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Allgemeines
Titel: Nico und Will - Reise ins Dunkel
Autor: Rick Riordan
Verlag: Carlsen (20. Oktober 2023)
Genre: Jugendbuch-Fantasy
Seitenzahl: 512 Seiten
Originaltitel:
The Sun and the Star
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Inhalt
Bewertung
Mit "Nico und Will – Reise ins Dunkel" legt Rick Riordan zusammen mit Co-Autor Mark Oshiro zur Abwechslung mal keine neue Reihe, sondern einen Einzelband vor, der allerdings eng mit dem restlichen Percy-Jackson-Universum verbunden ist. Der über 500 Seiten lange Roman widmet sich erstmals vollständig den beiden Figuren Nico di Angelo, Sohn des Hades, und Will Solace, Sohn des Apollo, deren Beziehung schon in den "Helden des Olymp" und den "Abenteuern des Apollo" angedeutet wurde. Zwar wird der Roman offiziell als eigenständig vermarktet, sinnvoll erschließt er sich jedoch vor allem Leser*innen, die die bisherigen Reihen kennen. Eigentlich sollte man den Einzelband am besten erst nach den "Abenteuern des Apollo" lesen, um die vorgegebenen Reihenfolge einzuhalten und nicht gespoilert zu werden. Da ich nach "Das Haus des Hades" aber dringend die Rettung des Titanen Bob lesen wollte, der im Tartarus zurückgeblieben ist, um Annabeth und Percy die Flucht zu ermöglichen, habe ich jetzt schon zu dem Buch gegriffen.
Die Ausgangslage ist schnell erzählt: Nachdem seit dem letzten verhinderten Weltuntergang endlich ein wenig Ruhe in Camp Half-Blood eingekehrt ist, beginnt Nico eine geheimnisvolle Stimme zu hören und wird von Alpträumen geplagt, die auf eine neue Prophezeiung hinweisen. Gemeinsam mit seinem Freund Will macht er sich auf die Suche nach der Stimme und muss dafür in die Tiefen der Unterwelt hinabsteigen. Das düstere Setting voller Gefahren, hält wie bei Percys und Annabeths Ausflug in den Tartarus viele Begegnungen mit Monstern, tödlichen Flüssen und inneren Dämonen für uns bereit. Allerdings überrascht das Buch auch immer wieder mit schönen Begegnungen mit alten Bekannten und unerwarteten Wegbegleitern, Gesten der Liebe und emotionalen Schlüsselmomenten. Auch wenn der Tartarus als Setting für ein durchgehend düsteres, gefährliches Grundgefühl sorgt, wird dieses also immer wieder von Lichtblicken durchbrochen, sodass die Geschichte trotz der Gefahren zu einem bewegenden, tröstlichen Wohlfühlbuch wird.
Im Zentrum stehen dabei klar die Figuren. Wer Nico und Will wie ich schon immer ins Herz geschlossen hat und gerne noch besser kennenlernen wollte, kommt hier voll auf seine Kosten. Nico di Angelo ist dabei das emotionale Herz des Romans. Nach all den Verlusten und Strapazen, die er in den vergangenen Büchern ertragen musste, gönnt man ihm jedes Stückchen Hoffnung und Glück, das die Welt zu bieten hat, und verfolgt seinen Weg gespannt. Will Solace bildet zu dem gequälten Sohn des Hades den notwendigen Gegenpol: Sonnig, warmherzig und empathisch, aber keineswegs unverwundbar. Im Tartarus ist er schwächer als sonst, da ihm das Sonnenlicht fehlt. Nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Beziehung wird hier auf eine harte Probe gestellt, gewinnt aber zugleich im Laufe der Geschichte an Tiefe. Auch die Nebenfiguren wie der Titan Bob, sein Säbelzahnkater Klein Bob oder die Troglodyten sind einfach nur unfassbar süß und bringen sowohl Ernsthaftigkeit als auch Charme ins Geschehen.
Auch formal hebt sich Reise ins Dunkel von Riordans früheren Büchern ab. Mit über 500 Seiten ist das Buch etwas länger als viele Riordan-Bücher und darüber hinaus erstmals nicht linear erzählt. Am Ende jedes Kapitels gibt es einen kurzen Abschnitt, durch den Wills und Nicos Vergangenheit und Beziehung in Form von Geschichten rekapituliert wird, die sie einer gewissen Nymphe Gorgyra im Austausch für ein Boot erzählen. Wie es dazu kommt, lesen wir dann im Laufe des Abenteuers. Diese Einschübe hätte es für meinen Geschmack zwar nicht zwingend gebraucht, aber es ist definitiv schön, um die Vergangenheit von beiden und ihre Verbindung nochmal nachzuspüren und das düstere Abenteuer etwas abzufedern.
Inhaltlich stehen Themen wie Queerness, Selbstakzeptanz, Veränderungen und die Balance zwischen Licht und Dunkelheit im Zentrum des Romans. Nicos Kampf mit seinen inneren Dämonen, Schuldgefühlen und Verlusten wird genauso ernstgenommen wie Wills Sorgen, ob er der Dunkelheit standhalten kann. Auch Nyx´ Konflikt rund um Veränderungen ist sehr clever eingefädelt und sendet eine wundervolle Botschaft. Besonders positiv fällt aber die Repräsentation auf: Neben den beiden Hauptfiguren gibt es auch queere und nichtbinäre Nebencharaktere (sogar Dämonen), was Rick Riordans Erzähluniversum noch bunter, einladender und vielfältiger macht (SO nämlich gestaltet man ein Jugendbuchuniversum, Frau Rowling). Dieser Band ist also kein bloßes Anhängsel, sondern eine wichtige Ergänzung des Percy-Jackson-Universums! Zum einen schließt es offene Handlungsstränge wie Bobs Schicksal, zum anderen schärft es noch einmal den Kern des gesamten Zyklus: Zusammenhalt, Liebe, Freundschaft und das Feiern der eigenen Individualität und Vielfalt in einer Welt, die es jungen Menschen nicht immer leicht macht.
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