
Die Fakten
Titel: A Cruelty Special to Our Species
Autorin: Emily Jungmin Yoon
Verlag: Ecco (18. September 2018)
Genre: Poesie
Seitenzahl: 80 Seiten
Link:
Hier klicken!
Meine Eindrücke
Wie ihr vielleicht wisst, lese ich mich nach und nach durch spannende zeitgenössische Lyrik, und eine Sammlung, die mich besonders neugierig gemacht hat, ist "A Cruelty Special to Our Species" von Emily Jungmin Yoon. In diesem Band verarbeitet die koreanisch-amerikanische Autorin persönliche und historische Traumata und setzt sich vor allem mit dem Leid der sogenannten "Trostfrauen" auseinander – Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs zur sexuellen Sklaverei gezwungen wurden. Die Gedichte ihrer kurzen Sammlung sind dabei nicht nur tief bewegend, sondern auch formal vielseitig und experimentierfreudig. Doch mit der Zeit machte sich trotz der Kürze leider eine gewisse Redundanz bemerkbar: Immer wieder wird das gleiche grausame Schicksal der koreanischen Frauen beschrieben. Die Gedichte sind alle einzeln gesehen erschütternd, aber gelegentlich verlor ich mich in ihnen, da sie sich in ihrer Botschaft stark ähneln. Dennoch bin ich überzeugt, dass Poesie vielleicht das Medium ist, das am ehesten in der Lage ist, solch anhaltenden, brennenden Schmerz in Worte zu fassen.
you did this to me in my home, you did this while crying.
I cannot make a sound as though my mouth is full
of honey. Of a colony of bees. Honey, honey.
You lift my skin. Inside it lives your dream of forests
where snow grows old and you are young,
cold and white and lonely
without my suffering”
Yoons Sprache ist zugleich zart und unerschütterlich, poetisch und präzise. Die Sammlung ist in vier Abschnitte gegliedert – "The Charge", "The Testimonies", "The Confessions" und "The After" – und wird immer wieder von Prosagedichten mit dem Titel "An Ordinary Misfortune" unterbrochen. Besonders beeindruckt hat mich, wie sie Geschichte und Gegenwart miteinander verwebt, um auf die Fortdauer von Gewalt und Geschlechterungleichheit hinzuweisen. So trägt diese Sammlung eine unglaubliche emotionale Wucht in sich: hier sind so viel Angst, Schmerz und Herzzerbrechen verpackt, dass es man die Gedichte kaum am Stück lesen kann. Sie halten die Brutalität und sexuelle Gewalt gegen Frauen ungeschönt fest, brechen einem das Herz – und doch ist man beim Lesen droh, dass die Texte sich dem Schweigen verweigern und unmissverständlich Aufmerksamkeit für diese Schicksale einfordern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich, wenn Du einen Kommentar dalässt.
Egal ob Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob, Anmerkungen, Fragen oder eigene Meinung - das ist der richtige Ort dafür ;-)