Dienstag, 26. September 2023

Kurzrezension: A Whisper Around Your Name


Die Fakten

Titel: A Whisper Around Your Name
Autorin: Emma Scott
Verlag: LYX (28. Juli 2023)
Genre: New Adult
Originaltitel: How to Save a Life (übersetzt von Inka Marter)
Seitenzahl: 416 Seiten
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Der Inhalt

Seit dem Tod ihrer Mutter zieht Jo mit ihrem Onkel ständig um. Doch diesmal will sie bleiben. Denn da ist Evan, der aussieht wie der Golden Boy der Schule, aber von allen wie ein Ausgestoßener behandelt wird. Jo, die Schlimmes erlebt hat und eigentlich niemanden an sich heranlässt, fühlt sich magisch zu dem schweigsamen jungen Mann hingezogen. Bei nächtlichen Treffen im Schwimmbad der Stadt kommen sie sich näher - zwei verletzte Seelen, die sich einander öffnen. Doch dann werden sie durch ein tragisches Ereignis plötzlich getrennt, und für Jo beginnt erneut eine dunkle Zeit, in der sie sich selbst zu verlieren droht. Als Evan nach langer Zeit völlig unerwartet wieder auftaucht, treten sie gemeinsam eine Reise an, die ihr Verderben, aber auch ihre Rettung sein könnte.

Die Eindrücke

Handlung: "A Whisper Around Your Name" ist mein 14. Buch von Emma Scott (die Rezis zu ihren anderen Büchern könnt Ihr übrigens HIER finden) und für mich leider bisher das, das mich am wenigsten überzeugen konnte. Schon im ersten Teil musste ich ein bisschen angesichts der Düsternis der Geschichte und der schweren Umstände der beiden Hauptfiguren schlucken, habe mich in dem Highschool-Setting aber noch recht gut einfinden können. Wenn man davon absieht, dass sich die Liebesgeschichte von Jo und Evan sehr schnell entwickelt und gerade zu als Insta-Love bezeichnet werden könnte, ist das erste Drittel für mich noch in Ordnung gewesen (eben das, worauf ich mich durch den Klapptext eingestellt hatte). Nach etwa 30% kommt die Geschichte dann an einen Punkt, an dem die Autorin sie auch mit einem Happy End hätte abschließen können. Stattdessen stürzt die Autorin das Leben der Figuren aber in ein furchtbar konstruiertes Chaos, unternimmt dann einen verwirrenden Zeitsprung von 4 Jahren und schickt Jo und Evan im Anschluss auf eine mystische Seelenreise und Flucht vor dem Gesetz quer durch das Land. Ja, ihr habt richtig gelesen, mit prophetischen Träumen und mystischer Vorhersehung hat die Geschichte einen paranormalen Kern, der zwar in der Geschichte nicht viel Raum einnimmt, mich aber so verwirrt hat, dass ich mehrmals überlegt habe, das Buch abzubrechen.

Schreibstil: Dass ich trotzdem weitergelesen habe, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass "A Whisper Around Your Name" wie alle Bücher der Autorin - das muss ich trotz meiner inhaltlichen Schwierigkeiten anerkennen - emotional und durchaus mitreißend geschrieben ist. Diese Autorin schafft es einfach wie keine Zweite, intensiv Schmerz und Liebe gegenüberzustellen und den Leser damit zum Weinen, zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen. Im Kern geht es dabei um die Themen sexuelle und häusliche Gewalt, Kindesmissbrauch, Selbstmord, selbstverletzendes Verhalten, Drogensucht, Obdachlosigkeit, Armut und Verlorenheit, was diese Geschichte wohl zu Emma Scotts düsterstem und traurigstem Roman macht. Die vielen Schwierigkeiten und Themen, mit denen sich die Figuren auseinandersetzen müssen, können aufgrund der Fülle allerdings gar nicht ausreichend behandelt werden und so bleibt Vieles einfach so stehen. Ich kann also nur empfehlen, die Triggerwarnung unbedingt zu beachten!

