Freitag, 11. April 2025

Yumi and the Nightmare Painter


Allgemeines

Titel: Yumi and the Nightmare Painter
Autor: Brandon Sanderson
Illustrator: Aliya Chen
Verlag: Knaur (1. April 2025)
Genre: Fantasy-Abenteuer
Seitenzahl: 477 Seiten
Originaltitel: Yumi and the Nightmare Painter (übersetzt von Paula Telge)
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Inhalt

Heimlich sehnt Yumi sich nach einem einzigen Tag als normaler Mensch – doch nur durch absoluten Gehorsam kann sie die Geister beschwören, deren Hilfe für ihr Volk lebenswichtig ist.
Während er durch dunkle Straßen patrouilliert, träumt Maler davon, ein Held zu sein. Doch dieser Wunsch hat ihm nur Herzschmerz gebracht und Einsamkeit am Rand der Gesellschaft.
Als das Schicksal Yumi und Maler zusammenführt, steht plötzlich alles auf dem Vergangenheit und Gegenwart müssen in Einklang gebracht, begangenes Unrecht wiedergutgemacht und ein Geheimnis gelüftet werden. Sonst riskieren sie nicht nur, das zarte Band, das zwischen ihnen wächst, für immer zu verlieren. Sondern auch die Welten, für deren Schutz sie so verzweifelt kämpfen.


Bewertung

"Yumi and the Nightmare Painter" ist das vierte und letzte von Brandon Sandersons Geheimprojekten, die ich bisher bis auf "Das Herz der Sonne" alle sehr gerne gelesen habe. Besonders "Weit über der smaragdgrünen See" hat mir sehr gut gefallen und mir verdeutlicht, weshalb Brandon Sanderson als Science-Fiction und Fantasy-Phänomen gefeiert wird. Auch für seinen neusten Roman hat sich der Autor wieder eine skurrile, aber herrlich unterhaltsame, bildgewaltige, einfallsreiche und charmante Geschichte ausgedacht.

"Humans are incredibly malleable. Despite my breadth of experience, I've never stopped being surprised at how durable human beings can be. They can survive in almost any environment. They can recover from debilitating loss. They can be crushed physically, mentally, emotionally- and still ask you how your day is going."

Bevor ich mich ganz dem Inhalt widme ein paar Worte zur Gestaltung des Buches: Ich bin ein großer Fan!!! Der Knaur Verlag hat sich hier sowohl an die Gestaltung des Originalcovers gehalten als auch an den Details und dem Format der anderen beiden Kickstarter-Romane orientiert, die im Piper Verlag erschienen sind. Das Resultat ist ein detailreiches, filigran gestaltetes Cover, das auf einem dunkelblauen Hintergrund zwei Gestalten in Magenta und Blaugrün zeigt, die vor einer golden angedeuteten Sonne nacheinander greifen. Damit beginnt die tolle Gestaltung allerdings erst und ich könnte vermutlich meine gesamte Rezension nur damit zubringen, über die Details zwischen den beiden Buchdeckeln zu schwärmen. Die Innenseiten der Buchdeckel sind vorne mit Nikaros typischen Bambusmotiv in Schwarz-Weiß und hinten mit Nikaros Gemälde von Yumi in dem fliegenden Baum verziert. Im Buch selbst wird es dann aber überraschend farbig, denn die magenta-blaue Farbgebung mit den Zwillingslinien der Hion-Leitungen, ziehen sich sowohl durch das Inhaltsverzeichnis, über die schön gestalteten Trennblätter, die die Handlung in 4 große Abschnitte teilen als auch durch die 41 Kapitel, die je nach Erzählperspektive mit einem passenden Symbol beginnen. Und dann sind da natürlich noch die Illustrationen von Aliya Chen, die mal halb- mal ganzseitig im farbenfrohen Manga-Stil die Handlung zum Leben erwecken. Hier ist also jeder Euro der gebundenen Ausgabe gut investiert. 

Erster Satz: "The star was particularly bright when the nightmare painter started his rounds."

Mit diesen Worten beginnt diese einzigartige Mischung aus Science-Fiction-Epos, Fantasy-Abenteuer und moderner Liebesgeschichte. Auf knapp 500 Seiten verfolgt Brandon Sanderson hier die Idee zweier vollkommen unterschiedlicher Welten, die zwei ganz spezielle Jobs hervorgebracht haben: den einer Yoki-Hijo, die mithilfe von kunstvollen Steinstapeln Geister beschwört, um ihr Volk zu ernähren und den von Albtraummalern, die umherstreunende Albträume mithilfe von Gemälden bannen. Beide Berufe könnten genau wie die vorgestellten Welten dabei nicht unterschiedlicher sein: Eine sonnige, lichtdurchflutete Welt, mit schwebenden Pflanzen und traditioneller Lebensweise angelehnt an das historische Korea und eine in vollkommener Dunkelheit von zweifarbigen Hion-Leitungen beleuchtete urbane Zivilisation, die an die moderne japanische Kultur erinnert. Auch wenn der Einstieg in die ungewöhnlichen und originellen Kulissen zunächst nicht leicht fällt, profitiert die Handlung stark von den beiden Welten und all ihren Fragen und Rätseln, die man beim Lesen nur zu gerne erkundet.

"Why do we tell stories? They are a universal human experience. Every culture I’ve ever visited, every people I’ve met, every human on every planet in every situation I’ve seen…they all tell stories. Men trapped alone for years tell them to themselves. Ancients leave them painted on the walls. Women whisper them to their babies. Stories explain us. You want to define what makes a human different from an animal? I can do it in one word or a hundred thousand. Sad stories. Exultant stories. Didactic morality tales. Frivolous yarns that, paradoxically, carry too much meaning. We need stories."

