Freitag, 28. August 2020

Very first time



Allgemeines:

Titel: Very first time - Mein Masterplan in Sachen Liebe
Autorin: Cameron Lund
Genre: New Adult
Verlag: ONE (28. August 2020)
Seitenzahl: 416 Seiten
ISBN-10: 3846601071
ISBN-13: 978-3846601075
Originaltitel: The Best Laid Plans
Preis: 4,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (broschiert)


Inhalt:

"Du bist nicht erbärmlich. Du bist verliebt."
"Manchmal glaube ich, das ist die gleiche Sache."

Die 18-jährige Keely steht kurz vor ihrem Highschool-Abschluss, und sie freut sich schon riesig auf das Collegeleben. Doch eins ist für sie klar: Bevor es so weit ist, will sie endlich ihr erstes Mal hinter sich zu bringen. Auf keinen Fall kann sie sich am College als Anfängerin in Sachen Sex outen. Ein Plan muss her, und Keely beschließt, dass für das erste Mal niemand besser geeignet ist als ihr bester Freund Andrew. Immerhin kennen die beiden sich schon ewig, also werden ihnen bestimmt keine Gefühle im Weg stehen. Oder etwa doch?


Bewertung:

So sehr ich versuche, mehr "anspruchsvolle Literatur" zu lesen, - das Genre New Adult bleibt einfach mein Guilty Pleasure 😂. Als ich "Very first time" in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gesehen habe, konnte ich einfach nicht widerstehen. Und wieder hatte ich ein glückliches Händchen: die Geschichte ist realistisch, ehrlich und charmant und liest sich wie eine mitreißende Netflix-Verfilmung, in die man gerne einen Abend lang versinkt.

"Vielleicht ist es anfangs aufregend", sagt sie. "Die Jagdlust, das berauschende Gefühl, dass jemand auf einen stehen könnte. Diese Art von Aufmerksamkeit macht süchtig. Aber es ist keine Liebe. Liebe ist, wenn deine komischen Eigenheiten zu den komischen Eigenheiten des anderen passen. Wenn du so sein kannst, wie du bist."

Mit der Gestaltung bin ich leider nicht so zufrieden. Nicht weil mir das ONE-Cover nicht gefallen würde, sondern vielmehr weil mich sowohl der Originaltitel als auch das Originalcover viel mehr anspricht. Der orange-rote, an eine Sonne kurz vor dem Sonnenuntergang erinnernde, Kreis auf dem weißen Grund mit den roten Herzchen ist zwar nett anzusehen, im Vergleich zum knallgelben Original mit der Comiczeichnung der beiden Hauptfiguren, ist es aber wenig aussagekräftig. Genauso verhält es sich mit dem Titel. Da es hier im Kern um erste Male geht, passt "Very first time" zwar, "The Best Laid Plans" hat aber meiner Meinung nach mehr Pepp und einen leisen Humor und eine Mehrdeutigkeit, der dem offensichtlichen deutschen Titel fehlt. Außerdem (ich wiederhole mich immer wieder) kann ich es nicht verstehen, warum man, wenn man schon einen englischen Originalitel ändert, wieder einen in der englischen Sprache wählt. 

Erster Satz: "Das Erste was ich sehe, als ich die Tür öffne, ist Chase Brosners nackter Arsch, der mir vom Bett aus entgegenleuchtet wie eine blinkende Las-Vegas-Reklame."

Haha, dachte ich, als ich das gelesen habe, das fängt ja schon gut an. Als Keely auf ihrer 18. Geburtstagsfeier ihre Freundin Danielle beim Verlust ihrer Jungfräulichkeit überrascht, wird ihr schmerzlich bewusst, dass sie jetzt die einzige übrig gebliebene in ihrem Freundeskreis ist und das jagt ihr Angst ein. Dann zeigt plötzlich der heiße College-Boy Dean Interesse an ihr und es offenbart sich die perfekte Chance, dieses "Problem" zu beheben. Doch bald merkt sie, dass sie sich zwar von seinen Annäherungen geschmeichelt fühlt, sie aber auch ein wenig überfordert ist. Immerhin hatte sie noch nie einen Freund, oder zumindest keinen "richtigen". Was sie hat, ist einen besten Freunde, Andrew, der im Gegensatz zu ihr in Sachen Liebe schon ziemlich erfahren ist. Also warum nicht ein bisschen mit ihm üben, um Peinlichkeiten zu vermeiden und Dean nicht wissen zu lassen, dass sie komplett unerfahren ist? Der PLAN, den sie mit Andrew schmiedet, bringt aber relativ schnell alle Beteiligten durcheinander und bald ist sich Keely nicht mehr sicher, was sie wirklich will... Liebe oder Freundschaft, Sex oder Jungfräulichkeit, College oder Highschool, Dean oder Andrew...? 

"Okay, welches Tier ist Keely?"
Andrew dreht sich zu mir und beißt sich auf die Lippe. Er überlegt kurz. 
"Du bist eine Giraffe."
"Was, wieso?", frage ich. "Ich bin doch so klein."
Er lächelt mich an, den Mund voller Erdnussbutter. 
"Ich weiß", sagt er. "Aber Giraffen mag ich am liebsten."

