Die Fakten
Reihentitel: The Ravenhood
Anzahl Bände: 3 Teile
Autorin: Kate Stewart
Verlag: Pan Books (2022-2024)
Genre: Dark Romance
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Meine Eindrücke
Die "
The Ravenhood"-Reihe wollte ich schon lange mal ausprobieren. Zwar ist Dark Romance eigentlich überhaupt nicht mein Genre, aber ihr wisst ja, wie es mit diesen teils gehypten und teils verhassten Reihen ist - sie wecken einfach immer meine Neugier. Deshalb habe ich im August 2024 bei meiner Bestellung bei Bookbot zugeschlagen und Band 1 bestellt. Oder zumindest dachte ich das, denn als ich mit dem Lesen beginnen wollte, musste ich feststellen, dass ich mir stattdessen aus versehen Band 2 zugelegt hatte. Naja, dann mussten halt die Ebooks von Band 1 und 3 auch noch einziehen. Wieso erzähle ich Euch das so ausführlich? Ich hätte die Reihe unter normalen Umständen niemals zu Ende gelesen, aber was will man machen, wenn man schon alle Teile besitzt und einer irrwitziger ist als der nächste...?
Band 1 - Flock: Der Einstieg fiel mir sehr schwer. Die Handlung benötigt ewig, um anzulaufen, während wir beobachten, wie die Hauptfigur zu ihrem entfremdeten, reich Vater nach Triple Falls zieht und unbedarft in eine komplizierte Dreiecksbeziehung stolpert als sie sich erst in Sean und dann seinen besten Freund Dominic verliebt. Während sie noch mit sich selbst aushandelt, für welchen von beiden ihr Herz nun mehr schlägt, oder ob sie nicht doch einfach beide haben kann, beobachtet sie gleichzeitig mysteriöse Vorgänge innerhalb einer der Bruderschaft der Raben, der beide anzugehören scheinen, die allerlei Fragen bei ihr und bei uns LeserInnen aufwerfen. Dabei bekommen wir jede Menge Gaslighting, seitenlange Sexszenen, Tonnen an Gefühlswirrwarr und schließlich ein unvermeidlich schmerzhaftes Ende. Aber eine einzige relevante Antwort auf eine Frage? Fehlanzeige. So wirken die 500 Seiten wie ein überlanger Prolog zu etwas, das vielleicht spannend sein könnte, es aber leider noch nicht ist. ➡
1,5 Sterne

"My greatest hope is to be in all-consuming love. My biggest fear is to be in all-consuming love."
Band 2 - Exodus: Die Fortsetzung beginnt mit einer von ihren beiden Love Interests verlassenen Cecelia, die ganz in Bella-Swan-Manier mit gebrochenem Herzen und fehlendem Lebenswillen Sean und Dominic hinterhertrauert, bis sie ein dritter Love Interest von ihren Qualen erlöst. Zwar wiederholen sich hier auch mit Tobias die immer gleichen, ungesunden Dynamiken zwischen den Figuren – emotionale Abhängigkeit, Misstrauen, Miscommunication Trope in Reinform, extremes Ghosting zum "eigenen Wohl", das Cecelia in extreme Tiefs stößt - immerhin gewinnt die Handlung hier aber deutlich an Schwung. Es passiert deutlich mehr, es wird ein viel größerer Zeitraum abgedeckt und vor allem werden endlich einige der offenen Fragen aus Band 1 beantwortet. An manchen Stellen ging mir die Entwicklung durch die großen Zeitsprünge fast schon etwas zu schnell, sodass man den zweigeteilten Band 2 locker auf zwei Bände hätte ausweiten können, insgesamt hat mir diese Fortsetzung aber Spannungsbogen, Handlung und Erzählweise viel besser gefallen als Band 1. Obwohl noch einige Punkte offen sind, endet "Exodus" sehr abgeschlossen, sodass man die Reihe auch ohne Probleme nach diesem Teil beenden kann. ➡
3 Sterne
"I may be the villain you fell for, but that doesn’t make me any less the villain."
Band 3 - The Finish Line: Der dritte Band liest sich eigentlich mehr wie ein Zusatzband aus Tobias´ Sicht als wie ein wirklicher Endband einer Trilogie. ein Band 3. Die Autorin holt hier weit aus und setzt in der Kindheit von Tobias an, wodurch die Zusammenhänge der anderen Bände sowie auch sein Charakter allgemein deutlich klarer und geschärft werden. Obwohl es hier also endlich alle gewünschten Antworten gibt und die doch sehr schnelle Entwicklung in Band 2 nochmal ausführlich ausgebreitet und nacherzählt wird, ist es alles in allem aber nicht nötig, Band 3 ebenfalls zu lesen. Wer nach Band 2 aufhört, verpasst zwar ein paar Details, aber kein grundsätzlich neues Erlebnis. ➡
2,5 Sterne

"The only love I’ve ever known or craved is the kind that keeps me sick, sick with longing, sick with lust, sick with need, sick with grief. The distorted kind that leaves scars and jaded hearts."
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Nach meinen Einzelurteilen über die drei Bände möchte ich nun noch gesammelt einige Beobachtungen und Gedanken zu Stil, Themen, Handlung und Figuren der Reihe abgeben. Zunächst bringt es das eben genannte Zitat eigentlich perfekt auf den Punkt: Es geht hier genau wie in allen Dark Romance Büchern um diese toxisch-fesselnde Art von Liebe, die zwischen Sehnsucht und Selbstauslöschung schwankt und das Extreme idealisiert. Passend dazu ist der Schreibstil fast schon manisch mit Gefühlssuperlativen an jeder Ecke, intensiven Gedankengängen und Dialogen, träumerischen Vergleichen und jede Menge Dramatisierung um der Dramatik willen.

