Dienstag, 11. Februar 2020

Kurzrezension: Die Auswahl - Die Flucht - Die Ankunft



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Die Fakten:

Titel: Die Auswahl - Cassia und Ky
(Teil 2: Die Flucht
Teil 3: Die Ankunft)
Autorin: Ally Condie
Genre: Dystopie
Verlag: Fischer (31. Mai 2012)
Seitenzahl: 646 Seiten

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Der Inhalt:

Für die 17-jährige Cassia ist es der wichtigste Tag ihres Lebens: Heute erfährt sie, wen sie mit 21 heiraten wird – wen das System für sie ausgewählt hat. Es könnte jeder Junge aus Oria sein, doch zur großen Überraschung aller wird ihr bester Freund Xander als ihr Partner bekanntgegeben.
Als Cassia sich später auf dem feierlich überreichten Mikrochip Informationen über Xander ansehen will, passiert etwas schier Unmögliches: Es erscheint das Gesicht eines anderen Jungen – das von Ky. Cassia ist schockiert und verängstigt. Das System macht keine Fehler! Und tatsächlich wird ihr von offizieller Seite versichert, dass es sich um ein einmaliges Versehen handelt. Aber Cassia geht Kys Anblick nicht mehr aus dem Kopf. Gibt es doch die Möglichkeit zu wählen?



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Die Eindrücke:

Disclaimer: In der Dystopie-Phase geschrieben und veröffentlicht wurde diese Reihe erst groß gehyped und dann stark kritisiert. Acht Jahre später mit mehr Abstand schreibe ich nun meine Eindrücke zur gesamten Reihe in dieser Kurzrezension nieder.

Handlung: Wie fast alle anderen Jugenddystopien folgt die "Cassia und Ky"-Reihe dem typischen Dystopien-Aufbau: ein systemkonformes Mädchen trifft einen rebellischen Jungen, verliebt sich, findet heraus dass das System korrupt und böse ist und beginnt einen Widerstand, während dessen sie sich nicht nur für eine Seite entscheiden sondern auch noch ihre große Liebe retten und ihre eigene Identität und ihren Platz in der Welt suchen muss. Soweit so bekannt. Ally Condie würzt diesen Ablauf aber mit einer Menge interessanter wie gruseliger Ideen (von Regierungs-Parship über einem unheilbaren Virus bis hin zu Stellungskämpfen von Rebellenmilizen ist wirklich alles dabei), die ab und zu ein wenig am Ziel vorbeischießen, an anderen Stellen aber gekonnt zum Nachdenken anregen. Ihr volles Potential entfalten kann die Geschichte jedoch erst ab Band 2, wonach wir trotz des vielen Hin- und Hers und trotz einiger vorhersehbaren Wendungen mit einer runden, mitreißenden Revolution und einem herrlich offenen Ende die Reihe abschließen.

Schreibstil: Ally Condie startet in Band 1 "Die Auswahl" mit dem eintönigen, überwachten, geregelten Leben der jungen Cassia, in dem jedes kleinste Detail - vom Partner bis zum Sterbetag - vom System festgelegt wird. Ebenso fade und langweilig wie diese graue, Kultur- und Spannungslose Welt, die sie vorstellt, ist leider auch der Beginn. Als Cassia es aber schafft, langsam aus dem System auszubrechen, beginnt ein vielseitiges, spannendes Abenteuer, das zwar immer wieder durchwachsene Stellen hat, insgesamt aber mit Ideenreichtum, detailreicher Erzählung und einfühlsamer Charakterbeschreibung überzeugt. Während der erste Teil noch von Cassia aus der Ich-Perspektive erzählt wird, gibt es in "Die Flucht" zwei und im letzten Teil "Die Ankunft" drei erzählende Protagonisten. Doch nicht nur die Erzählperspektiven werden immer komplexer - gleichzeitig nehmen auch Spannung, Handlungsdichte und sprachliches Niveau rasant zu.

Charaktere: Im Mittelpunkt steht zuerst einmal Cassia, die zu Beginn sehr naiv ist und sich schwer damit tut, aus den gewohnten Denkmustern auszubrechen. Wie sie langsam beginnt, selbstständig und kritisch zu denken und ihr eigenes Leben zunehmend selbst gestaltend in die Hand nimmt ist wie immer eine äußerst erfreuliche Entwicklung. Ky ist ihr (leicht stereotyper) Gegenpart, der als typischer Rebell natürlich unheimlich beschäftigt, geheimnisvoll und heldenhaft *augenroll* daherkommt. In der Rolle des besten Freundes-Schrägstrich-verschmähter-Love-Interest macht Xander die klassische Dreiecksstory komplett, die hier erstmal unnötigerweise breitgetreten wird, obwohl die Romantik nie an erster Stelle zu stehen scheint. Erst im letzten Teil schaffen es die Protagonisten (vor allem die zwei Jungs), als eigenständige Figuren aufzutreten und sich von ihrer Rolle im Liebesdreieck zu lösen.

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Das Urteil:

Eine typische Jugendbuchreihe made in "Dystopien-Phase". Wenn man über den typischen Dystopien-Aufbau, den verschlafenen Beginn und einige eher durchwachsene Stellen hinwegsieht, ergeben die drei Teile jedoch ein vielseitiges, spannendes Abenteuer, das mit Ideenreichtum, detailreicher Erzählung und einfühlsamer Charakterbeschreibung überzeugt. 

14 Kommentare:

  1. Ahoi Sophia,

    die Reihe habe ich vor Ewigkeiten auch gelesen und noch ein wenig schlechter bewertet. Ich kann mich kaum noch erinnern, weiß aber, dass ich die Reihe irgendwie langweilig fand, die Dreiecksgeschichte sooo NERVIG fand und dann stirbt doch glaube ich auch noch Xanders neue Liebe und das Ende ist so unbefriedigend offen?!

