Allgemeines:
Titel: Cinder und Ella: Happy End - und dann?
Autorin: Kelly Oram
Genre: New Adult
Verlag: ONE (30. September 2019)
ISBN-10: 384660089X
ISBN-13: 978-3846600894
ASIN: B07RP9VG5P
Preis: 6,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Broschiert)
Seitenzahl: 528 Seiten
Weitere Bände: Cinder und Ella
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Inhalt:
Endlich haben Cinder alias Brian und Ella sich gefunden! Die beiden schweben auf Wolke sieben und sind verliebter denn je. Aber schneller als ihnen lieb ist, holt sie die Realität wieder ein. Zwischen Alltagsstress und Familienproblemen ist Brian schließlich immer noch der angesagteste Schauspieler Hollywoods - und das merkt auch Ella, die plötzlich mehr denn je im Rampenlicht steht. Doch ist ihre Liebe wirklich stark genug, dem Druck des Showbusiness standzuhalten?
Bewertung:
Bei Fortsetzungen zu eigentlich abgeschlossenen Geschichten bin ich immer skeptisch und so war ich auch bei der Ankündigung der Fortsetzung zu meiner geliebten "Cinder und Ella"- Geschichte unschlüssig, was dieser Band noch Neues bringen soll. Am Ende haben dann aber doch die Neugier und mein Drang, die beiden noch einmal wiederzusehen gesiegt. Leider musste ich jedoch schnell feststellen, dass meine anfängliche Skepsis begründet ist. Wie angenommen, konnte mich diese Fortsetzung trotz einiger Lichtblicke nicht vollends überzeugen und blieb weit hinter Band 1 zurück.

Erster Satz: "Ich lag auf der bequemen Couch, den Kopf auf die Armlehne gebettet, und starrte auf den Laptop in meinem Schoß."

Ich hatte auf eine Fortsetzung über die Beziehung von Cinder und Ella, ihren Alltag und ihre Liebe gehofft, in der wir auch einen Einblick in Brians Welt bekommen, die in Band 1 ja relativ zurückgestellt wurde. Stattdessen konzentrieren wir uns hier fast ausschließlich auf Ella, sodass anstatt "Cinder und Ella" eher ein Titel wie "Ellas Komplexe" gepasst hätte. Anstatt uns mit süßen Paar-Szenen zu erfreuen oder die zarte Beziehung zwischen den beiden, die zuvor sehr zaghaft und authentisch entwickelt wurde, weiter auszubauen, verstricken wir uns in diverse Dramen, die den Rahmen der Glaubwürdigkeit großzügig ausschöpfen. Bevor die beiden sich vollends aneinander gewöhnen und sich richtig kennenlernen können, tauchen schon die ersten Probleme auf. Denn auch wenn sie sich seit Jahren schreiben, ist eine echte Beziehung doch eine andere Nummer. Ellas Komplexe verhindern, dass sie sich körperlich näher kommen und stehen auch ihrer eigenen Karriere im Weg, die sich mit vielen neuen Möglichkeiten vor ihr präsentiert. Und als der Druck der Öffentlichkeit immer weiter steigt und es zu Streitigkeiten in ihrer Familie kommt, muss sie sich fragen, was sie wirklich will und ob sie ihre Ängste überwinden und mit Brian ihr Happy End finden kann...
"Für Brian und mich würde es nicht immer nett und einfach werden. Brian war das bewusst. Es gefiel ihm nicht, doch er warnte mich stets vor. Dafür war ich ihm dankbar. Ich hatte eine Million Bücher gelesen, in denen der Held die Heldin im Dunkeln ließ in dem Versuch, sie zu schonen. Solche Helden waren Idioten. Ihre Lügen führten am Ende bloß dazu, dass die Heldin verletzt wurde. Brian versuchte nicht, die schlechten Seiten vor mir zu verbergen. Er wollte, dass ich vorbereitet war, damit wir uns ihnen gemeinsam stellen konnten."

"Du bist mein Leben, Ellamara. Mein Herz. Meine Seele. Mein Ein und Alles."

