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Allgemeines
Titel: Vergissmeinnicht - Was die Welt zusammenhält
Autorin: Kerstin Gier
Verlag:
Fischer (27. November 2024)
Genre: YA-Romantasy
ISBN:
9783104919683
Seitenzahl: 517 Seiten
Weitere Bände: Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann (Band 1)
Vergissmeinnicht - Was bisher verloren war (Band 2)
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Inhalt
Bewertung
Die ersten beiden Bände der "Vergissmeinnicht"-Reihe von Kerstin Gier habe ich im Buddyread mit Sofia (ihr wisst schon, von @SofiasworldofBooks😊) gelesen und als abwechslungsreiche, humorvolle YA-Geschichten in Erinnerung behalten. Deshalb war für mich klar, dass ich irgendwann auch den dritten und finalen Teil, "Vergissmeinnicht - Was die Welt zusammenhält", lesen muss. Dass mein Interesse an der Reihe nach Band 1 und 2 aber über die Zeit etwas abgeflacht ist, sieht man schon daran, dass Band 3 fast ein Jahr auf meinem SuB lag und ich nochmal einen Reread einschieben musste, um meine Erinnerung aufzufrischen. So hat es mich leider nicht sehr überrascht, dass mich das Finale nicht ganz so abholen konnte, wie andere Bücher der Autorin...
Da ich mir noch nicht sicher war, wann und ob ich Band 3 ebenfalls lesen würde, habe ich mir diesmal das Ebook zugelegt. Das ist angesichts des wunderschönen Covers und der Tatsache, dass ich Band 1 und 2 als Print habe, eigentlich ein Sakrileg. Denn genau wie bei den vorherigen Bänden ist die Gestaltung von Band 3 wieder über jeden Zweifel erhaben. Das bunte, verspielte Cover mit den vielen kleinen Details vor einem blutroten Sternenhimmel gefällt mir schon sehr gut. Hübsch gestaltete Kapitelanfänge, ein lustiges Nachwort, ein hilfreiches Glossar am Ende und eine recht große Schrift runden den Gesamteindruck ab. Super finde ich auch, dass in diesem Finale endlich eine Verbindung zum Reihentitel "Vergissmeinnicht" hergestellt wird und dieser nach der Erläuterung der geheimnisvollen Macht der Erinnerung sowie Matildas Rolle nicht mehr so willkürlich wirkt. Nur die Bedeutung des Untertitels erschließt sich mir wieder nicht wirklich. Aber man muss ja nicht alles verstehen... Irgendwas wird sich der Fischer Verlag schon dabei gedacht haben...
Der Prolog setzt direkt an den Cliffhanger von Band 2 an und erzählt, wie ein Krieger des Nordens Matilda entführt - nur dass er sich im goldlockigen Mädchen geirrt und stattdessen ihre Cousine Luise erwischt hat. Nachdem sich der erste Aufreger somit geklärt hat, plätschert die Geschichte leider etwas vor sich hin. Zwar hat sich Kerstin Gier mit gefährlichen Missionen im Saum, einem großen Schulball und dem näherrückenden Sternentorritual wieder einiges einfallen lassen, um uns am Ball zu halten. Richtige Spannung oder das Gefühl einer einer Bedrohung möchte sich in diesem Finalband über weite Strecken aber trotzdem nicht einstellen. Der Reihenabschluss konzentriert sich - selbst im blutigen Showdown - eher auf Witz und Gemütlichkeit als auf Nervenkitzel und lässt sich deshalb am besten als "cozy" beschreiben.
Auch das Worldbuilding konnte hier leider nicht halten, was ich mir von dem Finale erhofft hatte. Nachdem wir Band 2 damit verbracht haben, den sogenannten "Saum" - eine Geisteswelt jenseits der greifbaren, körperlichen Realität und Heimat von Saumwesen, Geistern und Arkadiern - zu erkunden, spielt die Handlung nun nur noch vereinzelt in dem magischen Setting und nutzt dessen Potenzial kaum aus. Außerdem fiel es der Autorin nun auf die Füße, dass sie in den ersten beiden Bänden nur vereinzelt auf wichtige Fragen eingegangen ist und es verpasst hat, den Grundstein für das Finale zu legen. Was die Saumwesen genau von Quinn wollen, was es mit der Macht der Erinnerung, der rätselhaften Prophezeiung und den Ratsmitgliedern auf sich hat, wird nun zwar beantwortet, aber leider wirkt die Auflösung am Ende irgendwie unfertig. Die Vorgeschichte rund um die Fünf, die Rolle der letzte Göttin und das Sternentorritual an sich, all das blieb ohne vorherige Basis viel zu oberflächlich.