"Very first time" bringt zwar keine wirklich neuen Ideen oder Konzepte, dafür schildert die Autorin Keelys Gefühlschaos mit so viel Charme und Witz, dass die bekannten Zutaten wunderbar zu einem neuen und spannenden Gesamtbild kombiniert werden. Die Geschichte ist also theoretisch eine typische Friends-to-lovers-Geschichte, wie sie im Buch steht (im wahrsten Sinne des Wortes :-)), neben der vorhersehbaren Grundrichtung passieren aber immer wieder Dinge, die man nicht hätte kommen sehen. Was sich Cameron Lund immer wieder ausdenkt, um Leser und Protagonisten gleichermaßen zu verwirren, ist wirklich einfallsreich. Mit klaren, ehrlichen Worten trifft sie immer wieder den richtigen Ton, sodass selbst peinliche Szenen eher lustig als zum Fremdschämen sind. Spritzige Dialoge, messerscharfe Beobachtungen, wohlüberlegte Textnachrichten und die ein oder andere verrückte Aktion machen diese Geschichte zu einem abwechslungsreichen Leseerlebnis. 

"Sieht so aus, als hätten wir beide den perfekten Abschlussball vor uns. Wir bekommen alles, was wir wollen, genau zum richtigen Zeitpunkt, wie am Ende von so einem Teenie-Film. Aber wenn alles so perfekt ist, warum fühlt es sich so verkehrt an?"

Im Mittelpunkt steht natürlich Keely, die sich entscheiden muss, was sie in ihrem letzten College Jahr alles erleben will und mit wem, in welche Richtung ihr Leben gehen wird und wer sie sein will. Das sind zwar typische Coming-of-Age-Themen, all ihre Unsicherheiten werden aber so lebhaft und eindrücklich geschildert, dass sich auch ältere LeserInnen in Keelys Gedanken und Bemühungen wiederfinden werden. Eigentlich finde ich Highschool-Geschichten mittlerweile ein bisschen anstrengend, da ich ihnen in gewissermaßen entwachsen bin, hier hat die Autorin aber so viele Komplexe, Fragen, Gefühle und Gedanken verpackt, die mich auch beschäftigt haben/noch beschäftigen, sodass ich mit Keely nur mitfühlen konnte. Und das ist wohl, was mich an dieser Geschichte am meisten beeindruckt hat: sie lässt ihre Figuren all das durchleben, denken und fühlen, was wir alle auch schonmal durchgemacht haben und so werden wir und die Figuren Verbündete gegen die Unwägbarkeiten des Erwachsenwerdens. 

"Man kann nicht gewinnen, oder? Hat man Sex, ist man eine Schlampe, tut man es fast, spielt man Spielchen, tut man es gar nicht, ist man prüde, und wenn man sich nicht alles gefallen lässt, ist man ein Miststück. Diese Beleidigungen gehen mir so auf den Sack. Wir sollten uns gegenseitig den Rücken freihalten."

Doch nicht nur Keely ist eine sehr authentische und lebhafte Figur mit Ecken und Kanten, auch ihr bester Freund Andrew, ihre Freundin Hannah und die Clique um Ava, Danielle und die anderen Jugendlichen sind überraschend vielschichtig. Neben der ersten Liebe wird hier auch Freundschaft sehr groß geschrieben - die einzigartige Verbindung zwischen Keely und Andrew ist nur ein Beispiel von vielen. Auch Keely und Hannah verbindet eine besondere Beziehung und die zwischen Ava und Danielle ist zwar problematisch aber dennoch spannend und sorgt für einige sehr treffende Messages. Bloß Dean ist so darauf bedacht, ein cooler Typ zu sein, dass er unter seinen ganzen lässigen Moves sehr blass bleibt. Doch da das schlussendlich auch Keelys Einsicht ist, kann man das der Autorin nicht ankreiden. Auch wenn das Ende ein klein bisschen absurd ist, hat mir diese liebenswürdige Geschichte über erste Male, letzte Mal, Neuanfänge und Abschiede, Orientierung und Stabilität und die Wirren der Liebe sehr gut gefallen!

"Ist das Liebe? Wenn sich eine Person in deinen Kopf drängt, Stück für Stück an deinem Herzen knabbert, an deiner Seele, und dich am Ende voll und ganz verschlingt? Liebe ist nur ein Parasit."




Fazit:

Eine liebenswürdige Geschichte über erste Male, letzte Mal, Neuanfänge und Abschiede, Orientierung und Stabilität und die Wirren der Liebe! "Very first time" bringt zwar nur wenig neue Ideen und Konzepte, Cameron Lund peppt bekannte Konzepte aber gekonnt durch lebhafte Figuren und einen eindrücklichen Schreibstil mit viel Charme und Witz auf. 


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*unbezahlte WERBUNG* 
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. 
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