Montag, 18. November 2024

Montagsfrage #141 - Bücher gegen Weltschmerz?

Hallöchen,

die letzten zwei Wochen war politisch ja einiges los. Ich weiß nicht, inwiefern ihr die Geschehnisse in Deutschland und weltweit verfolgt habt und wiesehr Euch diese Themen beschäftigen, aber ich bin immer noch dabei, alles zu verarbeiten. Das erschütternde Ergebnis der US-Wahl, fatale Überschwemmungen in Spanien, das Ende der Ampel-Regierung mit drohenden Neuwahlen inklusive Rechtsruck, Krieg im nahen Osten, in der Ukraine und in anderen Teilen der Welt, obendrauf die Klimakrise - manchmal ist es für mich schwer, nicht im Weltschmerz zu versinken. Deshalb die heutige Frage. Egal ob Bücher inhaltlich einordnen, optimistisch stimmen oder einfach nur ablenken und in eine ganz andere Welt entführen - ich würde gerne Eure Top-Empfehlungen gegen Weltschmerz erfahren: 



Welche Bücher aus Eurem Regal empfehlt Ihr gegen Weltschmerz in Bezug auf aktuelle gesellschaftliche oder politische Entwicklungen?


Eine richtig gute buchige Bewältigungsstrategie habe ich für mich leider noch nicht gefunden, weshalb ich sehr gespannt bin auf Eure Empfehlungen. Generell tendiere ich am allermeisten zur Realitätsflucht in Fantasy-Universen, die sich mit anderen Problemen herumschlagen, die sich zwar nicht rosiger, aber weniger lebensecht lesen. Aktuell ist das besonders das Zamonien-Universum von Walter Moers, in das es mich immer wieder zieht, aber auch Kinderbücher wie mein kürzlicher Reread der Sams-Reihe von Paul Maar funktionieren für mich ganz wunderbar, um die Probleme der Welt für ein paar Stunden zu vergessen.

Wesentlich seltener greife ich aktiv zu Büchern, die die Nachrichten und Informationen inhaltlich einordnen. Auch wenn ich Sachbücher und insbesondere politische Bücher dieses Jahr viel mehr für mich entdeckt habe, sind diese zumeist noch deprimierender und machen mit genauen Analysen der Probleme eher wütender als zu beschwichtigen. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das ich im Sommer erst gelesen habe und das mir eine ganz neue und sehr hilfreiche Perspektive vermittelt hat, ist aber "Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari. Wenn ich aus dem kompakten Gang durch die 70.000 Jahre der hochkomplexen Geschichte des Homo Sapiens eines gelernt habe, dann dass die Menschheitsgeschichte eine einzige Abfolge von Krisen, Triumphen und Anpassungen ist. Obwohl es einem heute manchmal scheint, als wären wir in einer besonders dunklen Zeit gefangen, zeigt Harari eindrucksvoll, dass Krisen ein Teil des Menschseins sind und dass die Menschheit sich immer wieder neu erfindet, neu anpasst und aus den Herausforderungen gestärkt hervorgeht. Und vor allem zeigt die weitere Perspektive, dass wir uns trotz aller Probleme und Unzulänglichkeiten in einer nie dagewesenen Periode des Friedens und Reichtums befinden (zumindest prozentual gesehen). Dieses Wissen hat mir geholfen, die Weltgeschehnisse etwas distanzierter als Phase in der langen Geschichte des Planeten zu betrachten, der deswegen nicht von jetzt auf gleich untergehen wird. 

Eine weitere Möglichkeit, die ich für mich sehe um Zukunftsängste und Weltschmerz entgegen zu wirken, ist zu Büchern zu greifen, die optimistisch stimmen und sich auf die positiven Aspekte des gemeinsamen Menschseins beziehen. Ein Buch, das mir dazu spontan eingefallen ist, ist die Poesie-Anthologie "Ein wenig mehr Wir" von der deutschen Poetry-Slammerin Leah Weigand. Sie spricht in ihren Texten auf eine zutiefst menschliche Weise über die großen und kleinen Dinge des Lebens. Die Themen reichen dabei von Freundschaft, Beziehungen und Verlust bis hin zu sozialer Ungleichheit und gesellschaftlichen Problemen, die uns alle betreffen. Aber was bei ihr wie der Titel schon ankündigt im Vordergrund steht, sind Mitgefühl und Menschlichkeit. 

“Ja, es wäre schön
Ein Ort mit ein wenig mehr Wir
Doch wenn wir uns so danach sehnen
”warum ist der Ort nicht schon hier?"


Wie ist das bei Euch?

