Allgemeines
Titel: The Pairing - Liebe ist Geschmackssache
Autorin: Casey McQuinston
Verlag: Knaur (2. Juni 2025)
Genre: Queere Romance
Seitenzahl: 489 Seiten
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Inhalt
Theo ist Barkeeper und angehender Sommelier mit einer langen Liste von Liebhabern. Kit hat als der unangefochtene Sexgott seiner Konditoren-Schule den Abschluss gemacht und backt nun in einem der besten Restaurants in Paris. Vier Jahre nach ihrer Trennung scheint es für beide eine großartige Idee zu sein, die damals geplante Kulinarik-Reise durch Europa doch noch anzutreten. Erst als Theo und Kit den Reisebus besteigen, entdecken sie, dass sie dieselbe Idee hatten und nun drei Wochen den romantischsten Sehenswürdigkeiten und sinnlichsten Geschmäckern Europas ausgeliefert sind. Als Theo vorschlägt, eine Wette abzuschließen, wer zuerst mit ihrem heißen italienischen Reiseführer schlafen kann, ist Kit dabei. Komplikationen? Vorprogrammiert.
Bewertung
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The Pairing" ist eine klassische Second-Chance-Romanze – süß, prickelnd, aber für mich persönlich nicht das stärkste Beispiel dieses Subgenres. Wenn man bedenkt, dass Second-Chances sowieso nicht mein liebstes Erzählmuster für Liebesgeschichten ist - da die Basis für die Beziehung im Off gelegt wurde und wir einfach akzeptieren müssen, dass die beiden sich (immer noch) lieben - ist eigentlich schon fast klar, weshalb das Buch mich leider nicht so überzeugen konnte wie ich mir das gewünscht habe.

Auch die Handlung an sich ist leider nicht so stark wie zu Beginn angekommen. Die Prämisse – zwei Menschen treffen Jahre nach einer gescheiterten Beziehung auf einer kulinarischen Europareise wieder aufeinander und landen prompt in einer Art emotional-sexuellen Wettkampf – klingt im ersten Moment interessant, nutzt sich jedoch schnell ab. Der Verlauf ist früh absehbar, das Ende keine Überraschung und doch dehnt sich der Weg bis zur Auflösung der Misskommunikation auf fast 500 Seiten endlos aus. Aufgrund der Überlänge habe ich beinahe zwei Wochen für das Buch gebraucht, obwohl ich es wirklich, WIRKLICH mögen wollte. Doch der repetitive Ablauf aus Essen, Drinks und Sex an zwölf verschiedenen Orten lässt die Geschichte nach einem vielversprechenden Start schnell eintönig werden, sodass der Roman sich trotz des ständigen Szenenwechsels inhaltlich bald statisch anfühlt.

Erster Satz: "Als ich Kit zum ersten Mal küsse, schmeckt er nach Jalapenos und Aprikosen."


Casey McQuiston bleibt der Handschrift treu, die wir aus anderen Romanen wie "
Red, White & Royal Blue" kennen: lebendige Dialoge, selbstbewusste queere Charaktere und eine große Portion Popkultur-Charme (mit extrem vielen Anspielungen auf "
Call Me By Your Name"). Besonders die Reise durch das südwestliche Europa von England nach Frankreich, Spanien und Italien wird mit großem Genuss und Detailfreude beschrieben. Allerdings merkt man Casey McQuinston die verklärte, amerikanische Perspektive auf Europa doch sehr stark an. So sind die einzelnen Orte, das Essen und das Reisen an sich stark überromantisiert und klischeehaft dargestellt. Vom flirtenden italienischen Tourguide auf der Vespa in Rom, über die rauchende Französin in einer dunklen Pariser Bar, pöbelnden Engländer in einem Pub bis zur Jet-Set-Party in Monaco – das alles liest sich eher wie ein Pinterest-Board als wie eine echte Reiseerfahrung. Jede Stadt ist ein Postkartenidyll, jede Begegnung endet entweder in einem Flirt, einem One-Night-Stand oder beidem. Es gibt keinen Alltag, keinen Kontrast, keine glaubhafte Realität. Als europäische Leserin, die bereits beinahe alle Zwischenstopps der Reise selbst besucht hat, fand ich das stark übertrieben und manchmal sogar ein bisschen ins Lächerliche driftend. Das ist wirklich super schade, da ich Casey McQuinstons Schreibstil grundsätzlich sehr mag und man dem Buch anmerkt, wie viele Stunden Recherche zu örtlichen Delikatessen, Wein und Sehenswürdigkeiten in der Projekt geflossen sind...

