Allgemeines
Titel: Stealing Your Heart
Autor: Kelly Siskind
Verlag: Piper (3. Mai 2021)
Genre: Liebesgeschichte
ISBN-10: 3492061575
ISBN-13: 978-3492061575
ASIN:
B08LDTDYY5
Seitenzahl: 400 Seiten
Originaltitel:
Don't Go Stealing My Heart
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,99€
(Broschiert)
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Inhalt
Clementine stiehlt von den Reichen und gibt den Armen. Ihr neuester Plan:
Sie will dem verwöhnten Erben Jack einen unbezahlbaren van Gogh entwenden.
Und so schleicht Clementine sich in Jacks Leben ein, um an ihre Beute zu
kommen. Jack weiß nicht einmal, dass seine Familie einen echten van Gogh
besitzt, geschweige denn, dass die schöne Clementine, die plötzlich in sein
Leben gestolpert ist, genau diesen im Visier hat. Und Clementine weiß nicht,
warum sie sich ausgerechnet in den charmanten Jack verlieben muss, wenn doch
genau das über kurz oder lang zu jeder Menge Problemen führen wird. Aber als
sie die Notbremse ziehen will, ist es bereits viel zu spät – denn Jack hat
Clementines Herz längst gestohlen …
Bewertung
Nachdem mich Kelly Siskind schon mit ihrer letzten funkensprühenden,
farbenfrohen und magischen Liebesgeschichte "Love Like Magic" überzeugen konnte, wollte ich natürlich auch unbedingt ihr nächstes Werk
lesen. Und als dann der Klapptext "Moderne, weibliche Robin-Hood-Diebin trifft auf reichen
Elvis-Presley-Tribute-Künstler" verkündete, war ich trotz vieler schlechter Bewertungen anderer Blogger
sofort dabei. Nachdem ich die Geschichte nun gelesen habe, kann ich die sehr
negativen Stimmen nur schwer verstehen. Genau wie Kelly Siskinds Debüt ist "Stealing Your Heart" zwar ein bisschen schräg, aber ansonsten sehr süß, sexy, überraschend
spannend und durchweg sehr unterhaltsam.
Das Cover ist genau wie die Geschichte: bunt, glitzernd, peppig, sehr
schön anzusehen, aber mit eher wenig bleibendem Eindruck. Ich mag die
blau-rosa Farbwirbel, den großen blauen Titel und die Glitzerwolken sehr, aber
ein ausdrucksstarkes Motiv ist dieser mädchenhafte Traum nicht gerade. Hier
fehlen mir einfach zentrale Motive, wie der Van Gogh, das Paar, die
Taschenlampen, Theatermasken oder Weingläser, die auf dem Originalcover zu
sehen sind. Die 29 Kapitel und der Epilog sind durch geschwungene Schrift
verziert und abwechselnd aus der Sicht von Clementine und Jack geschrieben.
Erster Satz:
"Der Unterschied zwischen einem perfekt ausgeführten Raubzug und
geschnappt zu werden liegt in der Planung".
Zu Beginn lernen wir die gerissene, erdbeerblonde Clementine kennen, die
zusammen mit ihrem Ziehvater Lucien, der sie von der Straße geholt und
ausgebildet hat, wertvolle Kunstwerke und Wertgegenstände stielt, um den Erlös
an wohltätige Zwecke zu spenden. Dass die junge Frau sich schon seit längerem
einsam fühlt und Zweifel an ihrem Leben hat, wird klar, als sie für einen
spektakulären Van Gogh ins beschauliche Whichway reist, einer Stadt im
Elvis-Fieber, um sich als Teil der Festival-Jury in das Leben der
stadtbekannten Familie David einzuschleusen. Schon zuvor hat sie ihre
Unentschlossenheit unvorsichtig werden lassen - was sie mit einer gefährlichen
Narbe an ihrem Bauch bezahlt hat. In Whichway passiert ihr aber der größte
Fehler von allen: sie verliebt sich Hals über Kopf in Maxwell "Jack" David,
der niemand anders ist, als ihre Zielperson...
"Das hier war keine Rolle mehr. Sie spielte ihm nichts vor. Alle
Grenzen verwischten, ihre Verpflichtungen, diesen Job zu Ende zu
bringen, war ebenso stark wie ihr Bedürfnis, das zu Ende zu bringen, was
auch immer sie mit Jack begonnen hatte. Sie lehnte sich zu ihm, konnte
Malz und Hopfen und Hitze in seinem Atem riechen. "Erzähl mir ein
Geheimnis, Maxwell Jack David."
