Freitag, 3. April 2020

Filmempfehlung: Vielleicht lieber morgen


Kennt ihr diese Filme, die euch nicht mehr aus dem Kopf gehen, euch nicht loslassen und die ihr immer wieder aufs Neue anschauen müsst? So geht es mir mit "Vielleicht lieber morgen" von Stephen Chbosky, der nach dem Bestsellerroman "The Perks of Beeing a Wallflower" (deutsch: "Das ist also mein Leben") verfilmt wurde. Egal wie oft ich dieses Filmdrama ansehe, mir wird es nie langweilig, die berührende Geschichte von Charlie, Sam und Patrick zu verfolgen und muss euch dieses Meisterwerk nun mal vorstellen. 


Worum geht´s?

Charlie ist nach einer traumatischen Verfahrung in seinem ersten Jahr auf der High School und schlägt sich neben seinen eigenen Hindernissen auch mit alterstypischen Problemen herum. Als er die lebenslustigen Geschwister Sam und Patrick kennenlernt und bisher unbekannte Gefühle für Sam entwickelt, ist die Verwirrung komplett. Aber selbst die erste große Liebe, wilde Partys, Drogen und Stress innerhalb der Familie trüben seinen Blick auf die Welt nicht - er beobachtet sein Umfeld genau, macht sich Gedanken über seine Mitmenschen und versucht, seine eigene Rolle zu finden ... in dem, was wir Leben nennen.


Warum sollte ich mir den Film unbedingt ansehen?

"Vielleicht lieber Morgen" ist ein berührender, intensiver "Coming of Age"-Film, der viele ernste Themen anspricht, in dem aber auch viel Lebensfreude und das süße Gefühl von endlosen Möglichkeiten der Jugend stecken. Der Film ist definitiv keine Komödie, aber auch kein düsteres Drama, stattdessen steht das Werk auf wunderbare Art und Weise dazwischen und lässt einen gleichzeitig Lachen und Weinen. Außenseitersein, Erfahrungen mit der ersten Liebe, Homosexualität, Freundschaft und Abenteuer auf der einen - Drogen, Selbstmord, Depression, Missbrauch, Verlust auf der anderen Seite - die Spannbreite der gezeigten Themen ist weit. Statt uns ganz explizit und mit heftigen Szenen zu schocken, thematisiert der Film Vieles nur im Vorbeigehen, sodass ein unaufmerksamer Zuschauer auch über das ein oder andere Hinwegsehen kann. "Vielleicht lieber Morgen" ist ein Film, dem man sich stellen muss, den man begreifen und verarbeiten muss, denn man spürt die erdrückenden Emotionen auch ohne Holzhammer-Methode. Wie feinfühlig und tiefgründig das Drama sich mit wichtigen Themen auseinandersetzt, merkt man auch daran, dass der Film beim Sehen Spuren hinterlässt, nachdenklich macht, aber nicht deprimiert und stattdessen mit viel Wärme und aufmunternden Worten unser gebrochenes Herz heilt. Mein Fazit zur Stimmung ist also: ziemlich heftig und aufrüttelnd auf eine gute Art. Es sagt meiner Meinung schon alles, dass man den Roman an einigen amerikanischen Schulen verboten hat...

Sehr gut gefällt mir auch, dass hier Musik als wichtiges Instrument des Ausdrucks eingesetzt wird und ein ganz zentrales Element einnimmt. Das wird auch durch den bewegenden Soundtrack "Heroes", der sich durch den Film zieht wie ein roter Faden, unterstützt. Wer in der berühmten Tunnel-Szene unberührt bleibt, hat kein Herz! Als Film können neben der Musik auch andere Effekte wie Zeitsprünge, Farben und Schnitte eingesetzt werden, wodurch die 90er Jahre auf eindrückliche Weise zum Leben erwachen. Auch die Kürzung auf Spielfilmlänge hat der Geschichte gut getan hat, sodass das Werk noch grandioser ist, als die Romanvorlage - was vielleicht auch daran liegt, dass Stephen Chbosky selbst Regie geführt hat.

Vor allem lebt der Film jedoch von seinen liebevoll dargestellten Protagonisten, die durch tolle Jungdarsteller zum Leben erweckt werden. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Charlie (Logan Lerman), der durch tagebuchartige Briefe an einen Freund dem Zuschauer von seinen Erinnerungen, Albträumen, Problemen aber auch seinen neuen Erfahrungen an der Highschool erzählt, die er macht als er die beiden Außenseiter Sam (Emma Watson) und Patrick (Ezra Miller) kennenlernt. Anders als das Mauerblümchen Charlie, zelebrieren die beiden ihren Nonkonformismus und zeigen ihm eine komplett neue Welt, als sie ihn in ihre Clique aufnehmen. Die Verletzlichkeit und Unschuld, mit der er neue Erfahrungen macht und seine liebenswürdige Unbeholfenheit sorgen schnell dafür, dass man ihn als Zuschauer ins Herz schließt. Auch die wilde, selbstbewusste Sam, hinter deren lebenslustiger Fassade ebenfalls Abgründe schlummern, wird sofort sympathisch. Mein ganz besonderer Liebling ist aber der leicht überdreht wirkende, homosexuelle Klassenclown Patrick, der wilde Streiche spielt, über die Stränge schlägt und keine Scham kennt, hinter der Fassade aber immer wieder einen verletzlichen kleinen Jungen zum Vorschein kommen lässt, der seinen Platz in der Welt erst finden muss.

Das Ende bleibt herrlich ungenau und trotz Andeutungen, bei dem sich jeder vorstellen kann, was passiert ist, bleibt einiges offen und der eigenen Interpretation überlassen. Nicht zuletzt macht diese zurückhaltende, vorsichtige Erzählweise "Vielleicht lieber morgen" zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme. Stephen Chobsky erzählt hier ehrlich, nicht romantisiert und trotz all der Probleme fast verträumt und herrlich optimistisch vom Erwachsenwerden. Muss man mindestens einmal gesehen haben!


Hier noch der Trailer:


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