Donnerstag, 28. November 2024

Serienempfehlung: Love Sucks

Mit "Love Sucks" habe ich neben "A Good Girl´s Guide to Murder" einer weiteren Serie von ZDFneo eine Chance gegeben. In 8 halbstündigen Folgen strebt die deutsche Fantasy-Serie eine moderne Neuerzählung von Shakespeares "Romeo & Julia" in einem düsteren von Vampiren bevölkerten Frankfurt an und macht dabei gar keine schlechte Figur...


Darum geht´s:

Ein lauter Rummelplatz, ein unerwarteter Blickkontakt, plötzlich stehen sich Ben (Damian Hardung) und Zelda (Havana Joy Josephine Braun) im Boxring gegenüber und ein Funke springt über, der eine unaufhaltsame Kette aus Liebe, Tod und dunklen Geheimnissen auslöst. Denn Bens Familie besteht aus Vampiren, Zeldas Familie dagegen sind Jäger, die sich der Vernichtung dieser Kreaturen verschrieben haben. Ihre Liebe ist so gefährlich wie unmöglich, doch sie weigern sich, sie aufzugeben, koste es was es wolle...



Das denke ich zur Serie:

Love Sucks“ wagt den recht ambitionierten Spagat zwischen einer modernen Neuinterpretation von „Romeo und Julia“ und einer düsteren Vampirgeschichte. Große Liebesgeschichten und Vampire sind ja beides eigentlich keine Motive, zu denen man dringend noch eine weitere Serie bräuchte. Das Grundkonzept der Serie spielt also mit altbekannten Motiven, versucht ihnen aber einen frischen Twist zu verleihen, indem es die romantische Tragik des Shakespeare-Klassikers in eine urbane, kapitalistische Gesellschaft verlegt. Dabei gelingt einiges ganz gut, trotz des verheißungsvollen Ansatzes kämpft die Serie aber mit den altbekannten Klischees ihres Genres.

Besonders interessant fand ich die Idee, eine Vampirgeschichte in Frankfurt anzusiedeln. Die Kluft zwischen der elitären Oberschicht und einer ausgebeuteten Mehrheit wird eindrucksvoll mit dem Motiv des Blutsaugens verwoben. Dabei wirken die Vampire nicht nur als Monster der Nacht, sondern auch als Sinnbilder einer rücksichtslosen kapitalistischen Gesellschaft. Zelda und Ben entstammen also doppelt aus entgegengesetzten Welten: nicht nur stehen sie sich als Vampir und Vampirjägerin gegenüber, sondern auch als Millionenerbe in einer schicken Villa mit etlichen Wolkenkratzern und Jahrmarktboxerin im Wohnwagen. Damit ist die Grundlage für eine Romeo-und-Julia Geschichte mit verfeindeten Familien perfekt gelegt. Der Wortwitz im Titel „Love Sucks“ (bedeutet neben der Blutsaugenden Anspielung so viel wie "Liebe ist ätzend") deutet dabei bereits an, dass hier eine schmerzhafte, tragische Liebesgeschichte erzählt wird – und genau das liefert die Serie auch. Mit Rückblenden, die wenig erklärend die Hintergrundgeschichten der Familien kurz anschneiden, wird ein sich zuspitzender Konflikt aufgebaut, bei dem schnell klar ist, worauf die Serie zusteuern muss, sodass die ungefähr vierstündige Handlung auf ein unvermeidbares Finale zusteuert, das trotz seiner dramaturgischen Wirkung kaum Überraschungen bereithält. 

Auch die beiden Hauptfiguren Ben und Zelda leiden leider etwas unter dem übergestülpten „Romeo und Julia“-Schema: Ihre Liebe entfacht sehr schnell, doch die inszenierte Intensität wirkt übertrieben und lässt uns Zuschauern wenig emotionalen Raum, um ihr wirklich nachzufühlen.  Da die beiden mir deutlich zu überspitzt gezeichnet waren, um ihnen emotional folgen zu können, stach stattdessen Bens Bruder Theo (toll gespielt von Rick Okon) für mich heraus. Seine ambivalente Rolle des manischen Vampirs, der das ewige Leben an der Seite seiner großen Liebe Agatha (Dana Herfurth) liebt, an dessen Tod aber langsam zerbricht, bringt eine emotionale Tiefe und Nachvollziehbarkeit, die man bei den Hauptfiguren oft vermisst. Trotzdem wirken die Erzählweise und Charakterisierungen stellenweise unausgegoren. Die Handlung springt häufig voran, ohne die Figuren oder ihre Konflikte wirklich atmen zu lassen. Und auch das große Thema der Unsterblichkeit und der Urängste der Menschheit wird zwar angerissen, jedoch nicht tief genug verhandelt, um nachhaltig Eindruck zu hinterlassen.

Während die Serie also inhaltlich immer wieder schwächelt, überzeugte sie visuell aber auf ganzer Linie. Mit vielen düsteren Nachtszenen, der Skyline einer modernen, aber gefährlichen Großstadt und vor allem den grellen, beinahe hypnotischen Farben des Rummels, auf dem sich ein Großteil der Handlung abspielt, bietet sich ein moderner und doch surrealer Schauplatz für die Serie. Auch die innovative Kameraführung, die häufig die Perspektive der Figuren selbst einnimmt und der Serie eine Rohheit und zusätzliche Intensität hinzufügen, hat mir sehr gut gefallen. Zusätzlich werden an einigen Stellen ausgewählte Horrorelemente eingesetzt, die als Gegengewicht zur etwas kitschigen, überspitzten Liebesgeschichte fungieren. Und darüber liegt dann noch ein Techno-Soundtrack, der die düstere, unruhige Stimmung der Serie unterstreicht. So ein rundes Konzept bin ich von deutschen Produktionen gar nicht gewöhnt!

Mein Urteil:

Love Sucks“ ist eine moderne Fantasy-Serie, die mit faszinierenden Kontrasten spielt: visuell beeindruckend, mit einem cleveren gesellschaftskritischen Ansatz und einem deutschen Setting, das mehr hergibt, als man zunächst erwartet. Leider verhindern jedoch dramaturgische Schwächen und überzeichnete Figuren, dass die Serie ihr volles Potenzial entfaltet, sodass sie eine solide, aber nicht bahnbrechende Ergänzung des Vampirgenres bleibt.


Zum Trailer:




Bild-Quellen: Pressemappe ZDF

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