Samstag, 13. Mai 2023

Kurzrezension: Krabat



Die Fakten

Titel: Krabat
Autor: Otfried Preußler
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
(1. Januar 2008)
Genre: Kinderhorror
Seitenzahl: 350 Seiten
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Der Inhalt

»Komm nach Schwarzkollm in die Mühle, es wird nicht zu deinem Schaden sein!« Immer wieder hört Krabat, der vierzehnjährige Waisenjunge, im Traum diese Worte - und neugierig macht er sich auf den Weg. Es scheint ein großes Geheimnis um diese Mühle im Koselbruch zu geben, und Geheimnisvolles geschieht auch, sobald Krabat dort eintrifft, um sich als Lehrling zu verdingen ...


Die Eindrücke

Handlung: 15 Jahre nachdem ich zum ersten Mal versucht habe, Otfried Preußlers "Krabat" zu lesen, habe ich einen zweiten Versuch gewagt. Schon nach wenigen Hörminuten dieser atmosphärisch-gruseligen Geschichte ist mir wieder eingefallen, weshalb ich das Buch als Kind nicht zu Ende lesen wollte - mit einer magischen Mühle mit dem einäugigen Meister, den Gesellen, die sich in Raben verwandeln, unheimlichen nächtlichen Besuchen, harter Arbeit, okkulten Symbolen und rätselhaften Toden kreiert der Autor hier ein märchenhaftes, aber sehr düsteres Bild, das man als Kind erstmal verdauen muss. Als Erwachsene konnte mich die Geschichte also deutlich mehr packen, auch wenn ich mehr von der Atmosphäre und den hinter der Erzählung stehenden Metaphern mitgerissen wurde als von der Handlung an sich. Da Otfried Preußler die bekannte Sage um Krabat umsetzt, hat der Roman eine sehr klare Verteilung von Gut und Böse, viel kritisch hinterfragt wird nicht und auch die Figuren bleiben wie oft im Märchen eher oberflächlich. Auch das Magiesystem wird nicht erklärt und viele Fragen wie die nach der Identität des Gevatters oder was denn nun in der Mühle gemahlen wird, bleiben nur angedeutet und bis zum Ende offen. Was der Autor uns damit sagen wollte und wie seine sowjetische Kriegsgefangenschaft bei der Zeitdarstellung im Buch eine Rolle spielt, sind wohl Diskussionsansätze, die DeutschlehrerInnen glücklich machen würden. Für mich bleibt unterm Strich, dass das Handlungskonstrukt etwas stärker ausgearbeitet und vor allem das Ende etwas ausführlicher hätte sein können. Jenes macht es sich nämlich sehr einfach und löst den gesamten Konflikt auf wenigen Seiten auf. 

Schreibstil: Inhaltlich begeistern konnte mich "Krabat" also nicht wirklich. Aber das hat der Roman auch nicht notwendig, da die Atmosphäre durch die Geschichte trägt. Otfried Preußler nimmt uns mit in eine Mühle im christlichen Böhmen, genauer gesagt der Oberlausitz. Zeitlich ist die Geschichte am Anfang des 18. Jahrhunderts zu verorten, da immer wieder Anspielungen auf den Großen Nordischen Krieg gegen Schweden vorkommen. Trotz des vergangenen Settings geht es hier um zeitlose Themen wie der Wert von Freundschaft, der einfachen Weltsicht, harte Arbeit, Unterdrückung, der Verlockung von Macht und Angst vor dem Tod. Dass die 1971 erschienene Geschichte schon über 50 Jahre auf dem Buckel hat, macht sich in der Sprache meiner Meinung nach überraschend wenig bemerkbar, auch wenn zugegebenermaßen einige etwas angestaubte Formulierungen zu finden sind. Da ich mit Otfried Preußlers Kinderbuch-Klassikern wie "Die kleine Hexe", "Der kleine Wassermann", "Das kleine Gespenst" und "Der Räuber Hotzenplotz" aufgewachsen bin, fiel mir der Zugang aber auch leichter.