Kelly Siskind, die uns ja schon in ihrem ersten Roman eine spannende Mischung
aufgetischt hat, hat auch hier wieder eine ganze Palette an außergewöhnlichen
Themen ausgewählt und zu einer bunten Geschichte verarbeitet. In ihrem
Nachwort schreibt sie, dass sie eigentlich gar kein leidenschaftlicher
Elvis-Fan ist, durch ein Elvis-Festival in ihrer Heimatstadt und ein Bericht
in den Nachrichten über eine Familie, die nicht wusste, dass sie ein
unsigniertes, unbezahlbares Kunstwerk besaßen, zu dieser Geschichte inspiriert
wurde. Mixt man nun noch die daraus resultierenden Elvis-Tribute-Künstlern mit
Haartolle, Hüftschwung und Glitzerjackett und das Robin-Hood-Thema mit der
Vorliebe der beiden Hauptfiguren für Echsen aller Art - aber insbesondere für
Bartagamen - und einer jeweils schwierigen Kindheit der Hauptfiguren, ergibt
sich mal wieder eine total originelle, verrückte Mischung.
"Alles lief (in Whichway) langsamer, bedeutungsvoller. Das Lächeln war
echt. Die Hallos aufrichtig. Clementine hatte nie darüber nachgedacht, New
York zu verlassen. Jetzt... wusste sie es nicht mehr. Wie wäre es wohl,
sich hier in Whichway ein Nest zu bauen, seinen Kaffee im Who´s It Cafe zu
schlürfen, im Wherever Park zu joggen, Bier im Whenever zu trinken und
zwischendurch Apfeltaschen im Whatnot Diner zu essen?"
Zu verrückt? Finde ich nicht. Viele Rezensenten haben "
Stealing Your Heart"
als "lächerlich", oder "abgedreht" kritisiert, ich würde aber eher "a
uf schräge Weise lustig" bevorzugen. Klar, es gibt einige Szenen, die (unfreiwillig?) komisch
wirken und bei denen man sich nicht ganz sicher ist, ob die Autorin sie
absichtlich leicht ins Lächerliche zieht, oder sie sich dieser Wirkung nicht
bewusst war. Lässt man sich jedoch trotzdem auf die Geschichte und den
leicht schrägen Humor ein, zieht diese Romantic Comedy schnell in ihren
Bann. Denn ob nun gewollt oder nicht, das Resultat bleibt dasselbe: man
muss beim Lesen ab und zu schmunzeln. Dazu passt auch der spritzige,
fröhliche Schreibstil, der der Geschichte zusätzlich ein charmantes
Augenzwinkern verpasst. Schön sind auch die leichten Cross-Over mit "
Love Like Magic" - für Fans der Autorin sind also ein paar Easter Eggs eingebaut.
Was mich also dazu veranlasst, eineinhalb Sterne bei der Bewertung
abzuziehen, ist nicht die verrückte Note der Geschichte - im Gegenteil, "
Stealing Your Heart" lebt gerade von dieser exzentrischen und doch
liebendwürdigen Erzählweise -, sondern dass viele der hier verarbeitete Themen
und Konflikte ihr volles Potential lange nicht ausschöpfen. Zwei attraktive
Personen treffen sich, verlieben sich und werden durch Hindernisse aus ihrer
Vergangenheit davon abgehalten, ganz zueinander zu finden. Um dieses
vorhersehbare und nicht gerade neue Prinzip aufzupeppen, hat die Autoren neben
ihrem Setting und den schon oben genannten ungewöhnlichen Details eine ganze
Armada aus Konflikten erschaffen, die durch die Geschichte ranken. Das ist
grundsätzlich eine gute Idee, um wirklich zu überzeugen, hätten diese
Konflikte aber noch etwas pointierter sein dürfen. Sowohl Clementines Ringen
mit ihrem Job, die Beziehung zu ihrem Ziehvater Lucien, Jacks Geld-Problem in
seiner Firma, die Krankheit seines Vaters, oder seine Rolle im Festival hätten
mehr Potential gehabt, gehen aber ein bisschen unter, um am Ende etwas lasch
aufgelöst zu werden. Vor allem aber, wie sie sich Clementine und Jack
gegenseitig füreinander öffnen ist eher holprig gemacht - die beiden erzählen
sich immer wieder aus dem Nichts all ihre Geheimnisse und nehmen auf ihrem Weg
fast alle Klischees mit, die ein New Adult-Pärchen abräumen kann.
"Wag es nicht, dich vom Fleck zu rühren." Sie hatte nicht die Absicht,
sich aus seinem Bett wegzubewegen. Aus seinem Haus. Seinem Leben. Solange
ihre Vergangenheit keine Möglichkeit fand, sie wieder hineinzuziehen."
