Montag, 8. Mai 2023

Montagsfrage #68 - Kunst in Büchern?

Hallöchen,

jetzt sind wir einfach schon wieder mitten im Mai und es sind nur noch drei Wochen bis zu den Pfingstferien... Wie schnell die Zeit vergeht! Heute stelle ich eine Frage, zu der mich eine Diskussion mit meiner Mutter zur fiktiven Musikbiographie "Daisy Jones & The Six" inspiriert hat, da sie sich die dort beschriebene Musik nur schlecht vorstellen konnte, während sie für mich direkt in meinem Kopf lebendig geworden ist:

Wie immer gibt´s auch eine Kurzversion der Frage, für die Ihr dem Pop-Up-Fenster folgen könnt (falls Ihr einen Pop-Up-Blocker aktiviert haben solltet, könnt Ihr auch einfach DIESEN LINK verwenden). 

Wie viel könnt Ihr mit der Beschreibung von Kunst (Bilder, Musik, Gedichte etc.) in Büchern anfangen?

Ich habe in den letzten Jahren eine ganze Menge Bücher gelesenen, in denen irgendeine Form von Kunst vorkam. Seien es beschriebene Gemälde wie beispielsweise in "Love and Confess" von Colleen Hoover, Musik wie zum Beispiel in "Daisy Jones & The Six" von Taylor Jenkins Reid, Poetry Slam wie in "Poet X" von Elizabeth Acevedo, Tanz wie in "Chasing Dreams" von Julia K. Stein, Skulpturen wie in "All Saints High" von L. J. Shen oder Theater wie in "Never Doubt" von Emma Scott - immer wieder stehen in belletristischen Geschichten Kunstformen im Vordergrund, die anders als Gedichte und Co nur schlecht alleine mit Worten transportiert werden können. Dabei sind einige der Beschreibungen mehr und andere weniger lebendig bei mir angekommen. 

Grundsätzlich stört es mich nicht besonders, wenn ich beim Lesen über etwas stolpere, unter dem ich mir nicht wirklich etwas vorstellen kann. Ob man beim Lesen überhaupt zur visuellen oder auditiven Vorstellung fähig ist, haben wir ja schon 2021 in einer sehr spannenden Montagsfrage diskutiert. Dort hatte ich kurz auf die Begriffe Aphantasie und Hyperphantasie hingewiesen. Das eine meint das Fehlen eines visuellen mentalen Vorstellungsvermögen (egal ob beim Lesen, beim Vorstellen des eigenen Gesichts, oder bei der Visualisierung eines Gegenstandes), das andere ein besonders starker Fokus auf visuelle Vorstellung bei verschiedenen Tätigkeiten (z.B. Träumen, Lesen, Abrufen von Gelerntem oder Erinnerungen). Zwischen den beiden Extrem-Phänomenen liegt jedoch ein ganz breites Spektrum, in das wir vermutlich alle einzuordnen sind. Ich persönlich verbinde mit Geschichten bestimmte Einzelbilder und Impressionen, also mentale Schnappschüsse, mit denen ich mich an die Handlung erinnere. Diese mentalen Schnappschüsse kommen ab und zu beim Lesen einer Szene auf und schießen mir ohne willentliche Vorstellung ins Gedächtnis. Je schneller ich lese, desto geringer sind die Details, je mehr ich mich aktiv auf die Beschreibungen einlasse, desto mehr zusammenhängende Bilder sehe ich auch. Zu einem ganzen Film, dem altbekannten "Kopfkino" wird eine Geschichte in meinem Kopf aber nie. Demnach ist es für mich ganz natürlich, dass manche Beschreibungen in mir keinen Imaginationsprozess anstoßen und es ab und an weiße Lücken in meiner inneren Vorstellung einer Szene gibt. Handelt es sich dabei um kleine Details, stört es mich nicht. Fallen diese Lücken aber auf sehr essenzielle Teile der Geschichte wie zum Beispiel die Kunst, die für die Figur hochrelevant und im Roman omnipräsent ist, ärgert mich das und ich greife häufiger zu Hilfsmitteln wie Fanarts oder dem googeln von ReferenzkünstlerInnen und freue mich, wenn Bonusmaterial wie umgesetzte Musiktracks, Links zu Videos oder Bilder beigefügt ist.

