Montag, 12. September 2022

Montagsfrage #37: Stellung beziehen in buchigen Diskussionen?

Hallöchen,

irgendwie stecken wir gerade in einer Art Sommerloch. Letzte Woche haben so wenige Menschen die Frage beantwortet wie noch nie bei der Montagsfrage und auch meine Motivation, mich an den Laptop zu setzen, während ich draußen den herrlichen Spätsommer genießen könnte, hält sich in Grenzen. Aus aktuellem Anlass möchte ich diese Woche aber trotzdem eine etwas ernstere Frage stellen:


Stellung beziehen in buchigen Diskussionen: wie informiert/involviert seid ihr bei öffentlichen Diskussionen über Bücher/AutorInnen?


Immer wieder gibt es öffentliche Diskussionen zu buchigen Themen, die einige Kontroversen erzeugen und in den Medien teilweise große Wellen schlagen. Als Beispiele kann ich da die aktuelle Winnetou-Diskussion nennen oder den seit Jahren schwärende Disput, wie mit den transfeindlichen Aussagen von J. K. Rowling umzugehen ist (auch wenn ich hier kein Fass aufmachen und die beiden Debatten in der heutigen Montagsfrage ausrollen möchte). Ich werde dann sehr häufig von meinem Umfeld auf diese Themen angesprochen und nach meiner Meinung gefragt, da automatisch davon ausgegangen wird, dass ich als Bücherwurm und Buchbloggerin gut informiert und in die Debatte involviert bin. 

Das ist natürlich ein naheliegender Schluss, in meinem Fall aber oft gar nicht zutreffend. Schlägt ein Thema, das mich interessiert, große Wellen, versuche ich zwar schon, mich zu informieren und verschiedene Standpunkte dazu zu lesen, grundsätzlich dauert es aber immer ziemlich lange, bis ich überhaupt auf eine solche Diskussion aufmerksam werde. Dass die Hälfte der Gesellschaft sich gerade über ein zurückgezogenes Kinderbuch zum neuen Winnetou-Film fetzt, habe ich zum Beispiel erst im Nachhinein mitbekommen. 

Was neben dem verzögerten Bemerken der Fragestellung ebenfalls dazu beiträgt, dass ich bei solchen Diskussionen oft erstmal nicht beteiligt bin, ist, dass ich mittlerweile der Meinung bin, dass man gar nicht zu allen Themen immer eine Meinung haben muss. Wenn man sich nicht auskennt oder keine Zeit oder Lust hast, sich eingängig mit einer gewissen Thematik auseinanderzusetzen ist es oftmals schlauer und gewinnbringender, einfach zuzugeben, dass man keine Ahnung hat und mit seinem Senf zurückzuhalten. Das ist meines Erachtens nach in der heutigen Zeit, in der man mit einem Tastenklick die eigenen Gedanken ins Internet brüllen und damit einen Shitstorm auslösen kann, eine wichtige Fähigkeit. 

Wenn mich ein Thema jedoch interessiert oder direkt betrifft (zum Beispiel weil ich das betreffende Buch gelesen habe oder die AutorIn kenne, um die es geht), schaue ich mir sehr gerne beide Seiten an und beziehe dann auch Stellung. Besonders wenn Werte verletzt werden, die ich selbst vertrete, bin ich dann auch mal diskussionswütig und versuche meine Reichweite zu nutzen, um auf ein Problem hinzuweisen. Das ist bei den in den Medien breitgetretenen Diskussionen aber nur selten der Fall. In den allermeisten Fällen beobachte ich also nur am Rande oder lasse solche Debatten unberührt an mir vorbeiziehen.


Wie ist das bei Euch? Seid Ihr bei Diskussionen fröhlich am Start, oder haltet Ihr Euch gerne raus? 

Liebe Grüße
Sophia
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12 Kommentare:

  1. Guten Morgen! Mein Beitrag zu dieser echt herausfordernden Frage ist online. Interessanterweise habe ich mich erst in den letzten Tagen intensiv mit der Kritik an Rowling auseinandergesetzt (es ist ja ein neues Buch erschienen und alles kocht wieder hoch).

