Freitag, 25. April 2025

Serienempfehlung: Ronja Räubertochter

Bereits nach den Weihnachtsfeiertagen habe ich mich der Neuverfilmung von Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker "Ronja Räubertochter" im Serienformat gewidmet. Über Ostern ist nun die zweite Hälfte der zweiteiligen Kurzserie erschienen. Alle 12 Folgen können nun kostenfrei über die ARD Mediathek gestreamt werden, was ich für Fans der Buchvorlage und schöner Landschaftsbilder definitiv empfehlen kann!

Darum geht´s:


Ronja (Kerstin Linden) wird in einer stürmischen Nacht in der Mattisburg geboren – mitten in eine Welt voller Abenteuer, Sagen und Räuberfehden hinein. Als Tochter des Räuberhauptmanns Mattis (Christopher Wagelin) und seiner Frau Lovis (Krista Kosonen) wächst sie mit viel Freiheit, aber auch mit den Schattenseiten des Waldes auf. Ihre Freundschaft mit Birk (Jack Bergenholtz Henriksson), dem Sohn des feindlichen Borka (Sverrir Gudnason), bringt nicht nur frischen Wind in die verfeindeten Räuberbanden, sondern stellt auch die Loyalität zu ihrer Familie auf eine harte Probe. Besonders als sich die beiden Räuberjägerinnen Cappa (Vera Vitali) und Valdir (Pernilla August) auf die Fersen der Räuberbanden heften...



Das denke ich zur Serie:


Ich hatte vorab nicht besonders viel erwartet, wurde von der Serie aber rundum positiv überrascht. Die deutsch-schwedische Adaption schafft es, Astrid Lindgrens Klassiker mit neuer erzählerischer Tiefe und visuell beeindruckender Kraft zum Leben zu erwecken. In knapp 500 Serienminuten bietet "Ronja Räubertochter" eine Mischung aus Naturpoesie, Gruselmomenten, einem klaren, manchmal rauen Blick auf das Großwerden und vor allem: ganz viel Nostalgie!

Die Handlung der 12 Folgen bietet viel Bekanntes, aber auch ein bisschen Neues. Inhaltlich folgt die Serie weitgehend Astrid Lindgrens Romanvorlage: Ronja wird in die Welt der Mattisräuber hineingeboren, wächst im Wald auf und entdeckt gemeinsam mit Birk eine ganz eigene Form der Freiheit – fernab elterlicher Zwänge und übernommener Feindbilder. Doch die Serienadaption belässt es nicht bei der Buchvorlage und den bekannten Figuren. Mit neuen Nebenfiguren und zusätzlichen Handlungssträngen – etwa rund um die Vorgeschichten von Cappa und Valdir oder das mittelalterliche Dorfleben, das von den Räuberbanden in Mitleidenschaft gezogen wird – erweitert sie das erzählerische Universum auf gelungene Weise. Diese Erweiterungen schaffen neue Perspektiven und Abwechslung im Plot, auch wenn sie dramaturgisch nicht immer ganz rund wirken. Manche Erzählfäden bleiben etwas fragmentarisch oder wirken leicht gedehnt – hier hätte eine straffere Inszenierung an einzelnen Stellen der Spannung gutgetan. Dennoch: Wer sich auf das ruhigere Tempo einlässt, wird mit einer visuell beeindruckenden, emotional berührenden und angenehm altmodischen Geschichte belohnt. 

Besonders gut gefallen hat mir an der Adaption, dass es der deutsch-schwedischen Produktion gelingt, die ruhige, aber abenteuerlustige Atmosphäre des Buches, die mich schon als Kind fesseln konnte, auf den Bildschirm zu übertragen. Die Serie lebt nicht von lauten Effekten oder spektakulären Wendungen, sondern von stillen Momenten, Naturaufnahmen und einer ganz eigenen Magie. Zwischen gefährlichen Druden, Wildpferden und flüsternden Bäumen entfaltet sich eine Welt, die Kindsein, Freiheit und Naturverbundenheit zelebriert und pure Nostalgie hervorruft. Dazu tragen vor allem die wundervollen Naturaufnahmen bei. Die Kamera fängt das Setting des schwedischen Walds über ein ganzes Jahr hinweg ein und präsentiert lebendige Frühlingswiesen, gluckende Sommerbäche, goldene Herbstwälder und schneebedeckte Winterlandschaften, ebenso wie zahlreiche tierische Waldbewohner. Die Szenen strahlen dabei so viel Ruhe und Lebendigkeit aus, dass man sich stellenweise eher in einer hochwertigen Naturdokumentation über die skandinavische Flora und Fauna als in einer fiktionalen Serie wähnt.

