
Hallöchen,
diese Woche ist es auf dem Blog mit der laufenden Blog-Tour, dem Monatswechsel und einigen nachgereichten Rezensionen ein bisschen trubeliger als sonst. Ich hoffe sehr, die Montagsfrage geht nicht unter, denn heute gibt es nochmal eine etwas schwierigere Frage, auf deren Antworten ich sehr gespannt bin:
Wie steht Ihr zu expliziten Szenen in Büchern (Brutalität/Sexzenen)?
Bücher wollen die volle Bandbreite des menschlichen Erlebens abbilden, da gehören Abgründe jeglicher Art genau wie Erotik dazu. Dass in spannenden Geschichten mal schlimme Dinge passieren, lässt sich nicht vermeiden. Die Frage ist nur, wann sind solche Szenen wirklich bereichernd für die Geschichte und wann wirken sie deplatziert und stören für mich das Leseerlebnis?
Für mich ist zunächst wichtig: Eine explizite Szene – sei es eine brutale Kampfszene oder eine erotische Begegnung – sollte nie um ihrer selbst willen existieren. Sie muss zur Geschichte passen und entweder eine wichtige Handlung vorantreiben oder zur Charakterentwicklung beitragen. Eine brutale Szene kann die Grausamkeit eines Antagonisten unterstreichen oder die verzweifelte Lage eines Protagonisten verdeutlichen. Eine intime Szene kann die emotionale Entwicklung zweier Figuren vertiefen und ihre Beziehung auf eine neue Ebene heben. Werden solche Szenen jedoch nur eingefügt, um zu schockieren, oder um ein Buch besser verkäuflich zu machen, kann das schnell billig und plump wirken. Das ist allerdings ein schmaler Grad, auf dem sich AutorInnen dabei bewegen. Ich habe bereits extreme Folterszenen gelesen, die sich stimmig in das Buch eingefügt haben und tatsächlich zur Geschichte beitrugen – gleichzeitig habe ich mich aber auch an scheinbar harmlosen Andeutungen gestört, die eigentlich deutlich weniger brutal waren, aber eben auch völlig vermeidbar und für die Geschichte unnötig.
Auch der Schreibstil und die Art der Einbindung finde ich eine sehr wichtige Stellschraube. Es gibt einen großen Unterschied zwischen expliziten Szenen, die stilvoll und atmosphärisch geschrieben sind und sich nahtlos in das Buch einfügen und solchen, die sich lesen wie eine künstliche Ergänzung oder gar effekthascherische Provokation. Besonders bei Gewaltdarstellungen finde ich es wichtig, dass AutorInnen nicht ins Voyeuristische abdriften oder Leidensdarstellungen unnötig ausweiten. Gewalt ist in vielen Genres eine wichtige Basis der Handlung - man stelle sich mal einen Krimi ohne Mord, einen Horror-Roman ohne Bedrohung oder High-Fantasy ohne Schlachten vor -, aber diese sollte trotzdem immer in Maßen eingesetzt und vor allem auch nicht verherrlicht werden. Ebenso bei erotischen Szenen - wenn es hier zu derb oder geschmacklos wird, oder eben auch Gewalt oder fragwürdige Dynamiken romantisiert werden, ist das für mich ein Grund, das Buch nie wieder zur Hand zu nehmen.
Wichtig ist für mich auch, ob ich mit expliziten Inhalten in einem Buch rechne, oder nicht. Nehme ich einen Thriller oder Horrorroman zur Hand, erwarte ich eher brutale Szenen und auch in High Fantasy oder historischen Romane können durchaus brutale oder explizite Passagen enthalten, um eine authentische Welt darzustellen. Ebenso sind erotische Szenen in einem Romance-Roman oft Teil des Erlebnisses. Lese ich allerdings einen angeblichen Feel-Good-Roman möchte ich nicht plötzlich von einem Blutbad überrascht werden. Genauso wenig möchte ich seitenlange, explizite Sexszenen in einem Jugendbuch für 12jährige lesen. Deshalb ist für mich wichtig, dass immer darauf geachtet werden, die Erwartungen der Zielgruppe zu respektieren - und durch Klappentexte oder Content-Warnungen transparent zu machen, was LeserInnen erwarten dürfen. Eine ausführliche Montagsfragen-Diskussion zum Thema "Jugendschutz in Büchern" hatten wir ja schonmal im Mai 2022.