Liebe Grüße
Sophia

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Sheenas Creativ Bookworld
Nerd mit Nadel
Büchernarr

Nächste Woche bei der Montagsfrage:

Wo zieht Ihr für Euch die Grenze zwischen BuchbloggerInnen und InfluencerInnen? Und ist Euch diese Unterscheidung wichtig?

14 Kommentare:

  1. Guten morgen,
    Ohja man könnte nur noch aktuell heulen bei dem Weltgesehen. Danke für deine tollen Buchtipps, in Zamonien fühle ich mich auch immer wohl.

    Anbei meine drei Tipps: https://sheenascreativworld.blogspot.com/2024/11/montagsfrage-bucher-gegen-den.html

    Beste Montagsgrüße

    Sheena

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    1. Hey Sheena,

      das ist ja eine ganz tolle Auswahl, die du heute vorstellst. "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ steht noch bei mir, die möchte ich bald lesen. "Ein Mann namens Otto" kenne ich bisher nur als Film - wirklich großartige Geschichte!!! Und "Der kleine Prinz" ist wirklich ein zeitloser Klassiker, den ich auch großartig finde.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Guten Morgen,

    ich habe auch mal geschaut, wohin oder worein ich mich gerne flüchte und eine kurze Übersicht gemacht:
    | Montagsfrage | Literatur gegen Weltschmerz?

    Von Yuval Noah Harari wurde Sapiens übrigens als Comic adaptiert. Ich glaube aber, der passt heute nicht ganz so gut.

    Schönen Wochenstart
    Ariane

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    1. Guten Morgen Ariane,

      da hast du absolut recht - man muss aktuell (auch mit dem trüben Wetter obendrauf) besonders gut darauf achten, wie es einem geht und sich möglichst schöne, wertvolle Lektüren raussuchen. Scheint als sei es dir wunderbar gelungen. Danke für die vielen schönen Empfehlungen!

      Ach echt? "Sapiens" kann ich mir als Comic irgendwie so gar nicht vorstellen ;-)))) Muss ich gleich mal online suchen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Guten Morgen Sophia :)

    Das aktuelle Geschehen beschäftigt einen definitiv sehr stark. Wobei ich aktuell auch versuche, die Nachrichten zu meiden, weil ich es manchmal einfach nicht mehr hören kann (gerade beim Ampel-Theater schüttel ich nur noch in einer Tour den Kopf). Klar, man ist dann nicht immer auf dem aktuellen Stand, aber sich ständig damit zu beschäftigen ist eben auch keine Option.

    Und was die Buchtipps angeht... ich könnte jetzt meine Lieblingsbücher aufzählen, die klappen immer, wenn ich mich ablenken möchte. Aber das wäre jetzt doch zu einfach. Ansonsten habe ich keine direkten Empfehlungen gegen Weltschmerz. Für mich ist es eher das Lesen allgemein, was mich da gut ablenken kann. Egal, in welche Richtung das Buch dann eigentlich geht.

    Viele Grüße
    Andrea

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    1. Hey Andrea,

      ja das stimmt, aber auch wenn man nicht aktiv Nachrichten hören/schaut/liest oder sich gezielt informiert, bekommt man das meiste doch irgendwie mit. Und etwas beiläufig zu hören, finde ich oft fast schlimmer, als beim gezielten Informieren darauf zu stoßen - sich mit etwas vermehrt zu beschäftigen kann dann ja auch genauso eine Verarbeitungsstrategie sein wie der Thematik völlig aus dem Weg zu gehen...
      Ich finde auch, dass das Lesen allgemein eigentlich schon ziemlich gut hilft und Lieblingsbücher ziehen sowieso immer!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  4. Guten Morgen Sophia und in die Runde,

    ich bin es ähnlich angegangen wie Du und habe mehrere Wege, um mit die aktuelle Situation irgendwie einzuordnen. Immerhin kommen da on top noch die persönlichen Köfferchen dazu, die ich jetzt nicht mit erwähnt habe (Wirtschaftskrise, Angst um den eigenen Job, Kürzungen im Sozialsektor, und, und, und).

    Hier gehts zu meinem Beitrag.

    Eigentlich müsste auf einen solchen Beitrag auch einer über Dankbarkeit erscheinen, denn ich denke, dass es uns in Deutschland noch immer sehr gut geht und ich bin sehr froh, dass ich keinen Krieg erleben musste und hoffe sehr, dass die auch für meine Kinder gelten wird. Und auch das gilt: Die Hoffnung sollten wir alle nie verlieren.