Figuren: Auch zu den Figuren habe ich nur schwer Zugang gefunden. Zwar sind beide grundsätzlich sympathisch und entwickeln sich auch spürbar weiter, durch den großen Zeitsprung in der Mitte und die seltsame paranormale Mystik fand ich sowohl Jo als auch Ethan aber nur schwer greifbar. Dazu kommt, dass es eigentlich keine nennenswerten Nebenfiguren gibt. Vorhandene Bezugspersonen werden nur am Rande angeschnitten, verschwinden aber auch entweder im zweiten Teil von der Bildfläche oder haben nur eine stereotype Rolle. Die schlussendliche Auflösung am Ende war durchaus stimmig, für mich aber recht vorhersehbar und im Großen und Ganzen einfach nicht mein Fall. Aus diesem Grund werde ich Band 2 des "Dreamcatcher-Duetts", "The Peace That Is You" (ET: 22. Dezember 2023) auch nicht lesen. In diesem Roman wird eine unabhängige Geschichte über neue Figuren erzählt, die allerdings abermals einen paranormalen Kern hat.


Die Zitate

“They say all who wander are not lost. But some of us are. We’re really fucking lost, wandering until our feet bleed, and it feels like we’ll never find our way home again.”

I never told you
How I longed to kiss away your every bruise
until there was no evidence
No ghosts of your own suffering
To put your pieces back together
Seal the cracks
Vanish them like they never were
And never, ever
Leave a scar"
"I never told you
I would take your pain if I could
I would drink it down
And take my comfort
In making you ache a little less
For a little while
Did I?
I'll never know because I never told you
that I loved you”

"His fingers ran through my hair and caressed my cheek. “Let’s do something really fucking crazy and trust each other.”

Das Urteil

"A Whisper Around Your Name" ist für mich leider das am wenigsten überzeugendste Buch von Emma Scott. Ein verwirrender paranormaler Kern, ein seltsames Pacing, große Zeitsprünge, schwer greifbare Figuren und sehr viele düstere Themen, die nicht alle ausreichend bearbeitet werden haben es mir sehr schwer gemacht, mich in die Geschichte zu verlieben. 


*keine WERBUNG, selbstgekauft*

Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

4 Kommentare:

  1. Huhu Sophia :)

    Das Buch habe ich vor kurzem auch gehört (Rezension aber noch ausstehend) und muss leider sagen, dass ich deine kritische Meinung teile.

    Den paranormalen Kern fand ich auch sehr seltsam und eigentlich total unnötig für die Geschichte. Die Auflösung konnte mich da nicht catchen. Generell fand ich aber auch die Entwicklungen nicht gut und hätte mir da gerade für das Ende was anderes gewünscht. Es hinterließ einen faden Beigeschmack. Und es drehte sich nur im Kreis, das wurde tatsächlich etwas langweilig.

    Die Vielfalt der Themen hat mich ebenfalls gestört - schlicht weil keins davon wirklich tief be- oder aufgearbeitet wird und am Ende alles gut ist. Hinterließ ebenfalls einen faden Beigeschmack (vor allem aus beruflicher pädagogischer Sicht). Intensiv und mitreißend empfand ich das Buch tatsächlich nicht - zumindest nicht so, wie ich es z.B. von "All In" kenne.

    Beide Charaktere fand ich okay, aber ihre intensive Liebe habe ich nicht verstanden. Auch ihre Entscheidungen sind für mich nicht greifbar geworden. Und absolut schade fand ich es, dass es kaum nennenswerte Nebencharaktere gab - die Handlung wirkte manchmal ein wenig leer, weil es einfach niemand anderen als die Protas gab.

    Den paranormalen Kern aus Band 2 ... woran machst du den fest? Aus dem deutschen Klappentext ging da für mich nichts hervor.

    Lieben Gruß
    Andrea

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    1. Hey Andrea,

      dann sind wir uns in den wesentlichen Punkten ziemlich einig was dieses Buch angeht. Dieser paranormale Kern war einfach ein wenig unnötig - die Autorin hätte meiner Meinung nach einfach eine ganz normale Bonny&Clide Geschichte schreiben können, da hätte es die mystischen Träume definitiv nicht gebraucht.

