Die Fakten
Titel: The Stolen Heir
Autorin: Holly Black
Verlag:
Hot Key Books (3. Januar 2023)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 352 Seiten
Weitere Bände: The Prisoner´s Throne
(Band 2; ET: Februar 2024)
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Der Inhalt
Oak Greenbriar, der 17-jährige Bruder von Jude, Königin von Elfenheim, ist ein enigmatischer und widerstrebender Thronfolger. Schon als Kind stand er im Mittelpunkt eines brutalen Machtkampfs um den Thron und kennt die Höhen und Tiefen seiner Position. Als er gemeinsam mit Suren, der wilden und unberechenbaren Königin des Hofs der Zähne, auf eine Quest geht, verbergen beide ihre wahren Motive voreinander. Denn ihr Bündnis ist fragil und dem anderen zu vertrauen, könnte ein ganzes Reich aufs Spiel setzen …
Die Eindrücke
Handlung: Nachdem ich Holly Blacks "The Folk of the Air"-Reihe im Frühjahr geradezu verschlungen habe, musste ich mir natürlich auch den ersten Teil der Sequel-Dulogie besorgen. "The Stolen Heir", oder auf Deutsch "Elfenerbe" setzt einige Jahre nach der Elfenkrone-Reihe um Jude und Cardan ein und erzählt davon, wie Oak und Wren sich verbünden, um Lady Nore, die Königin des Hofs der Zähne, in ihre Schranken zu verweisen. Dazu begibt sich das ungleiche Paar auf eine gefährliche Reise durch die Welt der Sterblichen über einzelne Höfe, durch ein düsteres Moor, verzauberte Wälder und an untoten Kreaturen vorbei bis zur Eisfestung am Hof der Zähne und stellt sich dabei vielen magischen Gefahren, Intrigen und Geheimnissen entgegen. Durch die Reise mit einem klaren Ziel ist die Handlung sehr gradlinig erzählt und nicht so vielschichtig und unvorhersehbar wie die Hauptreihe. Einblicke in Wrens Leben in der Menschenwelt, die erduldeten Grausamkeiten in ihrer Kindheit am Hof der Zähne sowie Rückblicke auf die ersten Begegnungen mit Oak lockern den Erzählstrang allerdings etwas auf. Für mich hatte die Handlung besonders im ersten Drittel dennoch ein paar Längen, was vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass man erstmal ins Setting und zu den beiden Figuren finden muss, die sich als ganz anders entpuppen als das vorgefertigte Bild, das ich von ihnen hatte. Auch die große Wendung am Ende habe ich leider schon nach wenigen Kapiteln vorhergesehen. Toll gemacht ist der epische Showdown aber ohne Frage! Vor allem der Cliffhanger macht das Warten auf den nächsten Band, der erst im Frühjahr 2024 erscheinen wird, sehr schwierig!
Schreibstil: Holly Blacks düsterer, eigenwilliger, rätselhafter, brutaler, dabei aber durchweg magischer Schreibstil ist mir schon in "Elfenkrone", "Elfenkönig" und "Elfenthron" positiv aufgefallen. In Originalsprache verstärkt sich der Effekt ihrer Art zu schreiben nur noch und hat mich in kürzester Zeit in ihren gefährlichen Bann gezogen. Damit entspricht ihre Art zu Schreiben zu 100% ihren Figuren und dem interessanten Worldbuilding. Denn auch Elfenheim und dessen Bewohner sind düster, gefährlich und ein bisschen kaputt, dabei aber trotzdem wunderschön. Egal ob Kobolde mit umgedrehten Füßen, riesige Trolle, hungrige Nixen, verzauberte Skelettwesen, bemooste Wurzelmänner, langnasige Pixies, knochige Greiskrautpferde, oder die gefährlichen Elfen - in Holly Blacks Welt kann die Begegnung mit jedem dort lebenden Wesen tödlich enden. Magische Prophezeiungen, Schwüre und gerissene Handel sorgen zusätzlich dafür, dass das Netz rund um unsere Figuren noch enger und komplexer wird. An Ideenreichtum und Abgründigkeit mangelt es der Geschichte demnach definitiv nicht und es macht Spaß, nach und nach in die düstere, aber schöne Welt einzutauchen. In diesem Spinn-Off-Band konzentriert sich die Autorin weniger auf politische Konflikte und mehr auf die persönlichen Rachefeldzüge ihrer Figuren und passt ihr Worldbuilding dementsprechend an. Schön ist, dass man dadurch endlich ein bisschen mehr von der magischen Welt abseits der wandernden Inseln von Elfenheim sieht. Bei der Reise quer durch das Land unterstützt die toll gestaltete Karte vorne im Buch. Auch die restlichen Zeichnungen im Buch sind wirklich hinreißend und passen wunderbar zur wilden, ungezähmten Atmosphäre der Geschichte!
