
Allgemeines
Titel: Powerless - Das Spiel
Autorin: Lauren Roberts
Verlag: Penhaligon (1. April 2024)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 657 Seiten
Weitere Bände: Powerless - Die Flucht (Band 2, OT: Reckless)
Powerless - Der Thron (Band 3, OT: Fearless)
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Inhalt
Bewertung
Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nachdem mir das Buch aber von zwei Bekannten empfohlen wurde, habe ich beschlossen, mal mit dem ersten Band zu starten. Gleich vorweg: Für mich konnte das Buch leider nicht ganz halten, was es versprach...
Dass sich "Powerless - Das Spiel" großzügig an bekannten Tropes sowie Handlungselementen aus Dystopie-Reihengrößen wie "Selection", "The Hunger Games" oder "Red Queen" bedienen wird, wusste ich schon im Voraus, da ich einiges über Plagiatsvorwürfe gelesen habe. Wie wenig originell die Handlung aber tatsächlich sein würde, hat mich schon etwas schockiert. Fast jeder erzählerische Kniff erinnert hier an etwas, das man so oder so ähnlich schon anderswo gelesen hat. Zwar schafft es die Autorin, den einzelnen Versatzstücken eine eigene Note zu verleihen, ein gut zusammenhängendes Gesamtbild entsteht hier aber trotzdem nicht.
Das liegt vor allem daran, dass das Worldbuilding rund um die geklauten Aspekte stark lückenhaft ist. Trotz mehrere Ausflüge in verschiedene Gebiete der vorgestellten Welt, bleiben die geographischen und politischen Strukturen des Reiches Ilya mehr als vage. Wie groß ist dieses Reich, das manchmal wie ein Stadtstaat, manchmal wie ein großes Königsreich beschrieben wird? Wie weit liegen die auf der Karte verzeichneten Orte auseinander, wenn man teilweise nur wenige Stunden braucht, um vom einen zum anderen zu kommen? Wie sind die klimatischen Bedingungen, wenn ein Wald direkt neben einer Wüste liegt? Aber auch: Was unterscheidet die Eliten von den Banalen? Wie hat eine Seuche dazu geführt, dass plötzlich alle magische Kräfte haben? Wo leben die Bürger Ilyas, die nicht in den Slums oder im Palast leben? Diese Fragen bleiben trotz des mit 657 Seiten recht langen Erzählanlaufs unbeantwortet.
Ebenso wenig beschrieben werden auch die sogenannten Säuberungsspiele, die als wesentlicher Aspekt der Handlung eigentlich ein zentrales erzählerisches Element sind. Was sind die genauen Spielregeln? Wie viele Runden und Herausforderungen gibt es? Wie sind die vorherigen Spiele abgelaufen? Warum genau finden sie statt? Was kann man gewinnen, wieso ist es erstrebenswert, teilzunehmen? Und warum genau muss Kai eigentlich gewinnen? Ohne klare Antworten auf diese Fragen bleiben auch die Stakes niedrig – ein Umstand, der der Spannung spürbar schadet. Dementsprechend habe ich über zwei Wochen benötigt, um das Buch zu beenden, auch wenn ich es nicht grundsätzlich uninteressant fand. Das ist wirklich schade, da Lauren Roberts grundsätzlich sehr temporeich schreibt und es schafft, stellenweise eine sehr dichte, szenische Atmosphäre aufzubauen. Besonders emotionale oder dramatische Szenen sind oft gut inszeniert, bildhaft und mit einem gewissen cineastischen Flair versehen. Was fehlt ist der Kleber, der alles zusammenhält
Auch die Dialoge – besonders die zwischen den beiden Hauptprotagonisten – wirken häufig bemüht und konstruiert. Der Banter, der eigentlich Spannung und Leichtigkeit bringen sollte, fühlt sich oft repetitiv, gestelzt und gekünstelt an. Ich habe extra beim Lesen zur Originalsprache gewechselt, da ich dachte, es könnte an der Übersetzung liegen, aber auch im Englischen klingen viele Zeilen wie aus einem Teen-Romance-Klischee-Baukasten und trugen somit zu meiner latenten Genervtheit bei. Dabei mochte ich die beiden Hauptfiguren grundsätzlich sehr. Paedyn und Kai dürfen hier beide aus ihrer Perspektive erzählen - Double POV lese ich super gerne - und können ihre jeweilige Lebens- und Gefühlswelt wunderbar nahebringen. Außerdem tragen sie die Geschichte mit spürbarer chemischer Spannung, insbesondere im letzten Drittel, wenn sich ihre Beziehung emotional zuspitzt.
Während die beiden Hauptfiguren also großes Potenzial haben, bleiben die Nebenfiguren hingegen bisher blass. Charaktere wie Adena oder Kitt erhalten kaum Profil, und auch die übrigen Teilnehmenden der Spiele verkommen zur bloßen Kulisse. Es fehlt an Entwicklung, an Überraschungen – dabei gäbe das Setting durchaus Potenzial für komplexere zwischenmenschliche Dynamiken. Und dennoch hat es alles in allem am Ende dazu gereicht, dass ich weiterlesen will. Vor allem weil der Showdown für Band 2 viel Chaos, Herzschmerz und noch mehr Spannung zwischen den Figuren verspricht.
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