Bei mir hängt die Wirkung dieser Beschreibungen auf mich stark davon ab, wie viel Wissen oder Erfahrung ich mit der jeweiligen Kunstform schon habe. Beispielsweise konnte ich mir beim reinen Lesen eines Poetry Slam Textes in einem Buch die Gesamtwirkung nur schlecht vorstellen, bevor ich nicht einige Male selbst beim Poetry Slam war. In bildender Kunst ist es ähnlich. Ich bin was Kunststile angeht eine absolute Niete und bei Ausführungen über Gemälde, Skulpturen und Co entsteht in meinem Kopf selten ein lebendiges Bild. Ich habe schon häufig während des Lesens Referenzbilder googeln müssen, um einen groben Eindruck davon zu erhalten, was zum Beispiel mit einer Freiplastik gemeint ist oder was ich mir unter einem impressionistischen Stil vorstellen muss. Demnach hilft es mir sehr, wenn in Büchern vergleichbare KünstlerInnen oder Werke angegeben sind, die man als Inspiration heranziehen kann, oder wenn sogar Bilder als Bonusmaterial beigefügt sind, wie es beispielsweise bei "Love and Confess" von Colleen Hoover der Fall war. 

Anders ist es bei mir mit Musik. Besonders wenn Lyrics in der Originalsprache abgedruckt sind (ich verstehe nach wie vor nicht, weshalb man Gedichte, Lyrics und Co in einer Geschichte übersetzt), habe ich häufig sofort eine Melodie dazu im Kopf und habe eine viel bessere Vorstellungskraft des Sounds als bei visuellen Kunstformen. Das letzte Mal, als mir das aufgefallen ist, war bei Taylor Jenkins Reids "Daisy Jones & The Six". In diesem Buch werden unzählige Songs und Auftritte einer fiktiven 70er Jahre Rockband sehr genau beschrieben und ich fand es super spannend, dass meine Vorstellung von diesen Songs mit denen, die für die gleichnamige Serie produziert wurden, sehr stark übereinstimmte. Natürlich waren die Bilder und Töne in meinem Kopf nur vage (wenn ich bei einem Text sofort einen fertigen Song hören würde, würde ich wohl selbst Songs schreiben), aber es fühlte sich für mich echt so an, als hätten die Serienmacher beim Umsetzen der Songs direkt in meinen Kopf geschaut. 

Wie ist das bei Euch? 

Liebe Grüße
Sophia

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Nächste Woche bei der Montagsfrage:

Wenn Ihr selbst ein Buch schreiben würdet, über was würdet Ihr schreiben (konkrete Ideen, grobes Genre, Themen...)?

14 Kommentare:

  1. Guten Morgen Sophia und in die Runde,

    spannend, für mich ist das völlig anders. Mit der Kunstform hat es bei mir nichts zu tun, ob ich Kunstbeschreibungen verwerten kann oder nicht. Ich brauche dafür Emotionen. Ich muss verstehen können, welchen Effekt das Kunstwerk auf die Figuren hat, dann findet meine Fantasie auch einen Hebel zum Ansetzen.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße und eine schöne Woche für alle,
    Elli

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    1. Hey Elli,

      der Ansatz mit den Emotionen der Figuren finde ich total interessant. Ich würde dir insofern zustimmen, dass es deutlich weniger wichtig wird, ob die Beschreibungen von Kunst in unserem Gehirn auch wirklich ankommen und umgesetzt werden, wenn wir die emotionale Reaktion der Figur auf die Kunst beschrieben bekommen und durch die Identifikation damit einen Zugang zur Kunst bekommen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Guten Morgen Sophia :)

    Ich hab mich mit der Frage heute ein bisschen schwer getan, weil ich irgendwie nicht so ganz wusste, worauf du hinaus wolltest. Jetzt weiß ich es, ich schreib den Beitrag aber nicht nochmal um.

    Ich muss gestehen, dass es für mich eigentlich nicht so ganz relevant ist, ob ich die Kunst als solches verstehe. So lange es für die Handlung nicht absolut notwendig ist, denn dann wäre es blöd. Bei den Geschichten, bei denen es mir bisher untergekommen ist (und meistens ist das Musik), hatte ich keine Probleme bei der Vorstellung - da gibts aber meines Erachtens nach auch nicht so viel, was man sich nicht vorstellen könnte. Mit dem Rest habe ich einfach wenig zu tun und es liegt zu selten der Hauptfokus darauf.

    Lieben Gruß
    Andrea
    Meine Antwort auf die Montagsfrage

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    1. Hey Andrea,

      schade, dass heute nicht so ganz bei dir angekommen ist, worauf ich mit der Frage hinauswollte. 😅 Vielleicht habe ich es ein bisschen missverständlich formuliert.
      Zu deiner Antwort: Natürlich ist es ein Unterschied, wie essenziell eine Beschreibung für die Handlung ist. Ist die Hauptfigur zum Beispiel Violinistin und die halbe Handlung dreht sich um Stücke, Stil und Klang, wäre es schon von Vorteil, wenn man zumindest einen teilweise Zugang zu klassischer Geigenmusik hätte. Wenn es sich nur um einen Besuch einer Hauptfigur in einem Konzert dreht, ist es wohl nicht weiter schlimm, wenn man eine Szene nicht wirklich nachvollziehen kann.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Guten morgen zusammen,

    mir erging es ein wenig wie Andrea, habe aber dann doch einen roten Faden für die Antwort gefunden.