Auch Ella, die wir in Band 1 als starke Protagonistin kennengelernt haben, die sich durch viel Durchhaltevermögen, Willenskraft, ihren Humor und aufkeimende Freundschaften langsam aus dem Loch hervorkämpft, in das sie nach dem Unfall gefallen ist, hat hier für mich ihr hohes Identifikationspotential eingebüßt. Hier wird nämlich ein sehr widersprüchliches Bild von ihr gezeichnet, mit dem ich nicht ganz warm wurde. Manchmal nervt sie als kleines verklemmtes Mädchen, das nicht weiß, was sie will und vor der ganzen Welt Angst hat und verhält sich wirklich anstrengend. An anderen Stellen hingegen verwundert sie durch selbstbewusstes, sarkastisches Auftreten und stellt ihre eigentliche Stärke zur Schau. Ihr langer Weg zur Akzeptanz ihres Äußeren ist sehr anrührend dargestellt, an manchen Stellen ist die Autorin jedoch leider etwas übers Ziel hinausgeschossen.
"Du bist so selbstsicher, dass es an Arroganz grenzt", fuhr Ana fort, "und du hast zu allem und jedem eine Meinung. Deshalb kannst du dich in einer Beziehung mit jemandem wie Brian behaupten. Ihr beide seid einander ebenbürtig. In allen Dingen - die körperliche Erscheinung ausgenommen. Was die anbelangt, hast du keinerlei Selbstwertgefühl." Und wieder lag sie richtig. Ich war wohl meine eigene schärfste Kritikerin, wenn es um mein körperliches Erscheinungsbild und ein Fähigkeiten ging."
Versteht mich nicht falsch. Aus meiner Kritik spricht mehr die Enttäuschung als Abneigung der Geschichte gegenüber. Denn trotz dass Brian total untergeht, Ella manchmal nervt und Kelly Oram andere Aspekte in den Vordergrund rückt, als ich vielleicht angenommen hätte, ist die Geschichte wirklich nicht schlecht und macht trotz mancher Enttäuschungen Spaß zu lesen. Kelly Oram versteht es wirklich meisterhaft, uns in den Kopf von Ella hineinblicken und jeden Stich und jede Gemeinheit selbst spüren zu lassen. Die Autorin überrollt den Leser geradezu mit Schmerz und Tränen und ist dabei an vielen Stellen gefährlich nahe an der Grenze zur typischen New-Adult-Genre-Übertreibung. Doch neben Schmerz und Leid werden auch Vertrauen, Freundschaft, Liebe und Familie sehr groß geschrieben und es ist wundervoll zuzusehen, wie Ella langsam wieder Vertrauen in sich setzt und mit ihrer Situation besser umgehen kann. So sind wir mal wieder bei einem altbekannten Problem angelangt: mein Kopf war enttäuscht von der Geschichte während mein Herz sie trotzdem geliebt hat..
Außerdem ergeben Ella und Brian in Kombination auf jeden Fall ganz viel Lesespaß in witzigen Diskussionen. Die Autorin schafft durch flotte Dialoge und mit viel Witz und Gefühl den Spagat zwischen zuckersüßem Märchen-Flair und Bitterkeit der Realität, sodass die Geschichte locker und leicht daherkommt. Neben den Themen wie Schönheit, Selbstwahrnehmung, Verlust und Trauer kommen auch die Schattenseiten vom glänzenden Hollywood, die verbindende Wirkung von Büchern und die Wichtigkeit von menschlichen Beziehungen und Unterstützung zur Geltung. Nichtsdestotrotz konnten diese Lichtblicke einfach nicht über meine Enttäuschung hinwegtäuschen und so kam mir märchenhafte Atmosphäre von Band 1 entzaubert vor.
"Danke, das du überlebt hast", hauchte er. "Danke, dass du so hart gekämpft und nicht aufgegeben hast, und dafür, dass du mich gefunden hast." Meine Lider schlossen sich, und aus meinen Augenwinkeln entkamen ein paar Tränen. "Danke, dass du mir etwas gegeben hast, wofür es sich zu kämpfen lohnt."
Das Ende driftet dann leider arg ins Kitschige ab und macht umso deutlicher, dass die Autorin mit ihrer Frage "Happy End - und dann?" nicht an das wunderschöne Neuzeitmärchen anknüpfen konnte, das sie zuvor geschaffen hat. Zwar können wir Ella und Brian mit einem guten Gefühl und einem Lächeln auf dem Gesicht sich selbst überlassen, dennoch bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack, dass hier wesentlich mehr drin gewesen wäre. Insgesamt ist das Buch für wirkliche Fans ein schöner Abschluss, den ich aber nicht unbedingt gebraucht hätte.

"Danke, das du überlebt hast", hauchte er. "Danke, dass du so hart gekämpft und nicht aufgegeben hast, und dafür, dass du mich gefunden hast." Meine Lider schlossen sich, und aus meinen Augenwinkeln entkamen ein paar Tränen. "Danke, dass du mir etwas gegeben hast, wofür es sich zu kämpfen lohnt."

Vielleicht sollten Märchen doch mit einem einfachen, offenen „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ enden.
Fazit:
Ein durchaus unterhaltsames und interessantes Wiedersehen mit Cinder und Ella. Leider verhindern überzogene Dramen, plattgetretene Komplexe und die fehlende Weiterentwicklung ihrer Beziehung, dass an die märchenhafte Atmosphäre des ersten Teils angeknüpft werden kann und Kelly Oram verliert sich zeitweise zwischen irrelevantem Geplänkel und Kitsch.
Vielleicht sollten Märchen doch mit einem einfachen, offenen „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ enden.
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*unbezahlte WERBUNG*
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat.
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