    Naja, gibt besser Dystopie ^^

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Hey Ronja,

      ja das Ende ist wirklich hoch diskutabel. Ich fand das offene Ende eigentlich total gut weil angedeutet wird, dass eben nicht alles vorbei ist und sich nicht alles schnell wieder hinbiegen lässt. Die Gegenseite davon ist aber natürlich dass es furchtbar unbefriedigend ist und man nach drei Bänden Revolution schon mehr erwarten könnte als ein "ja mal schauen wie sich das weiter entwickelt". Und ja: von Xanders Ende will ich gar nicht anfangen....
      Es war halt wirklich eine sehr typische Reihe des Genres, die wirklich genau in die Dystopien-Hype-Zeit reingepasst hat. Ich hab sie alles in allem trotzdem ganz gut in Erinnerung auch wenn sie nicht zu den besseren Dystopien gehört.

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Möglicherweise würde ich die Reihe heute auch mit anderen Augen lesen, damals war ich noch jünger & das Happyend mir wichtiger :D Anyway, gelesen haben wir sie jetzt, check :)

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    3. Ja das passiert mir total oft - dass ich nach ein paar Jahren eine ehemals geliebte Reihe nochmals lese und mir gar nicht mehr vorstellen kann, was ich jemals daran so toll gefunden haben soll. Andersrum passiert es mir aber auch häufig, dass ich nochmal über etwas stolpere, mit dem ich zu früheren Zeiten nichts anfangen konnte und nun praktisch so gereift bin dass ich den Inhalt mit anderen Augen sehe.
      Das ist echt spannend wie relativ das Lesen auch in Bezug auf Alter und Lebensphasen ist. ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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    4. Completely, ging mir mit Cuckoo´s Nest so. In der Schule: FURCHTBAR! Jetzt vor einem Jahr oder so: Aus den gleichen Gründen total begeistert xD Alter, Lebensphase/erfahrung & dann auch ganz tagesaktuelle Laune & Konzentration.

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    5. Haha, ich habe in der Schule "Faust" und "Der goldene Topf" aufs Blut gehasst, ich bezweifle sehr stark, dass daran Lebenserfahrung oder tagesaktuelle Laune jemals etwas daran ändern könnten ;-)
      Mancher Hass und manche Liebe währt wohl für immer ^^
      Aber genauso gegangen ist es mir zum Beispiel mit der "Biss"-Reihe - als Teenager habe ich sie geliebt, jetzt finde ich sie stalkermäßig, sexistisch und einfach nur gruselig sodass ich mich nicht mehr erinnern kann, was ich jemals so toll an der Reihe fand ;-)

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    6. Ja guuut, solche Bücher gibt es auch! Gerade diese furchtbaren Schultitel bleiben einem meist lebenslänglich fremd -.-

      Ich habe Biss erst später gelesen, sodass ich sie von Anfang an furchtbar fand (ich glitzer!), nur Band 4 fand ich ganz erträglich xD

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    7. Haha, ja über das mit dem Glitzern bin ich auch noch nicht hinweg ;-) Das war wirklich eine absolut witzige Idee (um nicht lächerlich schreiben zu müssen), durch die ich Edward noch weniger Ernst nehmen kann. Leider mag irgendein kitschliebender, prinzessinnenträumender Teil in mir die Filme trotzdem noch ;-)

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    8. Hehe, ist ja voll okay ^^ Ich fand einen der beiden vierten ganz gut; kann mich aber nicht mehr erinnern, welcher. Teil 2 war aber sooooooo schlimm; als Buch wie als Film -.-

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    9. Ohja! Ich meine, sie verliert jeden Lebenswillen, bekommt eine riesige Depression und bringt sich selbst in Gefahr, nur weil er sie verlassen hat. Das ist ja nicht unbedingt das, was man jungen Leserinnen mitgeben möchte, oder? "Hängt euer Selbstbewusstsein so an einen Typen, dass ihr zusammenbricht wenn er weg ist und nennt diese Bedürftigkeit die große Liebe"... Naja finde ich schwierig. Auch dass er ihr im ersten Teil nachts beim Schlafen zuschaut, sie beobachtet und verfolgt finde ich eher stalkermäßig-gruselig als romantisch...
      Auch wenn ich das mit 12, als ich die Bücher gelesen habe, noch nicht so sehen konnte.

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    10. Total, dass sind auch die zwei Dinge, über die ich mich am meisten ärgere. Ich habe irgendwann mal so einen Artikel gelesen, der alles in die reale Welt übersetzt, was wir in Büchern irgendwie bei den Jungs gutfinden - Stalking, extreme Eifersucht und Gewaltbereitschaft, 100 Jahre älter... war dann alles recht creapy, wenn man drüber nachdenkt xD

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    11. Haha, ja wenn man genauer darüber nachdenkt, werden richtig viele Dinge, die in Büchern total logisch, stimmig und süß klingen, in die Realität übersetzt einfach nur gruselig ;-)
      Ich weiß jetzt nicht genau ob die Lösung ist, einfach weniger darüber nachzudenken, oder solche Geschichten zu vermeiden. Scheint mir beides nicht optimal... ^^

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    12. True xD Vielleicht so: Lesen, aber darüber reden/schreiben, warum solche Jugendbüche problematisch sind & falsche Vorstellungen von Liebe/Freundschaft/Leben erzeugen ^^

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    13. Das ist eine sehr gute Alternative und das, was ich seit Jahren versuche - gerade im Young adult Genre begegnet einem da ja allerhand Literatur mit hohem Unterhaltungswert aber Szenen, Klischees und verfälschte Erwartungen, bei denen man nur den Kopf schütteln kann.

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