Montag, 21. November 2022

Book of Night


Allgemeines

Titel: Book of Night
Autorin: Holly Black
Verlag: Knaur (2. November 2022)
Genre: Dark Fantasy
ISBN-10: 3426529459
ISBN-13: 978-3426529454
ASIN: B09XLVNTCT
Seitenzahl: 480 Seiten
Originaltitel: Book of Night
Weitere Bände: Band 2 (untitled, ET unbekannt)
Preis: 14,99€ (Ebook)
18€ (Paperback)
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Inhalt

In Charlie Halls Welt können Schatten manipuliert werden, zur Unterhaltung, aber auch um Macht zu gewinnen. Und manchmal haben sie ein Eigenleben. Charlie ist eine gewöhnliche Betrügerin, die als Barkeeperin arbeitet und versucht, sich von der Untergrundwelt des Schattenhandels zu distanzieren. Doch als eine Gestalt aus ihrer Vergangenheit zurückkehrt, wird Charlies Leben ins Chaos gestürzt. Entschlossen zu überleben, gerät sie in einen Strudel aus Geheimnissen und Mord, in dem sie es mit Doppelgängern, merkwürdigen Milliardären, Schattendieben und ihrer eigenen Schwester zu tun bekommt – die alle verzweifelt versuchen, die Magie der Schatten zu kontrollieren.


Bewertung

Holly Black ist ja eine unbestreitbare Größe in der Jugendfantasy. Kein Wunder, dass ich bei ihrem ersten Urban Fantasy Roman für Erwachsene sofort zugeschlagen und mir ein Exemplar gesichert habe. Dunkle Schattenmagie, ein geheimnisvoller Mord, eine mächtige Verbrechervereinigung und eine unmögliche Liebe - das klang nach vielversprechenden Zutaten für einen großartigen Romanauftakt. Schon nach wenigen Kapiteln musste ich allerdings ernüchtert feststellen, dass das enorme Potenzial der originellen und unverbrauchten Grundidee nur unzureichend umgesetzt wurde...

"Wir geben unseren Schatten den Teil von uns, den wir in der Dunkelheit versenken wollen. Unsere Wut, unseren Neid, unsere Unersättlichkeit, unser schädlichstes Verlangen. Stellen Sie sich eine hasserfüllte Kreatur vor, die aus allem Ungeheuerlichen besteht, was einen Menschen ausmacht, ein Wesen, das sich von Energie und Blut ernährt."

Das Cover ist einfach großartig und stimmt mit dem dunkelblauen Hintergrund, den edlen Goldintarsien und den astronomischen Nacht-Elementen auf eine düster-magische Geschichte ein. Der Knaur Verlag hat mir zum Erscheinungstermin ein ganzes Bloggerpaket zugeschickt, in dem zusätzlich eine schicke schwarze Kerze, ein Set mit passenden Stickern, ein Lesezeichen, ein signierter Gruß von Holly Black und mehrere Postkarten waren, die das stimmungsvolle Äußere des Buches zusätzlich in Szene gesetzt haben. An meinem eher mäßig begeisterten Fazit zum Inhalt kann die Gestaltung allerdings leider nichts ändern...

Erster Satz: "Jedes Kind kann mit seinem Schatten Fangen spielen."

Holly Black entführt in "Book of Night" in eine verarmte Kleinstadt in einer alternativen Version der USA, in der vor einigen Jahren das große Geheimnis der Schattenmagie gelüftet wurde. Sogenannte Gloamisten, deren Schatten lebendig ist und ihre Träger zu allerlei magischen Dingen befähigt, sind nun Teil des Alltags der Menschen. Während Alterationisten das Äußere von Schatten umformen können, konzentrieren sich Carapacer auf ihre eigenen Schatten und fliegen mit ihrer Hilfe auf Schattenflügeln durch die Luft oder nutzen sie als Panzer. Puppeteere schicken ihre Schatten aus, um im Geheimen zu handeln und die Masks sind wild entschlossen, mithilfe ihrer Schatten die Geheimnisse des Universums aufzudecken. Unsere Hauptfigur Charlie hat zwar keinen belebten Schatten, ist unter dem Decknamen Charlatan jedoch schon seit Jahren als Diebin für Gloamisten tätig und tief verstrickt in die Schattenszene. Als sich direkt vor ihren Augen ein grausamer Mord ereignet und sie zusätzlich einen neuen Auftrag bekommt, wird sie deshalb tief in Machenschaften hineingezogen, von denen sie noch nicht weiß, wie sehr sie darin verstrickt ist...

