Montag, 18. September 2023

Montagsfrage #84 - Bücher über mentale Gesundheit/Krankheit?

Hallöchen,

meine Woche hat etwas stressig begonnen, ist dann gegen Ende aber noch sehr schön geworden. Das liegt vor allem daran, dass seit Donnerstag meine Buddyread-Partnerin Sofia zu Besuch ist und wir zusammen die Gegend unsicher machen. Deshalb heute ohne lange Vorrede zur Montagsfrage.

Wie immer gibt´s auch eine Kurzversion der Frage, für die Ihr dem Pop-Up-Fenster folgen könnt (falls Ihr einen Pop-Up-Blocker aktiviert haben solltet, könnt Ihr auch einfach DIESEN LINK verwenden). 


Lest Ihr gerne Bücher über mentale Gesundheit und welche Geschichten könnt Ihr empfehlen?


Als angehende Psychologin liegt mir das Thema mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen besonders am Herzen. Bücher können genau wie andere Medien ein wichtiger Weg sein, um zu informieren, zu sensibilisieren und die Themen in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Ich lese grundsätzlich sehr gerne Bücher über mentale Gesundheit, finde es aber wichtig, dass das Thema sensible und vor allem korrekt behandelt wird. Außerdem finde ich es gerade bei dem Thema mentale Gesundheit sehr wichtig, dass das Thema des Buches transparent durch den Klapptext oder anderweitig durch den Verlag kommuniziert wird, sodass Personen, die sich nicht mit dem Thema beschäftigen können oder wollen, Trigger vermeiden können. Deshalb möchte ich heute über Bücher sprechen, die dieses Thema behandeln - egal ob als explizites Thema oder implizit durch die Erkrankung einer Figur. 

📚Zunächst finde ich die Darstellung von sogenanntem Asperger Autismus, also eine funktionale Form im breiten Autismus-Spektrum in der "Rosie"-Reihe von Graeme Simsion wirklich klasse. Das Thema und besonders die Vor- und Nachteile einer Diagnosestellung wird sowohl zwischen den Zeilen durch die Weltsicht des Protagonisten angesprochen, aber auch aktiv diskutiert. Mit den Problemen bei Kommunikation, Berührungen und Zwischenmenschlichem in Kombination mit einem sehr hohen IQ und Bedürfnis nach Struktur wird schnell klar, dass Graeme Simsion mit seiner Hauptfigur Don auf das autistische Spektrum abzielt. Statt jedoch nur eine Karikatur einer Diagnose abzuliefern hat der Autor es geschafft, ihn sehr feinfühlig und komplex zu zeichnen, sodass wir ihn in all seiner Genialität und Unbeholfenheit lieben lernen und viele Eigenschaften von ihm auch in uns entdecken. Mir gefällt sehr gut, dass er deutlich macht, dass es sich bei Autismus mehr um ein Spektrum als eine Kategorie handelt und dass nicht unbedingt ein Leidensdruck vorhanden sein muss. Zwei weitere sehr empfehlenswerte Bücher, die sich mit Fingerspitzengefühl und Humor mit Autismus auseinandersetzen sind "What to say next von Julie Buxbaum und "Kissing Lessons" von Helen Hoang.   

📚 Auf sehr interessante Art und Weise mit bipolaren Störungen setzt sich S. Jae-Jones Fantasy-Reihe "Wintersong" auseinander. Dieses Thema ist dabei so subtil und feinfühlig angegangen, dass man sich als Leser selbst entscheiden kann, ob man auf die Metaebene einsteigen und sich mit dem Thema befassen will, oder sich doch lieber auf den Fantasygehalt der Handlung verlässt und die mitschwingenden Subtöne überliest. Das Buch will gar nicht aufklären, Wissen vermitteln oder den Zeigefinger erheben. Dass die Protagonistin hier von einer manischen Phase in eine depressive wechselt und zwischen Euphorie, Kreativität, Magie und Depression, Melancholie und Düsternis schwankt, erkennt man wohl nur als geschulter Leser mit Vorwissen.  Dass psychische Erkrankungen in Fantasy-Geschichten verpackt werden, liest man ja häufiger. Besonders begeistert mich an dieser Umsetzung, dass die Autorin die bipolare Störung nicht verteufelt, sondern einfach als besonderen Seinszustand porträtiert, welcher eine Menge Schwierigkeiten mit sich bringt, aber auch eine besondere Intensität, welche sich häufig auch im künstlerischen Ausdruck betroffener Personen niederschlägt. Speziell zum Thema Depressionen kann ich übrigens auch "Alles okayvon Nina LaCour empfehlen.

