Allgemeines:
Titel: Das Bernstein-Teleskop
Autor: Philip Pullman
Verlag: Carlsen (30. Oktober 2015)
Genre: Fantasy-Abenteuer
ISBN-10: 9783551583420
ISBN-13: 978-3551583420
ASIN: 3551583420
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
15€ (Taschenbuch)
18,99€ (gebundene Ausgabe)
Seitenzahl: 608 Seiten
Originaltitel: The Amber Spyglass - His Dark Materials 3
Weitere Bände: Der goldene Kompass (Teil 1)
Das magische Messer (Teil 2)
Link: Hier klicken!
ISBN-13: 978-3551583420
ASIN: 3551583420
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
15€ (Taschenbuch)
18,99€ (gebundene Ausgabe)
Seitenzahl: 608 Seiten
Originaltitel: The Amber Spyglass - His Dark Materials 3
Weitere Bände: Der goldene Kompass (Teil 1)
Das magische Messer (Teil 2)
Link: Hier klicken!
Inhalt:
Viele atemberaubende Abenteuer haben Lyra und Will schon bestanden, seit der Goldene Kompass sie zusammenbrachte. Aber ihre gemeinsame Reise ist noch lange nicht zu Ende. Immer deutlicher spürt Lyra, dass eine Antwort auf ihre Fragen nur im Reich der Toten zu finden ist. Gegen alle Widerstände steigen Will und sie in diese schrecklichste aller Welten hinab. Sie wissen, dass am Ende dieses Weges noch größere Gefahren auf sie warten, denn die Allermächtigsten rüsten sich zur entscheidenden Schlacht zwischen Gut und Böse ...
Bewertung:
Puh, wo fange ich hier bloß an... So sicher ich mir bei der Bewertung der ersten beiden Bände der "His Dark Material"-Reihe von Philip Pullman war (nämlich, dass ich sie nicht besonders mochte), so zwiegespalten bin ich angesichts dieses Finalbands. Wo mir "Der goldene Kompass" zu langweilig war und mir in "Das magische Messer" zu viel passiert, ist in "Das Bernstein-Teleskop" seltsamerweise beides gleichzeitig der Fall: hier treffen detaillierte Weltbeschreibungen auf schnell abgefrühstückte Schlachten, originelle Ideen verpuffen an angestaubter Ideologie und mutige Vorstöße lassen die viel zu oberflächliche Auflösung noch viel unbefriedigender erscheinen. So viele tolle Ideen stehen hier offensichtlichen Mängeln gegenüber, sodass dieser Finalband zugleich mein Lieblingsteil, aber auch klar der schwächste Band der Reihe darstellt.


on einem passenden Zitat eingeleitet werden. Diese sind vorrangig aus der Bibel, von John Milton oder William Blake, was ein erster Hinweis auf die Richtung der großen Auflösung am Ende geben könnte ;-)
Eine weitere Auffälligkeit sind die angerissenen Gedankenstrom-artigen Dialogfetzen in Kursivschrift, die an den Enden der ersten Kapiteln Lyras Träume während ihres durch Mrs Coulters in Gefangenschaft verursachten Schlafs ergeben. Bis ich jedoch verstanden habe, dass die kurzen Szenen keine Druckfehler sind, sondern nacheinander gelesen einen zusammenhängenden Dialog wiedergeben, hat es einige Kapitel gebraucht. Zu dieser Verwirrung beigetragen könnte auch haben, dass ich für die ersten 200 Seiten Ewigkeiten gebraucht habe, da der Beginn sich sogar noch
schleppender hinzieht als der Auftakt der Reihe (was eine wirkliche Leistung ist, da ich schon geneigt war, dem Beginn von "Der goldene Kompass" einen Orden für den langatmigsten Einstieg aller Zeiten zu verleihen...). Nach dem überstürzten Ende von "Das magische Messer" wird Lyra von ihrer Mutter in einer abgelegenen Höhle gefangen gehalten und ist zum Schlafen gezwungen. Will reist in Begleitung zweier Engel durch Landschaft und Welten, um sie zu finden und hat bis auf ein Treffen mit Iorek Byrnison nichts Aufregendes zu erzählen. Letzterer sucht mit seinen Bären einen neues Ort zum Leben, da die Arktis immer mehr schmilzt (kleiner Seitenhieb auf den Klimawandel übrigens ^^). Auch was die Hexe Serafina Pekkala, Lord Asriel, verschiedene Behörden der Kirche, Polarfüchse und Klippenalben so treiben, erfahren wir ausführlich im ersten Drittel der Geschichte. Dass Mary Malones Entdeckung einer fremden Welt voller intelligenter Antilope-Elefanten-Kreuzungen auf Rädern und das langsam voranschreitende gegenseitige Kennenlernen und Anfreunden beider Lebewesen bald der mit Abstand spannendste Handlungsstrang ist, sagt denke ich alles, was man über den Beginn des großen Finales wissen muss ;-)

