Mittwoch, 15. April 2020

Filmempfehlung: Die Känguru-Chroniken

Sie haben mein Leben verändert - "Die Känguru - Werke" von (Klein-)Künstler Marc-Dieter Kling. Wie ihr schon in meinem Einleitungssatz sehen könnt, wurde ich nachhaltig mit Insiderwitzen infiziert und bin so abhängig von dieser Reihe geworden wie das Känguru von Schnapspralinen. Kein Wunder also, dass für mich nach den "Känguru - Chroniken", dem "Känguru - Manifest", der "Känguru - Offenbarung" und den angehängten "Känguru Apokryphen" noch nicht Schluss sein konnte und ich mir auch den neuen Kinofilm anschauen musste. Leider kam mir die Corona-Krise in die Quere und hat meine Kino-Pläne vereitelt, dank des vorgezogenen Heimkino-Starts konnte ich mir den Film dann aber doch ansehen. Jetzt ist die große Frage: wie fand ich ihn? "Gelungen" oder "nicht gelungen" sind definitiv bürgerliche Kategorien, also bewerte ich mal nach Känguru-Maßstab: diese Verfilmung mag zwar umstritten sein und kann nicht mit seinen Originalen mithalten, ist aber definitiv "witzig" und hat somit eine Daseinsberechtigung als ordentliche Verfilmung, die Fans und Nicht-Fans einen amüsanten Abend bescheren kann

Worum geht´s?

Da will er nur in Ruhe seine Meditations-CD anhören, da steht plötzlich ein kommunistisches Känguru bei dem Kleinkünstler Marc-Uwe mit Migräne-Hintergrund vor der Tür. Das Beuteltier fackelt nicht lange rum und zieht bei ein, was sowohl der Beginn einer besonderen Freundschaft als auch die Gründung der verrücktesten WG aller Zeiten ist. Gemeinsam machen sie Berlin unsicher, indem sie in der Kneipe bei Hertha abhängen, versuchen, das Herz von Maria, Marc-Uwes Angebetete, zu gewinnen, und es mit einem Immobilienhai aufnehmen.


Warum sollte ich mir den Film unbedingt ansehen?


Da meine Antwort auf die Frage aller Fragen - "Verfilmung oder Buch?" - immer "Buch" lauten wird, hatte ich keine allzu großen Erwartungen in "Die Känguru - Chroniken - Der Film" gesetzt, welcher am 5. März 2020 in die Kinos kam. Zwar hat der Autor Marc-Uwe Kling selbst das Drehbuch verfasst und war bei der Produktion beteiligt, doch hier hätte es etliche Stellen für grobe Fehler gegeben. Von der Darstellung des Kängurus über die Auswahl der SchauspielerInnen bis hin zur Szenenauswahl und Rahmenhandlung hätte hier einiges schief gehen können - ist es aber zum Glück nicht. Aussehen und Stimme des Kängurus ist dank eines aufwändigen Motion-Capture-Verfahrens und der Originalstimme von Marc-Uwe absolut getroffen, die Auswahl des Darstellers für unseren liebsten Kleinkünstler ist mit Dimitrij Schaad gut geglückt und die zusammengeschusterte Slapstick-Handlung erscheint an einigen Stellen zwar haarsträubend, passt aber zur Geschichte und vereint und verbindet einige witzige Höhepunkte und Lieblingsszenen aus den Hörbüchern zu einer stimmigen Rahmenhandlung.

Der Regisseur Dani Levy hat also soweit alles richtig gemacht und dass der Film trotzdem in Witzigkeitsgrad und bissiger Gesellschaftskritik weit hinter den Originalen zurückfällt liegt in erster Linie am Filmformat. Statt uns mit geistreichen Küchentischdialogen in kurzen Szenen amüsieren zu können, muss der Film einiges auserzählen und den Zuschauer mit Handlung und Setting bei Stange halten. Dass dabei viel Witz und Hirnschmalz verloren geht, ist vorprogrammiert. Zwar gibt es auch in diesem humoristischen Einblick in das Alltagsleben der Beuteltier-Kleinkünstler-WG die üblichen,  schlagfertigen Wortduelle, wilden Pläne, abgefahrenen Theorien und abstrusen Begegnungen - die mal mehr und mal weniger tiefgründigen Gespräche zwischen Marc-Uwe und dem Känguru, die das Kernstück der Werke sind, kommen aber meiner Meinung nach im Film zu kurz. Allgemein lässt sich der Film in seinen kurzen 92 Minuten Laufzeit wenig Zeit für Verschnaufpausen und haut einen Standardgag nach dem anderen raus. Für Fans muss das wie eine Best-Of-Show wirken, wer die Werke aber zuvor nicht kannte, wird wohl eher verwirrt und desorientiert sein. 