"That’s the truth,” I add, “people don’t want the brutal truth in love stories anymore, but that, there,” I gesture at the screen, “is the brutal, ugly truth."

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Auch die Hauptfigur und Ich-Erzählerin Cecelia wirkt mit ihrer Mischung aus Naivität, Impulsivität und Selbstvergessenheit nicht ganz wie der Ausgeburt mentaler Gesundheit. Das blauäugige Sich-Hineinstürzen in Beziehungen ohne jeglichen Selbsterhaltungstrieb oder Selbstrespekt, die intensive Angst vor Zurückweisung, das ständige Schwanken zwischen Idealisierung und Dämonisierung der Männer in ihrem Leben, Emotionsausbrüche und Leere bei Abwesenheit ihrer Partner und Identitätsschwierigkeiten - all das erinnert stark an den Symptomkatalog der Borderline Persönlichkeitsstörung. Immerhin ist sie in ihrem Verhalten stabil, bleibt sich über den Verlauf der Reihe treu und erkennt auch selbst, dass ihre Art zu lieben ein wenig extrem ist. Aber trotzdem: Was wir hier lesen, ist keine gesunde oder gar erstrebenswerte Form von Liebe, sondern selbstzerstörerisches Verhalten einer Person, die nie echte, sichere Bindungen erfahren hat. Leider schafft sie es nicht, aus ihrem Muster auszubrechen und von ihrer Liebessucht loszukommen, ihr auf ihrem Weg zuzusehen hatte aber dennoch etwas Fesselndes (aber vielleicht spricht da auch die Psychologin in mir).

"I didn’t heed a single warning. I went in a willing captive. I let love rule and ruin me. I played my part, eyes wide open, tempting fate until it delivered.”

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Auch die drei Love Interests Sean, Dominic und Tobias können als Figuren nicht überzeugen. Über die meiste Zeit sind sie Blaupausen ein und derselben Person, kaum mehr als austauschbare Projektionsflächen – Varianten eines dunklen, geheimnisvollen Männlichkeitsideals, das durch Gewaltbereitschaft, Unberechenbarkeit, Potenz, Dominanz und einem Hauch von Gefahr definiert ist. Erst im Verlauf der Reihe bekommen die drei etwas mehr Profil, das sie zu greifbareren Figuren macht. Um wirklich interessante Figuren zu werden, bekommen wir aber viel zu wenig von ihrem Innenleben mit. Ebenso verhält es sich mit Nebenfiguren, die immer wieder auftauchen und verschwinden, ohne einen wirklichen Einfluss auf den Verlauf der Handlung oder die Charakterentwicklungen zu nehmen.

"Some believe without rules and morals that we’re no better than animals.” He leans in, his mouth twisting seductively. “But it can be a lot of fun to be an animal.”
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Und zuletzt zur Handlung. Diese ist natürlich völlig absurd. Einige Szenen sind zwar mit großartiger szenischer Spannung geschrieben, insgesamt darf man aber nicht eine Sekunde über diese krude Mischung aus geheimem Familienclan, groß angelegtem Racheplan, sexistischer Bruderschaft, krimineller Untergrundbewegung mit Robin-Hood-Komplex und einem fast schon dystopisch anmutenden Umsturzszenario nachdenken, sonst fällt das ganze Kartenhaus ziemlich schnell in sich zusammen. Auch wenn alles zusammen eine explosive (wenn auch kaum glaubwürdige), dramaturgisch stellenweise stark inszenierte Mischung ergibt, die durchaus fesselt, reicht das nicht aus, um über meine großen Probleme mit der Reihe hinwegzutäuschen. So kann ich also auch hier keine Leseempfehlung aussprechen. Mein generelles Problem mit Dark Romance – die Romantisierung emotionaler Abhängigkeit, die Glorifizierung toxischer Beziehungen, mangelnde Charaktertiefe und ein Hang zur Überdramatisierung – bleibt weiterhin bestehen. Das Buch, das mich mit diesem Genre versöhnt, muss wohl erst noch geschrieben werden.
Fazit
"The Ravenhood" ist eine dieser Reihen, die entweder voll einschlagen oder überhaupt nicht zünden – bei mir war leider Letzteres der Fall. Wer toxische Dynamiken, düstere Männerfantasien und emotionale Achterbahnfahrten liebt, wird hier definitiv fündig.
Im Durchschnitt komme ich auf 2,3 Sterne für die Gesamtreihe, die ich leider auf 2 Sterne abrunden muss.
*unbezahlte WERBUNG, selbstgekauft*
Quelle Informationen: Goodreads.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum
des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.
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