Figuren: Apropos wild und ungezähmt... Mit den beiden Hauptfiguren musste ich erstmal etwas warm werden. Besonders Wren entpuppte sich als ganz anders als gedacht. Da ich sie aus der Hauptreihe als gruseliges Monsterkind in Erinnerung hatte, hatte ich mit einer starken, gefährlichen Protagonistin gerechnet, mit der man es sich nicht verscherzen mochte. Bekommen habe ich stattdessen eine verletzte, unsichere, ungebildete und vor allem einsame junge Frau, die sich nach Liebe sehnt und deshalb schonmal naive Entscheidungen trifft. Als ich mich von meinem ersten Schock erholt hatte, habe ich mich aber sehr gut in sie einfühlen können und fand ihre Entwicklung besonders gegen Ende hin wirklich toll! Von Oak hatte ich mir vorab noch kein richtiges Bild gemacht, da er in der Hauptreihe ja noch ein Kind ist. Während der ersten Kapitel hat mich seine charmante, oberflächliche Erscheinung an Locke erinnert (logisch, er ist ja auch sein Bruder), bald erkennen wir jedoch zusammen mit Wren, dass sich mehr hinter seiner glatten Fassade verbirgt. Über seine Vergangenheit und Motive erfahren wir hier noch nicht besonders viel, ich freue mich also sehr auf seine Erzählperspektive in Band 2! Das einzige Manko der Figuren in dieser Geschichte ist, dass die beiden für mich kaum Chemie hatten und ich sie - anders als Jude und Cardan - mehr als Freunde, als als Paar gefühlt habe. Aber wer weiß ob ich das noch ändert - die Geschichte beginnt ja gerade erst spannend zu werden...
Ebenfalls etwas schade finde ich, dass die Figuren der Hauptreihe hier kaum vorkommen. Der Vorteil dessen ist, dass die Fokus dadurch ganz auf Oak und Wrens eigener Geschichte liegt. Man benötigt meiner Meinung nach aber schon das Wissen der Trilogie, um hier mit dem Worldbuilding nicht überfordert zu sein. Auch die moralisch grauen Nebenfiguren, die alle Abgründe haben und komplexer sind als auf den ersten Blick erkennbar ist, habe ich mit großem Interesse verfolgt. Besonders spannend fand ich vor allem Bogdana und Tiernan.
Die Zitate
"My greatest weakness has always been my desire for love. It is a yawning chasm within me, and the more that I reach for it, the more easily I am tricked. I am a walking bruise, an open sore. If Oak is masked, I am a face with all the skin ripped off."
"He's the kind of beautiful that makes people want to smash things"
"Perhaps it is Oak who is the fool, who caught a wolf and thought that by putting it in a gown and speaking to it as though it were a girl, it would become one."
"With him, I am forever a night-blooming flower, attracted and repelled by the heat of the sun."
"I feel a little pummeled by Oak's beauty. If I look at him too long, I want to take a bite out of him."
"We are no longer children, playing games and hiding beneath his bed, but I feel as though this is a different kind of game, one where I do not understand the rules. With a shiver, I take up the mirror from the dresser. In this hair, and with this dress, I look pretty. The kind of pretty that allows monsters to deceive people into forests, into dances where they will find their doom.”
Das Urteil
Mit "The Stolen Heir" erzählt Holly Black ein fesselndes, ambivalentes, episches und düsteres Sequel, das mich abermals mit einem lebendigen Schreibstil, einem faszinierenden Worldbuilding und moralisch grauen Figuren verzaubern konnte. Aufgrund leichter Längen im ersten Drittel und der fehlenden Chemie der beiden Hauptfiguren konnte die Geschichte aber für mich noch nicht ganz mit der "Elfenkrone"-Reihe mithalten.
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