Allgemeines
Titel: Wie der Falke fliegt
Autorin: Maggie Stiefvater
Verlag:
Knaur (2. November 2022, Neuauflage)
Genre: Mystery-Abenteuer
ISBN-10: 3426529475
ISBN-13:978-3426529478
ASIN: B09XLVWNYG
Seitenzahl: 496 Seiten
Originaltitel: Call Down the Hawk (übersetzt von: Jessika Komina und Sandra Knuffinke)
Weitere Bände: Hauptreihe Band 1-4: Wen der Rabe ruft (Band 1)
Wer die Lilie träumt (Band 2)
Was die Spiegel wissen (Band 3)
Wo das Dunkel schläft (Band 4)
Prequel Band 2: Wie Träume bluten (ET: 03.07.23)
Preis: 14,99€ (Ebook)
17,99€ (broschiert)
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Inhalt
Bewertung
Seit ich "Wen der Rabe ruft" 2016 ganz aus Versehen gefunden und sofort ins Herz geschlossen habe, bin ich ein riesiger Fan von Maggie Stiefvater, die es immer wieder schafft, mich durch die eigenartige Mischung aus klassischem Urban Fantasy und dem heimeligen Kleinstadtleben mit Geschichtlichem, Märchen, magischen Traumwelten und eine guten Prise Verrücktheit zu überzeugen. Die Reihe rund um ihre Raven Boys habe ich deshalb schon mehrere Male mit großer Begeisterung gelesen und war sehr gespannt auf den ersten Band der brandneuen Sequel-Reihe, die nicht nur nach Henrietta ins Raven-Boys-Universum, sondern auch speziell zu meinem Lieblingscharakter Ronan Lynch zurückkehrt. Wie nicht anders erwartet habe ich mich in diese Geschichte um Kunst, Träume, Individualität, Weltuntergang, Diebe, Mafia, Freundschaft, Hoffnung und Liebe geradezu schockverliebt!
Bevor ich mein erneutes Loblied auf Maggie Stiefvaters Fantasie beginne, wie immer ein paar Worte zum Cover. Anders als die kühlblaue Aquarell-Optik der Hauptreihe hat sich der Verlag dieses Mal für eine rot-orangene Farbgebung entschieden, wodurch das Cover weniger verträumt und deutlich dramatischer wirkt. Zu sehen ist genau wie auf dem Originalcover die Silhouette eines Falken im Sturzflug. Der Falke lässt sich auch im Titel wiederfinden, welcher von Klang und Satz an die Titel der Hauptreihe erinnert. Mit den Flügelspitzen des Falken, welche an einen brennenden Wald erinnern, wird außerdem der drohende Weltuntergang durch einen Weltbrand aufgegriffen, welche wie ein Damoklesschwert über der Geschichte schwebt. Passend dazu sind die 79 Kapitelanfänge jeweils von einem angedeuteten Wald umgeben. Kurzum: auch wenn ich die Gestaltung der Hauptreihe rein optisch ansprechender finde, bin ich sehr zufrieden von dem Gesamtkonzept der Gestaltung!
"Wie der Falke fliegt" beginnt etwas mehr als ein Jahr nach dem Ende des Raven Cycles. Gansey und Blue sind gemeinsam mit dem Camaro auf Reisen, Adam studiert in Harvard und Ronan wohnt alleine in den Schobern und lernt, das Träumen zu kontrollieren. Neben ihm bekommen wir noch zwei weitere, neue Hauptfiguren vorgestellt, die aus der Perspektive eines personalen Er-Erzählers erzählen dürfen. Wie gewohnt setzt Maggie Stiefvater dabei ein sehr geringes Erzähltempo an und auch ihre Handlungsdichte ist zunächst sehr gering. Die eigentliche Rahmenhandlung wird durch den Klapptext nur in sehr geringem Ausmaß umrissen und viel darüber, was hier eigentlich passiert, möchte ich auch gar nicht sagen, da ich dann viel zu viel vorwegnehmen würde. Die Geschichte lebt von den Perspektivwechseln zwischen den drei im Fokus stehenden Figuren und der Frage, wie alles miteinander verbunden ist. Dadurch, dass wir angesichts geheimnisvoller Träume, düsterer Vorhersagen und neuer Gegenspieler lange Zeit im Dunkeln gelassen werde, entsteht ein surreales Lesegefühl, das sich anfühlt, als sei man in einem Traum einer anderen Person und würde zwar nicht hundertprozentig verstehen, was passiert, könnte angesichts der lyrischen Schönheit und Mystik des Ganzen nicht den Blick abwenden.
