Samstag, 10. Februar 2024

Sturmtaucherin


Allgemeines

Titel: Sturmtaucherin
Autorin: Leonie Ferner
Verlag: Selfpublished (10. März 2023)
Genre: Roman
Seitenzahl: 333 Seiten
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Inhalt

Nach dem Tod ihres Ersatzvaters begibt sich Kimberly auf die Suche nach dessen Sohn, um diesen mit ein paar unangenehmen Wahrheiten zu konfrontieren. Das Zusammentreffen der beiden setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die das Leben aller Beteiligten grundlegend verändern.


Bewertung

"Sturmtaucherin" ist der Debütroman von Leonie Ferner, der bereits letztes Jahr durch eine Rezensionsanfrage zu mir gefunden hat. Zuerst habe ich abgelehnt, da mein Leseplan schon sehr voll war, aber als die Autorin mich abermals angefragt hat, musste ich einfach zusagen. Denn nicht nur spielt ein Teil des Romans in Freiburg, sondern die Hauptfigur hat ebenfalls genau wie ich Psychologie studiert. Nachdem Lesen bin ich mir unsicher, was ich von der Geschichte halten soll. Sie hat definitiv einen Eindruck bei mir hinterlassen, lässt sich aber schlecht greifen und noch schlechter beschreiben.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Handlung viele Aspekte von verschiedenen Genres aufweist und sich vehement weigert, in eine klare Kategorie zu passen. Eine Liebesgeschichte gemischt mit einem Reiseroman, der allerdings auch Psychothriller und Kriminalelemente aufweist und dabei zusätzlich einen psychologischen Einblick in das Innenleben der Figuren vornimmt - "Sturmtaucherin" ist ein genreübergreifender Roman über Liebe, zwischenmenschliche Konflikte, Besessenheit, mentale Gesundheit und der Suche nach der Wahrheit. Wir begleiten dabei eine junge Frau, die nach dem Ende ihres Studiums durch den Tod ihres Ziehvaters und neuer Informationen, die sie in dessen Zuge erhalten hat, von ihren Zukunftsplänen abgebracht wird. Anstatt sich wie geplant ihrer weiterführenden Ausbildung zur therapierenden Kinderpsychologin zu widmen, beschließt sie, eine offene Rechnung mit dem Sohn ihres Ersatzvaters zu begleichen und wird unerwartet in dessen Leben gezogen. In diesem unerwarteten Schlenker in ihrer Lebensgeschichte erlebt sie allerlei Höhen und Tiefen und wird zusätzlich in einen Todesfall verwickelt... 

Mehr möchte ich zur Handlung gar nicht verraten, um nichts vorwegzunehmen. Auf 333 Seiten entführt die Autorin an verschiedene Schauplätze in London, Freiburg, München und Teneriffa. Während das Setting des Romans genau wie das Cover mit dem stürmischen Ozean durchaus für Urlaubsstimmung sorgt, sind die Themen wie Verlust, Suizidversuch, tödlicher Unfall, dissoziative Persönlichkeitsstörung, PTBS, Depressionen und toxische Beziehungen allerdings weniger sonnig und sorgen dafür, dass "Sturmtaucherin" definitiv kein gemütliches Wohlfühlbuch ist. Wie ich mit großer Freude feststellen durfte, waren die psychologischen Themen dabei allerdings bis auf winzige Details (z.B. die genauen Inhalte von Kims Studium oder ihren Weg zur Ausbildung als Psychotherapeutin) korrekt und gut verständlich dargestellt. Ich habe leider schon etliche Romane gelesen, in denen Krankheitsbilder wild vermischt, längst widerlegte Klischees aufgewärmt oder hanebüchene Therapiemethoden beschrieben wurden und freue mich jedes Mal, wenn ich über eine realitätsnahe Darstellung stolpere!

Der Schreibstil von Leonie Ferner ist dabei - vermutlich da es sich um das Debüt der Autorin handelt und in recht kurzer Zeit geschrieben wurde - noch etwas ungeschliffen und könnte etwas mehr Struktur und gezielte Übergänge vertragen. Dadurch dass die Geschichte bis auf zwölf große Kapitel trotz Zeitsprünge in der Handlung wenig unterteilt ist, gehen die einzelnen Szenen und Episoden nahtlos ineinander über. Das sorgt allerdings auch dafür, dass man das Buch schlecht aus der Hand legen kann. Neben der fließenden Erzählweise sorgt auch die intensive Atmosphäre der Geschichte für eine enorme Sogwirkung. Die Autorin hat wirklich ein tolles Gespür für Stimmungen und ihren Spannungsbogen. Durch die psychische Labilität der Figuren, die starken porträtierten Gefühlen und unerwarteten Wendungen weiß man nie, was als nächstes passieren wird, und kann sich nicht voller Vertrauen in die Erzählung fallen lassen, sondern erwartet ständig voll Spannung auf die nächste Enthüllung. 

Auch die Figuren sind durchweg sehr gelungen und vielschichtig angelegt. Ich fand es sehr interessant, in die Hintergründe, Abgründe und Beweggründe der hier handelnden Figuren genauer einzusteigen und langsam die Zusammenhänge und komplexen Beziehungsdynamiken der Geschichte zu verstehen. Allerdings blieb mir dabei leider ausgerechnet die Hauptfigur zu blass. Obwohl Kim uns als Ich-Erzählerin durch die Geschichte führt, war sie für mich zum Großteil der Handlung nur schlecht greifbar und auch nicht immer in sich stimmig schattiert. Während sie mit präzisem Blick die zwischenmenschlichen Vorgänge ihrer Mitmenschen analysiert, bleibt ihre eigene Gedankenwelt und Vergangenheit wie beispielsweise ihre Beweggründe für ihre Rache, ihre Beziehung zu ihrem Ziehvater, zu ihrer Mutter, oder die Entwicklung ihrer starken Liebe zu Marc leider zu blass. So haben mir die Hintergründe gefehlt, um wirklich zu verstehen, weshalb sie sich ohne jeglichen Selbsterhaltungstrieb ähnlich der titelgebenden Vogelart in das Auge eines Sturms stürzt, der sie eigentlich nur am Rande betrifft und dabei ihre eigene Gefühle sehr unreflektiert missachtet. Dennoch: man wird beim Lesen unweigerlich in ihre Welt gezogen und dass ihre Perspektive sich manchmal etwas der Realität entrückt liest, so als blicke man durch ihre Augen in eine andere Dimension, ist beeindruckend. 

Fazit:

Mein Fazit also: Auch wenn mir die Hauptfigur ein wenig zu blass blieb und der Handlung etwas mehr Struktur und Fokus nicht geschadet hätte, ist "Sturmtaucherin" ein beeindruckender Roman mit unglaublicher Sogwirkung und intensiver Atmosphäre, den man nur schlecht aus der Hand legen kann.


*unbezahlte WERBUNG, Rezensionsexemplar*

Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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