Dienstag, 18. Juni 2024

Kurzrezension: Das Labyrinth des Fauns


Die Fakten

Titel: Das Labyrinth des Fauns
Autorin: Cornelia Funke, Guillermo del Toro
Verlag: Fischer (2. Juli 2019)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 320 Seiten
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Der Inhalt

Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen. Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen?


Die Eindrücke

Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch inhaltlich und szenisch auf dem Film "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toro beruht. Da ich den Film bisher nie gesehen habe (um Horrorfilme mach ich gewöhnlich einen großen Bogen), kann ich allerdings nicht einschätzen, wie treu die Autorin der Vorlage folgt. Anderen Rezensionen kann ich entnehmen, dass sie die Handlung des Filmes sehr präzise kopiert und zwischen den Kapiteln nur eigene Kurzgeschichten hinzugefügt hat, die die fortlaufende Handlung durch Einschübe zu vergangenen Mythen und Märchen rund um vorkommende magische Figuren, Orte oder Gegenstände ergänzen. Dadurch wird der Handlung, die mit den gleichzeitig laufenden Handlungssträngen um einen umkämpften Wald zur Zeit Francos und dem magischen Abenteuer rund um die Aufgaben des Fauns, ohnehin schon komplex ist, eine weitere Erzählebene hinzugefügt. "Das Labyrinth des Fauns" liest sich demnach vielschichtig, kurzweilig und gut durchdacht.

Schreibstil: Als Fan von Cornelia Funkes Kinderbüchern, bin ich mit ihrem märchenhaften, blumigen Schreibstil natürlich bestens vertraut. Sehr ungewohnt war allerdings, wie düster und brutal die Geschichte erzählt ist. Gewohnt an die heile Welt ihrer Kinderbücher hat es mich jedes Mal unvorbereitet getroffen hat, wenn sie ihren eindringlichen Schreibstil dazu benutzt, um etwas furchtbar Grausames zu schildern. Denn so düster die magische Horrorwelt rund um das Labyrinth, die Unterwelt, den gruseligen Faun, den bleichen Kinderfresser, die fleischfressenden Feen und verfluchten Gegenständen auch ist - die Realität in der Ofelia lebt, ist noch viel grausamer. Denn Buch und Film unternehmen hier eine Zeitreise zur Zeit des Faschismus in Spanien. Während der Rest Europas unter dem zweiten Weltkrieg ächzt, versucht Diktator Francisco Franco sein Land einer blutigen Reinigung zu unterziehen. So auch Capitán Vidal, der versucht in einer verlassenen Mühle in einem dunklen Wald gegen die Widerstandskämpfer zu siegen und mit allen Mitteln zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Was Ofelia als neue Stieftochter Vidals in der Mühle mit ansehen muss, steht menschenfressenden Monstern in nichts nahe... Dementsprechend würde ich die Altersempfehlung auch ab mindestens 14 bis eher 16 Jahre aussprechen. 

Figuren: Die beiden Figuren, die sich hier als Kontrapunkte Monster-Unschuld besonders im Vordergrund und gegenüberstehen, sind Ofelia und Vidal. Es wird zwar zusätzlich auch aus anderen Perspektiven wie die von Mercedes oder dem Arzt Dr. Ferreiro erzählt, die Perspektive kehrt allerdings häufiger zu den beiden zurück. Die klassische Gegenüberstellung von Gut und Böse wie im Märchen üblich, wird nur durch die Nebenfiguren ein wenig aufgehoben. So verschwimmen in Ofelia nahestehenden Figuren wie beispielsweise ihrer Mutter aber auch in eigentlichen Antagonisten wie dem Faun die Grenzen zwischen Gut und Böse im Lauf der Geschichte immer mehr. Generell scheinen mit Fortlauf der recht kurzen Geschichte die Motive und Welten immer mehr miteinander zu verschwimmen. Auch wenn "Das Labyrinth des Fauns" eine enorme Sogwirkung entfaltet, blieben mir persönlich zu viele Fäden unverknüpft und zu viele Fragen zu Teilen der Handlung offen. Auch das Ende ist sehr offen gestaltet und es bleibt der eigenen Interpretation überlassen, ob Ofelia ihr Happy End in der magischen Welt gefunden hat, oder ob alles doch nur eine Einbildung war, um mit der harschen Realität zurechtzukommen und sie stattdessen ein weiteres Opfer des Faschismus geworden ist. Dies ist zwar durchaus ein genialer Erzählkniff, aus LeserInnen-Perspektive aber ziemlich unbefriedigend!