    Viele Grüße
    Frank

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    1. Hey Frank,

      ich stimme dir absolut zu, dass man sich durch Bücher ganz wunderbar informieren kann. Dabei muss man aber wirklich darauf achten, dass politische Sachbücher zumeist eher noch deprimierender stimmen und mit genauen Analysen der Probleme eher wütender machen als zu beschwichtigen. Genauso ist es bei mir mit Dystopien oder gesellschaftskritischen Romanen, die ich zwar sehr gerne lese, die manchmal aber dann doch zu viel sind.
      Ich halte es da dann lieber wie du und verliere mich in Fantasy-Welten. Diese sind ja auch nie ohne Probleme, aber zumindest soweit verfremdet, dass man sich beim Lesen erholen kann.

      Insgesamt hast du aber natürlich absolut recht: wir befinden uns (trotz persönlicher Herausforderungen und gesellschaftlicher Schwierigkeiten) nach wie vor in einer sehr privilegierten Lage in einem freien, demokratischen, (theoretisch) gleichgestellten Land zu leben, in dem (theoretisch) keiner Hungern muss oder verfolgt wird. Ich denke dass wir durch die Globalisierung und die moderne Nachrichtenkultur trotz insgesamt besserer Lebensstandards und - bedingungen ein immer pessimistischeres Weltbild bekommen und das nähere Bewusstsein für globale Probleme uns deutlich mehr belastet als noch vor 20-30 Jahren.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Hallo liebe Sophia,

    nun die Welt ist wie sie ist........!!!
    ist einer meiner persönlichen Grundsätze....und deshalb verfalle ich nicht in den großen Weltschmerz...augenzwickern...

    Amerika hat so gewählt, auch wenn es vielen Menschen auf der Welt wahrscheinlich nicht gefällt, aber es war/ist ihre Endscheidung gewesen.
    Genauso wie die Wahl im Feb unserer Sache ist......
    Also nehmen wir unserer Stimmrecht wahr....

    Ich bin da immer positiv gestimmt und empfinde auch eine große Dankbarkeit, dass ich und meine Familie in Deutschland leben /arbeiten können/dürfen.

    In diesem Sinne eine schöne Zeit..LG..Karin..

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    1. Hey Karin,

      das ist natürlich eine gute Einstellung, die einem viel Leid ersparen kann. Da bin ich vielleicht noch zu jung und idealistisch (oder naiv??), um das für mich einfach so abhaken zu können. Für die Wahl im Februar sehe ich es genauso wie du: dankbar sein für das Stimmrecht, dieses auch ausnutzen und hoffen, dass eine große Mehrheit in Deutschland weiterhin eine freie und gerechte Zukunft möchte!

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Hallo Sophia,

      nun Deine Aussagen passen gut zu meinem persönlichen Motto...die Welt ist wie sie ist !!

      Und jetzt auf Dich bezogen Du bist wie Du bist...jung/idealistisch und das passt auch total, dass Du Dir da die verschiedenen Gedanken/möglicherweise auch Sorgen machst.
      Ich bin schon etwas länger auf der Welt und sehe daher die Sache etwas entspannter...war in meiner Jugend, aber ähnlich gepolt wie Du jetzt.......augenzwickern...

      LG..Karin..

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  6. Hallo Sophia,
    ich ziehe mich mal aus der Frage heute raus. So spezielle Bücher fallen mir jetzt nicht ein, aber aus diesem Grund lese ich gerne Bücher, die sich hauptsächlich in Fantasy-Welten abspielen, die so gar nichts mit unserer Welt gemeinsam haben. So kann ich gut abschalten. :)
    Häufig finde ich Dystopien sehr interessant, die aktuelle Ereignisse gerne mal weiterspinnen und mir so vor Augen führen, wie es im schlimmsten Fall sein könnte.
    Ich denke aber, dass ich nächste Woche wieder mit einem eigenen Beitrag dabei bin. :)
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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  7. Hallo^^

    Sams bzw die Bücher dazu, da hab ich mal als Kind mitbekommen, dass es die gibt und wollte die mir mal durchlesen - da bin ich bis heute nicht dazu gekommen^^°
    Richtig viele Bücher sind mir jetzt nicht eingefallen, weil die meisten noch in Umzugskartons herumliegen, aber ein bisschen was hab ich dann doch finden können: https://blog.kiranear.moe/2024/11/montagsfrage-338.html

    Liebe Grüße,
    Kira

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  8. Hi Sophia,

    ich bin da voll bei dir: in den vergangenen zwei Wochen hätte ich mich am liebsten irgendwo verkrochen, eine Decke über den Kopf gezogen und einfach die Welt ignoriert.
    In letzter Zeit hat eher das "nicht drüber nachdenken" bei mir Vorrang gehabt, in meinem Beitrag teile ich mit euch, welche das besonders waren.

    Liebe Grüße
    Celina

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