"Du musst in diesem Geschäft wie ein Hai sein", erklärte ihr Benny mit seiner weichen Stimme und strich sich über das nach hinten gegelte Haar. "Wittere das Blut im Wasser. Geh mit den Zähnen voran durchs Leben. Und egal was passiert, hör nie auf zu schwimmen."

Wie gesagt finde ich die Grundidee der Geschichte sehr originell und vielversprechend. Leider ist das Worldbuilding jedoch mehr als verwirrend. Das Setting ist klar als Urban Fantasy angesetzt, allerdings tauchen immer wenn man denkt, den Rahmen der Handlung verstanden zu haben, Aspekte (zum Beispiel ominöse Blitzfarmen??) auf, die nicht so ganz ins Bild zu passen scheinen und in einem High Fantasy Roman besser aufgehoben wären. Zusätzlich ist das Magiesystem genau wie die Kabale, welche als Organisation die Schattenmagier reguliert nur angerissen und nicht klar genug erklärt, sodass Bezeichnungen wie Blight, Hierophant, Alterationisten, Masks und Carapacer für mich unverständliche Fremdwörter blieben, unter denen ich mir bis zum Ende nicht wirklich etwas vorstellen konnte. Weitere Erklärungen im Laufe der Geschichte oder zumindest ein unterstützendes Glossar wären in meinen Augen für das Verständnis des Settings und des unbekannten Magiesystems dringend notwendig gewesen.

"Komm schon, Charlatan, du könntest jemandem den Atem aus der Brust stehlen, den Hass aus dem Herzen, den Mond vom Himmel."

In Verbindung mit dem holprigen Worldbuilding kommt auch die Handlung zu Beginn nur sehr schwer in Gang. Im ersten Drittel der Geschichte passiert nicht besonders viel und wenn etwas Unvorhergesehenes auftritt, ist es schwer einzuordnen, was dies nun genau bedeutet. Der zähe Leseeindruck zu Beginn wird zusätzlich verstärkt durch viele Rückblenden aus Charlies Vergangenheit. Zwar ist es rückblickend durchaus sinnvoll, dass wir erfahren, wie Charlie zu ihrem Leben als Diebin gekommen ist, die Einschübe unterbrechen die Haupthandlung allerdings an unglücklichen Stellen und bremsen das Erzähltempo und flachen den Spannungsbogen zusätzlich ab. Dazu kommt, dass die von vielen LeserInnen angepriesene düstere Atmosphäre der Geschichte an, die durch Holly Blacks Schreibstil entsteht, mich leider ebenfalls nicht abholen konnte. Die Geschichte ist nämlich leider nicht auf die anziehend-sexy Art düster, sondern eher melancholisch-deprimierend. 

"Wenn sie nicht verantwortungsvoll oder vorsichtig oder gut oder liebenswert sein konnte, wenn sie dazu verdammt war, ein loderndes Streichholz zu sein, dann konnte sie sich genauso gut etwas suchen, das sie verbrennen konnte."

Dieser Eindruck kommt auch durch die Figuren zustande. Im Mittelpunkt stehen hier Charlie, ihre Schwester Posey und ihr Freund Vince, welche es einem nicht immer leicht machen. Alle drei Figuren haben Ecken und Kanten, wodurch sie jedoch leider nicht greifbar, sondern vielmehr unsympathisch werden. Als Konsequenz konnte ich mit Charlie lange Zeit gar nicht warm werden, während ich Posey ständig verdächtigt habe und schon sehr früh hinter Vinces Geheimnis gekommen bin. Auch bei den Nebenfiguren und der Liebesgeschichte merkt man, dass alle noch einen weiten Entwicklungsweg vor sich haben und noch Vieles genauer ausgearbeitet sein könnte. Gerade die Beziehung von Charlie und Vince hat mich leider kaum berührt, sodass ich insgesamt nur wenig Lust darauf bekommen habe, in einem zweiten Teil herauszufinden, wie es mit den Figuren weitergeht...