"Wie hätte Theo nicht schon immer alles haben können, was ich will? Alles, von dem ich mich am stärksten angezogen fühle, jeden Aspekt der Männlichkeit und Weiblichkeit, der mir am besten gefällt. Ich weiß nicht, ob ich Theo liebe, weil ich queer bin oder ob ich queer bin, weil ich Theo liebe, aber ich weiß, es gibt nichts, das ich begehre, das Theo nicht hat. Wenn ich jemand bin, der ständig nach Überfluss sucht, ist Theo die Erfüllung. Von allem das Beste.“

Ein großer Fokus des Romans liegt auf den Figuren – und leider ist auch das nicht unbedingt die Stärke des Buches. Die erste Hälfte wird aus Theos Perspektive erzählt, sier verwendet im Original die Pronomen "they/them", im Deutschen werden die Neopronomen "sier/siem" verwendet. Diese Übersetzung ist bemerkenswert gelungen und wird unaufgeregt in den Text integriert – ein klarer Pluspunkt in puncto queerer Repräsentation. Auch Theos innere Auseinandersetzung mit sierer Geschlechtsidentität ist differenziert und nachvollziehbar geschildert. Doch so gelungen diese Darstellung ist, so schwierig bleibt es, eine emotionale Bindung zu Theo aufzubauen. Sier ist reich, privilegiert und entstammt einer glamourösen Familie - ist also ein klassisches "Nepo-Baby" -, doch statt diesen Vorteil zu nutzen, lehnt sier jede Unterstützung ab, um „auf eigenen Beinen“ zu stehen. Statt Entwicklung bekommt man vor allem Selbstmitleid und emotionale Unreife serviert. Theos Konflikte bleiben auf der Oberfläche, was sier streckenweise nicht nur unsympathisch, sondern fast karikaturesk wirken lässt – eine Person voller Privilegien, die dennoch ständig hadert, ohne dabei wirklich zu wachsen.


Nach der Hälfte des Romans wechselt die Perspektive zu Kit, Theos Exfreund. Kit ist zweifellos angenehmer als Theo – aber leider auch deutlich weniger interessant. Seine Erzählung bleibt flach, sein Charakter weitgehend reaktiv. Er lebt, leidet und liebt für Theo und das war’s. Tiefe, Entwicklung oder ein eigener innerer Konflikt? Fehlanzeige. Stattdessen wirkt seine Funktion im Roman vor allem stützend: Er ist da, um Theo zu bestätigen, zu begehren und letztlich zu vergeben. Wirklich greifbar wird diese Verbindung jedoch nie. Ihre Kommunikation besteht aus Flirts, Sex oder Missverständnissen, aber nicht aus echter Auseinandersetzung. So wirkt die Beziehung zwischen den beiden oberflächlich, reduziert auf sexuelle Anziehung und nostalgisch verklärte Rückblenden. Was sie wirklich verbindet, bleibt unklar – stattdessen muss man einfach hinnehmen, dass die beiden füreinander bestimmt sind.
Auch die Nebenfiguren fügen sich nahtlos in die glatte Ästhetik des Romans ein. Dass alle Nebenfiguren schön, queer und offen für neue Abenteuer sind, mag eine bewusste Überspitzung sein – doch sie verkommen dadurch zu Staffage, zu hübschem Beiwerk in einer übersexualisierten, klischeebehafteten Europa-Fantasie. Niemand hinterlässt bleibenden Eindruck oder fungiert als Kontrast oder Reibungspunkt. Damit bleibt das Figurenensemble oberflächlich, austauschbar und letztlich spannungsarm.

"Liebe schlug in meinem Herzen Wurzeln, noch bevor ich wusste, was Liebe war. ”

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The Pairing" hat also viele der Zutaten, die man sich von einem queeren Sommerroman wünschen könnte: eine extravagante Kulisse, eine diverse Besetzung, kulinarische Höhepunkte und sex-positive Momente. Doch leider ist all das nicht mehr als gut arrangierte Oberfläche. Die Geschichte trägt sich nicht, die Figuren entwickeln sich kaum, und das emotionale Zentrum der Romanze bleibt vage und enttäuschend. Wer auf der Suche nach einer prickelnden, queeren Eskapismus-Fantasie ist, mag hier allerdings fündig werden.
Fazit
„The Pairing“ ist eine stilvoll inszenierte, aber inhaltlich dünne Second-Chance-Romanze, die durch queere Repräsentation und ein atmosphärisches Setting überzeugt, aber an blassen Figuren und fehlender emotionaler Tiefe scheitert.
*unbezahlte WERBUNG, Rezensionsexemplar*
Quelle Informationen: Goodreads.de. Vielen Dank an den Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung nicht beeinflusst hat. Klapptexte und Zitate sind Eigentum
des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.
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