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Allgemeines
Titel: Yumi and the Nightmare Painter
Autor: Brandon Sanderson
Illustrator: Aliya Chen
Verlag: Knaur (1. April 2025)
Genre: Fantasy-Abenteuer
Seitenzahl: 477 Seiten
Originaltitel: Yumi and the Nightmare Painter (übersetzt von Paula Telge)
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Inhalt
Bewertung
"Yumi and the Nightmare Painter" ist das vierte und letzte von Brandon Sandersons Geheimprojekten, die ich bisher bis auf "Das Herz der Sonne" alle sehr gerne gelesen habe. Besonders "Weit über der smaragdgrünen See" hat mir sehr gut gefallen und mir verdeutlicht, weshalb Brandon Sanderson als Science-Fiction und Fantasy-Phänomen gefeiert wird. Auch für seinen neusten Roman hat sich der Autor wieder eine skurrile, aber herrlich unterhaltsame, bildgewaltige, einfallsreiche und charmante Geschichte ausgedacht.
Bevor ich mich ganz dem Inhalt widme ein paar Worte zur Gestaltung des Buches: Ich bin ein großer Fan!!! Der Knaur Verlag hat sich hier sowohl an die Gestaltung des Originalcovers gehalten als auch an den Details und dem Format der anderen beiden Kickstarter-Romane orientiert, die im Piper Verlag erschienen sind. Das Resultat ist ein detailreiches, filigran gestaltetes Cover, das auf einem dunkelblauen Hintergrund zwei Gestalten in Magenta und Blaugrün zeigt, die vor einer golden angedeuteten Sonne nacheinander greifen. Damit beginnt die tolle Gestaltung allerdings erst und ich könnte vermutlich meine gesamte Rezension nur damit zubringen, über die Details zwischen den beiden Buchdeckeln zu schwärmen. Die Innenseiten der Buchdeckel sind vorne mit Nikaros typischen Bambusmotiv in Schwarz-Weiß und hinten mit Nikaros Gemälde von Yumi in dem fliegenden Baum verziert. Im Buch selbst wird es dann aber überraschend farbig, denn die magenta-blaue Farbgebung mit den Zwillingslinien der Hion-Leitungen, ziehen sich sowohl durch das Inhaltsverzeichnis, über die schön gestalteten Trennblätter, die die Handlung in 4 große Abschnitte teilen als auch durch die 41 Kapitel, die je nach Erzählperspektive mit einem passenden Symbol beginnen. Und dann sind da natürlich noch die Illustrationen von Aliya Chen, die mal halb- mal ganzseitig im farbenfrohen Manga-Stil die Handlung zum Leben erwecken. Hier ist also jeder Euro der gebundenen Ausgabe gut investiert.
Mit diesen Worten beginnt diese einzigartige Mischung aus Science-Fiction-Epos, Fantasy-Abenteuer und moderner Liebesgeschichte. Auf knapp 500 Seiten verfolgt Brandon Sanderson hier die Idee zweier vollkommen unterschiedlicher Welten, die zwei ganz spezielle Jobs hervorgebracht haben: den einer Yoki-Hijo, die mithilfe von kunstvollen Steinstapeln Geister beschwört, um ihr Volk zu ernähren und den von Albtraummalern, die umherstreunende Albträume mithilfe von Gemälden bannen. Beide Berufe könnten genau wie die vorgestellten Welten dabei nicht unterschiedlicher sein: Eine sonnige, lichtdurchflutete Welt, mit schwebenden Pflanzen und traditioneller Lebensweise angelehnt an das historische Korea und eine in vollkommener Dunkelheit von zweifarbigen Hion-Leitungen beleuchtete urbane Zivilisation, die an die moderne japanische Kultur erinnert. Auch wenn der Einstieg in die ungewöhnlichen und originellen Kulissen zunächst nicht leicht fällt, profitiert die Handlung stark von den beiden Welten und all ihren Fragen und Rätseln, die man beim Lesen nur zu gerne erkundet.