      Auch weshalb die Figuren gleich mehrfach traumatisiert sein mussten, hat sich mir nicht erschlossen. Wie du schon sagst hierließ das bei mir auch einen faden Beigeschmack, dass die beiden ohne ihre Traumata jemals zu bearbeiten oder in Therapie zu gehen am Ende einfach ein glückliches und unbeschwertes Leben führen und all ihre Probleme vergessen sind. Das ist schlicht und einfach nicht glaubwürdig.

      Dass man den Figuren ihre intensive Liebe nicht zu 100% abnimmt sehe ich auch als Problem. Gerade zu Beginn ging ja alles wahnsinnig schnell und dann durch den Zeitsprung habe ich die beiden irgendwie total aus den Augen verloren...
      Ansätze für gute Nebenfiguren wären ja da gewesen - zum Beispiel mit Jos Freundin oder Ethans kleinem Bruder, aber die beiden blieben ja wie alle Nebenfiguren leider total blass und spielten gar keine große Rolle. Echt schade...

      Ich habe zu Band 2 bisher nur den englischen Klapptext gelesen, da steht tatsächlich drin, dass die männliche Hauptfigur die Gabe hat, Menschen und Emotionen zu spüren oder so etwas in der Art. Den deutschen Klapptext habe ich eben mal gesucht und du hast recht, da steht nur was von Geheimnis drin :-) Oje, ob das eine gute Idee vom Lyx Verlag war, das nicht in den Klapptext zu schreiben.... Das wird bestimmt viele LeserInnen wieder ziemlich verwirren. Aber egal, ich bin bei Band 2 definitiv raus!

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Die Traumata waren mir definitiv auch in ihrer Summe zu viel. Vor allem wenn sie dann am Ende der Geschichte nicht wirklich bearbeitet wurden und trotzdem weg sind. Das hinterlässt auch bei der Gesellschaft einfach ein falsches Bild. Und ich fand es fragwürdig, warum denn beide eigentlich nur gegen das Gesetz verstoßen - welche Wirkung hat das auf LeserInnen?

      Ah okay, die Info fehlt im deutschen KT tatsächlich. Ich glaub auch nicht, dass das eine gute Idee ist, wenn sie fehlt - ich hab in einigen Rezensionen schon gelesen, dass genau diese Komponente dafür sorgt, dass die Reihe nicht weitergelesen werden möchte. Und dann wird das verschwiegen? Ich bin da auch eher skeptisch, ob ich den Band lesen möchte. Andererseits würde es mich interessieren, welche halbwegs realistische Erklärung dann für eine solche Fähigkeit gefunden wird ... denn ein Fantasy-Roman ist es ja immer noch nicht.

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    3. Ja, wie hier mit den psychischen Problemen der Figuren umgegangen wurde hat mich auch echt enttäuscht. Das ist ja immer so ein kritischer Punkt, bei dem AutorInnen vieles falsch machen können, aber da mit Emma Scott bisher eigentlich immer mit einer recht sensiblen und unterm Strich gut informierten Darstellung überzeugt hat, war ich hier nochmal besonders negativ überrascht. Auch diese Flucht vor dem Gesetz und diese generell negative Darstellung des Polizei- und Justizsystems kam für mich überraschend...

      Ich denke auch, dass der LYX Verlag das absichtlich rausgelassen hat, um keine potenziellen LeserInnen schon vorab zu verschrecken. Aber ob das nicht eher einen gegenteiligen Effekt hat... Naja, das wird sich zeigen. Ich bin ja ein großer Fan von Fantasy-Romanen (auch Urban Fantasy), aber dann möchte ich mich darauf gedanklich vorbereiten. Plötzlich etwas magisches in einem Buch zu lesen, das eigentlich in unserer Realität spielt, finde ich immer ein bisschen verwirrend. Besonders wenn es dann in eine esoterische Richtung geht, kann mich die Umsetzung selten abholen...
      Du kannst ja mal Band 2 lesen und mir dann sagen wie es war ;-))))

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