Explizite Szenen haben ihren Platz in der Literatur – wenn sie mit Bedacht und Fingerspitzengefühl eingesetzt werden. Sie können das emotionale Gewicht einer Geschichte verstärken, die Charaktere in Extremsituationen authentisch zeigen und das Leseerlebnis intensivieren. Wenn sie jedoch nur des Effekts wegen existieren, wirken sie oft fehl am Platz und hinterlassen einen negativen Beigeschmack. Wie bei allem in der Literatur gilt: Es kommt auf das Wie und Warum an!
Wie ist das bei Euch?
Liebe Grüße
Sophia
Um in die Linkliste aufgenommen zu werden, hinterlasst bitte einen Kommentar
mit dem Link zu Eurem Beitrag.
Büchernarr
Mellis Buchleben
Books and A Cuppa Tea
Kiras kleine Leseecke
Streifis Bücherkiste
Nächste Woche bei der Montagsfrage:
Welches Buch aus den letzten drei Monaten würdet Ihr sofort noch einmal lesen?
Guten Morgen zusammen,
AntwortenLöschenich sehe das ähnlich wie Du Sophia, und denke, dass die Kennzeichnung eher ein Problem darstellt als der Inhalt selbst. Allerdings erwarte ich auch in Fantasy-Büchern Szenen der Gewalt, wie z.B. in den Büchern von Tad Williams.
Euch einen guten Start in die Woche
Frank
Ich bin mal gespannt, wie viele denken, dass die Montagsfrage ausfällt, weil die Liebesblogtour am Anfang Deines Blogs erscheint :) Ein Buch, das mich irgendwie weniger interessiert :D
LöschenHey Frank,
Löschenin den Punkten Sortierung und Kennzeichnung kann ich dir nur zustimmen. Ich finde es auch wichtig, dass man sich darauf einstellen kann (egal ob als sensiblerer Leser, als Eltern oder als Person mit gewissen Triggern), wie explizit/belastend die Inhalte in einem Buch sind. Da sehe ich Verlage, Buchhandlungen und Onlineportale genauso in der Verantwortung wie das bei Filmen, Videotheken, Kinos oder Videospielen gehandhabt wird.
Liebe Grüße
Sophia
PS: Ja das war ein bisschen unglücklich, dass das beides auf denselben Tag gefallen ist. ^^ Aber ich konnte den Blog-Tour Beitrag leider nicht mehr verschieben.... Wir werden ja sehen, wie viele sich heute hier trotzdem versammeln.
LöschenHey Sophia,
AntwortenLöschenmir geht es ähnlich - es muss zur Geschichte passen! Und es ist mir auch wichtig, WIE es geschrieben ist.
https://mellisbuchleben.blogspot.com/2025/03/aktion-montagsfrage-explizite-szenen-in.html
Liebe Grüße Melli
Hey Melli,
Löschenja, das sind drei Themen, die mir unter anderem auch nahegehen und die für die Handlung zentral sein müssen, um eine Daseinsberechtigung in einem Buch zu haben. Klar, in einem Buch über Walfang wird man wohl oder übel von grausam getöteten Tieren lesen, aber wenn in einem Abenteuerbuch ein tierischer Begleiter totgetreten wird, fragt man sich schon: Wieso? Musste das sein?