Mit dem eher locker gestrickten Handlungsmuster und dem flachen Spannungsbogen fielen dann plötzlich auch generelle Probleme der Reihe für mich stärker ins Gewicht. Während ich in meinen früheren Rezensionen die Crossovers und Anspielungen auf bestimmt 20 andere Buchreihen und Fantasywelten - darunter auch "Silber" und die "Edelstein"-Trilogie - gelobt habe, sind mir diese inhaltlichen Überschneidungen nun negativ aufgefallen. Wenn man es ganz harsch formulieren möchte, könnte man sogar sagen: Kerstin Gier erzählt hier exakt dieselbe Geschichte, wie in ihren früheren Fantasy-Reihen, nur mit veränderten Namen und einem mehr oder weniger frischen Anstrich aus magischer Parallelwelt. Zwei Außerwählte, die sich lieben und die Welt retten müssen, ein Wasserspeier-Sidekick, eine unterstützende beste Freundin, eine nervige Cousine und Bösewichte, die Gedanken lesen können. Das kennen wir ja alles schon genauso, was ich umso ärgerlicher finde, das es Kerstin Gier ja offensichtlich nicht an Ideen mangelt.
Denn abseits der Grundstruktur sprudelt auch dieser Band wieder geradezu an charmanten Ideen, verspieltem Humor und cleveren Einfällen. Auch hier schreibt die Autorin wieder unverwechselbar lockerleicht, jugendlich und humorvoll, sodass man auf jeder Seite großen Spaß hat. Egal ob kreative Wortneuschöpfungen, kuriose Begegnungen mit Leopold und Luise (den "wandelnden Überwachungskameras"), originelle Liebeserklärungen ("du bist meine Badewanne"; "Schlippe"), mies gedichtete Geburtstagshymnen oder haarsträubende Spitznamen ("halbmenschliche Plustergurke") - ich habe beim Lesen durchgängig vor mich hin geschmunzelt und teilweise schallend gelacht. Klar, ihre Witze sind manchmal ein wenig auf die Spitze getrieben und es werden auch viele Klischees verarbeitet, die nicht wirklich entkräftet werden, unterm Strich bleibt jedoch wieder ein sehr positiver Eindruck von ihrem Schreibstil zurück.
Auch die Charaktere sind nach wie vor total sympathisch, greifbar und lebendig - kurzum wunderbare Figuren für ein YA-Abenteuer. Besonders unsere beiden Hauptfiguren Matilda und Quinn, die hier abermals abwechselnd aus ihrer Perspektive erzählen, haben mir sehr gut gefallen, auch wenn sich die beiden und ihre Liebesgeschichte hier nicht substanziell weiterentwickeln. Während Matilda mit ihrer neugierigen, aufgeklärten Art immer noch das schwarze Schaf in ihrer bibeltreuen, engstirnigen Familie ist, muss Quinn, der bis zu dem Unfall wohl behütet und allseits beliebt war, immer noch mit den Folgen seiner Verletzungen klarkommen und sich gleichzeitig als Auserwählter einer Fantasy-Prophezeiung einleben. Die Nebenfiguren wirken weiterhin zwar manchmal etwas klischeehaft - besonders die strengkatholischen Martins sind wie lebendige Memes - die meisten muss man aber einfach gernhaben. Besonders Mathildas beste Freundin und Cousine Julie, der Feenmann Hyazinth, Quinns schrullige Eltern und natürlich der superniedliche (entschuldigung, ich meinte natürlich "superfurchteinflößende" - denn man weiß ja: "Die niedlichsten sind immer die gefährlichsten") Wasserspeier Bax sind mir sehr ans Herz gewachsen.
Ich halte also fest: Auch wenn "Vergissmeinnicht - Was die Welt zusammenhält" leider nicht liefern konnte, was ich mir für den Finalband erhofft hatte, wirkt hier trotzdem der Kerstin-Gier-Zauber, sodass ich auch Band 3 sehr gerne gelesen habe. Generell lässt sich festhalten, dass ich "Vergissmeinnicht" als Jugendliche sicher geliebt hätte, sie aber einfach nicht die stärkste Reihe der Autorin ist!
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