Allgemeines
Titel: Der Clan der Highlanderin
Autorin: Eva Fellner
Verlag: Aufbau Verlag (11. Oktober 2022)
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3746639794
ISBN-13: 978-3-8412-3039-3
ASIN:
B09XVMM8BG
Seitenzahl: 543 Seiten
Weitere Bände: Die
Highlanderin (Band 1)
Preis: 11,99€(Kindle-Edition)
Der Weg der Highlanderin (Band 2)
15€ (Taschenbuch)
Link:
Hier klicken!
Inhalt
Bewertung
Das Cover des Aufbau Verlags zeigt wieder eine Frau mit wehendem Kleid und roten offenen Haaren, die von einem schroffen Felsen auf eine raue, gewitterumwölkte Landschaft hinabblickt, über der der Titel in großen, goldenen Letter schwebt. Auch wenn diese Aufmachung sehr typisch für das Genre ist, gefällt mir die Gestaltung als Ganzes wieder sehr gut. Schade ist nur, dass die abgebildete Frau nur sehr wenig an unsere Protagonistin Enja erinnert, die zum einen sehr helle, fast schon weiße Haare hat und zum anderen keine Kleider trägt. Innerhalb der Buchdeckel ist die Geschichte in 16 größere Kapitel geteilt, die abwechselnd an unterschiedlichen Schauplätzen spielen. Jene Kapitel sind dann nochmal in kürzere Szenen gegliedert, sodass man auch als Fan von kurzen Kapiteln auf seine Kosten kommt.
Am besten starten wir den inhaltlichen Teil der Rezension mit einer kleinen Rekapitulation, wo wir zu Beginn der Handlung von "Der Clan der Highlanderin" stehen und wo Band 2, von dem ich damals dachte, dass er das Finale der Reihe sein sollte, gestoppt hat. Wir beginnen in Schottland auf Enjas Burg Caerlaverock im Januar 1315. Enja hat sich nach ihrer schweren Rückverletzung und der Geburt ihrer Tochter überraschend von ihrer Lähmung erholt und ist zu ihrer alten Form als Kriegerin und Clanführerin zurückgekehrt. Als sie sich für einen Auftrag und die Suche nach ihrem in Irland verschollenen Freund Cathal abermals in ein fremdes Land aufmacht, weiß sie noch nicht, dass sie nicht nur zwischen die Fronten eines lokalen Machtkampfes gerät und abermals für den schottischen König kämpfen muss, sondern auch einen Mann aus ihrer Heimat die Rätsel ihrer Herkunft neu aufleben lassen wird...
Wie schon bei Band 1 und 2 hat mir wieder sehr gut gefallen, dass man die Geschichte sowohl als historischen Roman, als auch als Abenteuerroman lesen kann, da "Der Clan der Highlanderin" sich zu keinem Zeitpunkt in langen Ausführungen oder Erklärungen des politischen Klimas verliert, sondern sich stark auf die Erlebnisse der Protagonisten konzentriert. Spannend ist auch, dass Eva Fellner hier Wahres mit Fiktion mischt und vergangene Zeiten auf eher moderne Einstellungen treffen lässt. Was genau nach historischen Überlieferungen wirklich passiert ist und welche Ereignisse ihrer eigenen Fantasie entstammen, erklärt die Autorin in einem kurzen Nachwort. Die Frage, ob alles, was hier im Laufe der Handlung passiert, wirklich realistisch ist, fegt die Autorin dabei sehr geschickt vom Tisch, in dem sie die Figuren selbst erkennen lässt, dass Enja erstaunlich viel Glück zu haben scheint. "Der Clan der Highlanderin" landet zwar nicht wirklich in der Mystik-Schiene, die Enjas weitsichtige Instinkte oder ihr Talent, sich wahnsinnig schnell anzupassen, oder zu heilen, mit Magie zu erklären versucht. Durch das Einbinden von Vorsehung, Schicksal und Religion wird das unwahrscheinlich Erscheinende jedoch passend eingebettet, sodass es im Gesamtkontext stimmig wirkt.