Die Zitate

"Es war einmal ein Wald, im Norden Spaniens, so alt, dass er Geschichten erzählen konnte, die schon längst vergangen und von den Menschen vergessen waren. Die Bäume ankerten so tief in der moosbedeckten Erde, dass sie die Gebeine der Toten mit ihren Wurzeln umfassten, während sie die Äste nach den Sternen streckten."

"Carmen Cardoso glaubte an das gefährlichste aller Märchen: An das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde."

"Ihre Mutter sagte, Märchen hatten mit der Welt nichts zu tun, doch Ofilia wusste es besser. Märchen hatten sie alles über die Welt gelehrt."

"Es ist oft einfacher etwas herauszufinden, als sich dem zu stellen, was man gefunden hat."

Das Urteil

Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt! Es blieben mir aber zu viele Fäden lose, um ein richtiges Highlight zu werden.


*keine WERBUNG, gehört über Bookbeat*

Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

6 Kommentare:

  1. Morgen :),

    das Buch habe ich letztens bei den Sonderangeboten in unserer Buchhandlung gefunden und musste es direkt mitnehmen. :D Fühlte mich total an den Film Pans Labyrinth erinnert und freue mich hier zu lesen, das es tatsächlich daher kommt. :D Und ich kann dir den Film auch echt ans Herz legen. Ist eher dieser "kluge Horror" und nicht nur Blut und sinnfrei.
    Bin aber mal gespannt ob es mir bei den losen Fäden ähnlich gehen wird. Der Film ließ das Ende auch eher offen und ging danach, wie du die Geschichte interpretiert hast.

    Tintengrüße von der Ruby
    https://rubystintengewisper.de/

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    1. Guten Morgen Ruby,

      Ja mit Pans Labyrinth warst du da auf jeden Fall auf der richtigen Fährte!
      Nachdem ich das Buch beendet habe, bin ich jetzt schon auch neugierig auf den Film und werde ihn bestimmt auch ansehen. Aktuell kann man ihn allerdings nirgends streamen, also muss ich sowieso noch ein bisschen abwarten.

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Huhu Sophia,

      gib mal Bescheid, wenn du ihn irgendwo gefunden und angeschaut hast. Bin gepannt auf deine Meinung.

      Tintengrüße von der Ruby

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    3. Hey Ruby,

      Das werde ich auf jeden Fall machen! Vielleicht kriegt dann auch der Post hier ein Update... Aktuell gibt's den aber wirklich nirgends. Entweder ich muss den kaufen oder warten, bis der mal im Fernsehen läuft....🤷🏻‍♀️

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Hallo Sophia,
    ich habe den Film damals als er rauskam gesehen und fand ich sehr gut gemacht. Auch sehr düster, was aber nicht verwunderlich ist.
    Das Buch von Cornelia Funke habe ich mir dann als Hörbuch angehört und ich fand es sehr genial, dass sie Märchen und Legenden mit in die Geschichte einführt, die noch einiges genauer erklären. Denke, dass es hier ganz gut ist, wenn man Buch und Film zusammen kennt und nicht getrennt voneinander wahrnimmt. :)
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hey Diana,

      ich habe ja auch das Hörbuch gehört und fand das auch ganz toll produziert mit den abwechselnden Lesestimmen und den Hintergrundgeräuschen! Ich konnte ja jetzt ohne den Film nicht wirklich nachvollziehen, was genau die Autorin sich alles selbst dazugedacht hat, aber ich fand die Märchen und Legenden auch total bereichernd für die Geschichte! Jetzt bin ich echt sehr gespannt auf den Film! Der Trailer sieht auf jeden Fall schonmal super vielversprechend und sehr nah an meiner Fantasie beim Lesen aus!

      Liebe Grüße
      Sophia

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