    Montagsfrage – meine Antwort

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    1. Huhu,

      genau das meinte ich damit, dass man sich nicht immer einmischen muss oder auch sollte. Ich sehe das genauso: für mich selbst reicht es aus, dass ich mich informiere falls es mich interessiert und ein Statement abgeben kann, falls mich jemand darauf anspricht und entscheiden kann, ob ich selbst in meinem Leseverhalten Konsequenzen ziehen muss oder nicht. Danke an dieser Stelle übrigens dafür, dass du Rowlings Artikel nochmal verlinkt hast, ich finde wichtig, dass man diese Stellungnahme als Hintergrund zur Debatte gelesen hat, bevor man sich daran beteiligt.

      Ab und zu fühle ich mich bei in meinen Augen sehr wichtigen Themen jedoch durchaus dazu verantwortlich, auch auf dem Blog ein Statement abzugeben - denn immerhin haben wir eine Reichweite und können damit (wenn wir wollen) wichtige Themen ansprechen. Mir ist klar, dass wir nur dann in einer gesunden Gesellschaft leben, wenn sich nicht jeder davor drückt, Themen anzusprechen, die unangenehm sind und vielleicht auf Gegenwehr stoßen würden. Das bedeutet aber nicht, dass ich mir jeden Schuh anziehen und mich in jede Diskussion direkt einmischen würde - im Gegenteil. Ich suche mir meine Schlachten sehr genau aus und überlasse andere Themen sich selbst oder Profis.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Ja, komisch, dass die Anzahl der Teilnehmer stetig sinkt. Vielleicht musst Du mal irgendwo die Werbetrommel rühren? Ich wüsste jetzt nur nicht wo :) Ich bin heut auf jeden Fall wieder mit dabei und immerhin das kann ich sagen, dass meine Beiträge immer relativ häufig aufgerufen werden. Und vielleicht liest ja sogar der ein oder andere, was ich schreibe :D

    Zu meiner Antwort

    Euch allen einen guten Start in die neue Woche
    Frank

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    1. Hey Frank,

      ich musste mich bei meiner Antwort gestern wirklich stark zusammenreißen, meinen Vorsatz, inhaltlich nicht auf die beiden Diskussionen einzugehen, sondern mich allgemein auf buchige Diskussionen zu beziehen, nicht zu brechen. Der Drang, meinen Senf zu Themen dazuzugeben ist schon auch echt groß und ich sehe das grundsätzlich wie du, dass wir da auch eine gewisse Verantwortung als BuchbloggerInnen haben. Das bedeutet für mich jedoch nicht, dass ich zwingend zu jedem Thema recherchieren und eine Stellungnahme abgeben muss - das können die Profis dann doch besser und da zweifle ich manchmal an dem Mehrwert meiner Beiträge -, sondern nur, dass ich bei Themen, die mir selbst wichtig sind, meine Reichweite nutzen kann, um wiederum andere zu informieren oder auf ein Problem aufmerksam zu machen.

      Was die Montagsfrage angeht habe ich leider auch keine Idee, wo ich die Werbetrommel rühren könnte. Ich poste die Fragen ja jede Woche noch zusätzlich auf Facebook und Instagram und hinterlasse fröhlich bei Sammelseiten meine Links, aber der Abwärtstrend scheint leider trotzdem nicht zu stoppen sein. Vielleicht mache ich demnächst mal eine Frage zur Zukunft der Montagsfrage, wo wir ein paar Ideen sammeln können. Ansonsten bin ich natürlich auch immer dankbar über Feedback, zum Beispiel ob die Fragen tatsächlich zu "schwer" sind. Ich bin eigentlich um eine ausgewogene Mischung bemüht, da wir leider viele der "einfachen" Fragen in den letzten Jahren schon hatten, kann da aber gerne noch ein bisschen mehr mixen, wenn der Bedarf besteht.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Ich finde es schwierig Fragen zu beantworten, bei denen konkret Autor*innen oder Bücher benannt werden sollen. Manchmal ist mir das zeitlich zu aufwendig, daher gibt es von mir nicht immer eine Antwort. Die aktuelle Frage habe ich aber beantwortet: https://www.schnawwelschniss.de/
    Grüße
    Sonja