    Euch einen guten Start in die Woche
    Frank

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    1. Hey Frank,

      ja ups, das war wohl mal wieder eine Frage, bei der man ohne meine Antwort zu lesen eher nicht darauf kommt, worauf ich hinaus wollte ;-)))
      Aber wie schön, dass du generell die Frage nach Kunst in Büchern bejahen kannst. Bei mir ist es ja eher an Bedingungen geknüpft und mit bestimmten Richtungen (besonders klassischer Malerei) kann ich eher weniger anfangen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Hallo Sophia,

      ich glaub, ich war der einzige, der die Frage etwas weiter gefasst hat. Vielleicht weil mir eh viel Kunst über den Weg läuft. Nur eben nicht in der Belletristik, sondern in vielerlei anderen Medien ...

      Viele Grüße
      Frank

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    3. Hey Frank,

      das kann gut sein. Ich war noch nie besonders künstlerisch veranlagt. Alles mit Tönen und Worten kommt in der Regel sehr gut bei mir an. Aber Skulpturen, Gemälde oder Zeichnungen? Das hat mich noch nie besonders angesprochen. Rein ästhetisch kann ich schon sagen, wenn ich etwas schön finde oder nicht, aber visuelle Kunst macht in der Regel leider nichts mit mir - ganz anders als Musik. Aber das ist ja auch nicht schlimm, so sind wir alle unterschiedlich...

      Liebe Grüße
      Sophia

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  4. Hallo Sophia,
    ich kann mit Stilen und Epochen zum Beispiel auch nicht so viel anfangen und bin froh, dass ich dann googeln kann um mir ein Bild der beschriebenen Kunst machen kann. Allerdings ist für mich immer wichtig, welchen Stellenwert das beschriebene im Buch hat. Ist es eher eine Randbemerkung, dann kann ich auch gut darüber hinweglesen. :)

    Hier ist mein Beitrag für heute: https://www.lese-welle.de/aktion-montagsfrage-23-kunstbeschreibungen-in-buechern/

    Liebe Grüße
    Diana

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    1. Hey Diana,

      haha genau darauf wollte ich mit der heutigen Frage hinaus ;-)
      Wenn ich mir etwas nicht von mir aus vorstellen kann und es aber wichtig ist für die Geschichte, dann fange ich auch gerne mal an zu googeln.
      Von Playlists oder anderem Zusatzmaterial wie zum Beispiel Vertonungen von erfundenen Liedern bin ich deshalb auch immer ein großer Fan!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Hallo Sophia,
    Bei mir bilden sich durchaus Bilder im Kopf, allerdings bezweifle ich, dass es bei fiktiver Kunst das ist, was sich der Autor dabei gedacht hat. Bei realer Kunst google ich shcon auch mal. Und bei Gedichten bin ich eh raus ;-)
    https://streifisbuecherkiste.wordpress.com/2023/05/08/montagsfrage-68-kunst-in-buchern/
    Gruß
    Gitti

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    1. Hey Gitti,

      ich sehe das heute so ähnlich wie du und finde deinen Vergleich mit den Gesichtern beim Telefonieren auch sehr treffend. Ich habe das mit den manchmal abweichenden Bildern von Protagonisten auch sehr oft. Wie häufig ist es schon vorgekommen, dass ich eine dunkelhaarige Person im Kopf hatte und dann über einen Satz wie "sie warf ihre blonden Haare über die Schulter" gestolpert bin. Aber im Normalfall sind das ja nur kleine Details, die mir dann auch nichts ausmachen...

      Liebe Grüße
      Sophia

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  6. Hallo^^

    Ganz vergessen, am Montag meinen Link dazulassen^^°
    Gut, dass ich grad nochmal nachgesehen habe. Ich war ebenfalls mit dabei: https://blog.kiranear.moe/2023/05/montagsfrage-267-kunst-in-buchern.html

    Liebe Grüße,
    Kira

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    1. Hey Kira,

      gut, dass du noch daran gedacht hast, sonst hätte ich dich diese Woche übersehen ;-)
      Sehr interessant - da gab es ja jetzt doch sehr unterschiedliche Antworten bezüglich was man sich gut und unter welchen Umständen vorstellen kann.

      Liebe Grüße
      Sophia

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