
Allgemeines
Titel: The Ønly Band in the Wørld
Autor: Ryan Bird
Verlag:
Be Your Own Media (5. Juli 2024)
Seitenzahl: 300 Seiten
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Inhalt
Bewertung
"The Ønly Band in the Wørld" von Journalist Ryan Bird ist eine Sammlung von Geschichten rund um die Band "Twenty One Pilots", die in der neuen extended edition erst Anfang 2025 erschienen ist - und für mich als großer Fan seit den Anfangszeiten der Band natürlich ein absolutes Must-Have! Es ist ein Buch, das geradezu die Begeisterung gegenüber der künstlerischen Leistung und Originalität der Band transpiriert und mich mit einem Gefühl von Stolz erfüllt hat, zu dem Fandom dazuzugehören!
Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel, die jeweils wie Essays aufgebaut sind. Jedem dieser Kapitel ist ein Zitat von Tyler oder Josh sowie ein persönliches Vorwort des Autors vorangestellt. Hochwertig gestaltete Deckblätter, die das jeweilige Albumcover aufgreifen, ein übersichtliches Layout und viele direkte Zitate laden dabei zum Stöbern ein. Zwischen den einzelnen Kapiteln werden sogenannte "Goners" eingeschoben, bisher unbekannte Ausschnitte aus Interviews und Gesprächen, die dem jeweiligen Zeitraum des Kapitels zugeordnet werden können.
Mit dieser Mischung aus Essays, Zitaten und Interviewpassagen deckt der Autor die verschiedenen Cycles der Band ab 2015 bis kurz vor dem Release von Clancy 2024 ab. Los geht es mit dem ersten Studioalbum "Vessel" über den internationalen Durchbruch mit "Blurryface", die als "Hiatus" bekannte Pause vor der Öffentlichkeit unterbrochen von den beiden Singles "Heathens" und "Cancer", weiter mit der düsteren "Trench"-Ära bis hin zu den Erfahrungen während der Pandemie, die im farbenfrohen Album "Scaled and Icy" münden. Die neusten Beiträge sind das Vorwort von Josh Dun und das Nachwort von Tyler Joseph, die 2025 hinzugefügt wurden. Das letzte Kapitel, „The Vault“, versammelt Schnipsel und Aussagen, die bisher nirgends veröffentlicht wurden – ein kleines Schatzkästchen für alle, die wirklich alles aufsaugen möchten.
Zugegebenermaßen hat die Erzählform durchaus seine Tücken. Zwar entsteht über die Kapitel hinweg ein durchaus greifbarer Eindruck von der Entwicklung der Band – musikalisch wie menschlich –, doch liest sich das Ganze streckenweise etwas zusammengewürfelt. Die Kapitel wirken mitunter unzusammenhängend, Wiederholungen schleichen sich ein, und der Autor springt gelegentlich in der Zeit hin und her, was die Orientierung erschwert. Es fühlt sich stellenweise so an, als wären frühere Texte und Artikel neu arrangiert worden – was ja in dieser extended edition tatsächlich der Fall ist - sodass es sich hier nicht um eine streng chronologische Erzählung der Bandgeschichte handelt. Außerdem kann man hier weder mit musikalischen Analysen noch mit tieferen Erklärungen der Lore rechnen rechnen. Ryan Bird schneidet die erzählerische Konzepten der einzelnen Alben rund um Dema und Figuren wie Blurryface, Nico oder die Bishops nur am Rand an. Zwar verweist er darauf, dass er sich selbst nicht für den größten Lore-Experten hält und sogar Angst vor dem Urteil der Hardcore-Fans hatte, dennoch wäre ein einordnender Überblick über die inhaltlichen Motive der einzelnen Alben aus meiner Sicht eine wünschenswerte Ergänzung dieser Darstellung gewesen.
Hätte die Struktur etwas ausgefeilter sein können? Ja, durchaus. Ist das Buch trotzdem ein großartiger Einblick in die Welt und das Schaffen von Twenty One Pilots? Unbedingt! Denn die lose verbundenen Geschichten und Konversationen sind gleichzeitig auch die größte Stärke des Buches. Denn durch die persönliche Nähe und langjährige Verbindung zwischen Autor und Band entstehen hier ehrliche, spontane und sehr menschliche Einblicke. Besonders das Kapitel zu "Cancer" liefert eine berührende und persönliche Perspektiven auf die Band und ihren Umgang mit schwierigen Themen, aber auch alle anderen Kapiteln bieten differenzierte und tiefgründige Reflexionen über die verbindende Kraft von Musik. Jedes der Kapitel hilft dabei, besser zu verstehen, welche Entscheidungen die Band in den letzten Jahren getroffen hat, was ihre künstlerische Vision war, welche Einflüsse auf die einzelnen Alben gewirkt haben und unter welchen Umständen die Songs geschrieben wurden. Natürlich gibt es hier keine großen Enthüllungen, aber wir lesen hier bisher unbekannte Hintergründe und bekommen dadurch nochmal ein greifbareres Gefühl von Josh und Tyler als Band, aber auch als Personen und Künstler vermittelt.
Es ist jedoch nicht nur ein Buch, das die Entstehungsgeschichte der Band und ihrer Alben nacherzählt und feiert, sondern mindestens genauso sehr ein Buch über die Entstehung der besonderen Fanbasis rund um das Duo aus Ohio. Es ist ein Buch über uns, „The Few, The Proud, and The Emotional“, die "Skeleton-Clique" und damit über die sehr spezielle Art von Fankultur, die diese Band ermöglicht und gepflegt hat. Ryan Bird zeigt hier auf, wie die enge Verbindung zwischen Band und Fanbase gewachsen ist, wie das Duo aus Ohio Nähe erzeugt, Identifikationsräume öffnet und damit etwas geschaffen hat, worin sich viele Menschen auf der ganzen Welt wiedererkennen. Dazu passt auch der Titel des Buches, der zunächst wie eine größenwahnsinnige Übertreibung klingt, aber auf einen Fan-Kommentar zurückgeht, der noch vor dem weltweiten Durchbruch der Band abgedruckt wurde: "They´re going to be the only band in the world." Denn genau dieses Gefühl transportiert das Buch: dass Twenty One Pilots für viele Menschen mehr ist als eine erfolgreiche Band von vielen. Ryan Bird fast perfekt zusammen, was es bedeutet, ein TØP-Fan zu sein. Tyler und Josh bauen eine so intime Beziehung zu ihren Fans auf, kommunizieren auf so tiefschichtige, emotionale und sehr persönliche Weise mit ihren HörerInnen, dass es sich anfühlt, als seien sie wirklich "die einzige Band der Welt" und vor allem über Jahre hinweg "meine Band".
Nach guten 300 Seiten ist also klar: Das Buch bietet keinen tiefen Einstieg in die Lore, keine musikalische Analyse ihres künstlerischen Schaffens und ist nicht einmal eine streng chronologische Erzählung der Bandgeschichte. Stattdessen ist es - genau wie der Untertitel verspricht – eine Sammlung von Gesprächen und Geschichten mit Tyler und Josh geschrieben von einem Journalisten, der spürbar selbst ein großer Fan ist! Besonders in den Tagen und Wochen vor dem Erscheinen des neuen Albums "Breach" war es eine stimulierende und inspirierende Lektüre, die meine Vorfreunde und meine Liebe für die Band und ihre Musik nur noch angefacht hat. |-/
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