Ergänzt wird der Wald rund um die fiktive Mattisburg durch die nordisch-folkloristisch-inspirierten Wesen aus Astrid Lindgrens Fantasie wie Wilddruden, Graugnome oder Rumpelwichte, die dem Wald bei aller Schönheit auch einen durchaus substanziellen Grusel-Faktor verleihen. Genau wie die Vorlage sieht auch die Serie davon ab, diese Märchenwesen zu verniedlicht, sodass die Schreckgestalten für jüngere Kinder etwas zu düster dargestellt sein könnten. Auch das mittelalterliche Setting überzeugt mit liebevoll gestalteten Kulissen, detailreichen Kostüme und einem stimmungsvolles Sounddesign auf ganzer Linie, ohne die Lebensrealität des Mittelalters zu beschönigen oder romantisieren. Verletzungen, Hunger, Krankheit und Tod bleiben Teil der Erzählung – und erinnern daran, dass das Leben der Räuber zwar wild und frei, aber auch gefährlich ist. Trotz kindlicher Elemente und parodistischem Räuberhumor ist die Geschichte also weiterhin recht hart zu den jungen Protagonisten und ZuschauerInnen. 

Auch die Figuren müssen einiges abbilden: Emanzipation, unabhängiges Denken, Umgang mit Vorurteilen, Freundschaft, Loslassen, Entwicklung eigener Werte, Rebellion und Erwachsenwerden sind nur einige der Entwicklungsaufgaben, die der jungen Ronja in der Coming-of-Age-Geschichte bevorstehen. Die Darstellung von Ronja als freiheitsliebendes, neugieriges Mädchen, das zwischen kindlichem Trotz und tiefgreifenden Lebensfragen pendelt, gelingt der Hauptdarstellerin Kerstin Linden dabei ganz wunderbar. Sie verkörpert Ronja mit einer Präsenz, die an eine junge Millie Bobby Brown erinnert und macht Ronjas innere Entwicklung gut greifbar. Auch Birk - den ich im Buch immer sehr langweilig fand - ist als Figur gut getroffen und ihre Freundschaft wird mit viel Feingefühl erzählt. Die restlichen Figuren nehmen deutlich weniger Raum ein und bleiben eher knapp gezeichnet. Hervorstechen allerdings Ronjas Vater und Mutter. Während Christopher Wagelin als Mattis mit einer stimmigen Mischung aus überzogenem Räuberpathos und echter väterlicher Verletzlichkeit überzeugt, bildet Krista Kosonen als Lovis mit kluger Ruhe und pragmatischer Stärke einen starken Gegenpol, der die Familiendynamik gut ergänzt. 

So bin ich als Ronja-Fan rundum zufrieden mit der Umsetzung der Serie, die für mich eine tolle Neuauflage des Films von 1984 darstellt. 
 

Mein Urteil:

Diese Neuverfilmung ist keine schnelle Kost für Zwischendurch – sondern ein entschleunigtes, bildstarkes und atmosphärisch dichtes Abenteuer, das nicht nur Kindheitserinnerungen weckt, sondern sie behutsam weiterträgt. Wer sich auf das langsame Erzähltempo einlässt, bekommt eine Serie, die Mut macht, selbst zu denken, Freundschaft über alte Feindschaften zu stellen und die Natur nicht als Kulisse, sondern als lebendigen Teil des Lebens zu begreifen. 


Zum Trailer:



Bild-Quellen: Moviepilot.de

3 Kommentare:

  1. Ahoi Sophia,

    jaaaa, ich hab´s schon gesehen; die zweite Staffel ist draußen und ich freue mich, das die kommenden Tage mit meiner Mutter weiterzugucken - zu meckert ja immer noch darüber, dass "die das doch nicht einfach machen können", haha. Staffel 1 hat uns gut gefallen; ganz schön viele side quests und neue Charaktere und auf das veränderte Aussehen musste ich mich auch erstmal einlassen, aber schon ganz süß! Schön also, dass dir auch die 2. Staffel so gut gefallen hat ^^ Damit ist die Serie jetzt abgeschlossen, richtig?

    Sonnige Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Hey Ronja,

      es war ja echt maximal unnötig, das auf zwei Ausstrahlungstermine mit 4 Monaten Abstand zu verteilen, da stimme ich deiner Mutter absolut zu ;-)))
      Ja genau, die neuen Figuren und Nebenhandlungsstränge hatten mich auch überrascht, aber irgendwie müssen sich ja 12 Folgen aus knapp 300 Buchseiten erzählen lassen...
      Genau, die Serie ist mit der zweiten Staffel mit dem Buchende wunderbar abgeschlossen, da kommt ganz sicher keine Fortsetzung mehr. Also deine Mutter und du seit jetzt safe to go ^^
      Ich wünsche Euch viel Spaß beim Schauen und bin gespannt, was Ihr zur zweiten Hälfte sagen werdet!

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Na das ist gut zu wissen :D Letztes Mal haben wir es leider noch nicht geschafft, aber dann hoffentlich, wenn ich das nächste Mal daheim bin ^^ Ich werde berichten ;)

      LG Ronja

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