Genauso unkonventionell und wenig zufriedenstellend wie der Beginn ist das Ende des Buches. Da sich im Laufe der Geschichte eine ordentliche Menge an Fragen, Anspielungen, Geheimnisse und spannender Protagonisten mit irgendwelchen Bestimmungen und Ziele häufen, hatte ich erwartet, eine umfassende Auflösung zu bekommen, die alle rätselhafte Einzelteile der Geschichte geschickt verbindet und endlich Ordnung in die verworrene Handlung bringt. Statt des typischen Show-Downs erhalten wir einen sehr unübersichtlichen Kampf, in der ohne großes Federlesen etwa die Hälfte der wichtigen Protagonisten sterben und von dessen Verlauf und Ausgang wir außer einem zehnseitigen (!!!!) Ausschnitt nichts mitbekommen, und welcher dann in einen langsamen Ausklang mündet, der aber das Versprechen auf eine große Zusammenführung aller Fäden und Lüftung der Geheimnisse nicht einhalten kann.



Dass ich es aber trotzdem ohne größere Leseflauten durch die 608 Seiten geschafft habe, habe ich vor allem Philip Pullmans Schreibstil zu verdanken, der für einen Fantasy-Roman überraschend kurz gehalten ist. Es lassen sich kaum ausschweifende Beschreibungen und Erklärungen finden, stattdessen dominieren kurze und prägnante Szenen das Bild. Leider passieren dadurch aber immer wieder viele Dinge gleichzeitig und gerade bei actionreichen Schlüsselszenen kommt es immer wieder vor, dass sich Perspektiven überlappen wie die dargeste
llten Welten und man ein wenig den Überblick verliert. Zeitweise wirkt die Erzählung wie ein verschickter Fiebertraum, nur um danach wieder auf geregelte Bahnen zu kommen. Immer wieder tauchen wieder sehr berührende und herzergreifende Szenen auf, die danach von schwülstigem Philosophieren und abgedroschenem Kitsch abgelöst werden. Tod, Mord und Hass wechseln sich mit kindlicher Naivität ab und mal wird zur großen High-Fantasy-Schlacht geblasen, nur um dann auf wenigen Seiten alle Probleme zu lösen. Ich habe das Gefühl, dass der Autor selbst nicht genau wusste, was für eine Art Geschichte er hier schreiben will, und somit ist der Leser bei all den vielen Übergängen und Facetten zunehmend überfordert und überfragt, in welche Schublade man diese Geschichte nun packen soll. Im Endeffekt muss ich feststellen, dass keine der bekannten Schubladen und Labels so wirklich passt. Und trotz dass das eigentlich eine großartige Leistung ist, würde auf Philip Pullmans ganz persönlicher Schublade neben "mal was Anderes" auch "aber für mich definitiv zu verrückt" stehen.

Fazit:
Episch, spannend, vielseitig und definitiv originell. aber trotzdem zu verworren, zäh und undurchschaubar, um mich wirklich überzeugen zu können. So bleibt die ganze Reihe für mich nur eine Ansammlung spannender Ideen, die insgesamt aber viel zu viele Schwächen hat, um sich den 1300 Seiten "His Dark Materials" zu stellen.
PS mit Spoiler:
Hier kommen meine Gedanken und Vermutungen zum Thema "Sündenfall", welches ja leider komplett ausgespart wird am Ende:
Ich hatte das mit dem Sündenfall so verstanden, dass Mary durch die Erzählung ihrer Lebensgeschichte (man erinnere sich an ihre Traumeingebung, die müsse wahre Geschichten erzählen) Will und Lyra zu ihrer Liebe geführt hat, was die Beiden in Versuchung führt, für ihr gemeinsames Leben, ihre Zukunft und ihr Glück die Fenster in den Welten offen zu lassen. Das würde ja aber das Ende alles intelligenten Lebens bedeuten, weshalb die Beiden sich zulasten ihrer Liebe für die Rettung der Welt entscheiden. Damit hätten sie den Sündenfall abgewendet und der Versuchung widerstanden.
Keine Ahnung, ob diese Erklärung sinnvoll ist, das ist für mich aber der einzig logische Zusammenhang, den ich aus den ziemlich verrückten und lückenhaften Andeutungen im Buch ziehen konnte. Falls jemand eine andere Idee oder eine komplett abweichende Meinung hat - schreibt es gerne in die Kommentare.
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