Dienstag, 24. Juni 2025

2084 - Eine Zeitreise durch den Klimawandel


Allgemeines

Titel: 2084 - Eine Zeitreise durch den Klimawandel
Autor: James Lawrence Powell
Verlag: Quadriga (30. September 2020) 
Genre: Sachbuch
Seitenzahl: 254 Seiten
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Inhalt

Das Jahr 2019 war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Noch nie in der Geschichte der Menschheit sind Klimaschwankungen so rapide abgelaufen. In welcher Welt werden wir in Zukunft leben? Der renommierte Wissenschaftler James Powell nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch den Klimawandel: Die Alpen schneefrei, Australien, Spanien und weite Teile der USA verwüstet und verbrannt, westliche Staaten führen neue Kriege um Ressourcen. Eine packende Dystopie, die leider allzu real ist.



Bewertung

In seinem fiktiven Sachbuch "2084" entwirft der Geochemiker James Lawrence Powell ein düsteres, aber aufrüttelndes Bild unserer möglichen Zukunft. Dafür nimmt der Autor die fiktive Perspektive eines wehmütigen Klimawissenschaftlers ein, der im Jahr 2084 über die zerstörte Welt sinniert, sich an die Zeiten seines Vaters und Großvaters zurückerinnert und sich fragt, was für einen Grund die Menschen Anfang des Jahrhunderts hatten, die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage nicht zu verhindern. Eingeteilt in die Überkapitel "Dürre und Feuer", "Überschwemmung", "Anstieg des Meeresspiegels", "Eis", "Krieg", "Faschismus und Migration", "Gesundheit", "Artensterben" und "Ein Ausweg" schildert er, wie die Zukunft der Menschheit aussehen könnte, wenn wir auf dem bisher eingeschlagenen Weg der Klimazerstörung bleiben. Mit Hilfe von Interviews, Ortsberichten und Essays von erfundenen WissenschaftlerInnen und JournalistInnen wird so ein globales Bild der Zerstörung gezeichnet. 

"Wir Menschen rühmen uns für unser vernunftbestimmtes Denken, aber wenn die menschliche Zivilisation auf dem Spiel steht, entscheiden wir uns für Ideologie und Ignoranz."

Auch wenn es sich hier also strenggenommen nicht um ein Sachbuch, sondern um einen dystopischen Roman handelt, verzichtet der Autor weitgehend auf literarische Ausschmückungen. Sein Stil ist sachlich nüchtern, repetitiv und nicht in der Lage, die einzelnen Kapitel, Orte und vorgestellten Personen mit belletristischem Leben zu füllen. Allerdings hat der studierte Geochemiker es aber auch eigentlich gar nicht nötig, die Fakten in eine mitreißende Geschichte zu verpacken - denn die Zustände, die er beschreibt sprechen für sich und zeichnen ein erschreckendes Bild. Man darf hier also keinen packenden Roman im klassischen Sinne erwarten und das Buch eher als extrapolierendes Sachbuch verstehen, das gegenwärtigen Entwicklungen in alarmierende Szenarien weiterdenkt.

"Es ist keine Frage des Ob, sondern nur des Wann. Für die Menschen auf dieser Welt gibt es keine sichere Zuflucht vor der Erderwärmung.

Das Buch ist auf englischer Sprache erstmals 2011 erschienen, was bedeutet, dass es mittlerweile durchaus neuere Daten gibt. Allerdings sind die grundlegenden Erkenntnisse der Klimaforschung schon weitaus älter und das Buch erhebt auch nicht den Anspruch einer exakten Vorhersage. Von Beginn an ist klar: Nicht alle Schreckensvisionen, die in den 25 Kapiteln über den ganzen Globus hinweg geschildert wurden, werden genauso eintreten, manche sind aus wissenschaftlicher Sicht strittig, ein paar übertrieben, manche vielleicht auch untertrieben. Aber der Grundtenor, dass eine globale Erwärmung um 4 (oder mehr) Grad Celsius eine gigantische Zerstörung der ökologischen und meteorologischen Gleichgewichte auf unserem Planeten verursachen wird, was sich in Zerstörungen ganzer Landstriche sowie einer Vielzahl menschlicher Krisen niederschlagen wird, ist aber nicht von der Hand zu weisen. 

"Die Menschen waren bereit, für eine Vielzahl von Gründen zu protestieren und zu streiken, und haben oft gewonnen. Warum also haben sich diejenigen, die wussten, dass die Zukunft ihrer Enkelkinder auf dem Spiel stand - möglicherweise samt der Zukunft der Zivilisation selbst - nicht erhoben und von ihren Regierungen Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes gefordert und, falls sich die Regierung geweigert hätte, ihr Leben in die Waage geworfen, um sie abzulösen? Waren sie menschliche Wesen oder Schafe?"

Als ich das Buch 2020 zum ersten Mal gelesen habe, musste ich einige Abschnitte auslassen – die Wucht der Zukunftsvision war für mich damals schwer zu ertragen. Auch beim erneuten Lesen wirkt die Darstellung nach: Sie geht unter die Haut, macht Angst und betont einmal mehr, wie dringend gehandelt werden muss. Das wird besonders im letzten Kapitel nochmal deutlich, in dem der Autor Strategien vorstellt, die Klimakaterstrophe noch abzuwenden. Allerdings hinterlässt die Tatsache einen bitteren Beigeschmack, dass der Autor das Jahr 2020 als Point of no Return benennt und ausgerechnet die Atomkraft als Allheilmittel anpreist. So bleibt ein starkes Warnsignal zurück, dass es für vieles bereits zu spät sein könnte, es sich deshalb aber umso mehr lohnt, aktiv zu werden und sich für eine lebenswerte Zukunft für alle einzusetzen. 

"Irgendetwas stimmt nicht mit uns. Wir besitzen die intellektuellen Fähigkeiten, die Mittel zu unserer eigenen Vernichtung zu erfinden, aber nicht die Vernunft, die uns davon abhält, sie zu benutzen" - Walter Miller.

Fazit

"2084" ist keine angenehme Lektüre – und will es auch nicht sein. James Lawrence Powell entwirft ein erschütternd realistisches Zukunftsszenario, das weniger Fiktion als eine warnende Fortschreibung der Gegenwart ist. Auch wenn nicht jede Prognose eintreffen wird, ist die Botschaft klar: Die Klimakrise ist real, global und dringlich. Wer nicht nur verstehen, sondern fühlen will, was auf dem Spiel steht, sollte dieses Buch lesen – und danach handeln.


*keine WERBUNG, selbstgekauft*

Quelle Informationen: Goodreads.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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