Haha dein Sprachwitz zum "eingebettet" hat ein bisschen gedauert bei mir ;-))) Boah ja, über unangenehme Umschreibungen für Geschlechtsteile in Büchern könnte ich mich auch seitenweise auslassen. Besonders im Fantasy-Genre werden AutorInnen da manchmal unnötig kreativ und es kommen die furchtbarsten Bezeichnungen dabei heraus ^^
Liebe Grüße
Sophia
Hi Sophia,
AntwortenLöschenwährend ich dir zustimme in dem was du sagst, ging meine Antwort heute in eine etwas andere Richtung 😅🙈
Liebe Grüße
Celina
http://bookscuppatea.home.blog/2025/03/31/die-montagsfrage-107/
Hey Celina,
Löschenerstmal: Alles gute zum Geburtstag! Ich hoffe, du hast einen schönen Tag und kannst mit deinen Lieben feiern!
Du nennst heute den einzigen Fall, in dem ich Gewaltdarstellungen zum reinen Grund der Abschreckung und Schockwirkung ebenfalls nachvollziehen und gutheißen kann: Um klare politische Botschaften zu senden und fühlbar zu machen, was nie nie nie wieder passieren darf!
Liebe Grüße
Sophia
Hallo^^
AntwortenLöschenIch kann das so pauschal nicht sagen, weil das hängt von mehreren Faktoren für mich ab: https://blog.kiranear.moe/2025/03/montagsfrage-354.html
Liebe Grüße,
Kira
Hey Kira,
LöschenDein Beitrag trifft es echt gut! Gewalt und Sexszenen müssen zur Story und den Charakteren passen – sonst wirken sie schnell unnötig oder übertrieben. Besonders bei Brutalität finde ich psychologischen Horror oft intensiver als reine Splatter-Elemente...Das mit dem Täter, der sein Opfer quasi "einsperrt", klingt echt unheimlich!
Und bei Sexszenen? Ich finde auch, Slow Burn hat einfach eine ganz andere emotionale Tiefe. Übertriebener Dirty Talk? Puh, ja, das kann schnell unfreiwillig komisch werden. 😅
Liebe Grüße
Sophia
grausame Szenen versuche ich mittlerweile zu vermeiden, es dürfen gerne nicht zu blutige Krimis sein, Thriller lese ich gar nicht. Und Sexszenen müssen halt zur Geschichte passen
AntwortenLöschenhttps://streifisbuecherkiste.wordpress.com/2025/03/31/montagsfrage-159-explizite-szenen-in-buechern/
Lieben Gruß
Gitti
Hey Gitti,
Löschenich finde es gibt auch einen Unterschied zwischen "brutal" und "grausam". Nicht jede Grausamkeit muss auch gleich brutal sein (man kann auch sozial oder psychisch grausam sein) und umgekehrt ist auch nicht jede brutale Handlung gleich grausam. Ich habe herausgefunden, dass ich reine Brutalität, also wenn dann halt mal geprügelt wird oder das Blut spritzt, deutlich besser verkraften kann, als perfide Grausamkeit (vor allem wenn die Opfer unschuldig, jung oder ähnliches sind)...
Liebe Grüße
Sophia
da bin ich raus - solche Bücher, wenn ich es denn auch vorher weiß, lese ich grundsätzlich nicht. Ich mag auch diese Thriller nich, die immer blutiger werden und auf jeder seite jemand brutal ermordet wird, vorzugsweise Frauen und Kinder. Warum schreibt man sowas? Warum liest man so etwas?? Weils nich die Realität ist???
AntwortenLöschenHey Alexa,
Löschenja das ist Geschmackssache. Wie ich bereits in meinem Beitrag geschrieben habe, gehört ein gewisser Anteil davon zum Leben und wenn man Geschichten über das Leben schreiben möchte, in dem Geburt, Tod, Krankheiten, Unfälle, Gewalt, Konflikte, Kriege etc. nun mal vorkommen, kommt man nicht drumherum, ab und zu mal so etwas zu beschreiben. Allerdings kommt es darauf an, wie und warum das getan wird. Ich bin definitiv auch nicht jemand, der es genießt, seitenweise Beschreibungen blutiger Morde aus der Sicht des Mörders zu lesen.
Liebe Grüße
Sophia