht ganz wusste, was sie sein und werden möchte, funktioniert es und hinterlässt ein rundes Gefühl. Lauren Roberts hat nun schon weitere Bücher in diesem Erzähluniversum angekündigt. Da ich sie nun als insgesamt vielversprechende Autorin mit tollem cineastischen Gespür wahrgenommen habe, die sich aber gerne noch ein bisschen weiterentwickeln und von bekanntem Erzählstoff lösen darf, werde ich ihre neuen Projekte mal im Blick behalten...

"I’m breathless at the sight of her, doomed by the hope of having her. It’s a beautiful ruin, a devastating devotion. This girl holds my heart in her hands, could crush it between her fingers and still have me thanking her for the touch. And I hold her shoes."

Fazit

„Powerless – Der Thron“ ist ein gefühlvoller Abschluss, der vor allem durch seine starken Hauptfiguren und emotionale Tiefe ihrer Beziehung zueinander punktet. Wer über das nach wie vor schwache Worldbuilding und die wenig originelle Handlung hinwegsehen kann, wird mit einem packenden, wenn auch etwas chaotischen Finale belohnt.

*keine WERBUNG,  selbstgekauft*

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