"Charlie seufzte. Sie war sich halb sicher, dass sie es jetzt schon vermasselt hatte, und absolut sicher, dass sie es irgendwann vermasseln würde. Das war ihr Naturell. Charlie Hall, die Königin der Fehler. Die Schutzheilige des Desasters."

Das Ende ist das Einzige, was aus dem ansonsten eher enttäuschenden Eindruck heraussticht. Auf den letzten 80 Seiten legt die Autorin einen hochspannenden und tempo- sowie wendungsreichen Showdown vor, den ich der Geschichte zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr zugetraut hatte. Für mich kam dies aber eindeutig zu spät, sodass das starke Ende das Ruder nicht mehr herumreißen konnte.

Fazit

In "Book of Night" hat Holly Black eine originellen und unverbrauchten Grundidee leider nur unzureichend umgesetzt. Das verwirrende Worldbuilding, der zähe Einstieg, die deprimierende Grundstimmung und die schwer greifbaren Figuren haben mich leider nicht überzeugen können.


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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar und  für die Goodies zum Buch, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

4 Kommentare:

  1. Meine Meinung zum Buch kennst du ja mittlerweile haha :'D
    Finde deine Argumente aber sehr schlüssig und kann gut nachvollziehen, wieso du so empfindest. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass das damit zusammenhängt, dass ich zu Beginn das Hörbuch gehört habe, glaube, so konnte ich mich irgendwie besser darauf einlassen :'D Es stimmt zwar, dass nur kurz angeschnitten wird, was zB. Blights sind, aber ich konnte mich trotzdem ziemlich gut mit den Begriffen und dem Magiesystem zurechtfinden.
    Wirst du denn die Fortsetzung trotz allem lesen?

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    1. Das ist total interessant, da ich das bei einer anderen Bloggerin, die ebenfalls das Hörbuch gehört hat, auch so gelesen habe. Ich merke auch immer wieder, dass dieselbe Geschichte ganz anders wirkt, wenn man sie hört oder wenn man sie selbst liest. Gerade Längen, Dialoge und die Atmosphäre hängt total davon ab, wie (oder wie gut) das Buch gelesen wird.
      Ob ich Band 2 lesen werde, weiß ich noch nicht zu 100%. Ich finde Band 1 schließt die Handlung eigentlich ganz gut ab (wenn man sich die letzten 3 Sätze wegdenkt) und da ja auch in Originalsprache noch nicht einmal ein Termin für Band 2 steht, dauert es bestimmt noch ewig, bis wir den bekommen würden. Es interessiert mich also grundsätzlich schon, wie es weiter gehen würde, ich würde das aber denke ich davon abhängig machen, wann Band 2 erscheint und ob ich zu dem Zeitpunkt noch irgendwas von Band 1 in Erinnerung habe.

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    2. Das stimmt! Wobei bei mir eigentlich immer das Gegenteil der Fall ist - normalerweise schweife ich beim Hörbuch immer mal wieder ein bisschen ab, sodass mir meistens einige Details entgehen, und ansonsten ist mein Empfinden auch immer sehr stark vom Sprecher abhängig. Wenn ich den nicht leiden kann, hat das Buch bei mir eigentlich schon verloren :D
      Hier war es aber ja gerade nicht so (wobei Vanida Karun auch sehr gut gelesen hat).

      Jo, ginge mir an deiner Stelle auch so. Vielleicht dauert es ja auch gar nicht mehr so lange bis dahin! Wenn Holly Black hier aber eine Leigh Bardugo mit dem Neunten Haus ablegt, dann sehe ich aber auch eher schwarz, die Geschichte ist so komplex, dass man eigentlich ohne größere Pausen weiterlesen müsste xD

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    3. Stimmt, ob ich beim Hörbuchhören abschweife, hängt auch sehr stark von der jeweiligen SprecherIn ab. Manchmal erscheinen mir die Figuren auch wahnsinnig unsympathisch, je nachdem wie sie gesprochen werden.

      Ich habe gehört, dass Band 2 vom Verlag noch gar nicht angekündigt wurde, also keine Ahnung, ob die den überhaupt planen oder ob sie den überhaupt schreiben wird. Müssen wir also mal abwarten!

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