Näher gebracht werden uns die beiden Welten und die beiden Aufgaben durch zwei junge Menschen, die sich beide mehr wünschen, als ihre jeweilige Rolle zu bieten hat. Während Yumi sich verzweifelt nach einem Ausbruch aus ihrem eng getakteten, von immer gleichen Ritualen bestimmten und einsamen Leben wünscht, möchte Nikaro, der sich selbst nach seinem Beruf "Maler" nennt, nichts lieber als ein Held zu sein. Ihre beiden Wünsche scheinen in Erfüllung zu gehen, als sie durch einen scheinbaren Zufall aneinandergebunden werden und gegenseitig den jeweils anderen Beruf erlernen müssen, um ihre Welten zu retten. Diese zugegebenermaßen etwas eigenwillige Idee - typisch Brandon Sanderson eben - bietet somit die perfekte Ausgangslage für sowohl eine Romanze zwischen den beiden, als auch die Erkundung beider Welten und der Essenz dessen, was ihre jeweilige Aufgabe zu Kunst macht.
Auch wenn ich den starken Figurenbezug der Geschichte sowie die zarte Romanze, die sich zwischen Yumi und Maler entwickelt, hier nicht unbedingt erwartet hatte, da seine anderen Bücher doch etwas "handfester" und weniger emotional waren, zeigt sich hierin doch die Vielseitigkeit des Autors. Im Nachwort schreibt er, dass er seiner Frau versprochen hat, mehr Romantik in seine Geschichten einzubauen und dies konnte er hier wunderbar umsetzen. Die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Yumi und Maler ist sehr gut im Rest der Geschichte eingebettet und fügt ihr eine zusätzliche Ebene hinzu. Auch die generelle Entwicklung der beiden Hauptfiguren bekommt hier sehr viel Raum zugeschrieben. Sowohl Yumi als auch Maler sind keine klassischen Heldenfiguren und müssen erst ihre eigenen Ängste überwinden, unterdrückte Wünsche erkennen, sich von Begrenzungen ihrer jeweiligen Gesellschaft befreien und - vor allem - voneinander lernen, bevor sie ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Die beiden genau wie die einfallsreichen Nebenfiguren sind mir dabei sehr ans Herz gewachsen, sodass es mich sehr gefreut hat, dass die Geschichte nach 477 ereignisreichen Seiten für alle ein gelungenes Ende bereithält!
Apropos Ende: Besonders gut gefallen hat mir an "Yumi and the Nightmare Painter", dass die Geschichte nicht nur herrlich originell ist, sondern bis zum Ende durch etliche Wendungen und neue Erkenntnisse, die alles auf den Kopf stellen, unvorhersehbar bleibt. Auch wer noch so gut aufgepasst hat: Hier ist nichts so, wie es scheint und passend dazu wird der spezielle Leseeindruck aus spannender Handlung und originellem Worldbuilding durch die besondere Erzählperspektive des Romans komplettiert. Statt alleinig abwechselnd aus der Perspektive von Yumi und Maler zu erzählen, hat der Autor hier abermals eine auktoriale Erzählperspektive des Weltenwanderers Hoid gewählt, der bereits als Schiffsjunge ohne Erinnerung durch "Weit über der smaragdgrünen See" geführt hat. Auch wenn er nach dem Zusammentreffen mit der Zauberin seinen Verstand und seine Erinnerungen zurück hat, hat er ein neues Handicap gewonnen und fristet für die Zeitspanne dieser Geschichte ein Dasein als Statue in einem Nudelrestaurant in Nikaros Welt. Zwar beteuert er immer wieder großspurig, Miteigentümer des Restaurants zu sein, mit den an ihm befestigten Kleiderhaken für Mäntel und Taschen hat er aber eine tragende, wenn auch statische Rolle, die über die des Geschichtenerzählers nicht hinausgeht. Dennoch macht er seine Aufgabe als Erzähler wieder großartig. In gewohnt heiterem, humorvollen Ton leitet er durch die Geschichte, erklärt uns die wichtigsten Details des Worldbuildings, gibt uns spannende Extra-Informationen und kleine Andeutungen auf andere Kosmeer-Romane. Dabei spricht er uns LeserInnen immer wieder direkt an, macht unpassende Witze, holt zu aberwitzigen Anekdoten aus und bringt auch gerne mal in der Erzählreihenfolge etwas durcheinander. Kurz gesagt: er ist genau die Erzählstimme, die diese feinfühlige, aber dennoch aberwitzig komische und hochspannende Geschichte gebraucht hat.
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