Hier hat die Autorin wohl ein bisschen zu viel gewollt für ihre Geschichte.
Die Hälfte der Baustellen hätte "
Stealing Your Heart" besser gestanden
- der Robin-Hood-Plot hätte locker ausgereicht, um die Geschichte zu tragen,
dazu hätte nicht noch Jacks Firma am Abgrund stehen und beiden Figuren ein
rivalisierender Antagonist auf den Hals gehetzt werden müssen. In dem ganzen
Durcheinander der überraschend handlungsintensiven Geschichte, gehen die
beiden Figuren leider etwas unter und wirken manchmal ein bisschen
unentschlossen, wer sie sein wollen. Clementine präsentiert sich als taffe
Diebin, stellt sich die meiste Zeit sehr laienhaft und naiv an und arbeitet
nicht gerade, wie man es von einer geübten Diebin gewohnt wäre. Ihre
Langezeitentwicklung zwischen "Opfer des Pflegesystems" und "Streiterin für
den guten Zwecke" ist zwar interessant und man nimmt ihr ihre Unzufriedenheit
und Einsamkeit auch ab, in den 400 Seiten tut sich aber zu viel, als dass man
ihre Entwicklung vertiefen hätte können.
"Clementine lachte. Ein richtiges Lachen. Frei und unbeschwert, als
wäre es das Natürlichste auf der Welt, in dieser Bar zu lachen, wo
Ehemänner mit ihren Frauen Billard spielten und sie mit
Pseudo-Freundinnen tratschte. Diese mühelose Realität war ihr Jetzt: ein
unvorsichtiger Halt auf dem Highway, ein törichtes Ausplaudern ihres
richtigen Namens, Lachen mit Frauen, die ihr irrigerweise vertrauten.
Alles frivole Entscheidungen, jede davon, weil es sich in dem Moment gut
anfühlte, ohne einen Gedanken an die Folgen. Sie wollte nicht, dass ihr
Jetzt aufhörte."
Auch in Jacks Figurenzeichnung zeigen sich ein paar Schwächen auf. Er schwankt
während der Handlung stetig zwischen schüchternem Goodguy und dominantem CEO,
zwischen früherem Mobbing-Opfer und heißem Elvis-Nachahmer - was spannende
Pole hätten sein können, wenn diesen mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden
wären. So wirkt er einfach ein bisschen widersprüchlich.
Das Ende war dann zwar leicht "over the top" und in Grundzügen vorhersehbar,
ich fand es aber insgesamt stimmig für diese schräge Geschichte und lange
nicht so schlimm, wie viele andere RezensentInnen es empfanden. Ich bin also
auch gerne bei ihrer nächsten Geschichte wieder am Start!
Fazit
Eine schräge Romantic Comedy, die sich etwas in außergewöhnlichen Themen
wie Elvis-Presley-Festival oder Bartagamen und einer ganzen Tonne an
Konflikten verliert, dabei aber immer originell und unterhaltsam
bleibt.
*unbezahlte WERBUNG*
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche
Meinung jedoch nicht beeinflusst hat.
Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des
Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.
Liebe Sophia,
AntwortenLöschenich finde ganz interessant, dass hier offenbar wieder ein Originalcover irgendwie ungünstig an den deutschen Markt angepasst worden ist. Wenn der Van Gogh für die Geschichte so wichtig ist, wieso ihn weglassen und nur Schrift auf dem Cover platzieren? Ich finde seine Bewertung mal wieder sehr ausgefeilt und einleuchtend, auch wenn ich das Buch nicht gelesen habe.
Viele Grüße, Tala
Hey Tala,
Löschendanke dir für die liebe Rückmeldung!
Jaaa, ich finde es immer so schade, wenn ein super passendes Originalcover während der deutschen Anpassung wichtige Motive verliert. Gerade bei Piper Heartbeats ist es ja oft so, dass die Cover zwar hübsch, aber wahnsinnig inhaltsleer sind und wenn man das mit den Originalcover vergleicht, ist das echt unbefriedigend manchmal. Auch mit dem Titel bin ich hier nicht so gaaaanz zufrieden, da der Originaltitel "Don't Go Stealing My Heart" zwar in Grundzügen beibehalten wurde, es aber ja ursprünglich mal ein Songzitat mit Musikreferenz war und dieses einfach zu "Stealing Your Heart" umzuformulieren ist ja auch ein Verlust an Tiefe. Aber naja, ich will nicht meckern...
Liebe Grüße
Sophia