Dienstag, 23. Mai 2023

Kurzrezension: Exit Racism



Die Fakten

Titel: exit RACISM: rassismuskritisch
denken lernen
Autorin: Tupoka Ogette
Verlag: Unrast (1. Januar 2019)
Genre: Ratgeber
Seitenzahl: 136 Seiten
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Der Inhalt

Obwohl Rassismus in allen Bereichen der deutschen Gesellschaft wirkt, ist es nicht leicht, über ihn zu sprechen. Keiner möchte rassistisch sein, und viele Menschen scheuen sich vor dem Begriff. Das Buch begleitet die Leser*innen bei ihrer mitunter ersten Auseinandersetzung mit Rassismus und tut dies ohne erhobenen Zeigefinger. Vielmehr werden die Leser*innen auf eine rassismuskritische Reise mitgenommen, in deren Verlauf sie nicht nur konkretes Wissen über die Geschichte des Rassismus und dessen Wirkungsweisen erhalten, sondern auch Unterstützung in der emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema.


Die Eindrücke

Inhalt"Exit Racism" stand schon seit Jahren auf meiner Liste. Gerade in Zeiten von gefährlichen politischen Bewegungen, neuen rechten Parteien und einer zunehmenden Salonfähigkeit von Rassismus und Hetze im Internet, ist es wichtiger denn je, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich auch Zeit für Selbstkritik zu nehmen. Weshalb ich es erst jetzt geschafft habe, das Buch zu beginnen, ist mir ein Rätsel - vielleicht wollte ich unbewusst noch ein wenig länger in "Happyland" (einem von Tupoka Ogette beschriebene Status des Verdrängens der Realität und Auswirkungen von Rassismus in unserer Gesellschaft) bleiben? Nach diesem Buch ist es definitiv nicht mehr möglich, die Augen vor dem Problem zu verschließen und sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen. Die Autorin arbeitet hier inhaltlich heraus, wie sehr Rassismus uns als Land und Gesellschaft geprägt hat und gibt dabei praktische Hinweise und konkrete Handlungsansätze, um Rassismus im Alltag zu bekämpfen. Dazu stellt sie unter anderem in prägnanten Inputabschnitten Mechanismen von systemischem Rassismus und die Geschichte des Rassismus in Deutschland vor. Dabei geht sie unter anderem auf die Kolonialzeit, den Völkermord an den Herrero und die Relativierung durch christliche oder philosophische Ideologien ein und erklärt, weshalb das Thema Rassismus in Deutschland so stark tabuisiert und moralisch aufgeladen ist. Bei den Themen Rassismus und Kolonialgeschichte hat man immer die USA oder Großbritannien im Kopf, dass viele nichts von Deutschlands Mitschuld wissen, regt zum Hinterfragen der eigenen Denkmustern, der konsumierten Medien (z.B. Geschichtsbücher) und unserer Sozialisierung an. Dabei wird deutlich, dass Rassismus als System und nicht als moralisch verwerfliche Taten Einzelner verstanden und auch als solches entlarvt und angegangen werden muss. Auch die Kapitel zu Mikroaggressionen und der Macht der Sprache fand ich sehr spannend.

Gestaltung: Neben den Inputs, verwendet die Autorin auch persönliche Erfahrungen, Fallbeispiele und wissenschaftliche Erkenntnisse, um die verschiedenen Facetten des Rassismus zu beleuchten und zu erläutern, wie rassistische Strukturen in der Gesellschaft verankert sind und wie sie individuelles Denken und Verhalten beeinflussen. Reflexionsfragen, Übungen und Auszüge aus sogenannten Rassismus-Logbüchern regen dazu an, über eigene Verhaltensweisen nachzudenken. An welcher Stelle im Rassismusprozess stehe ich eigentlich? Welche der weißen Privilegien treffen auf mich zu? Wurde an meiner Schule oder nun an meiner Uni auf nicht-weiße Perspektiven eingegangen? Das Buch hat einige Denkprozesse bei mir angestoßen. Vor dem kurzen Sachbuch habe ich mir eingebildet, ich wüsste einiges über Rassismus ... ich habe mich offensichtlich geirrt und nicht nur einiges dazugelernt, sondern auch zu vielen Themen meinen Standpunkt angepasst. Weiterführende Links zu Artikeln, der Website und exitracism.de Hinweise auf andere Materialien wie Videos oder Bilder eröffnen während des schnellen Überblicks die Möglichkeit, sich bei Interesse eingehender mit einem bestimmten Themenbereich zu befassen. Das Hörbuch an sich ist von der Autorin selbst gelesen und zeichnet sich durch eine klare und verständliche Sprache aus, die komplexe Themen zugänglich macht. Die angenehme Art, in der sich die Autorin direkt an weiße LeserInnen richtet, ohne mit dem gehobenen Zeigefinger zu winken, hat mir sehr gut gefallen, sodass ich das Buch als Einstieg in die Beschäftigung mit dem Thema herzlich weiterempfehlen kann!.

Das Urteil

"Exit Racism" ist ein gut verständlicher und aufrüttelnder Ratgeber, das informiert, aufklärt und zum Nachdenken anregt. Tupoka Ogette bietet eine fundierte Analyse der Geschichte des Rassismus in Deutschland ebenso wie praktische Handlungsempfehlungen und ermutigt durch Denkanstöße und Reflexionsfragen direkt zu persönlichem Wandel. 


*keine WERBUNG, selbstgekauft*

Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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