Sonntag, 20. Oktober 2019

Serienempfehlung: The Blacklist

 
Die Rezeption zur amerikanischen NBC Network Serie "The Blacklist" aus dem Jahr 2014 schwankt zwischen "total überdrehtem 08/15-Quatsch" und "der besten Krimi-Serie ever", was schon dem ersten Grund entspricht, weshalb ich die Serie unbedingt selber testen musste. Die Wahrheit liegt wie so immer wieder in der Mitte und trotz dass mich die erste Staffel mit ihren 22 Folgen gut unterhalten hat, ist die Begeisterung nicht groß genug, dass ich mir unbedingt die weiteren 5 Staffeln ansehen müsste.
 
 
Darum geht´s:
 
Raymond „Red“ Reddington, einer der meistgesuchten Verbrecher des Landes, stellt sich freiwillig im FBI-Hauptquartier in Washington D.C. und bietet seine Kooperation an: Wenn er mit der angehenden Agentin Elizabeth Keen sprechen darf, auf die er ein Auge geworfen hat, will er das FBI mit Informationen über bislang unbekannte Terroristen versorgen, die er über Jahre auf seiner "Schwarzen Liste" vermerkt hat...
 
 
Warum sollte ich mir die Serie ansehen?
 
Ich muss es gleich vorweg zugeben: "The Blacklist" ist nicht besonders tiefgründig, verliert sich in Ermangelung an ambivalenten Figuren in vielen patriotischen Klischees und ist offensichtlich für ein breites Publikum produziert worden. Und ja, zahlreiche Wiederholungen, krudes Hin und Her, haarsträubende Logiklöcher und luftleere Dialoge strapazieren die Geduld des anspruchsvollen Serienfreaks. Ein wunderbarer Soundtrack steht dabei einer eher mittelmäßigen bis schlechten CGI gegenüber. Aber - und dieses "Aber" ist im Grunde der Hauptgrund meiner guten Bewertung - nichtsdestotrotz schafft es die Serie, immer wieder aufs Neue mitzureißen, zu überraschen und manchmal auch zu schockieren, sodass es viel Spaß macht, zuzusehen.

Die Serie ist definitiv nicht zum Bingen gemacht da der immergleiche Aufbau auf Dauer für Langeweile sorgen könnte, die recht abgeschlossenen Einzelfolgen eigenen sich aber wunderbar zum ab und zu reinschalten. Mit der durchschnittlichen Länge von 45 Minuten bietet sich das an. Wo wir zu Beginn noch mit absoluten Thriller-Klischees wie Last-Minute-Rettungen, Hackern in dunklen Kellern, tickende Zeitbomben und 180-Grad-Wendungen die nach dem 10. Mal vorhersehbar erscheinen, abgespeist werden, gestalten sich die Fälle, mit denen sich das FBI-Squad-Team plus Reddington konfrontiert werden im Laufe der ersten Staffel immer abwechslungsreicher und ausgefallener. Die verrückte, ausgetüftelte Kriminalfälle am Rand der Glaubwürdigkeit, die jedoch immer haarsträubend, spannend und packend inszeniert sind, sind jedoch nicht der Hauptgrund für die Faszination, die die Serie ausübt.
 
Der wahre Grund, warum man dran bleiben und weiter schauen will ist die charismatische Hauptfigur. Dabei rede ich keineswegs vom immer hübsch geschminkten FBI-Mädchen Elizabeth Keen (gespielt von Megan Boone), die leider ein wenig blass bleibt. Nein, ich meine Raymond „Red“ Reddington (wunderbar umgesetzt von James Spader), der aus der Menge an stereotyper, eindimensionaler Nebenfiguren deutlich heraussticht und schwer einzuschätzen ist. Als Verbrecher im großen Stil ist er natürlich rücksichtslos, zielstrebig und zeigt ein strategisches Genie, das manchmal gruselig anmutet, gleichzeitig ist er jedoch Lebemann, Genießer und scheint durch eine Motivation getrieben zu sein, die sich nicht auf bloße Geldgier oder Strategie herunterbrechen lässt. So fragt man sich als Zuschauer bei jeder seiner Aktionen, welche Ziele er nun verfolgt, warum er ausgerechnet auf die Zusammenarbeit mit Elizabeth Keen besteht und was in seiner Vergangenheit ihn zum Verbrecher hat werden lassen. Seine ausschweifende Monologe und die unterhaltsamen Hintergrundgeschichten, die er oberlehrerhaft zu erzählen weiß, lassen die Dialoge mit ihm manchmal sogar etwas ironisch erscheinen und sein schräger Humor peppt die etwas schwermütige Atmosphäre gekonnt auf.
 
Im Grunde steht von der reinen Handlungsebene abgesehen Elizabeths Beziehungen zu Reddington und zu ihrem Mann Tom Keen (Ryan Eggold) im Vordergrund, welche durch neue Entdeckungen, politische Verschwörungen und weltweit zusammenhängende Verbrecherorganisationen rätselhaft gehalten werden. Dieser geheimnisvolle Spannungsbogen im Hintergrund mit vielen Überraschungen und Twists täuscht sehr gut über die recht eindimensionale Handlung hinweg, die eigentlich in sechs Folgen anstatt von sechs Staffeln erzählt wäre.
 
 
Fazit:
 
Unterhaltsam, spannend und trotz einiger Schwächen sehenswert!
 

 
Hier noch der Trailer:
 
 

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