Die Atmosphäre ist neben diesem surrealen Lesegefühl von einem düstereren Einschlag geprägt als die Hauptreihe es war. Wo der Raven Cycle noch humorvoll, spritzig und abenteuerlustig war, ist "Wie der Falke fliegt" nun melancholisch, blutig, zynisch und apokalyptisch. Trotz all der Unterschiede erkennt man in jeder Zeile der unverwechselbare Schreibstil Maggie Stiefvaters wieder. Mit ruhigen, aber eindringlichen Worten lässt sie die Charaktere und das Setting für einen kurzen Moment wahr werden und schenkt uns einige Stunden voller Fantasie, Magie, Liebe, Freundschaft und düsteren Geheimnissen. Dabei setzt die Autorin Gefühlsbeschreibungen nur ganz dezent und gezielt ein - ganz im Gegensatz zu manch anderen Romanautorinnen wie zum Beispiel Colleen Hoover, deren Gefühlswucht fast erdrückt. Manchen mag das zu spärlich sind, doch ich finde die zarten Andeutungen und leisen Annäherungen sind viel berührender als brodelnde Leidenschaft. Da sich hier sowohl emotional als auch inhaltlich viele auf der Ebene noch An- und Vorausdeutungen abspielt, kann ich allen zukünftigen LeserInnen dieses Buches nur ans Herz legen, es sehr aufmerksam zu lesen und sich dabei viel Zeit zu lassen, denn es gibt im Laufe der komplexen Erzählung so viele Andeutungen, die später nochmal eine tragende Rolle spielen. In ganz eigener Handschrift schreibt sie mal erklärend, mal kurz angebunden, mal emotional, mal kalt, mal melancholisch, mal locker, mal traurig, mal glücklich, mal wütend, mal resigniert - ein kunterbuntes Durcheinander, das vor allem eines ist: magisch. Dann noch ein paar skurrile Wendungen und überraschende Gedanken und fertig ist die unkonventionelle, magische und einzigartige Geschichte.
Auch die Grundidee von Träumern, die Dinge aus ihren Träumen mitnehmen können, muss ich hier nochmal positiv hervorheben. In Zeiten von überdimensioniert häufig verwendeten Vampirmythen und Zaubermotiven sind eine Ley-Linie, durch deren Magie erwachende magische Kraftorte, eine Riege von Träumern und eine Gesellschaft, welche diese jagt um den Weltuntergang zu verhindern eine herrlich originelle und unverbrauchte Idee. Im Fokus der Geschichte steht jedoch nicht die Grundidee oder etwa ein Abenteuer, sondern die Dynamiken zwischen den Figuren. Am meisten gefreut hat mich, dass wir hier Einblicke in das Familienleben der drei Lynch-Brüder Ronan, Declan und Matthew erhalten. Ronan, welcher mit seinem kultivierten Walls aus Aggressivität und Wut, der das starke Bedürfnis nach Zuneigung und Bestätigung nur schlecht verbergen kann, auf mich in der Hauptreihe wie ein Kind gewirkt hat, ist hier deutlich reiferund erwachsener geworden und kann mit seinen eigenen Emotionen und Gedanken deutlich besser umgeben. Ich habe den Träumer natürlich schon im Raven Cycle lieben gelernt, hier wird jedoch deutlich, wie vielschichtig seine Charakterisierung wirklich ist.
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Dass Spinoff "melancholisch, blutig, zynisch und apokalyptisch" ist (wie du so passend ausdrückst ;D), passt ja perfekt zu Ronan, wie mir gerade auffällt! Maggie Stiefvater ist echt ein Genie.
AntwortenLöschenWie du ihren Schreibstil beschreibst, passt zu 100% und hätte ich nicht besser ausdrücken können!
Wieder eine sehr schöne Rezi ♥
Stimmt: das ganze Buch ist einfach die perfekte Verkörperung von Ronans Charakter! OMG, wie hat die Autorin das nur gemacht!?!?111!?!?
LöschenSänks und kann ich nur zurückgeben!