Diverse Aufeinandertreffen mit Nazis (man kennt sie ja - der Dicke, der Kleine, der Große und der mit den Haaren), Flugwettbewerbe mit kleinen Wadenbeißern (auch genannt "Hunde"), Demonstrationen der (Un-)Fähigkeit der Berliner Polizei, Party-Crasher mit Sportwagen, Sitzungen bei Psychiatern die die Therapie selbst nötig hätten und natürlich der Kampf gegen den immerwährenden Feind (nein, hier meine ich ausnahmsweise mal nicht den Kapitalismus, sondern Jörg Twigs) - all diese altbekannten Highlight-Szenen reihen sich wie Perlen hintereinander, sodass man aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommt. Leider fehlen trotzdem einige Szenen und Protagonisten, die ich hier gerne gesehen hätte und auch vom asozialen Netzwerk bekommen wir nicht viel mit. Doch was nicht ist, kann ja noch werden und so bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzungen, die nach dem (Corona-abgeschwächten-)Erfolg dieses ersten Teils geplant sind.  

Alles in allem bleibt diese Verfilmung leider aus genannten Gründen hinter dem Original zurück und kann nicht zu 100% überzeugen, sodass mein Urteil wohl nach Marc-Uwes verhasstestem Satz ausfallen muss: "Viel Schönes dabei". Nichtsdestotrotz haben die Macher viel richtig gemacht und verdienen sich unbedingt den "Witzig" Stempel! Meine Botschaft an alle Fans da draußen (und solche, die es noch werden wollen): schaut euch diesen witzigen Film an, erwartet aber keine 1:1 Verfilmung sondern eher eine lustige und bunte Zusammenfassung der Highlights umrahmt von einer neuen Rahmengeschichte. 


Ergänzungen zum zweiten Film - "Die Känguru-Verschwörung": Anders als angenommen basiert der zweite Känguru-Film nicht auf dem zweiten Teil der vierbändigen Känguru-Buchreihe ("Das Känguru-Manifest"), sondern erzählt eine eigene Handlung, in die bekannte Szenen und Gags eingeflochten wurden. Einen Pinguin kann man hier lange suchen, dafür geht es um Verschwörungstheorien, Leugnung des Klimawandels und andere Absurditäten des Querdenkeruniversums. Während des deutlich politischeren Plots dürfen sich Fans auch immer wieder an Känguru-Klassikern wie der Szene im Dunkelrestaurant, das erste Treffen mit Krapotke, falsch zugeordneten Zitaten oder dem Open-Schnick erfreuen. Dabei legen die Regisseure Marc-Uwe Kling und Alexander Berner ein noch höheres Erzähltempo als im ersten Film vor und spielen nur so mit den Filmgenres. Mal wird eine Szene als Sitcom inszeniert, dann sehen wir unsere Figuren als Videospielcharaktere durchs Bild hüpfen. Eine Westernsequenz und ein Horrortrip in einem Spukhaus dürfen natürlich auch nicht fehlen um den Spaß abzurunden. Trotz leichtem Bedauern, dass hier nicht einmal versucht wurde, die Handlung der Hörbücher umzusetzen, gibt´s von mir abermals den "Witzig"-Stempel!


Der Trailer:



Übrigens: Dies war ein Anti-Terroranschlag des Asozialen Netzwerkes. Es grüßt freundlich die "Ministerin für Influencing und Lasagne", Sektion Schwarzwald.

6 Kommentare:

  1. Ahoi Sophia,

    ach schön, dass du ihn auch geguckt hast :)
    Ich kann mich dir nur anschließen - witzig, aber nicht überragend. Das hatte ich auch nicht erwartet, sodass ich einfach nur gut unterhalten war ^^ Wenn du magst, hier mein Eindruck :)

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Hey Ronja,

      nun ja, als größer Fan des Kängurus kommt man am Film ja eigentlich fast nicht vorbei :-)
      "Witzig aber nicht überragend" fasst meine Meinung eigentlich ganz gut zusammen ^^
      Jetzt bin ich mal auf deine ausführliche Kritik gespannt...

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Das stimmt absolut, so bin ich auch an den Film rangegangen. Im Nachhinein ist er eine nette Ergänzung & ein Einstieg, für alle, die die (Hör)bücher noch nicht kennen ^^

      LG Ronja

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    3. Ja absolut! Er macht definitiv Lust auf mehr, ist halt aber für die breitere Masse konzipiert als die Hörbücher, die ja doch eher etwas tiefsinniger und gesellschaftskritischer sind. Ich bin mir also nicht sicher, ob alle, die den Film toll fanden, auch mit den Hörspielen was anfangen können. ;-)

      Schönes Wochenende
      Sophia

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    4. Das auf jeden Fall... na aber wir hatten unseren Spaß und können uns jetzt auf QualityLand 2 freuen (Teil 1 hast du gehört, oder?)

      Dir auch einen wunderbaren Sonntag
      Ronja

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    5. Ja das stimmt und Spaß ist dabei ja die Hauptsache ;-)
      An "Quality Land" bin ich noch dran, das höre ich immer Stückchenweise, ich bin aber bald fertig und freue mich SEHR auf den zweiten Teil ^^

      Liebe Grüße und einen schönen Start in die neue Woche
      Sophia

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