Hallöchen,
letzte Woche bin ich leider überhaupt nicht zum Bloggen gekommen, da ich mit einem (noch streng geheimen) Manuskript von Armin Weber beschäftigt war. Ich hoffe aber, ich kann diese Woche endlich mein Langzeit-Currently-Read "Never let me down" beenden und ein bisschen mit meiner Leseliste für den Juni weiterkommen.
Jetzt noch ganz was anderes (eine elegantere Überleitung war mir leider nicht möglich): Vielleicht habt ihr euch schon gewundert, warum ich mich noch nicht zu der aktuellen #blacklivesmatter Bewegung geäußert habe. Ja, ich habe erstmal den Mund gehalten, beobachtet und mich informiert. Das ist nicht etwa der Fall, weil mir das Thema nicht nahegeht, mich nicht wütend oder nicht entsetzt macht, sondern weil ich lange darüber nachgedacht habe, ob die Buch-Community der richtige Ort für so eine Debatte ist und ob man hier überhaupt eine tiefere Auseinandersetzung erreichen kann, außer durch eine Black-Screen-Story Anteilnahme zu bekunden. Mir war es wichtig, dass ich nicht einfach auf einen Hashtag-Zug aufspringe, nur weil das gerade alle machen, dass ich nicht einen oberflächlichen Beitrag ohne Mehrwert verfasse, nur um etwas zum Thema gesagt zu haben und nachdem ich mein sozial verträgliches und gutaussehendes Maß an Empörung und Aktivismus gezeigt habe, wieder zum Alltag zurückkehre. Da mich dieser Umgang mit dem Thema genauso aufregt wie die aktuellen Scheindebatten über angeblich rassistische Fantasy-Bücher (nur weil keine Quoten-Diversität vorgesehen war) oder die Hetzjagden nach Tweets von Autoren, habe ich beschlossen, die Diskussion nicht als Bloggerin zu führen und hier nur die passende Montagsfrage von Antonia zu beantworten:
Welche Bücher, die gegen die Ignoranz und Unwissenheit bezüglich Rassismus arbeiten, kennt ihr und könnt ihr weiterempfehlen?
Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich noch äußerst wenige sachliche Auseinandersetzungen (außerhalb der Fachliteratur meines Studiums in Sozialpsychologie) mit dem Thema Rassismus gelesen habe und meine literarischen Berührungspunkte vor allem in Romanen liegen, die dieses Thema umsetzen. Die bekannteste und meines Erachtens nach beeindruckendste Auseinandersetzung mit dem Thema im Jugendbuchbereich hat meiner Meinung nach Angie Thomas mit ihren beiden Romanen "On The Come Up" und "The Hate U Give" geliefert. Zu THUG ist ja schon sehr viel geschrieben worden, da sie auch sehr gut auf die aktuelle Situation bezogen werden kann, deshalb will ich noch ein paar Worte zu ihrer eher unbekannteren Geschichte "On The Come Up" erzählen. Diese ist nämlich eine erschreckende, authentische, berührende und wichtige Geschichte über die bittere Realität von Armut, Vorurteilen, Rassismus und Gewalt in der es neben schmerzhaft aufrichtiger Gesellschaftskritik jedoch auch um Hiphop als Instrument um die Stimme zu erheben und den Zusammenhalt zwischen Familie und Freunden geht. Überquellende Emotionen, die direkt unter die Haut gehen, eine starke Identifikationsfigur und eine wundervolle Message machen die Geschichte in meinen Augen zu einem absoluten Must-Read.
Ein richtiger Klassiker, der zugleich Fallbeispiel, Entwicklungsroman, Rassismus-Debatte und Beschreibung Amerikas Süden in den 30ern ist, ist "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee. Auch zu dieser facettenreichen Geschichte mit Herz, Verstand und einer wichtigen Botschaft könnte man viel sagen, hier jedoch ein kurzer Satz, der den Kern des Romans meiner Meinung nach ganz gut zusammenfasst: "Nein, Jem, ich glaube, es gibt nur eine Art von Menschen. Einfach Menschen."
Ein richtiger Klassiker, der zugleich Fallbeispiel, Entwicklungsroman, Rassismus-Debatte und Beschreibung Amerikas Süden in den 30ern ist, ist "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee. Auch zu dieser facettenreichen Geschichte mit Herz, Verstand und einer wichtigen Botschaft könnte man viel sagen, hier jedoch ein kurzer Satz, der den Kern des Romans meiner Meinung nach ganz gut zusammenfasst: "Nein, Jem, ich glaube, es gibt nur eine Art von Menschen. Einfach Menschen."
Ebenfalls zum Thema "Rassismus" eingefallen ist mir das Historien-Drama "Washington Black" von Esi Edugyan. Darin begleiten wir den Protagonisten George Washington Black von 1830 bis 1836 durch seine viergeteilte Lebensgeschichte, die in vielerlei Hinsicht von Sklaverei, Rassismus und Ablehnung geprägt ist.
Auf einer ganz anderen Ebene geht es in Tomi Adeyemis "Children of Blood and Bone"-Reihe um Rassismus. Das kommt einem Sachbuch natürlich nicht nahe, der Fantasy-Roman versetzt den Leser aber sehr eindrücklich in ein Szenario, in dem wir voll Leidenschaft, Wut und Entsetzen erfüllt all die Emotionen nachfühlen können, die weniger privilegierte Menschen in ihrem Alltag fühlen wenn sie aufgrund ihrer Hautfarbe oder kulturellen Identität Rassismus und Anfeindungen ausgesetzt sind. Selten hat mich ein Buch so schlucken und mitfühlen lassen - und das obwohl es sich nur um ein fiktionales Szenario handelt.
Natürlich gibt es noch viel mehr Romane, die ich gelesen habe, in denen Rassismus thematisiert und innerhalb der Geschichte verarbeitet wird. Oftmals geschieht das jedoch nur als Randthema und wird der komplexen Problematik nicht gerecht. Wenn ihr also noch andere Vorschläge für Romane oder auch für Sachbücher habt, würde ich mich freuen.
Liebe Grüße
Sophia
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