Figuren: Wie bereits gesagt bleiben die Figuren eher im Hintergrund. Zwar ist Krabat als Hauptfigur durchaus sympathisch und macht einen Entwicklungsprozess durch, er könnte genau wie den Nebenfiguren aber noch mehr Tiefe vertragen. Besonders die Gesellen konnte ich zum Teil nur schwer auseinanderhalten. Hervorsticht allerdings die Freundschaft zwischen Krabat und Tonda, die überraschend herzlich geschrieben ist und beinahe an eine romantische Liebesgeschichte erinnert. Der heimliche Star der Geschichte ist allerdings Juro - ich habe einfach ein Herz für immer unterschätzte Figuren! Sehr enttäuscht war ich allerdings von der tatsächlichen Liebesgeschichte von Krabat und der Kantorka, deren Namen wir nicht erfahren, da sie eine rein funktionale Figur für Krabats Entwicklungsprozess bleibt. Genau wie so oft im Märchen haben die beiden kaum Zeit sich kennenzulernen, bevor sie schon bereit sind, füreinander zu sterben. 

Das Urteil

"Krabat" ist ein atmosphärisches Gruselmärchen voller spannender Metaphern und okkulten Horrorelementen, das mir heute deutlich besser gefallen hat als vor 15 Jahren als Kind. Leider ist das Ende sehr knapp und die Figuren bleiben, wie oft im Märchen, eher oberflächlich gestaltet. Für diese beiden Punkte sowie das einfach gestrickte Handlungskonstrukt ziehe ich 2 Sterne ab.

*keine WERBUNG, selbstgekauft*

Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

10 Kommentare:

  1. Hallo liebe Sophia,

    nun ich persönlich habe nur die Verfilmung von 2008 angeschaut...O.K. es gibt leichte Änderungen zum Buch....kein nordischer Krieg...sondern zum Ende des Dreißigjährigen Krieges angesiedelt ist ....
    Ich finde es, sehr gut beschrieben in welcher Not/Ausnamezustand..Krieg sich Krabat befunden haben muss damit er sich auf den Mühlendeal eingelassen hat...Hunger/Angst/schlechte Verhältnisse/Tod usw. .....sind doch die Folgen eines Krieges....und hier in der Mühle gibt es etwa Hoffnung, wenn auch in der Folge jeder merkt auch diese Hoffnung/Lebenserhalt ist an Bedingungen geknüpft...
    Der Krieg frisst seine Kinder....wie es so schön heißt..
    Auf der anderen Seite zeigt es wie schwer es ist dem Bösen sich entgehen...wenn man nicht selber betroffen ist....man kennt die Gefahr....aber man hat das Sankt-Floriansprinzip vor Augen

    Doch es kann sein, dass man an den Punkt kommt wo man sich doch gegen das Böse stellen will/muss ..z.B. die Liebe...

    Diese Aspekte sind mir da eingefallen, wenn ich an den Film denke...

    LG..Karin..

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    1. Hey Karin,

      die Verfilmung von 2008 kenne ich nicht, ich hatte mir aber nach dem Lesen vorgenommen, bei Gelegenheit einen Blick hineinzuwerfen. Ach spannend, dass sie den Dreißigjährigen Krieg als Hintergrund verwendet haben, das passt denke ich auch ganz gut zur Düsternis der Handlung. Für die Geschichte ist es ja im Endeffekt egal, um welchen Krieg es geht, man könnte die Handlung denke ich auch gut in die heutige Zeit übertragen - die Motive sind ja zeitlos und genau das macht die Geschichte so spannend!

      Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag
      Sophia

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  2. Schönen guten Morgen!

    Ich mag die Geschichte um Krabat tatsächlich sehr gerne. Ich sehe es auch eher als Märchen oder Sage - und deshalb stört mich auch nicht, dass die Figuren hier eher blasser bleiben und nicht so viel erklärt wird. Schon interessant wie unterschiedlich das aufgenommen wird.
    In anderen Geschichten stört mich das viel mehr, aber hier mag ich dieses mysteriöse und geheimnisvolle und dass man sich seine eigenen Gedanken dazu machen kann, weil es eben oft nur Andeutungen gibt.