📚Wer sich mit dem Thema Schizophrenie beschäftigen möchte, dem kann ich "Kompass ohne Norden" von Neal Shusterman ans Herz legen. Hierin erzählt der Autor (der mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautoren gehört) anhand der Erlebnisse seines eigenen Sohnes davon, was unser Gehirn jeden Tag leistet und was passieren kann, wenn einige winzige Transmitter zwischen den Milliarden Synapsen ins Ungleichgewicht geraten. Der Autor nutzt die 336 Seiten nicht nur, um einige Hintergrundinformationen zur Krankheit, zur Behandlung und Zukunftsausblicke subtil einfließen zu lassen, sondern anhand von Metaphern und Allegorien zu verdeutlichen, wie sich ein psychotischer Schub wirklich anfühlt. Außerdem steckt die wichtige Message, Kinder aber auch Erwachsene mit einer psychischen Krankheit nicht abzuschreiben, zu verstecken und auszuschließen, sondern verständnisvoll auf sie zuzugehen und eine rettende Hand auszustrecken, zwischen den Seiten. Hier sind viele Negativ- und Positivbeispiele für den Umgang mit psychischen Krankheiten in der Familie und im Freundeskreis beschrieben, die neben dem realitätsnahen, eindrucksvollen Einblick in Cadens Kopf hoffentlich Sensibilität beim Leser wecken. Ein anderes Buch des Autors, das ich sehr weiterempfehlen kann ist "Roxy". Hier geht es um Suchterkrankungen - ein weiteres emotional schwieriges Meisterwerk des Autors!

📚Bevor dieser Beitrag zu weit ausartet noch ein paar weitere Empfehlungen im Schnellfeuerformat: "Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" von John Green kann ich Euch zum Thema Zwangsstörungen empfehlen. Mit "Only One Letter" von Anne Goldberg könnt Ihr Euch mit Posttraumatischen Belastungsstörungen beschäftigen und in Alice Osemans "Heartstopper"-Reihe werden nebenbei auf sehr intelligente Art und Weise Essstörungen angesprochen. 

📚Neben psychischen Krankheiten gibt es auch Bücher, die sich explizit mit dem Thema der mentalen Gesundheit auseinandersetzen und Anleitung geben, wie man diese erhält. Einen für mich rundum überzeugenden Ratgeber habe ich leider noch nicht entdeckt, da mir die Bücher häufig entweder zu oberflächlich waren (für Kalendersprüche und Plattitüden kann ich auch Pinterest öffnen) oder sie die Themen verharmlost haben (á la "geht nur mal an die frische Luft, dann kriegt ihr schon keine Depression und sowieso kann man mit dem richtigen Mindset alles regeln"). Bisher noch am besten fan dich "50 Sätze, die das Leben leichter machen" von Karin Kuschik. Ich bin aber sehr gespannt auf Eure Empfehlungen! 

Es gibt unzählige Bücher über mentale Gesundheit, von Sachbüchern bis hin zu Romanen, die dieses Thema einfühlsam behandeln. Leider aber mindestens genauso viele, die von Unwissenheit und Vorurteilen geprägt sind. Deshalb bin ich sehr gespannt darauf, Eure Empfehlungen zu hören!

Welche Bücher über mentale Gesundheit/Krankheit könnt Ihr empfehlen?

Liebe Grüße
Sophia

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Büchernarr
Andrea Lange
Aequitas et Veritas
Nerd mit Nadel
Books and A Cuppa Tea
Kiras kleine Leseecke
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Nächste Woche bei der Montagsfrage:

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14 Kommentare:

  1. Einen Guten Morgen in die Runde,

    ich habe es in meiner Antwort nicht so explizit geschrieben, aber viele Bücher, die das Thema berühren, kann ich nur schwer finden. Diese Schlagworte habe ich einfach nicht benutzt. Aber das ein oder andere ist dennoch zustande gekommen.

    Euch einen guten Start in die Woche und viele Grüße
    Frank

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    1. Hey Frank,

      das ist eine sehr spannende Übersicht zu Sachbüchern zu dem Thema, in dem ich auch für mich fündig geworden bin. Besonders Kurt Krömers "Du darfst nicht alles glauben, was du denkst" möchte ich dringend noch lesen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Guten Morgen Sophia :)

    Bei mir gibts heute aus zweierlei Gründen keinen Beitrag ... zum einen bin ich letzte Woche umgezogen, da fehlte für den Blog einfach ein bisschen die Zeit. Und zum anderen hatte ich zu der Frage nicht wirklich viel beizutragen.

    Es kommt eher selten vor, dass ich bewusst Geschichten über Krankheiten bzw. die Krankheiten thematisieren lese. Auch wenn es gerade im New Adult-Bereich schon einige Male vorgenommen ist - leider fand ich die meistens nicht besonders gut. Als Sozialpädagogin (Bereich berufliche Reha) begegnen mir im Alltag viele Krankheiten und ihre Symptome und Ursachen und finde es in den Geschichten, die ich bisher gelesen habe, meist sehr unrealistisch dargestellt. Vor allem bei psychischen Erkrankungen ... so einfach, wie die Lösung oft präsentiert werden, sind sie nicht und es reicht auch nicht, ein paar mal zum Schulpsychologen zu gehen, um solche tiefgreifenden Ursachen zu klären.