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    1. Hey Sonja,

      du hast recht, man muss gerade bei Internetquellen stark aufpassen, wer der Urheber ist und welche Motive noch dahinterstecken können. Ich greife da dann gerne auf .org Seiten oder Stellungnahmen der direkt Beteiligten zurück (z.B. Verlage oder AutorInnen persönlich), aber das ist natürlich schwierig und noch ein weiterer Grund, weshalb ich mich oft spät oder gar nicht in eine Diskussion einmische. Ich behalte mir auch gerne vor, meine Meinung nochmal zu ändern und das ist immer schwierig, wenn man schon eine flammende Stellungnahme zu einem Thema auf dem Blog veröffentlicht hat ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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  4. Hallo^^

    Heute habe ich eine ziemlich kurze Meinung, da ich mich mit derartigen Themen eher selten beschäftige^^°
    https://blog.kiranear.moe/2022/09/montagsfrage-236.html

    Dass weniger mitmachen, finde ich auch schade, ist mir auch schon aufgefallen, aber woran es liegt, weiß ich nicht. Vllt verlieren die Leute die Lust oder vergessen es. Aber genau kann ich es nicht sagen :/

    Lg,
    Kira

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    1. Hey Kira,

      da wären wir ja wieder bei dem Grundproblem, ob man AutorIn und Werk trennen kann und inwiefern man sich über die KünstlerInnen informieren sollte. Das hatten wir ja schonmal in einer etwas älteren Montagsfrage diskutiert.

      Ja, wahrscheinlich liegt es am zeitlichen Aufwand. Da fällt mir jetzt aber auch spontan keine Idee ein, um darauf einzugehen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Hallo Sophia,
    ich bin neu bei der Montagsfrage, das heißt ich habe vor Ewigkeiten mal mitgemacht, aber lange Zeit eben nicht und möchte jetzt versuchen wieder regelmäßiger teilzunehmen. :)
    Mein Beitrag zur heutigen Frage ist hier: https://www.lese-welle.de/aktion-montagsfrage-1/
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hey Diana,

      freut mich, dass du wieder bei der Aktion gelandet bist. Darf ich fragen, wie du auf die dieswöchentliche Frage gestoßen bist? Ich versuche ja gerade das "weniger Teilnehmer"-Problem zu lösen und da würde es mich interessieren, wie du die Aktion wiedergefunden hast...
      Zu deiner Antwort: ja, die Social Media Diskussionen sind leider oft mit vielen Falschmeldungen, Hass und gegenseitigem Unverständnis angefüllt, da habe ich auch selten Lust, mich einzumischen. ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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  6. Ich bin die Woche auch wieder mit dabei. Der Beitrag ist dann doch ein wenig länger geworden ;-) Aber die Winnetou-Diskussion beschäftigt mich schon etwas länger, da habe ich dann doch noch einen Satz mehr dazu geschrieben (oder auch zwei).
    https://streifisbuecherkiste.wordpress.com/2022/09/12/montagsfrage-37-stellung-beziehen-in-buchigen-diskussionen/
    Lieben Gruß Gitti

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    1. Hey Gitti,

      ich kann dir heute in allen inhaltlichen Punkten nur zustimmen. Viele Probleme könnten gelöst und viele Debatten würden gar nicht erst in Gang kommen, wenn sich die Menschen vorweg richtig informieren würden, bevor sie ihre Meinung in die Welt brüllen. Beide Diskussionen sind von viel unnötigem Hass, Emotionalität, Unwissenheit und dem Unvermögen, eine sachliche Diskussion zu führen und sich in die Perspektiven anderer hineinzuversetzen, statt sich nur selbst durchsetzen zu wollen, geprägt und damit gute Beispiele dafür, weshalb ich wenig motiviert bin, mich bei solchen Schlammschlachten im Internet einzumischen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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