Näher gebracht werden uns die beiden Welten und die beiden Aufgaben durch zwei junge Menschen, die sich beide mehr wünschen, als ihre jeweilige Rolle zu bieten hat. Während Yumi sich verzweifelt nach einem Ausbruch aus ihrem eng getakteten, von immer gleichen Ritualen bestimmten und einsamen Leben wünscht, möchte Nikaro, der sich selbst nach seinem Beruf "Maler" nennt, nichts lieber als ein Held zu sein. Ihre beiden Wünsche scheinen in Erfüllung zu gehen, als sie durch einen scheinbaren Zufall aneinandergebunden werden und gegenseitig den jeweils anderen Beruf erlernen müssen, um ihre Welten zu retten. Diese zugegebenermaßen etwas eigenwillige Idee - typisch Brandon Sanderson eben - bietet somit die perfekte Ausgangslage für sowohl eine Romanze zwischen den beiden, als auch die Erkundung beider Welten und der Essenz dessen, was ihre jeweilige Aufgabe zu Kunst macht. 

"I only stare," he said. "when I see something too beautiful for my eyes to take in at once."

Auch wenn ich den starken Figurenbezug der Geschichte sowie die zarte Romanze, die sich zwischen Yumi und Maler entwickelt, hier nicht unbedingt erwartet hatte, da seine anderen Bücher doch etwas "handfester" und weniger emotional waren, zeigt sich hierin doch die Vielseitigkeit des Autors. Im Nachwort schreibt er, dass er seiner Frau versprochen hat, mehr Romantik in seine Geschichten einzubauen und dies konnte er hier wunderbar umsetzen. Die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Yumi und Maler ist sehr gut im Rest der Geschichte eingebettet und fügt ihr eine zusätzliche Ebene hinzu. Auch die generelle Entwicklung der beiden Hauptfiguren bekommt hier sehr viel Raum zugeschrieben. Sowohl Yumi als auch Maler sind keine klassischen Heldenfiguren und müssen erst ihre eigenen Ängste überwinden, unterdrückte Wünsche erkennen, sich von Begrenzungen ihrer jeweiligen Gesellschaft befreien und - vor allem - voneinander lernen, bevor sie ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Die beiden genau wie die einfallsreichen Nebenfiguren sind mir dabei sehr ans Herz gewachsen, sodass es mich sehr gefreut hat, dass die Geschichte nach 477 ereignisreichen Seiten für alle ein gelungenes Ende bereithält!

"It’s a common mistake to assume that someone is weak because they are accommodating. If you think this, you might be the type who has no idea how much effort— how much strength— it takes to put up with your nonsense. Yumi wasn’t weak. She wasn’t a pushover. Don’t assume fragility where you should see patience."

Apropos Ende: Besonders gut gefallen hat mir an "Yumi and the Nightmare Painter", dass die Geschichte nicht nur herrlich originell ist, sondern bis zum Ende durch etliche Wendungen und neue Erkenntnisse, die alles auf den Kopf stellen, unvorhersehbar bleibt. Auch wer noch so gut aufgepasst hat: Hier ist nichts so, wie es scheint und passend dazu wird der spezielle Leseeindruck aus spannender Handlung und originellem Worldbuilding durch die besondere Erzählperspektive des Romans komplettiert. Statt alleinig abwechselnd aus der Perspektive von Yumi und Maler zu erzählen, hat der Autor hier abermals eine auktoriale Erzählperspektive des Weltenwanderers Hoid gewählt, der bereits als Schiffsjunge ohne Erinnerung durch "Weit über der smaragdgrünen See" geführt hat. Auch wenn er nach dem Zusammentreffen mit der Zauberin seinen Verstand und seine Erinnerungen zurück hat, hat er ein neues Handicap gewonnen und fristet für die Zeitspanne dieser Geschichte ein Dasein als Statue in einem Nudelrestaurant in Nikaros Welt. Zwar beteuert er immer wieder großspurig, Miteigentümer des Restaurants zu sein, mit den an ihm befestigten Kleiderhaken für Mäntel und Taschen hat er aber eine tragende, wenn auch statische Rolle, die über die des Geschichtenerzählers nicht hinausgeht. Dennoch macht er seine Aufgabe als Erzähler wieder großartig. In gewohnt heiterem, humorvollen Ton leitet er durch die Geschichte, erklärt uns die wichtigsten Details des Worldbuildings, gibt uns spannende Extra-Informationen und kleine Andeutungen auf andere Kosmeer-Romane. Dabei spricht er uns LeserInnen immer wieder direkt an, macht unpassende Witze, holt zu aberwitzigen Anekdoten aus und bringt auch gerne mal in der Erzählreihenfolge etwas durcheinander. Kurz gesagt: er ist genau die Erzählstimme, die diese feinfühlige, aber dennoch aberwitzig komische und hochspannende Geschichte gebraucht hat.

"Never let something trivial, like a sense of humor, get in the way of a good joke."

Fazit

"Yumi and the Nightmare Painter" besticht durch seine außergewöhnliche Idee zweier kontrastierender Welten und Berufe, die kunstvoll miteinander verwoben werden. Brandon Sanderson vereint hier fantasievolles Worldbuilding, eine zarte, aber tiefgründige Romanze und eine humorvoll-auktoriale Erzählerstimme zu einer einzigartigen Geschichte, die sich sowohl erzählerisch als auch gestalterisch deutlich von klassischer Fantasy abhebt.


*unbezahlte WERBUNG, Rezensionsexemplar*

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. Quelle Informationen: Goodreads.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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