    Abseits der Literatur, die ich privat lese, schmöcker ich für die Arbeit hin und wieder mal in Fachbüchern, um mich über Symptomatiken und Krankheitsbilder zu informieren.

    Lieben Gruß
    Andrea

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    1. Hey Andrea,

      das ist völlig verständlich. Ich hoffe, beim Umzug ist alles gut gelaufen und du kannst dich jetzt ganz entspannt einleben!!!
      Ich bin bei Belletristik-Romanen, die mentale Gesundheitsthemen aufgreifen, auch immer besonders kritisch und habe auch schon SOOOO viele gelesen, die wahnsinnig schlecht und nicht repräsentativ waren. Deshalb finde ich die heutige Frage umso spannender und habe gezielt nach Empfehlungen gefragt.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Guten Morgen! Bei dieser Frage kann ich tatsächlich eine schnelle, kurze Antwort geben:

    Montagsfrage: Bücher über mentale Gesundheit?

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    1. Huhu,

      ich finde es auch völlig legitim, bestimmten Themen aus dem Weg zu gehen, wenn man einfach zur Unterhaltung lesen möchte. Man kann ja zum Glück recht gut filtern, mit was man sich beschäftigen möchte und was nicht. Generell finde ich die unterschwellige Repräsentation von Menschen mit psychischen Problemen in Geschichten aber sehr wichtig, da das in der Realität eben kein Thema ist, dem man aus dem Weg gehen kann, da statistisch etwa über ein Drittel der Menschen innerhalb ihres Lebens irgendeine Form psychischer Probleme bekommen und man so auch im Familien- und Bekanntenkreis immer Überschneidungs- und Kontaktpunkte haben wird. Enttabuisierung und Aufklärung finde ich hier wichtige Stichworte!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  4. Hallo,

    tatsächlich lese ich sehr viel zu dem Thema. Wie viel wurde mir bewusst, als ich nur an die letzten paar Monate zurückdachte. Dann kamen mir beim Lesen deines Beitrages immer mehr Themen in den Kopf, zu denen ich gelesen habe...

    | Montagsfrage | Bücher über mentale Gesundheit/Krankheit?

    Vieles ist quasi Own Voice und damit unverfälschter.

    Liebe Grüße
    Ariane

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    1. Hey Ariane,

      oha, da sind dir ja wirklich eine ganze Menge Geschichten eingefallen!!! Und zu so unterschiedlichen Themen - sehr spannend!
      Own Voice lese ich in diesem Bereich auch am liebsten, da ist die Wahrscheinlichkeit für eine realitätsnahe Repräsentation echt am höchsten!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Hallo Sophia,

    was für eine spannende Frage! Meine Antwort ist heute ein bisschen ausführlicher.
    Meinen Beitrag findest du hier.

    Liebe Grüße,
    Celina

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    1. Hey Celina,

      ich kann dir nur absolut zustimmen. Ich finde es sehr wichtig, dass psychische Erkrankungen mehr normalisiert werden und denke auch, dass Bücher dazu beitragen können.
      Von deinen Empfehlungen heute kenne ich noch keine - aber umso besser!!!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  6. Hallo^^

    Meine Antwort ist recht kurz, aber ich hatte auch irgendwie nur an Sachbücher gedacht XDD
    Romane hatte ich ehrlich gesagt nicht im Kopf... obwohl die Reihe, an die ich am Ende dachte, eine Comicreihe ist.
    Jedenfalls, hier ist mein Beitrag: https://blog.kiranear.moe/2023/09/montagsfrage-282.html

    Liebe Grüße,
    Kira

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    1. Hey Kira,

      sehr spannend diese Buchreihe und natürlich sind solche Bücher umso relevanter und interessanter, wenn man selbst direkt oder durch Angehörige betroffen ist.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  7. Ich hatte gestern Abend keine Lust mehr mich an den Rechner zu setzten, daher kommt meine Antwort erst heute:
    https://streifisbuecherkiste.wordpress.com/2023/09/19/montagsfrage-84-bucher-uber-mentale-gesundheit-krankheit/

    Lieben Gruß
    Gitti

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    1. Hey Gitti,

      das kann ich gut verstehen, dass man wenn man sich mit einem Buch entspannen möchte, nicht gezielt nach Büchern zu diesem Thema sucht. Deine empfohlene Reihe kenne ich nicht, sie klingt aber sehr interessant.

      Liebe Grüße
      Sophia

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