    Den Film dazu fand ich echt sehr gut! Natürlich gibts ein paar Abweichungen zum Buch, aber das hab ich großzügig übersehen. Jedenfalls wird die Atmosphäre ganz toll transportiert und ich bin neugierig, wie dir die filmische Umsetzung gefällt! :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      ich glaube hier spielt eine große Rolle, mit welchen Erwartungen man an den Roman herantritt. Ich dachte, es handelte sich um einen Gruselroman und habe die Geschichte zunächst nicht als Märchen gelesen. Erst im späteren Verlauf der Geschichte ist mir vieles klar geworden und spätestens beim Schreiben meiner Rezension, habe ich "Krabat" dann auch als Märchen erkannt. Als klassisches Märchen finde ich die Geschichte grandios, als Roman eher mittelmäßig!

      Die Atmosphäre ist ja eigentlich das Kernelement der Geschichte. Freut mich zu hören, dass diese gut in den Film transportiert wurde. Ich habe eben geschaut, ob man den Film irgendwo streamen kann und nichts gefunden. Vielleicht kaufe ich ihn mir, vielleicht warte ich aber auch, bis er mal im TV läuft.

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Ja, das kann gut sein. Ich hab ihn ja vor vielen Jahren gelesen und hatte kaum noch Erinnerungen an das Buch - und hab es dann kürzlich nochmal gelesen. Wusste also schon noch ungefähr, was mich erwartet.
      Ich hatte auch schon andere Geschichten, in denen die Figuren blasser blieben, oder andere Elemente stärker oder schwächer hervorgehoben wurden. Je nachdem. Bei manchen hat das super funktioniert, bei anderen wieder nicht (also nach meiner Meinung :D ) Das ist wirklich sehr unterschiedlich.
      Und ja, eben grade wenn man dann etwas anderes erwartet, gefällt einem dann oft nicht was man dann bekommt.

      Ich schau schon seit Jahren kein TV, aber ich weiß, dass der Film ab und zu schon im Fernsehen lief. Spätestens im Herbst kommt der dort sicher mal, passend zur Jahreszeit ;)

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    3. Ja genau. Wenn ich von vornherein in etwa weiß, was mich erwartet, störe ich mich an vielen Aspekten gar nicht. Ich war hier vor allem von Krabat als Hauptfigur, den sehr archetypischen Bösewichten und dem typischen Märchen-Frauenbild enttäuscht und auch das sehr knappe Ende hätte ich unter anderen Umständen vielleicht anders gesehen.

      Ich schaue auch fast kein TV mehr und streame Filme und Serie über die typischen Portale. Aber manchmal schaue ich dann doch die ein oder andere Show (v.a. Comedy) im Fernsehen oder schalte rein, wenn ein Film läuft, den ich sehen möchte. Stimmt, im Herbst bringen sie ihn bestimmt mal.

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  3. stimmt , Krabat ist einer der Filme die immer mal wieder im normalen TV laufen...gerade in der Herbst/Winter/Weihnachtszeit......augenzwickern..

    LG...Karin..

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  4. Huhu ^^,

    ich muss ja gestehen das ich als Kind Krabat total gerne gelesen habe. Ich mochte die Figuren, das Gut vs Böse und vorallem die Stimmung. All das Liebe ich an Krabat heute noch, wenngleich ich mit den Filmen nicht warm werden. ^^
    Habe vor einiger Zeit sogar einen Horror-Thriller gelesen, der den original Krabat-Mythos aufgreift und in die Geschichte webt. Das Buch hieß "Whispering Fields – Blutige Ernte" .

    Tintengrüße von der Ruby

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    1. Hey Ruby,

      ich kann mir gut vorstellen, dass mir die Geschichte als älteres Kind oder Teenie gut gefallen hätte. Ich habe es denke ich einfach zu früh gelesen. Meinem Grundschul-Ich war es definitiv einfach zu gruselig!
      Ich finde es immer spannend, verschiedene Bücher zu lesen, die denselben Mythos aufgreifen, aber ganz anders umsetzen. Deshalb lese ich super gerne Märchenadaptationen oder griechische/nordische Mythologie.

      Liebe Grüße
      Sophia

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