Mit Irland bekommen wir hier einen neuen Schauplatz präsentiert, wodurch der Konflikt zwischen Schottland und England deutlich komplexer wird. Dadurch braucht die Handlung eine ganze Weile, um in Schwung zu kommen und die historischen Fakten wirkten im Gegensatz zu den vorherigen Bänden, die durch die unterschiedlichen Zeitebenen abwechslungsreicher waren, manchmal ein wenig träge. Dafür hat Band 3 gegenüber den vorherigen Bänden eine andere große Stärke: Mein Hauptkritikpunkt in meinen Rezensionen zu Band 1 und 2 waren der zeitweise fehlende rote Faden. In "Der Clan der Highlanderin" haben wir nun zum ersten Mal einen von vorn bis hinten runden Handlungsaufbau und einen abgeschlossenen Spannungsbogen, was die Geschichte deutlich leichter zu lesen macht. Mit der komplexen und verschachtelten Erzählweise und den irritierenden Perspektivwechsel kann ich mich allerdings nach wie vor nicht anfreunden. Denn statt durchgängig aus der Sicht der Protagonistin Enja zu erzählen, wechseln sich hier Er-Erzähler aus den Perspektiven von wichtigen Nebenfiguren wie Hal oder James und auktoriale Zwischenepisoden mit dem personalen Ich-Erzähler ab. Dazu kommt, dass die Autorin hier nicht nur mit ihren Erzählperspektiven jongliert, sondern der Roman wie bereits erwähnt auf verschiedenen Zeitebenen und an unterschiedlichen Spielorten rangiert. Durch den nüchternen, aber flüssigen Schreibstil der Autorin gehen die einzelnen Motive der Handlung - Wikinger, Orient, Medicus, Harem, Assassinen, Highlander, Provinzkönige, Krieg, Piraten, Klöster und Pest - überraschend flüssig ineinander über und man gewöhnt sich mit der Zeit an die verschachtelte Erzählweise.
In dieser Fortsetzung rückt nun die Protagonistin und deren Herkunft stärker in den Vordergrund. In meiner Rezension zu Band 1 hatte ich kritisiert, dass sich die Autorin während ihrer komplexen Handlung nicht genügend Zeit für die Gefühle ihrer Figur nimmt und uns die spätere stahlharte Kriegerin emotional ferner bleibt als die junge Enja, die wir in den Rückblicken erleben. Während sie in Band 2 emotional stark gereift ist und auch Verletzlichkeit und Komplexe gezeigt hat, präsentiert sie hier wieder einige kalte Seiten an sich. Schon als sie zu Beginn des Buches ihr neugeborenes Kind und ihren Ehemann ohne viel Federlesen verlässt, um in ein neues Abenteuer aufzubrechen, wird klar, dass für sie ihre Identität als Kriegerin, Clanführerin und Heilerin an erster Stelle steht. Ehefrau und Mutter ist sie nur halbherzig und auch in anderen Situationen wie beispielsweise ihrer Affäre mit Ragnar tritt sie gefühlskalt und skrupellos auf. Das hat für mich aber sehr gut zu ihrem Charakter gepasst, der zwar mit Selbstbewusstsein, Stärke und Cleverness überzeugt, aber auch teilweise arrogant und egozentrisch erscheint. Übelnehmen können wir das dieser starker Frau, die sich im gegebenen historischen Kontext emanzipiert, sich für Heilkunde, Fortschritt und Forschung einsetzt und stark aus dem Klischee der Historien-Protagonistinnen ausbricht, aber nicht. Nicht zuletzt da die Autorin immer wieder einwirft, dass wir über ihr Verhalten anders urteilen würden, wenn es sich bei ihr um einen Mann handeln würde...
Das Ende der Geschichte findet nach einem Showdown, in dem sich alle Handlungsstränge begegnen ein ausreichend abgeschlossenes Ende, das jedoch Lust auf mehr macht. Ob es einen vierten Band der Highlanderin geben wird, ist noch nicht ganz sicher, mich würde es aber auf jeden Fall freuen!
Fazit
"Der Clan der Highlanderin" führt wieder hochspannend, komplex und gut recherchiert durch die schottische Historie und führt uns dabei zu den Wurzeln unserer besonderen Heldin... Dieser dritte Band ist zwar etwas weniger abwechslungsreich und abenteuerlich als die Vorgängerbände, kann dafür aber mit einem runden Handlungsaufbau, einem durchgängigen roten Faden und einem abgeschlossenen Spannungsbogen punkten, weshalb es trotz kleiner Schwächen mein bisheriger Lieblingsband der Reihe ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich, wenn Du einen Kommentar dalässt.
Egal ob Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob, Anmerkungen, Fragen oder eigene Meinung - das ist der richtige Ort dafür ;-)